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- Werte und Moralvorstellungen in Kinderkrimis: Dargestellt an Erich Kästners 'Emil und die Detektive' (1929) und Andreas Steinhöfels 'Beschützer der Diebe' (1994)
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 76
Abb.: 6
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Das vorliegende Buch untersucht die literarische Vermittlung von Werten und Moralvorstellungen in Kinderkrimis. Dargestellt an Erich Kästners ‘Emil und die Detektive’ (1929) und Andreas Steinhöfels ‘Beschützer der Diebe’ (1994) wird aufgezeigt, auf welche Art und Weise die Autoren das Genre des Kinderkrimis als Transportmittel für die literarische Vermittlung von Werten und Moralvorstellungen einsetzen. Der Vergleich beider Werke soll Auskunft darüber geben, inwiefern Werte und Moralvorstellungen einem bestimmten Zeitgeist unterliegen, innerhalb dessen sie Verbindlichkeit stiften. In diesem Kontext gilt es herauszufinden, unter welchen Bedingungen Werte und Moralvorstellungen veränderbar sind. Führen beispielsweise gesellschaftliche Strukturveränderungen zu einer Verschiebung zentraler Wertvorstellungen? In welcher Verantwortung stehen darüber hinaus spezifische Bildungsideale und Erziehungsziele? Inwiefern greift der Prozess der Sozialisation für die Entwicklung des Individuums und der damit verbundenen Übernahme von Werten und Moralvorstellungen der Gesellschaft? Diesen Fragestellungen soll im Verlauf des Buches nachgegangen werden.
Textprobe: Kapitel 3, Krimis für Kinder und Jugendliche: Die Attraktivität von Detektiv- und Kriminalgeschichten im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur scheint, trotz enormer Medienkonkurrenz, ungebrochen. Dies zeigen verschiedene Gespräche mit geschultem Fachpersonal aus dem Bibliothekarswesen, welche darauf hindeuten, dass sich das Genre, welches ‘die Vorgänge um Mord und Verbrechen auf spannend-unterhaltende Weise [präsentiert]’, in zahlreichen Variationen wiederfindet, das Spektrum enorm breit ist und die Nachfrage für ein etwa 10 bis 13-jähriges Lesepublikum aktuell groß ist. Diesem Interesse von Kindern und Jugendlichen an Krimis steht seitens der Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik eine lang andauernde Kritik gegenüber. Diskutiert wird in den 70er Jahren der Krimi im Kontext zur Trivialliteratur. Dabei geht es mehrheitlich darum, Krimis als Schullektüre, hinsichtlich des Trends der Jahre, entsprechend ideologiekritisch zu behandeln. Die zentralen Vorwürfe an jede Form von Trivialliteratur gelten der Systemstabilisierung, der Manipulation und dem falschen Bewusstsein. Im Sinne des aufklärerischen Denkens stieg die Hoffnung, dass sich die Schüler und Schülerinnen von dieser Lektüre abwenden würden, um nach ‘Höherem’ zu greifen. Dieser Überzeugung ist auch Peter Nusser, jedoch schließen seine Überlegungen, im Gegensatz zu anderen Wissenschaftlern, ebenfalls die Leseinteressen der Schüler und Schülerinnen ein, wonach den Bedürfnissen wie Vergnügen, Spannung und Identifikation nachzukommen sei. Im Weiteren wird dafür plädiert, auf eine literarische Analyse eine literarische Wertung folgen zu lassen und keine Kritik an einer grundsätzlich systemstabilen Literatur zu erheben. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Krimi in der Kinder- und Jugendliteratur weist eine rege Fachdiskussion um die richtige Begrifflichkeit auf. Die Autoren erscheinen an vielen Stellen unsicher, wenn eine präzise Begriffsbestimmung der Gattung vorgenommen werden soll. In zahlreichen Publikationen wird der Krimi für Kinder und Jugendliche nicht als eigenständige Gattung angesehen. An dieser Stelle ist mehrfach von ‘Genre-Mischung’ oder von ‘Abenteuer-Krimi-Problembuch’ die Rede. Nach wie vor besteht keine einheitliche Terminologie hinsichtlich der Gattung. Häufig werden die Begriffe Detektivroman, Kriminalroman, Krimi oder gar Thriller synonym für eine Literaturform verwendet, die ein ‘Verbrechen und dessen Aufklärung zum Thema hat’. Daraus ergibt sich keine systematisch erkennbare Klärung der Begriffe und es entsteht ein breites Spannungsfeld zwischen ‘rationaler Ermittlungsgeschichte’ und ‘reißerischem Krimi’. In Übereinstimmung mit Günter Lange wird in diesem Buch ‘Krimi’ als Oberbegriff gewählt, da sich der Begriff seit den 80er Jahren deutlich durchzusetzen scheint. Außerdem entspricht er einer zeitgemäßen Ausdrucksweise, die besonders bei Kindern und Jugendlichen Verwendung findet. Entgegen der Ansicht Günter Langes wird der Begriff Krimi im weiteren Verlauf des Buches jedoch nicht mit dem Begriff der Kriminalliteratur gleichgesetzt und als Synonym verwendet. Meines Erachtens nach handelt es sich bei diesem um eine weitaus allgemeiner gefasste Begrifflichkeit, woraus sich die Form des Krimis ableitet bzw. worin sie ihren Ursprung findet. In diesem Sinne fungiert der Begriff der Kriminalliteratur vordergründig als ‘Sammelbegriff’ für die Literatur, die sich mit der Thematik des Verbrechens und seiner Verfolgung beschäftigt. Im Weiteren soll ganz deutlich von Geraldine Schmidt-Dumonts Auffassung Abstand genommen werden, welche Kinderkrimis als ‘Detektivgeschichten der Trivialliteratur [beschreibt], die aller einfachste Unterhaltungsbedürfnisse befriedigen’. Über diese Feststellung wertet sie das Genre von vorneherein ab. Im Weiteren nennt sie daraufhin anspruchsvollere Texte Kriminalgeschichten bzw. Detektivgeschichten. Diese Argumentation ist für die vorliegende Untersuchung keine grundlegende These, da im Folgenden, in Anlehnung an Richard Alewyn, zwischen Detektiv- und Kriminalroman unterschieden wird. Ebenso kritisch betrachtet werden müssen die Ausführungen von Birgit Dankert, welche, hinsichtlich der vielen Mischformen, zu wenig differenziert, wenn sie mit Krimi den Detektivroman und den Kriminalroman zugleich benennt. Zwar zitiert sie vorerst im positiven Sinne Alewyn, der eine grundsätzliche Unterscheidung von Detektiv- und Kriminalroman vornimmt, wird dann aber in ihrer Argumentation zunehmend unsicher und verwendet beide Begriffe synonym. Nach Richard Alewyn erzählt ‘der Kriminalroman die Geschichte eines Verbrechens, der Detektivroman die Geschichte der Aufklärung eines Verbrechens’ . Wie bereits erwähnt zeigt sich, dass bezüglich dieser Auffassung Widersprüche und Überschneidungen existieren. Was dem einen als Argument für den Detektivroman gilt, nämlich die Aufklärung eines Verbrechens, gilt dem anderen als unabdingbarer Bestandteil des Kriminalromans. Trotz mancherlei Kritik, stellt die Einteilung nach Alewyn ein Grundgerüst für eine anschauliche Bestimmung der Begrifflichkeiten dar. Im Gegensatz zum Kriminalroman ist der Handlungsablauf im Detektivroman klar strukturiert. Er beginnt in der Regel mit einem Verbrechen, wobei die Vorgeschichte und der Täter unbekannt sind. Der Detektiv versucht nun im weiteren Verlauf der Handlung den Fall aufzuklären und den Täter zu überführen. Der Kriminalroman dagegen konzentriert sich auf die Verbrechensgeschichte, wobei Planung, Durchführung und Aufklärung des Verbrechens gleichermaßen Beachtung finden. Ergänzt werden sollte diese Einteilung durch einen weiteren Typus, der als ‘Thriller’ bezeichnet wird und in der Kinder- und Jugendliteratur seit den 90er Jahren zunehmend Verwendung findet. Der Thriller zeichnet sich dadurch aus, dass er nicht die Aufklärung eines Verbrechens in den Mittelpunkt des Geschehens stellt, sondern sich in erster Linie mit der Verfolgung eines schon von Anfang an bekannten Verbrechers beschäftigt. Dieser muss nun entweder an der Tat gehindert oder in einer abenteuerlichen Verfolgungsjagd zur Rede gestellt werden.
Sonja Hilvert wurde 1979 in Haselünne geboren. Nach einer Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau absolvierte sie an der Bergischen Universität Wuppertal ein Lehramtsstudium in den Fächern Deutsch und Englisch. Ihr Studium schloss sie im Jahre 2012 mit dem 1. Staatsexamen erfolgreich ab. Bereits während des Studiums galt ihr Hauptinteresse der Kinder- und Jugendliteratur. Fasziniert von dem Großstadtthema in ‘Emil und die Detektive’, suchte die Autorin nach einem zeitgenössischen Autor, der in seinen Kinderbüchern ebenfalls Berlin als Schauplatz aufgreift. Der Kinderkrimi ‘Beschützer der Diebe’ von Andreas Steinhöfel motivierte sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.
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