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- Weltmusik in Deutschland: Multikulturelle Musik in den Medien
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Abb.: 7
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Diese medienwissenschaftliche Untersuchung gibt einen Überblick über das Genre der Weltmusik in den deutschen Medien. Betrachtet werden zunächst die geschichtlichen Entwicklungen bis zur Einführung dieser Repertoirekategorie und der Weltmusikwelle Ende der 1980er. Anschließend stellt der Autor die Frage, wie präsent Weltmusik in den jeweiligen Medienkanälen heute ist, stellt die Rahmenbedingungen von Fernsehen, Hörfunk, Musik- und Printveröffentlichungen sowie Neuen Medien entsprechend dar und charakterisiert Erscheinungen wie Weltmusik-Festivals. Der umstrittene Begriff wird dabei fortlaufend hinterfragt, ohne sich dabei in Deutungen der Begrifflichkeit zu verlieren und sich damit in den veralteten Diskurs einzureihen. Diese Studie gibt auf die oft gestellte Frage Was ist eigentlich Weltmusik? auf eine andere Art Antwort: indem sie das Geschehen, die Formen und die Bedingungen, in denen diese Musikformen in den Medien stattfinden, klar und verständlich beschreibt.
Textprobe: Kapitel 3.2, Tonträgermarkt: Bevor man einen Blick auf Weltmusik-Tonträgerfirmen wirft, sollte man die allgemeinen Gegebenheiten dieses Bereichs der Musikindustrie näher betrachten. Zunächst kann man nach klassischer Repertoireplanung die Weltmusik dem speziellen Repertoire zuordnen: Jenes Repertoire, das von einem hinreichenden Teil des Publikums mehr oder weniger problemlos akzeptiert wird, wollen wir als Standartrepertoire bezeichnen wo es hingegen Schwierigkeiten gibt, wollen wir von speziellem Repertoire sprechen. Auf dem Tonträgermarkt platziert sich Weltmusik gegenwärtig in Nischen analog zum Jazz oder der Klassik mit sehr wenigen Hits. Als Quelle für Weltmusikrepertoire und damit der wichtigen Rolle des Angebots neuer Talente und Inspiration kann (aufgrund der Größe) primär die Musikindustrie Nordamerikas und an zweiter Stelle (eher aufgrund der Artist & Repertoire Abteilungen) Großbritannien und Frankreich gesehen werden. Deutschland bleibt in dieser Funktion deutlich zurück, obwohl der Musikmarkt Deutschland von der Gesamtgröße der von Frankreich und Großbritannien nicht nachsteht. Gründe könnten die für Weltmusik extrem hohen Hürden von fehlender Hörerfahrung sowie mangelnde Kenntnis seitens der Akteure in der Musikindustrie und damit eine fehlende Akzeptanz gegenüber fremden Einflüssen sein. Während in Großbritannien die größte ethnische Gruppe der Asiaten zum Entstehen der Asian-Underground-Szene und zu Produktionen mit insbesondere südasiatischem Einfluss führte, stellt seit Mitte der 1980er Jahre unbestritten Paris das europäische Aufnahmezentrum afrikanischer Musik dar. Es lassen sich bei den Weltmusikerscheinungen wie auch im Veranstaltungsbereich im Weltmusikgeschehen immer wieder Trends beobachten. In den vergangenen Jahrzehnten wurden die Afrobeat- und Raï-Welle, der Asian Underground Trend sowie der für Weltmusik äußerst starke Kuba-Boom mit dem großen Phänomen des Buena Vista Social Club beobachtet. Doch bleibt zu bemerken, dass durch die subjektive Prägung der Medienakteure in ihrer auf den westlichen Geschmack ausgerichteten Auswahl und Reflektionen (Print) von Weltmusikveröffentlichungen, die damit entstehenden Bewegungen innerhalb der Weltmusikszene oft mit denen der jeweiligen Musikkulturen der Länder verwechselt werden. Die gegenwärtig stärkste Ausprägung ist in dieser Hinsicht der Balkan-Hype, der sich seit etwa der Jahrtausendwende in einer größeren Anzahl von Tonträgererscheinungen sowie Veranstaltungen niederschlägt und sich gegenwärtig in der Stilistik unterschiedlichster Bands von Rock, Dance über Jazz bis Ska und auch traditioneller Balkanmusik fortsetzt. Gleichzeitig tauchen in allen populären Genres weiterhin Tonträgererscheinungen mit Exotismus- bzw. Orientalismuscharakter auf. Vor allem ein signifikanter Zuwachs orientalisch anmutender CD-Kompilationen sind auf dem europäischen Musikmarkt zu festzustellen. Solchen Formen liegen sowohl genreübergreifende als auch außermusikalische Kräfte zugrunde. In derartigen Veröffentlichungen spiegeln sich andauernde kulturell-politische Spannungen der verschiedenen Kulturräume wider. Solche spannungs- und klischeebeladenen Erscheinungen lassen andererseits den Bedarf für neue indigene Kulturerzeugnisse mit authentischem Charakter und Beruhigungspotential wachsen. Innerhalb solcher Popularitätswellen und Trends erlangt Weltmusik immer wieder größere Bekanntheit über das Kernpublikum hinaus, was sich auch auf die Verkaufszahlen auf dem Tonträgermarkt auswirkt. In Großbritannien zum Beispiel wird ein sich gut verkaufendes Album bei ca. 5.000 bis 10.000 Verkaufsexemplaren gesehen. Hier wird allerdings auch das Problem der Definition bei Statistiken unterstrichen. Jedoch wird als wichtiger Aspekt genannt, dass erfolgreiche Weltmusikproduktionen sich über einen längeren Zeitraum gleichbleibend gut verkaufen, während vergleichbare Pop-Produktionen des sogenannten Mainstream sich nur über einen kurzen Zeitraum im Verkaufsregal halten (short shelf-life). Hochpunkte weltmusikalischer Erscheinungen waren sicherlich unter anderem Salif Keita’s Soro (1987 Stern’s) Nusrat Fateh Ali Khan: Musst Musst (1990 Real World), jedoch das meistverkaufte Album dürfte Buena Vista Social Club (1997 World Circuit) sein, was sich international über 6,5 Millionen Mal verkaufte. Doch durch die allgemein niedrigen Verkaufszahlen solcher Weltmusik-Produktionen, stellt der Konzertbereich die wichtigste Einnahmequelle dar (siehe 3.6). Dies bestätigten auch die Erfahrungsberichte von Musikern, die im Laufe dieser Arbeit gesammelt werden konnten. In diesem Punkt wird der Unterschied zur Rock- und Popindustrie deutlich, wo der Veranstaltungsbereich eher als Promotionmaßnahme zum Anregen von Tonträgerverkäufen gesehen wird. Dennoch ist zu verzeichnen, dass der Tonträgergroßhandel für die Sparte ‚Weltmusik’ in seinen Regalen den Platz erweitert hat. Die Sparte ist im Gegensatz zur Situation um die Jahrtausendwende in sämtlichen Ketten präsent, der Weltmusik-Fachhandel hat stark darunter zu leiden, aber eine Wahrnehmung von Weltmusik im Tonträgerverkauf hat weitgehend zugenommen. Im Folgenden soll ein Überblick darüber gegeben werden, wie sich die Gegebenheiten im Bereich des Tonträgermarktes für das Genre Weltmusik verhält. Dazu werden die Tonträgerfirmen zuerst in die Major Companies (im Folgenden Majors) und Independent Labels (im Folgenden Independents) eingeteilt, und Erkenntnisse auf Weltmusik bezogen, dargestellt.
Frank Lücke, Jahrgang 1979, in Mecklenburg aufgewachsen, lebt heute in Berlin. Seit seiner Jugend ist er als Musiker aktiv, beschäftigt sich mit Audiotechnik und beobachtet intensiv das kulturelle Geschehen. Während seines Studiums der Medientechnik und Medienwissenschaften, welches er 2009 erfolgreich abschloss, konzipierte und moderierte er Radiosendungen mit Weltmusikinhalt. Seine Erlebnisse als Musiker, zahlreiche interkulturelle Kontakte und die redaktionelle Praxis motivierten ihn, sich als angehender Ingenieur gegen ein technisches Thema für seine Abschlussarbeit zu entscheiden und medienwissenschaftliche Betrachtung von Weltmusik zum Inhalt seiner Diplomarbeit zu machen. Seitdem baut der Autor seine umfassenden Erfahrungen in Medien-, Kultur-, und Musikbetrieb weiter aus und ist selbständig in der Medienbranche tätig.
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