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- Wandel der visuellen Wahrnehmung: Gesellschaftliche Voraussehung am Beispiel Man Ray und aktuelle Tendenzen in der Jugendkultur
Kunst & Kultur
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 126
Abb.: 14
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die zentrale Fragestellung lautet, wie sich im 20.Jahrhundert Kunst symbolisch artikuliert und wie sie sich in der heutigen Jugendkultur entfaltet hat. Im Blick sind daher die Ausdrucksformen der künstlerischen Avantgarde (Futuristen, Dadaisten, Surrealisten und Situationisten), von denen ein deutlicher Impuls zur Veränderung des sozialen Lebens ausgegangen ist. Damit ist ein zentraler Wendepunkt zwischen Moderne und Postmoderne sowie von Ökonomie und Kultur eingeleitet. Der Konsumismus, die postmoderne Kontrollgesellschaft haben die Träger des Revolutionsgedankens des 19. Jahrhunderts integriert, oder zumindest erstickt. Ob es gefällt oder nicht, jugendliche Protestformen, auch in und unterhalb der totalitären Großorganisationen des 20. Jahrhunderts, kleine und große Provokationen, Krawalle, Studentenproteste, damit verbundene jugendkulturelle Stile und Ästhetiken manifestieren ein Aufbegehren, den zuweilen radikalen Wunsch nach Ausbruch und Veränderung. Die Techno-Szene verweigert sich der bisherigen Diskursivität und fordert eine neue jugendkulturelle Auseinandersetzung. Der kompakten Interpretation der Techno-Culture, die spiegelbildlich zum unitären Urbanismus der Situationisten die Eroberung des postindustriellen Stadtkörpers durch die Szene-Clubs, die Straßenparaden und die Eventkultur der Raves beschreibt, gilt insbesondere meine Aufmerksamkeit. Sie sind die Kinder der Freiheit, die eine posttraditionelle Gemeinschaft bilden. Techno als Maschinenkultur, Tod und Wiederholung, die Motivgleichheit in Avantgarde und Jugendkultur, sei der zunehmenden Trivialisierung der Kunst geschuldet, die gegenwärtig besonders hervortrete, gelte aber bereits für die Avantgarde.
Textprobe: Kapitel 11.4, Kultur im Wandel: Am Anfang war das Ziel, und das Ziel hieß: ‘ Kultur für alle’. Dieses Ziel verlangte nach Reformen in der Kulturpolitik. Und dieses Ziel steht noch heute. Größer den je ist der Widerspruch zwischen der Pluralität der einzelnen Kulturen und der Einheit der Kultur der Gesellschaft. Und mehr den je muss nachgedacht werden über Aufgaben und Grenzen der Kulturpolitik und dem zugrundeliegenden Kultur- und Kunstverständnis. Vom Ereignis zum Prozess: Das frühere Verständnis von Kultur als Ereignis, nur messbar ein einem fortbestehenden Wert, hat sich in den 70er Jahren gewandelt, und man erkannte und fördert seitdem den sozialen Prozesscharakter der Kultur. Dahinein fällt auch das Anliegen, Kunst als Kommunikationsprozess zu begreifen. Man wandelte sich dahingehend, Kultur nicht als eingleisig anzusehen, sondern man erkannte, dass sie sich aus vielen kleinen Steinchen zusammensetzt, welche aber wiederum miteinander konkurrieren. Dies erkennend musste man natürlich auch die einzelnen sozialen Gruppen akzeptieren, welche ihre spezielle Lebensauffassung mit einem dieser Steinchen des Kulturmosaiks manifestieren. In diesem Kontext ist auch der Begriff der ‘kulturellen Demokratie’ erklärbar, welcher besagt, dass die individuelle kulturelle Entfaltung des Einzelnen in seinem jeweiligen sozialen Umfeld hinsichtlich Herkunft und Interesse, der Grundbaustein ist für das Bauwerk Kultur und als dieser auch akzeptiert werden muss. Dies begreifend musste natürlich eine Demokratisierung der Kultur einsetzen, indem man kulturelle Prozesse und Institutionen für jedermann zugänglich machte. Kultur in der politischen Umklammerung: In den 80er Jahren wurde damit angefangen die Kultur als akzeptanzschaffendes Medium für die politisch-ökonomischen Gesellschaftsstrukturen zu gebrauchen. Dies hat sich glücklicherweise bis auf einige Bereiche im Mäzenentum und Sponsoring nicht durchgesetzt, genauso wie die Annahmen, durch Austausch der kulturellen Führungselite eine Bindung an das jeweils vorherrschende Gesellschaftssystem zu erreichen. Dadurch haben sich auch die kritischen Ambitionen der Künstler erhalten, die wahrscheinlich subjektiv nie erloschen, nach Außen aber neutralisiert worden wären, durch die Bindung und Abhängigkeit zu ihren politischen und ökonomischen Förderern. Vielmehr ist es durch zu viele Enttäuschungen im Lager der Kulturschaffenden, da sie zu hohe Erwartungen und unrealistische Vorstellungen hatten und haben, dazu gekommen, dass sie sich immer mehr aus dem politischen Sektor zurückzogen. Meiner Meinung nach ist dies aber eine Fehlentscheidung, da sich die Künstler so aus ihrer gesellschaftlichen Verantwortung stehlen, sie ihren Einfluss auf die Verbesserung der sozialen Verhältnisse nicht geltend machen. Für die Politik und Wirtschaft ist dies freilich tolerabel, den keine öffentliche Meinung kundzutun ist besser als dies mit einer kritisch-negative Meinung zu machen. Der Künstler in der Sozialarbeit und Ansätze zur Vermittlung: Seit ein paar Jahren vollzieht sich in der Sozialarbeit ein Wandel dahingehend, dass die dort wirkenden Pädagogen und Soziologen immer mehr Künstler in ihre Arbeit einbeziehen. Dies bezieht sich nicht nur auf das Anreichern der Methoden der Sozialarbeit, sondern geht so weit, dass der Künstler zum Sozialarbeiter wird. Ihre Perspektive richtet sich vor allem auf das Herausbilden des ethischen Menschenbildes sowie der Persönlichkeitsvorstellung. Ihr Vorteil ist die intuitiv-emotionale Herangehensweise mit all ihren Chancen und Gefahren. Man kann sagen dass der Kunst's Fähigkeiten wiederentdeckt wurden und sie somit ihren Beitrag zum sozialen Leben der Gesellschaft einbringen kann. Otto Herbert Hajek sagte dazu in seiner Rede vor der 3. Delegiertenkonferenz der SGK am 01.03.1985 in Frankfurt:’ Die Kunst hat somit Fragen in unserer Gesellschaft - auch an unsere Gesellschaft - zu stellen, wohin der Mensch in seinen Möglichkeiten und angesichts seiner Herausforderungen sich entwickeln kann, was für Fähigkeiten er besitzt, seine Zukunft zu gestallten. Die Gesellschaft, was immer das auch ist, kann auf das Schöpferische im Menschen nicht verzichten, wenn anders sie sich nicht selbst aufgeben will’. Bei der Arbeit des Künstlers hinsichtlich der Vermittlung von Kunst darf es nicht allein um die Eigentätigkeit gehen, es ist weiterhin auch seine Aufgabe, die Aufnahme und Verarbeitung vorhandener ästhetischer Produkte einzubeziehen. Wiederum Hajek sagte dazu.’ Wenn der Mensch nur Gestalt gewinnt, wenn er sich bei anderen Menschen angenommen und aufgehoben findet, gewinnt ein Kunstwerk, als Spiegel unserer Gesellschaft, nur Gestalt, wenn es wahrgenommen und zum Bestandteil der eigenen Umwelt gemacht wird’. Eigentätigkeit und Rezeption in der Kunst wirken also gegenseitig aufeinander ein. Der Mensch lernt erst das Kunstwerk richtig zu schätzen, wenn er mit den Eigenarten und Anstrengungen der Schaffung vertraut ist, wohingegen die Überschätzung der Eigentätigkeit dahingegen gedämpft wird, um das Wissen, wie professionelle Künstler oftmals qualvoll ringen, um ihr Anliegen zum Ausdruck zu bringen. Ansatzpunkte für ein kulturell angereichertes Umfeld: Um durch die Kultur Einfluss zu nehmen auf die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen, muss eine Umgebung geschaffen werden, in der die Möglichkeit der Begegnung mit Kunst, wie auch mit anderen Elementen der Kultur, gegeben ist. Dabei sollte aber kein Zwang ausgeübt werden, vielmehr sollte dies in Form des Angebotes der Möglichkeit praktiziert werden, da nur bei einem freiwilligen Entschluss zur Beschäftigung mit Kultur auch die Chance zur Weiterbeschäftigung und somit auch zur Weiterentwicklung des Individuums gegeben ist. Gefördert werden kann der Aufbau eines solchen Umfeldes durch Ansiedelung von Künstlern, welche auch z.B. Schulen präsent sein sollten, sowie der stetige Aufbau von Projekten, zu denen Kulturschaffende (z.B. Schriftsteller, bildende Künstler etc.) eingeladen werden. Wichtig ist, dass diese Beiträge keine Einmaligkeit darstellen, sondern vielmehr als Dauerinstitution in das Leben der spezifischen Gruppe integriert wird.
Nuno Fabienne, 1970 geboren in Burg, 1987 - 1989 Malerlehre, 1992 - 1995 Erzieher-Ausbildung, 2003-2007 Studium der Sozialpädagogik, 2003 - 2007 an der Hochschule Magdeburg-Stendal, Schreibseminare in Kinder- und Jugendeinrichtungen. Seit 2007 als Freier Autor/Schriftsteller tätig. Publikationen: Kinderbuch Hugos Welt 2006, Gedichtband Licht 2009, Lyrik-Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien.
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