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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 188
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Wer liest heutzutage noch Thukydides? Und warum sollte man ihn überhaupt lesen? Das Geschichtswerk des großen Historikers wird trotz seiner kulturhistorischen Bedeutung nur noch selten im Original rezipiert. Dies liegt weniger an der zeitlichen Ferne, sondern vor allem an dem hohen Anspruchsniveau von Thukydides' Sprache. Deren komplexe Struktur und begriffliche Polyvalenz bereitet dem Verständnis beträchtliche Schwierigkeiten, bietet dem Leser aber zugleich reiche Einsichten. Der Autor dieses Buches ist bemüht, durch eine breit angelegte Auswahl relevanter Textpassagen - etwa die Gefallenenrede des Perikles, der Untergang der Stadt Mytilene, der Melierdialog und die Sizilische Expedition - sowie detaillierte philologische Kommentierung, unterstützt durch Strukturschemata und exemplarische Übersetzungen aus verschiedenen Zeiten und Sprachen, den Zugang zu erleichtern. Hier ist jeder Leser, der sich auf dieses Wagnis einlässt, aufs Neue herausgefordert, den Text gewissermaßen zu rekomponieren, und zwar mit Einsatz seiner sprachlichen Kompetenz, Gewandtheit und intellektuellen Energie, aber auch mit Hilfe all derer, die sich vor ihm daran versuchten.
Textprobe: Kapitel II, Vor dem Sturm - Aus den Reden auf der ‘Tagsatzung’ in Sparta (431): Die Vorgeschichte des Peloponnesischen Krieges und seine äußeren Anlässe betreffen verwickelte und zum Teil nur noch schemenhaft erkennbare Spannungen im Ionischen Meer und im Norden des griechischen Einflußbereichs (I 24-66) .Von innenpolitischen Konflikten im fernen Epidamnos (heute Durazzo) ist die Rede von kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Kerkyra (heute Korfu), mit Athen verbündet, und Korinth, einer Polis im Gefolge von Sparta von der Schließung attischer Häfen für megarische Handelswaren (das Megarische Psephisma) von der lange dauernden Belagerung der Stadt Potideia, einer korinthischen Gründung ganz im Norden, zwischen der Chalkidike und der Landzunge von Pallene, durch ein Heer der Athener. All dies ist recht verwirrend und wird leider auch in der Darstellung des Thukydides nicht im einzelnen deutlich. Im wesentlichen ging es jedenfalls um Einflusszonen im westlichen Mittelmeer, um offene Handelswege, alles in allem, sozusagen als Generalbass der ganzen Verwicklungen, um die Hegemonie im gesamten mittelmeerischen Politikbereich von Sizilien über das griechische Festland bis zu den ionischen Inseln und der Küste Kleinasiens. Hinter dem Tableau des Vordergrundgeschehens zeichnet sich der ganz Griechenland alsbald verschlingende Krieg zwischen den miteinander immer schroffer rivalisierenden Hegemonialmächten Athen und Sparta ab. Im Jahre 432 kam es auf Initiative der auf mehreren Krisenschauplätzen involvierten Polis Korinth zu einer Art Gipfeltreffen aller mit Sparta verbündeten Stadtstaaten, der sog. ‘Tagsatzung’, auf der über mögliche konzertierte Aktionen gegen das übermächtige Athen und eine einheitliche politische Linie beraten werden sollte (I 67-87). Nachdem schon viele Reden gehalten worden sind , fordern die Gesandten aus Korinth die Spartaner als die führende Macht des Peloponnesischen Bundes nachdrücklich auf, ihre Politik des Stillehaltens endlich aufzugeben und zu einer militärischen Lösung der Konfliktlage überzugehen. An zentraler Stelle ihrer Rede entwerfen sie ein Psychogramm des Nationalcharakters der Athener, abgesetzt gegen die den Spartanern vorgehaltene Passivität.
Dr. Reiner Tack, geb. 1947 im Rheinland. Studium 1966-71 der Klassischen Philologie, Philosophie und Germanistik. Promotion 1973 mit einer Dissertation über die Epikurrezeption bei Pierre Gassendi. Ausbildung als Gymnasiallehrer Tätigkeiten in Bildungsplanung und Schuldienst. 1986-1991 Lehrtätigkeit (Deutsche Sprache und Literatur) an der Gakushuin Universität Tokyo. Nach der Wende Aufbau und Leitung eines Gymnasiums in Sachsen- Anhalt und Direktor der Deutschen Schule Lissabon. Seit 2004 im Ruhestand.
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