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  • Tanzpädagogik im Erwachsenenalter. Eine Möglichkeit die psychische Gesundheit zu bewegen?

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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2021
AuflagenNr.: 1
Seiten: 76
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Menschen eines Alters zwischen 30 und 60 Jahren werden mit individuellen und entwicklungsspezifischen kritischen Lebensereignissen und mit leistungsgesellschaftlichen Strukturen konfrontiert sowie mit einer Pluralisierung von Lebensentwürfen, die Leistungs- und Entscheidungszwänge generiert und persönlichkeitsbildende Maßnahmen in den Hintergrund geraten lässt. Dadurch besteht die Gefahr einer negativen Beeinflussung ihrer psychischen Gesundheit. Das dadurch bedingte Verlangen der Individuen nach Handlungsfähigkeit verweist auf den Bedarf der Zielgruppe. Tanzpädagogik setzt an der Persönlichkeitsbildung an und kann anhand tanzpädagogischer Dimensionen eine Möglichkeit der Lebensbewältigung nach Lothar Böhnisch darstellen, die sich auf das psychische Wohlbefinden auswirkt, wodurch Annäherungen an das Wirkungspotential auf die psychische Gesundheit dargestellt werden können. In diesem Kontext wird in diesem Buch der Frage nachgegangen, welchen Stellenwert die Tanzpädagogik in der Sozialen Arbeit aufweist. Denn die körperliche Auseinandersetzung in der Tanzpädagogik kann – trotz bestehender Grenzen – niedrigschwellige Zugänge eröffnen, was ebenfalls skizziert wird.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.3 Resilienz als Stressbewältigung im mittleren Erwachsenenalter: Wird von sozialen Wandlungsformen und Belastungen gesprochen, fällt in Diskursen und Fachliteratur der Begriff Widerstandsfähigkeit oder Resilienz. Einige Autor*innen distanzieren sich von der begrifflichen Assoziation, dass Personen ‚stets gut gelaunt‘ sind und alle lebensbedingten Unstimmigkeiten von sich weisen. Im Mittelpunkt steht stattdessen die Fähigkeit mit Lebensereignissen und Krisen umzugehen und sie zu überwinden (Berndt, 2015, S. 85 f. Hölzle, 2011, S. 74). Anzumerken ist, dass die Wortherkunft nicht eindeutig geklärt ist und ‚Resilienz‘ als Modebegriff und aufgrund definitorischer Unschärfe in Medien und Literatur diskutiert6 wird (Weiß, Hartmann & Högl, 2018, S. 15 ff.). In diesem Unterkapitel wird sich dem Begriff der Resilienz dennoch angenähert, da er im weiteren Verlauf dieser Arbeit einen Stellenwert einnimmt. Dabei bezieht sich der Text schwerpunktmäßig auf die positiven Aspekte der Resilienz. Hasler spricht davon, dass Resilienz aus zwei elementaren Teilen besteht. Zum einen aus der Resistenz, welche die Fähigkeit, Stress ohne die Aktivierung von Stresssymptomen auszuhalten, beinhaltet. Zum anderen die Stressanpassung, die dazu befähigt eine Stressreaktion nach kurzer Zeit zu stoppen (Hasler, 2017, S. 38). Hölzle (2011) ergänzt, dass die Entwicklung dieser Fähigkeiten von einer Person-Umwelt-Interaktion abhängt (S. 75). Somit wird Resilienz vom geführten Lebensstil einer Person, der Bewertung des Selbst, die in Austausch zur Umwelt stattfindet, der erzieherischen Prägung der Eltern und der Gene beeinflusst (Berndt, 2015, S. 117 f.). Darüber hinaus impliziert das Selbstkonzept in Stresssituationen Körpervorgänge, die sich auf das Verhalten und Handeln – wie Risikoverhalten, Aggression, Flucht – auswirken. Entspannungsübungen oder Bewegungstraining sind Aspekte, die sich förderlich auf den Umgang mit Stress, die Resilienz und die Bewältigung kritischer Lebensereignisse auswirken können (Tausch, 2001, S. 75 ff.). Wie im Unterkapitel 2.2 deutlich wurde, finden sich Menschen mittleren Erwachsenenalters in einem eher instabilen Umfeld und Alltag wieder, der Stress und Unsicherheiten mit sich bringen kann. Berndt und Hasler sind sich einig, dass soziale Desintegration und ein Dauerkampf des Erwerbsstatus Teilaspekte sind, die dazu beitragen können, dass die Widerstandsfähigkeit und Bewältigung von Belastungen oder kritischen Lebenssituationen abgebaut wird oder schlechter ausgebildet ist (Berndt, 2015, S. 13, 192 Hasler, 2017, S. 61). Dies verdeutlicht erneut den bisher erörterten Bedarf der Zielgruppe. Es stellt sich die Frage, inwiefern Resilienz in einem Alter zwischen 30 und 60 Jahren veränderbar ist und geschult werden kann. Dabei handelt es sich um einen diskutierten Gegenstand fachlicher Debatten, da sich die Resilienz einer Person – wie auch die Identität – meist früh im Leben ausbildet. Obwohl der Aufbau von Bewältigungspotentialen in jüngeren Jahren tendenziell besser funktioniert, hält Berndt fest, dass Resilienz in jedem Alter der Erwachsenenphase erlernt und gefördert werden kann und dies positive Auswirkungen auf die ganzheitliche Gesundheit des Menschen erzielt (Berndt, 2015 S. 88 f. S. 192 f.). Wie erwähnt, wird Widerstandsfähigkeit – neben genetischen Dispositionen und der Persönlichkeit – durch Umweltfaktoren und das Selbstkonzept beeinflusst. Faktoren, um Resilienz ermöglichen zu können, sieht Berndt daher in dem Temperament (z.B. Humor, emotionale Ausgeglichenheit, Frusttoleranz), kognitiven Kompetenzen (z.B. Schulabschluss, Zukunftsperspektiven), dem Selbsterleben (z.B. Selbstwirksamkeit, Selbstbewusstsein), Bewältigungsstrategien (z.B. Fähigkeit sich zu distanzieren) und sozialen Beziehungen (z.B. unterstützende Verwandte oder Freunde, Bezugspersonen außerhalb der Kernfamilie) (Berndt, 2015, S. 82 ff.), woran Anknüpfungspunkte an die Handlungsfähigkeit des Lebensbewältigungskonzeptes (siehe 2.2) deutlich werden. So verhilft das Temperament dem Individuum Situationen zu akzeptieren und Offenheit gegenüber alternativen Wegen zu entwickeln. Die kognitiven Fähigkeiten können eine Unterstützung des Sinns oder der Akzeptanz herausfordernder Situationen darstellen und zu einer aktiven Lebensgestaltung und Reflexions- und Problemlösefähigkeit führen (Hölzle, 2011, S. 77). Um Stress oder Krisen bewältigen zu können, spielt zudem das Selbsterleben eine tragende Rolle. Um Herausforderungen aktiv angehen zu können – anstatt sie hilflos über sich ergehen zu lassen – ist Mut, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein von Vorteil, da sie Effekte auf die Identität haben (Faltermaier, 2017, S. 185 ff.). Elementare Aspekte sind soziale Beziehungen und Netzwerke, die als Unterstützung fungieren können und ein Gefühl von Zugehörigkeit und Sicherheit vermitteln (Berndt, 2015, S. 62 ff.), da der Umgang mit Belastungen häufig im sozialen Kontext stattfindet (Faltermaier, 2017, S. 187). Aus den Neurowissenschaften geht hervor, dass die enorme Bedeutung sozialer Beziehungen bezüglich Resilienz damit zusammenhängt, dass soziale Zusammenarbeit im Gehirn als Belohnung verarbeitet wird (Hasler, 2017, S. 19). Abschließend lässt sich sagen, dass Resilienz Individuen unterstützen kann, eigene Befindlichkeiten zu regulieren. Soziale, emotionale und kognitive Ressourcen sind Bestandteile, welche erwachsene Personen mittleren Alters unterstützen und motivieren, krisenbehaftete Ereignisse zu bewältigen, wodurch sie unter anderem in ihrer Selbstwirksamkeit bestärkt werden (Berndt, 2015, S. 80 f.). Dadurch wird die Handlungsfähigkeit erweitert, psychische und soziale Ressourcen zur Nutzbarkeit gestärkt und die Verwundbarkeit durch kritische Lebensereignisse verringert (Hackfort, 2003, S. 223 Kaluza, 2015, S. 56). Ableitend hiervon kann gesagt werden, dass kritische Lebensereignisse die Widerstands- und Bewältigungsfähigkeit fördern, insofern sich Individuen mit ihnen auseinandersetzen und Ressourcen entdecken beziehungsweise herausfinden wie sie vorhandene Ressourcen einsetzen können (Berndt, 2015, S. 208 f.). Um – in Bezug belasteter Menschen des mittleren Erwachsenenalters – individuelle Ressourcen lokalisieren und damit in Verbindung stehende Bewältigung und Teilhabe ermöglichen zu können, sind sozial stärkende Lern- und Selbstbildungsprozesse notwendig, die durch kulturell-kreative Medien auf subtile Weise Einzug erhalten (Hölzle, 2011, S. 78 ff.).

Über den Autor

Anna Pilchowski, Jahrgang 1990, entschied sich nach ihrer Berufsausbildung und Berufstätigkeit als staatlich anerkannte Erzieherin, ihre fachlichen Qualifikationen im Sozialbereich durch ein Studium der Sozial- und Geisteswissenschaften weiter auszubauen. Das Bachelorstudium der Sozialen Arbeit und das Masterstudium der Angewandten Sozialpädagogischen Bildungsforschung schloss sie an der Hochschule Esslingen erfolgreich ab. Fasziniert von ihren persönlichen langjährigen Erfahrungen mit dem Tanz, gepaart mit dem Interesse am wissenschaftlichen Schreiben, widmete sich die Autorin der Thematik des vorliegenden Buches.

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