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- Stereoskopischer Bildatlas zur historischen Wirtschaftsarchitektur. Bundesland Salzburg und angrenzender bayerischer Raum
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 10.2018
AuflagenNr.: 1
Seiten: 192
Abb.: 203
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Industriearchäologie gilt als relativ junge Wissenschaftsdisziplin, welche sich mit der systematischen Dokumentation historischer Wirtschaftsstrukturen auseinandersetzt und zu deren nachhaltiger Konservierung beitragen möchte. Auch das Bundesland Salzburg und der angrenzende bayerische Raum wurden in den vergangenen Jahrzehnten industriearchäologisch erfasst. Dabei konnten ganz unterschiedliche Erhaltungszustände der betreffenden Baudenkmäler festgestellt werden. In beiden Regionen treten alte Industriestrukturen vorwiegend in den Ballungszentren auf, während die Innergebirgsregionen nur vereinzelte Standorte von Großbetrieben beherbergen. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass der bauliche Zustand eines Wirtschaftsdenkmals mit dessen Nutzungsintensität korreliert. Das Buch widmet sich anhand eines ausführlichen Textteils und zugehörigen Bildkatalogs ausgewählten Wirtschaftsstrukturen in besagten Regionen. Einzelne Bauwerke wurden dabei unter Zuhilfenahme des stereoskopischen Verfahrens fotografiert. Diese Visualiserungsmethode hat sich in der Architektur und Archäologie als gleichermaßen geeignet erwiesen, da sie nicht nur für Präsentationszwecke, sondern auch zur Klärung wissenschaftlicher Fragen eingesetzt werden kann.
Textprobe: Kapitel B 8-10: Der alte Salinenbetrieb in Hallein: Der Salzbergbau auf dem Dürrnberg bei Hallein setzte aller Wahrscheinlichkeit nach bereits im 8. Jh. v. Chr. ein und fand bis zum Jahre 1989 seine ununterbrochene Fortsetzung. Die Industrialisierung der Salzgewinnung erfolgte in mehreren Etappen. Im Zeitraum von 1848 bis 1918 wurde die Halleiner Saline einer signifikanten Umstrukturierung auf technischer und administrativer Ebene unterzogen. In diese Phase fallen unter anderem der Bau des neuen Sudhauses auf der Pernerinsel, die Modernisierung der Schienenförderung im Berg und der Soleleitung sowie die Elektrifizierung des Betriebes. Die oben genannten Maßnahmen führten zwischen 1850 und 1910 zu einer Verdoppelung der Salzproduktion. Der Phase des wirtschaftlichen Wachstums folgte während des Ersten Weltkriegs eine Periode der Rezession, welche die Entlassung von Arbeitern und Beamten zur Folge hatte. Im Zeitraum zwischen 1918 und 1938 war man vor allem um die Erhaltung des Salzbergbaus in Hallein bemüht. Durch entsprechende Explorationsprojekte konnte jedoch eine weitgehende Festigung des Standortes herbeigeführt werden. In der Periode zwischen 1938 und 1948 ging das staatliche Salzmonopol durch den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich verloren. Da die Halleiner Saline mit der innerdeutschen Konkurrenz zu kämpfen hatte, erfolgte eine drastische Reduktion des Mannschaftsstandes, welche erst drei Jahre nach Kriegsende wieder weitgehend kompensiert werden konnte. In der Entwicklungsphase zwischen 1948 und 1975 wurde das Unnehmen von einer neuerlichen Modernisierungswelle erfasst, welche unter anderem in einer Diesellokförderung und dem Bau einer Thermokompressionsanlage zur effizienteren Versiedung der Sole resultierte. In Summe führten die Maßnahmen dazu, dass die Rohsoleförderung in besagtem Zeitraum etwa verdreieinhalbfacht werden konnte. In den 1980er Jahren bewirkte eine eingeschränkte Ressourcenverfügbarkeit die drastische Reduktion der Soleproduktion, so dass schließlich am Ende der Dekade die Stilllegung des Betriebes zu einer nicht mehr abwendbaren Maßnahme geriet. Der Baukomplex auf der Pernerinsel entstand zwischen 1852 und 1862 und war nach Auflassung der historischen Pfannhäuser in der Halleiner Altstadt notwendig geworden. Hierbei handelt es sich um die einzige in Österreich noch bestehende Anlage, welche vor 1920 errichtet wurde. Das ehemalige Sudhausauf der Pernerinsel repräsentiert einen homogenen, langgestreckten und zweigeschossigen Baukörper mit flachem Satteldach, wobei die Entstehungszeit des Objektes durch stilistische Elemente zum Ausdruck gebracht wird. Besonders erwähnenswert ist hier der spätklassizistische Fassadendekor mit Rund- und Segmentbogenfenstern. Das Bauensemble wird durch eine Pfanndörre, ein Salzmagazin sowie die aus dem Jahre 1955 stammende Thermokompressionsanlage vervollständigt. Im Südabschnitt der Insel befindet sich zudem die sogenannte Salinenkapelle mit dem Mesnerstöckl. Eine industriearchäologische Besonderheit der Halleiner Salz¬-gewinnung stellt ohne Zweifel das Colloredo-Sudhaus aus dem Jahre 1798 dar. Dieses Gebäude diente nur bis 1802 der Salzgewinnung und wurde 1919/20 in eine Textilfabrik auf genossenschaftlicher Basis umfunktioniert. Das zweigeschossige Gebäudemit quadratischem Grundriss und ausgeprägtem Dreiecksgiebelan der Ost- und Westfassade verfügt in seinem westlichen Traktüber zwei markante Ecktürme mit Mansarddächern. Das fürsterzbischöfliche Wappen über dem Osteingang sowie eine Inschrift an der Westseite geben über die Erbauungszeit Bescheid. Nachdem die Textilfabrik aufgrund des wachsenden Konkurrenzdruckes bald nach ihrer Gründung wieder geschlossen werden musste, diente das Colloredo-Sudhaus in weiterer Folge als Sitz von Kleinbetrieben und Wohngebäude.
Robert Sturm, Mag. mult. Dr., wurde 1971 in Salzburg geboren. Seine Studien der Naturwissenschaften (Geologie, Biologie, Physik) und Geschichte an der Universität Salzburg schloss der Autor im Zeitraum zwischen 1995 und 2008 erfolgreich ab. Bereits während des Geschichtestudiums beschäftigte sich der Autor eingehend mit dem industriellen Werdegang im Bundesland Salzburg. Das Hauptaugenmerk der historischen und industriearchäologischen Forschung wurde dabei unter anderem auf die Entwicklung der mittel- und großbetrieblichen Strukturen im Raum Salzburg gelegt. Zahlreiche in diesem Zusammenhang gewonnene Erkenntnisse motivierten den Autor, sich der Thematik des Buches zu widmen.
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