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- Sprachgebrauch und Prestige des Galicischen in Vigo: Eine soziolinguistische Studie einer Regional- und Minderheitensprache
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Abb.: 38
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Galicien ist eine der 17 Comunidades Autónomas Spaniens und liegt im äußersten Nordwesten des Landes. Diese Region blickt außerdem auf eine lange und bewegte Vergangenheit zurück, welche sich auch auf die galicische Sprache stark ausgewirkt hat. Zusammen mit dem Katalanischen und dem Baskischen zählt das Galicische zu den Regionalsprachen Spaniens mit kooffiziellem Status. Doch in Zeiten der Globalisierung taucht immer mehr die Frage nach einem homogenen Europa auf, was durchaus auch in Bezug auf Sprachen gilt. Somit laufen die Regionalsprachen Spaniens, wie das Galicische und auch viele weitere Minderheitensprachen und Dialekte anderer europäischer Staaten Gefahr, allmählich durch Verlust an Prestige und Sprecherzahlen zu verschwinden. Noch ist das Galicische nicht bedroht, doch in dieser soziolinguistischen Untersuchung zum Sprachgebrauch und Prestige wird mit Hilfe einer quantitativen Analyse versucht, eine mögliche Entwicklung der galicischen Sprache in einer von Globalisierung betroffenen Großstadt wie Vigo – vielleicht auch stellvertretend für andere Minderheitensprachen - absehen zu können und deren Überlebenschance zu beschreiben.
Textprobe: Kapitel Galicisch im Bildungswesen und Verwaltung: Die repressive Politik Francos verbot auch, das Galicische im Unterricht zu verwenden. Dies erklärt die Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben der heutigen älteren Generation. Die in den vorangegangenen Kapiteln festgelegten Normen und Gesetze waren ein wichtiger Schritt für die galicische Sprache, um im Schulwesen verwendet werden zu können. Jedoch gibt es bis heute für das Fach Galicisch Schulbücher mit unterschiedlicher Orthographie. Nach dem Lei de Normalización lingüística ist das Galicische auch nur als Unterrichtsfach und außer für das Primarschulwesen nicht als Unterrichtssprache vorgesehen. Gewollt ist aber, dass alle Schulabgänger ein gleiches Niveau des Galicischen wie auch des Kastilischen erreichen (vgl. Ramallo 2007: 32). Die Bildungspolitik ist stark abhängig von der jeweiligen Regierung. So hatte sich die Normalisierung und Sprachpolitik v.a. im Bereich der Bildung in den letzten Jahren unter der galicisch-nationalistisch ausgerichteten Koalition von Bloque Nacionalista Galego (BNG) und Partido Socialista Obrero Español (PSOE) zu Gunsten des Galicischen entwickelt (vgl. Kühnel 2008: 240). Seit dem Amtsantritt von Alberto Núñez Feijóo, Mitglied der eher konservativen Volkspartei Partido Popular (PP) im Jahr 2009 wurden jedoch wieder einige Neuerungen und Änderungen vorgenommen, die sich eher einem ‘harmonischen Bilinguismus’ als der Durchsetzung des Galicischen verschreiben (vgl. Lorenzo Suárez 2009: 27). Diese Politik stößt bei einigen Verfechtern des galicischen Monolinguismus, v.a. aus der BNG auf Wiederstand (vgl. Fraile 1995/96: 127-128). Trotz, oder gerade wegen dieser Gesetze ist das Kastilische nach wie vor beherrschend. Jedoch ist die Tendenz zu immer mehr Zweisprachigkeit und Verwendung des Galicischen in den Schulen erkennbar, was sich auch positiv auf die Lese- und Schreibfähigkeiten der jüngeren Generation auswirkt. Der häufigere Sprachgebrauch des Galicischen im Bildungswesen im Vergleich zu vergangenen Tagen hat auch einen wichtigen Gewinn an Prestige zur Folge. Auch das Sträuben vieler Lehrer und Eltern gegen die Verwendung der galicischen Sprache in Schulen hat heute laut Umfragen stark nachgelassen. An den Universitäten gibt es seit 1994 den Studiengang Galicisch, doch außer in der Administration, welche fast ausschließlich auf Galicisch stattfindet, liegt das Verwenden der galicischen Sprache als Unterrichtssprache in der Hand des jeweiligen Dozenten (vgl. Lorenzo Vázquez 2003: 876). Trotz der nur teilweise durchgeführten Auflagen zum Einsatz des Galicischen in den Schulen, stellt das Bildungswesen einen der wichtigsten Träger zum Erhalt der Sprache dar. Die Verwaltung der Gemeinden ist im Mündlichen galicisch geprägt, doch der Schriftverkehr wird auf Kastilisch abgewickelt. Je städtischer die Verwaltung, desto mehr lässt sich eine Zunahme des Kastilischen verzeichnen (vgl. Noack 2012: 166). Um das Galicische nachhaltig zu stärken, wäre es von großer Bedeutung, auch in diesem Bereich den Sprachgebrauch des Galicischen zu erhöhen und auch für formelle Kontexte zu normalisieren. Galicisch in den Medien: Abgesehen davon, dass bereits in den 50er Jahren das Verlagshaus Galaxia in Vigo gegründet wurde und jährlich ein paar Bücher herausbrachte, war das Galicische in den Medien im Gegensatz zum Kastilischen in dieser Zeit kaum bis gar nicht vertreten. Neben dem heute noch immer bestehenden Verlag Edicións Galaxia, gibt es in Vigo einen weiteren wichtigen namens Edicións Xerais und noch einige in ganz Galicien, die Titel in galicischer Sprache mit steigender Tendenz produzieren (vgl. Luyken 1994: 205-209). Dies liegt vor allem daran, dass aufgrund des Einzugs der galicischen Sprache in Schulen und Universtäten ein immer größerer Teil der galicischen Bevölkerung die galicische Sprache nun auch lesen und schreiben kann. Jedoch übersteigt die Anzahl der auf kastilisch herausgebrachten Titel deutlich die Zahl der galicischen Bücher. In der Presse wird außer in der Wochenzeitung A Nosa Terra und der Tageszeitung O Correo Galego ausschließlich auf Kastilisch berichtet. Große Tageszeitungen wie La Voz de Galicia, El Correo Gallego und Faro de Vigo verwenden nur für einzelne Beiträge das Galicische (vgl. Esser 1990: 162). Nach Hermida (2001: 129) ist aber auch im Pressewesen ein Anstieg der Verwendung des Galicischen zu erkennen. Zeitschriften wie die Revista galega de cultura finden bei der Bevölkerung jedoch wenig Anklang. Die Gründung des Galicischen Rundfunks 1985 und ein Jahr später auch des galicischen Fernsehens leistet einen wichtigen Beitrag zur Normalisierung der sprachlichen Situation, denn somit tritt das Galicische wieder in das Bewusstsein und den Alltag der Menschen. Doch außer dem Radiosender Radio Galega und ein paar wenigen regionalen Sendern, wird im Rundfunk auf Kastilisch berichtet. Neben dem einzigen galicischen TV-Sender Televisíon de Galicia (TVG) und dem Sender TVE1, der eine Stunde täglich galicische Sendungen ausstrahlt, beherrscht das Kastilische die Medienlandschaft. Das Kastilische wird sogar in galicischsprachigen Sendern für Werbesendungen benutzt. Der regionale Fernsehsender der Stadt Vigo ist ebenfalls in der Hand des Kastilischen (vgl. Hermida 2001: 128). Das Problem liegt v.a. darin, dass im Vergleich zu kastilischsprachigen Medien das Interesse an galicischen Fernseh- und Radiosendungen, wie auch an Zeitungen und Büchern wesentlich geringer ist (vgl. Hermann 1991: 193). Außerdem sehen Firmen und Unternehmen mit kastilischen Werbungen mehr Erfolg auf Absatz. Des Weiteren gibt es meist nur schlecht ausgebildete Journalisten, Moderatoren und Kommentatoren, die die galicische Sprache selbst nicht korrekt beherrschen und ein künstliches Galicisch verwenden (vgl. Kabatek 1996: 85-86). Diese werden zwar sprachlich von sogenannten Asesores lingüísitcos beraten, was von der Bevölkerung jedoch nach wie vor mit Argwohn betrachtet wird (vgl. Kühnel 2008: 243). Auch im Gegensatz zu Katalonien, ist in Galicien das Galicische im öffentlichen Leben nicht so präsent. Sind beispielsweise in Barcelona sämtliche Öffnungszeiten an Geschäften, Speisekarten, Theaterprogramme, Fahrscheine, Reklametafeln etc. in katalanischer Sprache, so ist in Vigo das Kastilische dominierend. Wie beschrieben, wird ersichtlich, dass die gesetzlich verankerte Pflicht zur Förderung des Galicischen in Medien, Bildungswesen und Verwaltung bis heute nicht völlig in die Tat umgesetzt wurde. Da aber die heutige Zeit eine von Medien geprägte ist, wird das Einsetzen des Galicischen in den Medien immer wichtiger, um das Fortbestehen dieser Minderheitensprache neben der allgegenwärtigen Staatssprache Kastilisch zu gewährleisten und das Prestige aufzuwerten. In sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter, wie auch auf den Internetseiten der oben genannten Zeitungen wurde immerhin durchgesetzt, Galicisch als Sprache einstellen und verwenden zu können. Im Folgenden, v.a. bei der Analyse der soziolinguistischen Studie wird es auch darum gehen, inwiefern all diese Maßnahmen gewirkt haben, um den durch historische Ereignisse verursachten Prestigeverlust und dessen Nachwirkungen überwinden zu können. Außerdem soll aufgezeigt werden, wie sich Prestige und Sprachgebrauch des Galicischen in Zukunft zueinander verhalten und entwickeln werden. 3, Forschungsstand zum Galicischen und Spanischen in Vigo und Galicien: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Forschungsstand zum Thema der galicischen Sprache, um einen kurzen Überblick vorangegangener wissenschaftlicher Arbeiten zu geben. Das Galicische erfreute sich in letzter Zeit großer Aufmerksamkeit seitens soziolinguistischer Forschungen. Anfang der 90er Jahre entstanden die ersten qualitativen wie auch quantitativen Untersuchungen zum Galicischen. Gegenstand der Studien ist die galicische Sprache meist in Bezug auf die linguistische Kompetenz der Sprecher und den Sprachgebrauch in verschiedenen Situationen. Auch der Unterschied zwischen Galicisch als Muttersprache oder erlernter Sprache spielt eine Rolle, wie auch Phänomene des language-shifts und Interferenzerscheinungen. Viele v.a. galicische Linguisten beschäftigen sich mit der sprachlichen Normierung, der Sprachpolitik und –Dynamik, so wie mit den Zukunftsaussichten des Galicischen. Um einen Vergleich mit der hier vorliegenden Datenerhebung erstellen zu können, liegt der Fokus v.a. auf quantitativen Untersuchungen zu diaphasischen, diastratischen und diatopischen Entwicklungen. Hier sind v.a. die beiden Studien namens Mapa sociolingüístico de Galicia (MSG) aus den Jahren 1992 und 2004 zu nennen, die von der Xunta de Galicia in Auftrag gegeben und der Real Academia Galega durchgeführt wurden. Außerdem werden vom Instituto Galego de Estatística (IGE) neben Daten zu Einwohnerzahl, Wirtschaft und Wissenschaft auch regelmäßig Werte zur galicischen Sprachverwendung erhoben. Des Weiteren gibt es eine vergleichende Studie der erhobenen Zahlen des IGE und der MSG vom Consello da cultura galega, eine der vielen galicischen Institutionen, die sich für die galicische Sprache einsetzen. Am wichtigsten für diese Studie ist aber die vom Concello de Vigo in Zusammenarbeit mit der Universität der Stadt im Jahr 2002 entstandene Studie namens Estudio sociolingüístico sobre a situación da lingua galega no Concello de Vigo. Diese liefert zum größten Teil die Grundlage für den Vergleich der eigenen Ergebnisse für die Stadt Vigo. Die Daten der genannten soziolinguistischen Untersuchungen, wie weitere wichtige Zahlen zu Sprachgebrauch, Ersterwerb, Sprecherzahl und deren Verteilung werden in den folgenden Punkten dargestellt. Dies geschieht meist mit Hilfe aufbereiteter Grafiken, um eine bessere Übersicht über die Situation des Galicischen und Kastilischen in Galicien und in der Stadt Vigo geben zu können. Die Daten für ganz Galicien wurden aus den beiden MSG bezogen, da insgesamt 9.309 Galicier befragt wurden. Für Darstellungen zu Vigo wurden die repräsentativeren Werte der 1403 Teilnehmer des Concello de Vigo (vgl. CdV 2002: 13) benutzt, da die MSG nur 909 Befragte aus Vigo zählt (vgl. MSG 2004: 24).
Johanna Eierstock, B.A., wurde 1988 in Ebersberg geboren. Ihr Studium der Romanistik an der Ludwig-Maximilians- Universität München schloss die Autorin im Jahre 2013 mit dem akademischen Grad eines Bachelor of Arts erfolgreich ab. Bereits während des Studiums recherchierte die Autorin auf Reisen nach Spanien über dialektale Unterschiede im Spanischen. Besonders fasziniert von der Regionalsprache Galicisch, entstand so eine soziolinguistische Studie über deren Besonderheiten und Sprachgebrauch.
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