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  • Rundfunk nach dem Wendepunkt: Die Integration Ostdeutschlands nach der Wiedervereinigung durch das Zweite Deutsche Fernsehen, das Deutschlandradio und die Deutsche Welle

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 294
Abb.: 34
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Wiedervereinigung führte nicht nur zu signifikanten Veränderungen des gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Lebens Deutschlands. Sie bewirkte auch die Vereinigung zweier Rundfunksysteme, die sich in den vergangenen Jahrzehnten stark unterschiedlich entwickelt hatten. Die größten Veränderungen waren dabei in Ostdeutschland zu beobachten, wo ein demokratisches Rundfunksystem eingeführt wurde. Doch auch bei den Medien der bisherigen BRD hatte die Wiedervereinigung große Auswirkungen. Die ARD strukturierte ihre Landesrundfunkanstalten neu. Auch beim Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) oder der Deutschen Welle (DW) kam es zu entscheidenden Veränderungen: personell, finanziell, programmlich, rechtlich und strukturell. Darüber hinaus entstand der nationale Hörfunk als größte Innovation der neueren deutschen Rundfunkgeschichte. Die Lösung aller medienpolitischen Probleme, die sich in Jahrzehnten bundesrepublikanischer Geschichte manifestiert hatten, konnte die Neuordnung jedoch nicht leisten. Auf der Basis von Literatur-, Archiv- und Dokumentenrecherche sowie Leitfadeninterviews steht im Mittelpunkt dieser Untersuchung von Inga Hoff die Analyse, welche Auswirkungen die Wiedervereinigung auf den nicht föderal organisierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk hatte - also das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF), die Deutsche Welle (DW) und die Entstehung des Deutschlandradios (DRadio) - wie diese Ostdeutschland integrierten und wie sich dies bis heute entwickelt hat. Integration meint dabei sowohl strukturelle, institutionelle und programmliche Integration von Seiten der Medien als auch die Integration durch ostdeutsche Zuschauer gemessen an Nutzungsdaten. Den medienpolitischen Entscheidungen im Zuge der Neuordnung gingen lange Verhandlungen voraus, in denen die jeweiligen Akteure opportunistisch agierten und die die einzelnen Sender unterschiedlich für sich nutzen konnten. Die DW profitierte von zahlreichen Übernahmen, das ZDF scheiterte mit seinem Wunsch, auch Hörfunk zu veranstalten, während das DRadio in einem medienpolitischen Kompromiss als nationaler Hörfunk installiert wurde. Im vereinten Deutschland weiteten die DW und das ZDF ihre Berichterstattungsstrukturen auf Ostdeutschland aus. Das DRadio griff auf das Korrespondentennetz des Deutschlandfunks zurück. Die einzelnen Sender integrierten Ostdeutschland mit unterschiedlichen Strategien, die jedoch ihren jeweiligen Ausgangsbedingungen und Ausrichtungen entsprechen. Bei allen nahm der zunächst vorhandene Sonderstatus Ostdeutschlands und der Ost-West-Integration im Laufe der Jahre ab. Auch Nutzungswerte in den alten und neuen Bundesländern nähern sich inzwischen an. Damit treten heute andere Herausforderungen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Gewinnen von jüngeren Zuschauern in den Vordergrund.

Leseprobe

Textprobe: 4.1 Der Umbruch im DDR-Rundfunkwesen Der Fall der Mauer am 9. November 1989 leitete neben zahlreichen anderen signifikanten Veränderungen für die Deutschen auch die Neuordnung des Mediensystems einschließlich des Rundfunks ein. Genauer gesagt handelt es sich dabei um die Vereinigung zweier Rundfunksysteme, die sich in den vergangenen 40 Jahren der Teilung Deutschlands stark unterschiedlich entwickelt hatten. Daher wurde ihre Vereinigung eine umso größere Aufgabe. So erkannte die medienpolitische Kommission der SPD beispielsweise im April 1990: Eine schlichte Addition der Rundfunk-Programme aus Bundesrepublik und DDR ist weder bedarfsgerecht noch finanzierbar (...). Negative Auswirkungen auf die Strukturen beider deutscher Staaten sind zu minimieren. Übergangsregelungen wären wünschenswert. Es wird gegebenenfalls zu prüfen sein, inwieweit sowohl der Rundfunkstaatsvertrag als auch die Grundlagen für ARD und ZDF einschließlich der Gebührenaufteilung angepasst werden müssen. Einzubeziehen in die Überlegungen sind auch die Bundesrundfunkanstalten und der RIAS (...). (Funk-Korrespondenz 1990) Die Neustrukturierung der Medienlandschaft geschah nicht ad hoc, sondern war ein längerer Prozess mit zahlreichen zähen Verhandlungen und dem Eintreten der einzelnen Beteiligten für ihre Interessen. Die Neuordnung geschah nach Frey-Vor und Steinmetz im Spannungsfeld zwischen der Notwendigkeit, alles schnell neu zu machen einerseits und langfristiger Prägungen durch mediale Praxen andererseits. Insgesamt waren es vor allem westdeutsche Protagonisten, die Entscheidungen trafen und Entscheidungen beeinflussen konnten. Vieles wurde von den Staatskanzleien der westdeutschen Länder und von Bundesregierung und Bundeskanzler Helmut Kohl entschieden. Kohl hatte vor allem in den ersten Monaten nach der Wiedervereinigung viel Einfluss. Wuschig schreibt dazu: Die DDR-Medien, das war nach der Wende Konsens, konnten nicht bleiben. Doch dass die Strukturen der nach-wendischen Medien so gut wie nie von ostdeutschen Journalisten geformt, die Regeln fast nie von ostdeutschen Politikern gesetzt wurden, war unerwartet. Dies mag aber auch daran liegen, dass die Länder auf dem Gebiet der ehemaligen DDR 1990 noch nicht handlungsfähig waren. Das Prinzip der Rundfunkhoheit der Länder konnte somit (zunächst) nicht wie bisher bekannt umgesetzt werden. Vielmehr wurden in Ostdeutschland überraschend die Staatskanzleien zu den Schaltstellen für Entscheidungen über die zukünftige Medienordnung . Generell galt jedoch von Anfang an theoretisch, praktisch sobald die Länder handlungsfähig waren, dass Rundfunk Ländersache ist. Diese machten ihren Einfluss später auch geltend. Von Beginn an war klar, dass der Aufbau der neuen Medienordnung in den neuen Ländern nach dem Prinzip des dualen Systems organisiert sein sollte. Dennoch erhielt der Aufbau des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Priorität. Der private Rundfunk wurde erst wesentlich später organisiert. Dessen Konstituierung soll in dieser Publikation jedoch nicht näher betrachtet werden. Der Rundfunk der DDR war zentralistisch organisiert mit einer klaren Trennung zwischen Hörfunk und Fernsehen. Er unterstand dem Staatlichen Rundfunkkomitee beim Ministerrat der DDR , welches von der Abteilung Agitation des Zentralkomitees (ZK) der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) gesteuert wurde. Wuschig spricht vom DDR-Fernsehen als Staatsfernsehen . Obwohl die Verfassung der DDR von 1968 Freiheit garantierte, unterstand der Rundfunk der DDR dem ZK der SED. Auch Wille schreibt: Die Medienordnung der DDR war gekennzeichnet durch einen einparteienstaatlich beherrschten Staatsrundfunk. Der zentralistisch staatlich verfasste Rundfunk diente primär der Beschränkung von Informationen auf ein mit der offiziellen Parteipolitik der SED übereinstimmendes Maß. Das Fernsehen der DDR (vor 1972 und ab 1990 Deutscher Fernsehfunk [DFF]) bestand aus zwei programmlich ähnlichen Vollprogrammen, DDR I und DDR II Fernsehen. Außerdem gab es noch fünf Regionalprogramme. Im Hörfunkbereich gab es Radio DDR I, das auf Information und Unterhaltung ausgerichtet war, das Kulturprogramm Radio DDR II, den Stadtsender Berliner Rundfunk, den Auslandssender Stimme der DDR für das deutschsprachige Ausland und Radio Berlin International für das restliche Ausland sowie den Jugendsender DT 64 und einige Bezirkssender.

Über den Autor

Inga Hoff wurde 1983 in Wernigerode im Harz geboren. Sie studierte Diplom-Journalistik und Politikwissenschaft an der Universität Leipzig und dem Institut d'Études Politiques de Paris. Dieses Studium schloss sie im Jahr 2010 erfolgreich mit dem Diplom und der Note 1,1 ab. 2007 bis 2008 volontierte sie beim Zweiten Deutschen Fernsehen in unterschiedlichen Studios und Redaktionen innerhalb Europas, wo sie erste Erfahrungen als Mitarbeiterin aus den neuen Bundesländern beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk machte. Sie erfuhr selbst, dass Ostdeutschland teilweise bis heute in den Medien einer speziellen Behandlung unterliegt. Diese Erfahrungen regten sie dazu an, die Hintergründe näher zu erforschen und 2010, zum zwanzigsten Jubiläum der Deutschen Einheit, die vorliegende Untersuchung durchzuführen. Seit 2008 arbeitet Inga Hoff in Mainz als freie Redakteurin für das Zweite Deutsche Fernsehen.

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