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  • Römische Befestigungsbauten am norischen Donaulimes. Archäologische Kurzdarstellung der Baudenkmäler zwischen Oberranna und Zeiselmauer

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Produktart: Buch
Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 12.2020
AuflagenNr.: 1
Seiten: 120
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die einstige Herrschaft der Römer auf dem heutigen österreichischen Staatsgebiet ist durch zahlreiche antike Baudenkmäler bezeugt, welche sich größtenteils entlang des Donaulimes aneinanderreihen. Als besondere, dem Grenzschutz dienende Befestigungsbauten wurden einerseits Wachttürme (lat. burgus) und andererseits Lager (lat. castra) errichtet. Diese Bautätigkeit nahm im 1. Jh. n. Chr. ihren Anfang und erfuhr bis zum Ende des 4. Jh. n. Chr. ihre Fortsetzung, wobei das römische Kastell eine Entwicklung vom Holz-Erde-Lager zur vollständig aus Stein gefertigten Anlage durchlief. In der zweiten Hälfte des 5. Jh. n. Chr. zogen sich die Römer infolge des Germanensturms größtenteils auf die Regionen südlich der Alpen zurück. Die Befestigungsbauten wurden zum überwiegenden Teil zerstört oder dienten im Mittelalter als Rohstoffquellen für neue Gebäude. Im vorliegenden Buch sollen jene Reste römischer Baudenkmäler behandelt werden, welche entlang des norischen Limes zwischen Oberranna im Westen und Zeiselmauer im Osten positioniert sind. Einzelne archäologische Fundorte wurden anhand von umfangreichem Skizzen- und Fotomaterial beschrieben. Die Monografie wendet sich in erster Linie an einen jenseits der wissenschaftlichen Forschung stehenden, an der historischen Materie interessierten Leserkreis.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 1.2 Die römische Provinzialisierung des Ostalpenraumes: Als initiales Ereignis für die Unterwerfung der Alpenregionen unter die römische Herrschaft sind aus heutiger Sicht bereits die Eroberungszüge des Gaius Iulius Caesar (100-44 v. Chr.) zu sehen, welche eine signifikante Expansion des Provinzialterritoriums nach Osten und Westen bewirkten. In der Endphase der römischen Republik bestand das wesentliche Ziel der politischen Führung darin, den zwischen nördlichen Provinzen und italischem Mutterland eingeschobenen Keil der Alpen in den Besitz der Römer zu bringen. Dieses Vorhaben scheiterte freilich lange Zeit an der Unwegsamkeit des Gebirges auf der einen Seite und der Widerstandskraft seiner Bevölkerung auf der anderen. Erst in der Regierungszeit des Augustus (27 v. Chr.-14 n. Chr.) konnte es schließlich in die Realität umgesetzt werden. Durch die allmähliche Unterwerfung der Alpenstämme schuf der Kaiser die Voraussetzung zur Okkupation Germaniens aus zwei Richtungen, nämlich der Rheinlinie im Westen und der Donaulinie im Süden. Für die relativ rasche und erfolgreiche Romanisierung der Ostalpen zeichneten die beiden Adoptivsöhne des Augustus und Oberbefehlshaber des römischen Heeres, Drusus und Tiberius, verantwortlich. Bereits im Jahre 15 v. Chr. gelang den beiden Militärstrategen die Unterwerfung der rätischen und vindelikischen Stämme unter die römische Herrschaft. Diesem entscheidenden Ereignis gingen einige kleinere Scharmützel in den Jahren 17 und 16 v. Chr. voraus, darunter auch eine Naumachie (Seeschlacht), welche den antiken Quellen zufolge auf dem Bodensee stattgefunden haben soll. Nach Beendigung des Eroberungszuges befanden sich alle Gebiete südlich der Donau in römischem Besitz, und das einst so stolze regnum Noricum fristete fortan innerhalb der Grenzen des Römischen Reichs sein bescheidenes Dasein. Die neuen Herrschaftsverhältnisse wurden von allen alpinen Stämmen mit Ausnahme der Ambisontes zur Kenntnis genommen. Letztere führten gegen die Römer zunächst noch eine Art Guerillakrieg, konnten jedoch schließlich ebenfalls in die Knie gezwungen werden. So erfolgreich der augusteische Imperialismus noch vor der Zeitenwende angelaufen war, so abrupt und grausam endete dieser schließlich in der Varus-Schlacht im Jahre 9. n. Chr., als die römischen Truppen im Teutoburger Wald von germanischen Kriegern überrannt und vernichtet wurden. Nach der verheerenden Niederlage in der Varus-Schlacht konzentrierte sich Rom vornehmlich auf die Stabilisierung des illyrisch-pannonischen Raumes, wo es sich zuvor mit aufständischen Scharen konfrontiert gesehen hatte, so etwa beim Pannonischen Aufstand der Jahre 6-8 n. Chr. Im Jahre 11 n. Chr. erfolgte sehr zum Missfallen der ansässigen Parteien die Gründung der Provinz Illyricum. Dieses Ereignis spielte auch für das alpine Noricum eine wichtige Rolle, da das ehemalige Königreich unter das militärische Kommando von Illyricum gestellt wurde. Unter Kaiser Claudius (41-56 n. Chr.) wurden Raetia und Noricum zu rechtsgültigen Provinzen proklamiert, welchen jedoch zu Beginn noch keine gebührende militärische Präsenz zugestanden wurde, weil sich die Heeresmacht auf die östlichste Provinz, Illyricum inferius, zusammenballte. Um eine nachhaltige Sicherung des Handelsweges von Aquileia zur Ostsee (Bernsteinstraße) gewähren zu können, wurden große Bereiche des Wiener Beckens sowie die Stammesgebiete der Boii von Noricum abgetrennt und Illyricum inferius zugeschlagen. Kaiser Claudius erhob den Donaulimes zu einer militärischen Kordongrenze und ließ dazu die im Landesinneren stationierten römischen Truppen direkt an den Grenzfluss verlegen und in permanenten Lagern unterbringen. Dieser Schritt besaß nicht nur erhebliche militärische Konsequenzen, sondern hatte auch ein Aufblühen des Wirtschaftslebens im Grenzraum zur Folge. Um die Militärlager herum entstanden nämlich zum Teil ausgedehnte Siedlungen mit entsprechenden Markt- und Handwerksvierteln. Unter dem römischen Kaiser Nero (56-68 n. Chr.) wurde der von den Vorgängern eingeschlagene Pfad hinsichtlich der Grenzpolitik im Norden des Reichs in großen Teilen beibehalten. Die Provinz Illyricum inferus wurde jedoch in Pannonia umbenannt, welches bis zum heutigen Tag im Sprachgebrauch der regionalen Geografie (pannonische Tiefebene) verankert ist. Während der Regierungszeit des Imperators Domitian (81-96 n. Chr.) erreichte die ökonomische Entwicklung im Gebiet des Donaulimes einen erstmaligen Höhepunkt, was sich unter anderem dadurch erklären lässt, dass die Anzahl der Legionsstandorte entlang der Donau ihre kontinuierliche Vermehrung erfuhr. In Noricum kam es zur Errichtung von neun neuen Garnisonsorten, während im österreichischen Teil von Pannonia immerhin noch zwei neue Fixpunkte für das römische Heer entstanden. Bereits unter Claudius erfolgte in den nördlichen Provinzen an der Donau eine sukzessive Steigerung des Romanisierungsgrades, was den Kaiser letztlich zur Vorantreibung der Urbanisierung in diesem geopolitisch so bedeutsamen Raum bewog. Ausgewählten Siedlungen wurde zu diesem Zweck das munizipale Stadtrecht verliehen, wodurch sie sich auf der einen Seite reiche Ländereien sichern konnten, auf der anderen Seite aber auch zur Installation einer Regierung nach römischem Vorbild verpflichteten. Zu den ersten Munizipien zählten Brigantium (Bregenz), Iuvavum (Salzburg), Aguntum (nahe Lienz), Teurnia (nahe Spittal an der Drau), Virunum (auf dem Kärntner Zollfeld) und Savaria (Szombathely). Der zwischen den Munizipien verbliebene geografische Raum wurde oftmals von sogenannten civitates erfüllt, bei welchen es sich um unter Aufsicht der römischen Obrigkeit stehende Stammesterritorien handelte. Zu den bedeutendsten interurbanen Gemeinden zählten die civitas Boiorum im Bereich des Neusiedler Sees und die civitas Saevatum et Laiancorum im Pustertal und oberen Drautal. Unter den Flaviern wurde die von Claudius ins Leben gerufene Liste der Munizipien durch das norische Solva (bei Leibnitz) und das pannonische Scarbantia (Sopron) erweitert. Die Verleihung des munizipialen Stadtrechtes fand auch unter den Adoptivkaisern ihre ungehinderte Fortführung, da man ihren strategischen und ökonomischen Nutzen für das imperium Romanum erkannt hatte. Als in dieser Hinsicht besonders eifrig galt Kaiser Hadrian (117-138 n. Chr.), der zahlreiche Reisen in die nördlichen Provinzen unternahm und Ovilava (Wels), Cetium (St. Pölten) und die Zivilsiedlung von Carnuntum (Petronell) zu Munizipien erhob. Die mit den Städtegründungen Hand in Hand gehende Romanisierung des Alpenraumes und der nördlich daran angrenzenden Gebiete konnte anderthalb Jahrhunderte erfolgreich fortgeführt werden, ehe sie mit dem Markomannenkrieg ihr abruptes Ende nahm. Diese Auseinandersetzung war gewissermaßen vorprogrammiert, da jenes nördlich der Donau siedelnde germanische Klientelfürstentum zunächst durch Rom seine großzügige Unterstützung erfuhr und aufgrund dessen sukzessive an Macht gewinnen konnte. Nachdem die römische Armee durch die an der Ostgrenze des Reiches wütenden Partherkriege geschwächt und verwundbar gemacht worden war, traten die bis dahin noch so bündnistreuen Markomannen über die Donau und drangen von dort bis in den norditalienischen Raum vor, wo sie sich schließlich mit mehreren Legionen konfrontiert sahen. Das an etlichen Fronten kämpfende römische Heer galt aufgrund mangelnder Hygiene als Brutstätte für zahlreiche Seuchen, welche auch auf die Zivilbevölkerung übergriffen und innerhalb dieser eine Vielzahl an Todesopfern forderten. Eine Beendigung des Markomannenkrieges zugunsten Roms gelang erst unter Kaiser Marcus Aurelius (161-180 n. Chr.) nach umfangreicher Rekrutierung neuer Truppen. Der römische Herrscher residierte während der kriegerischen Auseinandersetzungen lange Zeit in Carnuntum, wo er sich nicht nur den Fragen nach einer geeigneten Militärstrategie zuwendete, sondern auch einen Teil seiner Selbstbetrachtungen niederschrieb. Zudem beabsichtigte er eine neue Provinz mit dem Namen Marcomannia zu gründen und damit eine signifikante Veränderung der geopolitischen Situation nördlich der Alpen ins Auge zu fassen. Diese Pläne gelangten jedoch nach dem frühen Tod des Kaisers niemals zur Realisation. Marcus Aurelius' Sohn und Nachfolger Commodus (180-193 n. Chr.) zählte zu jenen römischen Herrschern, welche weniger durch ihre politischen Fähigkeiten als durch ihren unüberwindbaren Drang zur Selbstinszenierung hervorstachen. Commodus ließ jenseits der Donau eine breite Sperrzone errichten und versicherte sich durch spezielle Klientelverträge des dauerhaften Friedens mit den Markomannen und Quaden. Gleichzeitig erfolgte jedoch eine aus heutiger Sicht bemerkenswerte Verstärkung des Grenzschutzes so wurden etwa die legiones II et III Italicae am Limes stationiert, wobei ein Truppenverband in Regensburg, der andere hingegen in Albing am rechten Ennsufer und später in Lauriacum am linken Ennsufer seine dauerhafte Unterbringung fand. Diese massive Heeresverschiebung nach Norden hatte eine Verlegung der Provinzverwaltung Noricums von Virunum nach Ovilava (Wels) beziehungsweise nach Lauriacum zur Folge. Zur Zeit der Severer trat in den nördlichen Provinzen eine Phase des weitgehenden Stillstandes und Friedens ein. Die Provinzhauptstadt Carnuntum avancierte lediglich einmal zum Mittelpunkt der Weltpolitik, als dort im Jahre 193 n. Chr. die Ausrufung von Septimius Severus (193-211 n. Chr.) zum römischen Kaiser erfolgte. Die Stadt zog aus diesem Ereignis durch ihre Erhebung vom Munizipium zur colonia großen Profit und erlangte zudem in der römischen Welt durch zahlreiche Münzprägungen einen deutlich gesteigerten Bekanntheitsgrad. Unter Kaiser Caracalla (211-217 n. Chr.), dem Sohn und Nachfolger des Septimius Severus, wurde die constitutio Antoniniana für alle Provinzen zur rechtsgültigen Verfassung erhoben. Dadurch war es der bis dahin eher rechtelosen peregrinen Reichsbevölkerung fortan gestattet, das römische Bürgerrecht für sich in Anspruch zu nehmen. Der Herrscher erhob innerhalb seiner Amtszeit die Stadt Ovilava zur colonia und stattete darüber hinaus die Zivilsiedlungen von Lauriacum und Vindobona mit dem munizipalen Stadtrecht aus. Der Zeitraum zwischen 235 und 289 n. Chr. zeichnete sich durch eine rasche Abfolge von Kaiserausrufungen aus (Ära der Soldatenkaiser), wodurch das Römische Reich letztendlich in eine schwere politische Krise schlitterte. Die im Reichsinneren tobenden Auseinandersetzungen blieben den Nachbarvölkern freilich nicht verborgen und führten zu deren zeitweisem Aufbegehren gegen die römische Hegemonialmacht. Bei den immer wieder aufkeimenden Kriegen erwies sich das Fehlen mobiler Einheiten als großer Nachteil. Dadurch nämlich wurde es den Feinden relativ leicht gemacht, an schwächer bewachten Stellen des Limes in das Reichsterritorium einzudringen. Nachdem man diese Schwachstelle von römischer Seite erkannt hatte, veranlasste man eine Verschiebung des rätischen Limes auf die Linie Rhein-Iller-Donau und die Errichtung eines neuen Straßennetzes zur rascheren Überwindung von größeren Entfernungen. In der zweiten Hälfte des 3. Jh. n. Chr. befasste man sich darüber hinaus mit der Aufstellung einer schlagkräftigen Reiterarmee, welche sich durch ihre schnelle Fortbewegung entlang der Grenze auszeichnete. Am Ende des Säkulums war die Limesbewachung schließlich vollständig reformiert und in ihrem Bestand gesichert, so dass einzelne germanische Scharen nicht mehr in das Reichsterritorium einzudringen vermochten.

Über den Autor

Robert Sturm, Mag. mult. Dr., wurde 1971 geboren. Seine Studien der Naturwissenschaften (Geologie, Biologie, Physik) und Geschichte an der Universität Salzburg schloss der Autor im Zeitraum zwischen 1995 und 2008 erfolgreich ab. Bereits während des Geschichtestudiums beschäftigte er sich eingehend mit der Herrschaft der Römer im heutigen Österreich. Das Hauptaugenmerk der historischen und archäologischen Forschung wurde dabei unter anderem auf die entlang des Donaulimes positionierten antiken Befestigungsbauten gelegt. Zahlreiche in diesem Zusammenhang gewonnene Erkenntnisse motivierten den Autor, sich der Thematik des Buches zu widmen.

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