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- Resakralisierung der Natur im 21. Jahrhundert: Eine Studie zur Entwicklung der Naturauffassung seit der Romantik
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2020
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die deutsche Romantik hat im Laufe der Zeit als Inspiration für viele Künstler, Akademiker und Schriftsteller gedient. Die vorliegende Studie befasst sich mit der Thematik der Natur und sucht eine Verbindung zwischen der deutschen Romantik und der heutigen Umweltorganisationen zu stellen. Diese Verbindung kann vielleicht nicht tatsächlich bewiesen werden, aber man kann nicht zu sehen verweigern, dass diese Ideen rund um die idealisierte Natur ebenso wie weitere Ansichten großen Einfluss hatten und in manchen Fällen noch ganze Generationen prägten. Damit aber diese Verbindung deutlicher sein kann, ist eine ausführliche Untersuchung der europäischen bzw. deutschen und englischen und der amerikanischen Romantik sinnvoll, welche ein bedeutender Anknüpfungspunkt ist. Umwelttheorien wie auch Umweltbewegungen des 20. und 21. Jahrhunderts wurden davon inspiriert und haben ihrerseits die Kernideen und die Ideale von vielen Umweltorganisationen und unabhängigen Aktivisten geprägt. Auf diese Weise wird der Frage nachgegangen, inwieweit die idealisierten Naturbilder von Novalis, Eichendorff und Caspar David Friedrich und die Idee des Erhabenen in der Natur immer noch vorhanden sind.
Textprobe: Kapitel 2.1, Spuren der Romantik in Deep Ecology: Während der sogenannten ökologischen Revolution der 1960er Jahre entwickelte sich die Bewegung für Deep Ecology mehr oder weniger spontan und informell zu einer philosophischen und wissenschaftlichen sozialpolitischen Bewegung. Ihr Hauptanliegen war es, einen großen Paradigmenwechsel herbeizuführen, wie auch eine Veränderung der Wahrnehmung und der Werte und des Lebensstils, um so eine Neuausrichtung des ökologisch destruktiven Weges der modernen industriellen Wachstumsgesellschaften zu erzwingen. Seit den 1960er Jahren ist die Bewegung für Deep Ecology auf lange Sicht von einem Übergang vom Anthropozentrismus zum Ökozentrismus und vom Umweltaktivismus geprägt. Die philosophischen Wurzeln dieser Bewegung liegen im Ökozentrismus und in der Gesellschaftskritik von Henry David Thoreau, John Muir, D.H. Lawrence, Robinson Jeffers und Aldous Huxley. Weitere Inspirationen für das zeitgenössische ökologische Bewusstsein und die Deep Ecology-Bewegung stellen die ökozentrischen Religionen und Lebensweisen der Urvölker auf der ganzen Welt sowie der Taoismus, der Heilige Franz von Assisi, die romantische naturnahe Gesellschafts-Fortschrittskritische Bewegung des neunzehnten Jahrhunderts mit ihren Wurzeln in Spinoza und der Zen-Buddhismus von Alan Watts und Gary Snyder zurückzuführen. Zu dieser Zeit beschäftigten sich viele Biologen, Feldökologen und Naturschutzorganisationen mit der sich rapid ausweitenden ökologischen Krise. Diese Biologen und Umweltaktivisten waren der Überzeugung, dass die vorherrschende anthropozentrische Ausrichtung der westlichen Zivilisation ernsthaft fehlgeleitet und für die Bewältigung der Krise unzureichend war. Die ökologische Revolution der 1960er Jahre geht in der Regel auf die Veröffentlichung von Rachel Carsons Silent Spring im Jahr 1962 zurück. In Silent Spring hinterfragte Carson die Richtung und Ziele der westlichen Gesellschaft einschließlich der menschlichen Kompetenz und des Rechtes, die Erde zu beherrschen und zu verwalten und sie stellte den Anthropozentrismus der westlichen Kultur in Frage. Eine andere Version des Umweltschutzes entstand in den 1960er Jahren als Reaktion auf die zunehmende industrielle bzw. chemische Belastung der Umwelt nach dem Zweiten Weltkrieg. Viele Führer dieses Aspekts des Umweltschutzes, wie der Biologe Barry Commoner und Ralph Nader, hatten weder einen ökologischen Hintergrund noch einen Hintergrund in der Erhaltungstradition von Thoreau / Muir / Leopold. Dieser neuere Trend, welcher auch als Swallow Ecology bekannt ist, des sogenannten human survival environmentalism , war anthropozentrisch, auf die Umweltverschmutzung in den Städten ausgerichtet und konzentrierte sich eng auf das Überleben des Menschen. Die philosophische Spaltung zwischen den Ökozentristen und den anthropozentrischen Umweltschützern fand in den 1960er Jahren statt, als der erste Leiter des US-Forstdienstes, Gifford Pinchot, behauptete, dass es nur Menschen und Ressourcen gäbe. Sogar Wildnis und andere Arten hatten keinen Wert für sich selbst, denn es handelte sich lediglich um Humanressourcen, die entweder durch Rohstoffgewinnung ausgebeutet oder für ihre Erholungs- oder ästhetischen Werte genutzt oder für den Genuss künftiger Generationen von Menschen gerettet wurden. Eine Antwort zu dieser Bewegung gab Arne Naess in einem Interview, wo er die grundlegenden Merkmale und Attribute der Deep Ecology präsentierte und einige Hauptunterschiede zwischen Deep und Swallow Ecology kommentierte: One of the basic norms of deep ecology is that every life form has in principle a right to live and blossom. […] There is a basic intuition in deep ecology that we have no right to destroy other living beings without sufficient reason. Another norm is that, with maturity, human beings will experience joy when other life forms experience joy, and sorrow when other life forms experience sorrow. […] For deep ecology, there is a core democracy in the biosphere. The swallow ecology movement tends to talk only about resources for humans, whereas in deep ecology we talk about resources for each species. Shallow ecology is concerned about overpopulation in developing countries but not about overpopulation in industrial countries – […] In deep ecology, we have the goal not only of stabilizing the human population but also of reducing it to a sustainable minimum by humane means which do not require a revolution or dictatorship. […] We need the conservation of human cultures, just as we need the conservation of animal species. We need diversity of both human and non-human life! Die Sorgfalt, mit der er seine Vorstellungen von einem Leben verfolgt, das den Bergen, von denen er weiß, dass sie seine wahre Heimat sind, keinen Schaden zufügt oder sie beleidigt, hat kein Ende. Die Berge haben ihm so viel gegeben und er ist sich seinen Auswirkungen voll bewusst. Der Sinn all seiner spartanischen Gewohnheiten ist, dass er sich dafür entscheidet, es so zu haben. Natürlich könnte er in einer materiell aufwendigeren Weise leben und er erkennt, dass nur wenige andere so leben möchten, wie er es tut. Das Wichtigste für ihn ist jedoch, dass er so treu wie möglich nach seiner eigenen Vorstellung von einer Bergethik leben möchte. Diese Ethik entspricht nicht nur seiner Philosophie, sondern hat auch viel dazu beigetragen, ihre Formulierung zu beeinflussen. Freiwillige Einfachheit spricht für vieles, ebenso wie die Vorstellung einer intensiven Identifikation mit den Bergen - in der Tat mit der ganzen Natur, von der der Mensch ein Teil ist. Im Gegensatz zu der globalen verbraucherorientierten neuen Weltordnung, die von den Unternehmenseliten versprochen wurde und nun mit den utopischen Visionen der New Age Megatechnologie der 1970er und 1980er verschmilzt, befürwortet die Position von Deep Ecology eine Vision von Menschen, die kreativ in einem harmonischen und ökologischen Gleichgewicht mit der Erde und ihren nichtmenschlichen Einwohnern leben. Während swallow Ansätze eine instrumentelle Herangehensweise an die Natur darstellen und die Erhaltung natürlicher Ressourcen nur zum Wohle des Menschen anstreben, erfordert die Deep Ecology die Anerkennung des inneren Wertes der Natur. Sie identifiziert die dualistische Trennung des Menschen von der Natur, die von der westlichen Philosophie und Kultur als Ursprung der Umweltkrise gefördert wird, und fordert die Rückkehr zu einer monistischen, ursprünglichen Identifikation von Mensch und Ökosphäre. Der Übergang von einem menschenzentrierten zu einem naturzentrierten Wertesystem ist der Kern des Radikalismus, der der Deep Ecology zugeschrieben wird. Chellis Glendinning glaubt, dass die westliche Kultur unter einem ursprünglichen Trauma leidet, das durch die systematische Entfernung unseres Lebens von der Natur, von den natürlichen Kreisläufen und von der Lebenskraft selbst verursacht wird. Diese Beseitigung begann langsam mit der Einführung der Landwirtschaft und ist zu Krisenanteilen in der technologischen Gesellschaft gewachsen. Damit verbunden ist der traumatische Verlust des Zugehörigkeitsgefühls zur Erde. Glendinning meint, dass die zentrale Sucht der westlichen Gesellschaft, was er Techno-Sucht nennt, eine Sucht sowohl nach einer mechanistischen Sichtweise der Welt als auch nach bestimmten Maschinen wie Computern, Fernsehgeräten und Raketen ist. Entwurzelt von unserem Zuhause in der Natur, entwurzelt von den natürlichen Kreisläufen, getrennt von den anderen Kreaturen, fühlen wir uns verloren und verängstigt, meint er. Da die heutige Realität weniger wild und eher technologischer wurde, muss ein neuer physische Kontext geschaffen werden, wo der Mensch sich angenehm fühlt. Aber da dies aus Schrecken getan worden ist, träumt man einen Traum von einer Welt, in der die Menschen die vollständige Kontrolle haben und so ist eine Techno-Utopie geschaffen worden. Die Entfernung von der Natur hat sich die Menschen disorientiert, meinten die Romantiker und sie riefen nach einer Rückkehr zur Natur und Wiederherstellung der Harmonie. Die Gedanken von Glendinning über die Techno-Utopie erinnern vielleicht an Werken von Hoffmann, wie Der Sandmann (1816), wo die Figur von Spalanzani, welche auf einen italienischen Naturforscher verweist, wie ein anderer Gott in eine Maschine neues Leben bringt. Ist das vielleicht eine frühere Kritik an dieser zentralen Sucht der westlichen Gesellschaft, welche Glendinning Techno-Sucht nennt?
Sofia Kokkini wurde 1987 geboren. Im Jahr 2005 begann sie ihr Studium in der Abteilung für Englische Sprache und Philologie an der Aristoteles Universität von Thessaloniki und zu dieser Zeit entdeckte sie ihre Neigung zur Literatur. Nach drei Jahren Arbeit als Deutsch- und Englischlehrerin begann sie ihr Studium in der Abteilung für Deutsche Sprache und Philologie. Fasziniert von der deutschen Kultur und Sprache und zugleich schockiert von der Gleichgültigkeit der Menschen der Umwelt gegenüber fing sie an, nach den verloren geglaubten romantischen Idealen der Natur zu suchen.
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