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- Qualitätskriterien im Bilderbuch am Beispielthema Adoption
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 76
Abb.: 15
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Im Bereich der Bilderbuchforschung wurden schon viele Aspekte wissenschaftlich betrachtet - unter anderem Tod, Scheidung, Missbrauch und Angst. Das Thema Adoption wurde bisher jedoch außen vor gelassen, obwohl eine große Anzahl von Publikationen für Kinder zu diesem Thema existiert. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es daher, zunächst theoretisch: - ein Grundwissen als Basis zu den Themen Adoption und Bilderbuch zu vermitteln. - Adoption und Bilderbuch zusammenzubringen, den Forschungsstand darzulegen und Arten und Funktionen von Adoptionsbilderbüchern zu erläutern. Aus den Annahmen und Erkenntnissen der Theorie resultiert dann ein individuell aufgestellter Kriterienkatalog, der Beurteilungsmerkmale für Adoptionsbilderbücher enthält. Dieser Katalog dient dann als Grundlage für die Analyse zweier ausgewählter Kinderbilderbücher mit dem Thema Adoption. Diese empirische Untersuchung hat zum Ziel, festzustellen, inwieweit die aus der Theorie heraus aufgestellten Kriterien in den ausgewählten Bilderbüchern konkret umgesetzt werden. Unterteilt wird in sechs Kapitel. Die ersten beiden theoretischen Kapitel befassen sich allgemein mit den Themen Adoption und Bilderbuch, um dem Leser ein Grundwissen zu vermitteln. Im darauf folgenden Kapitel wird zunächst der Forschungsstand zu Adoptionsbilderbüchern dargestellt, dann eine Unterteilung verschiedener Arten von Adoptionsbilderbüchern vorgenommen, die mit Beispielen erläutert wird. Schließlich werden die Funktionen von Adoptionsbilderbüchern herausgestellt, um dann konkrete Fragen an ein Adoptionsbilderbuch zu formulieren. Im zentralen vierten Kapitel werden die Beurteilungskriterien für Adoptionsbilderbücher aufgestellt und kurz erläutert sowie auf die entsprechenden Stellen im Theorieteil verwiesen. Im fünften Kapitel werden diese Kriterien dann auf die beiden ausgewählten Bilderbücher angewendet. Die Entscheidung fiel hier auf ein aktuelles und ein Bilderbuch aus den 70er Jahren, um eventuell eine Entwicklung der Adoptionsbilderbücher im Laufe der Zeit skizzieren zu können. Im siebten und letzten Kapitel, folgt ein kurzes Fazit bezüglich der Fragestellung, ob die gewählten Beurteilungskriterien in den ausgewählten Bilderbüchern angemessen umgesetzt wurden und bezüglich der allgemeinen Situation auf dem Markt der Adoptionsbilderbücher.
Textprobe: Kapitel 3.4, Bilderbücher über Adoption - Problembilderbücher: Bilderbücher über Adoption können zu den Problembilderbüchern oder Bilderbüchern über belastete Themen zugeordnet werden. Diese Bilderbücher thematisieren Probleme und Konflikte, die Kinder betreffen und stellen diese mit Text und Illustrationen ‘kindgemäß’ dar (vgl. Hollstein/Sonnenmoser 2010, S. 68). Problemorientierte Bilderbücher regen den Leser zum Nachdenken an und fordern ihn auf, Lösungsmöglichkeiten für das dargestellte Problem zu entwickeln und Stellung zu beziehen. Problembilderbücher können die Realität konkret darstellen, die Konflikte aber auch in eine Fantasiewelt übertragen (vgl. ebd., S. 69). Doch warum brauchen Kinder Bilderbücher, die die Realität darstellen und nichts beschönigen? ‘ Es gibt sie nicht, die heile Kinderwelt’ (Pressler 1988, S. 82). Immer wieder hört man jedoch, dass Konflikte und problembelastete Themen im Bilderbuch nichts zu suchen hätten. Die Kinder sollten vor der harten Realität bewahrt werden, sollten ihr Leben noch unbeschwert und sorgenfrei genießen können, man sollte den Kindern mit solchen Büchern keine Angst machen, sollte sie nicht überfordern und den Alltag der Kinder durch positive Bilderbücher eher entlasten (vgl. Thiele 1985, S: 26). Doch problemorientierte Bilderbücher können den Kindern helfen, Distanz zu ihren eigenen Problemen zu gewinnen, Anteil an den Problemen anderer zu nehmen, sich in andere hineinzuversetzen, Lösungswege zu finden und zu lernen, dass sie mit ihren Schwierigkeiten nicht allein sind (vgl. Hollstein/Sonnenmoser 2010, S. 70). Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur sozialen Erziehung und der Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes (vgl. ebd., S. 71). Problembilderbücher bieten eine Sozialisationshilfe, helfen Kritikfähigkeit zu erlernen, Vorurteile zu überwinden und Alltagsprobleme zu lösen (vgl. ebd.). Konflikte sollen nicht vermieden werden, sondern das Kind sollte die Gewissheit haben, dass es mit Problemen und Gefühlen wie Angst, Trauer oder Neid nicht allein ist (vgl. Thiele 1985, S. 22). Die Kinder erleben ihren Alltag keineswegs konfliktfrei und die Darstellung von negativen Inhalten im Bilderbuch muss keineswegs negative Auswirkungen auf das Kind haben (vgl. ebd., S: 26). Problembilderbücher können verschiedene Erfahrungsfelder behandeln. So kann ein Problembilderbuch mit dem Erfahrungsfeld Kindergarten eine Geschichte erzählen, in der ein Kind keinen Anschluss findet, eine in der ein Kind Wutausbrüche bekommt, eine in der ein ausländisches Kind in die Gruppe kommt oder eine Geschichte, in der ein Kind nicht gerne in den Kindergarten geht. Weitere Erfahrungsfelder können Spielplatz, Familie, Stadt, Umwelt, Wohnung und Krabbelgruppe sein. Bilderbücher über Adoption sind vor allem dem Erfahrungsfeld Familie zuzuordnen, wobei Konflikte aufgrund der Adoption eines Kindes natürlich auch in anderen Erfahrungsfeldern auftreten können. Weiterhin besteht bei problemorientierten Bilderbüchern das Problem der Auswahl in Bezug auf die Zielgruppe. Was für Erwachsene hohe Relevanz hat, ist für Kinder vielleicht überhaupt nicht bedeutsam und interessant oder kann ihnen nur schwer plausibel gemacht werden. So stellt sich die Frage ob es Sinn macht, Kinder mit einem Bilderbuch über die Judenverfolgung in der NS-Zeit oder mit einem Bilderbuch über die erbärmliche Situation südamerikanischer Straßenkinder zu konfrontieren (vgl. Hollstein/Sonnenmoser 2010, S. 73f.). Diese Probleme, die fernab der kindlichen Lebenswelt sind, sind allein mit einem Bilderbuch wohl kaum verständlich zu machen. Adoptionsbilderbücher hingegen betreffen das adoptierte Kind unmittelbar. Für nichtadoptierte Kinder kann es dazu dienen, das Kind mit der Thematik generell vertraut zu machen oder Hilfestellung beim Verhalten gegenüber adoptierten Kindern zu geben. 4.1, Forschungsstand: Eine wissenschaftliche Betrachtung des Aspektes Adoption in Bilderbüchern gibt es schlichtweg nicht. Es ist keinerlei Literatur zu finden, die dieses Thema aufgreift, was die Erstellung dieser Arbeit natürlich erschwert hat. Auch wenn man die Recherche indirekt anstellt und versucht über die Problembilderbücher, was Adoptionsbilderbücher ja zweifelsohne sind, einen Zugang zum Thema zu finden, stößt man wieder auf eine Sackgasse. Adoption wird nicht einmal als mögliche kindliche Konfliktsituation erwähnt. Er werden die üblichen Themen wie Tod, Scheidung, Armut, Krankheit, Aggressionen usw. dargestellt, aber Adoption bleibt außen vor. Und das, obwohl in der Praxis die Bilderbücher über Adoption ihren festen Platz schon lange eingenommen haben. Es sind Bilderbücher aus den 70er und 80er Jahren ebenso zu finden, wie aktuelle Bilderbücher. Natürlich von der Anzahl her weitaus weniger Bücher, als beispielsweise zum Thema Tod, aber dennoch eine beachtliche Anzahl. Nach meiner Recherche sind es ca. 21 Bilderbücher. Hinzu kommen dann Kinderromane und Bücher für ältere Kinder und Jugendliche, die das Thema Adoption aufgreifen. Von diesen 21 Bilderbüchern stammt der Großteil aus Deutschland, eines aus Belgien, eines aus Schweden, eines aus Großbritannien, eines aus Dänemark, jeweils in deutscher Übersetzung, eines aus Österreich und drei aus der Schweiz. Das Thema scheint also auch international Beachtung zu finden. Zum Thema Homosexualität und Adoption gibt es lediglich ein einziges Bilderbuch: ‘Komm, ich zeig dir meine Eltern!’. Doch wie machen diese Bilderbücher nun auf sich aufmerksam, wenn nicht durch die wissenschaftliche Literatur? Dies geschieht hauptsächlich durch Vereine und Verlage, aber auch Internetseiten, die sich auf das Thema Adoption spezialisiert haben. Der Kirchturm Verlag beispielsweise nennt sich selbst ‘Kleinstverlag’, bietet aber als einziger Verlag zwei Bilderbücher über Adoption an und ist auch sonst sehr engagiert in Bezug auf die Thematik. In beiden Bilderbüchern werden auf der letzten Seite ausführliche Literaturempfehlungen zum Thema Adoption gegeben, die sowohl Bilderbücher, als auch Fachliteratur enthalten. Des Weiteren sind verschiedene Vereine zu nennen, die viel Aufklärungsarbeit leisten und Informationsmaterial zusammentragen. Der Verein Elterninitiative Adoption e.V. hat eine Liste mit Bilderbüchern über Adoption mit einer Inhaltsbeschreibung und Altersempfehlung zusammengestellt. Auch die Vereine der Adoptiv- und Pflegefamilien Heidelberg e.V., der Pflegefamilienkreis im Breisgau e.V. und der Verein Adoption unser Weg e.V., um nur einige zu nennen, veröffentlichen Listen mit Bilderbüchern über Adoption, besonders zur Aufklärung. Teilweise werden sogar besonders empfehlenswerte Bilderbücher rot markiert und hervorgehoben. Der Verein Pflegekinder Aktion Zürich e.V. selbst hat das Bilderbuch ‘Von Mimi zu Mama und wieder zurück’ herausgebracht und stellt online sehr gut aufgearbeitete Hintergrundinformationen und Anregungen für Erwachsene zum Bilderbuch bereit (vgl. Rohner/Gerritsen 2009). Auch der Verein Pro Juventute aus der Schweiz brachte ein Bilderbuch heraus, ‘Peter und Susi finden eine Familie’ (vgl. Hess/Blass 1997). Auch Internetseiten bieten natürlich Informationen zum Thema Adoption, die Seiten www.adoptionsdatenbank.de, www.adoption.de und www.adoptionsberatung.at bieten auch Listen mit Adoptionsbilderbüchern. Auf der letztgenannten Seite findet man ein Interview mit einer Pädagogin und Adoptivmutter zum Thema ‘internationale Adoptionen in Kinder- und Jugendbüchern’, das jedoch sehr allgemein gehalten ist und bei dem das Bilderbuch eher zu kurz kommt. Es werden zwar einige Bücher, auch Bilderbücher, genannt, aber eine spezifische Erläuterung zu den einzelnen Büchern findet nicht statt. ‘Paten - die Fachzeitschrift rund ums Pflegekind und Adoptivkind’ veröffentlichte 2009 einen Buchtipp zum Bilderbuch ‘Wie Emmi zu ihrer Familie kam’ und auch die FEBB family-Schulzeitschrift der freien evangelischen Bekenntnisschule Bremen veröffentlichte zum gleichen Bilderbuch einen ausführlichen Buchtipp (vgl. Salzmann 2007, S. 24 vgl. o.V. 2009, S. 4). Weiterhin brachte die schweizerische Fachstelle für Adoption ein Bilderbuch mit dem Namen ‘Wie Hanna und Madame Schwein zu ihren Eltern kamen’ heraus. Dieses Buch ist jedoch nur über die Schweiz im Direktverkauf der Fachstelle zu beziehen, kostet um die 30 Euro und ist in Schweizer Franken zu bezahlen. Für deutsche Adoptiveltern wird es also sehr schwierig sein, Zugang zu diesem Buch zu bekommen. Die Fachstelle veröffentlicht auch eine Liste mit empfehlenswerten Bilderbüchern zum Thema Adoption. Weniger üblich ist es dahingehend, dass Pflegeltern selbst ein Bilderbuch veröffentlichen, so wie es die Autorin Barbara Lütgen-Wienand getan hat. Das Buch heißt ‘Hugo allein auf dem Feld. Eine Feldmaus findet ein neues Zuhause’ (vgl. Lütgen-Wienand 2011). Adoptiveltern auf der Suche nach einer anschaulichen Aufklärungsmöglichkeit wenden sich häufig in Foren an andere Adoptiveltern. Dort wird sich rege über empfehlenswerte Bilderbücher und deren entsprechende Altersempfehlung ausgetauscht. Und auch Internetrezensionen sind zu finden, hierbei ist es jedoch schwierig zu unterschieden, ob die Rezensionen von Adoptiveltern geschrieben wurden oder nicht. Meiner Meinung nach haben die Landesjugendämter beim Thema Adoption im Bilderbuch zur Aufklärung der Adoptivkinder und als Hilfestellung für Adoptiveltern noch enormen Aufholbedarf. Lediglich vom Landesjugendamt Bayern war eine Broschüre aus dem Jahr 2005 zu finden, die das Thema Aufklärung aufgreift und auf der letzten Seite sechs Kinderbücher, davon 3 Bilderbücher, empfiehlt (vgl. Bayerisches Landesjugendamt 2005).
Daniela Kuck, B.A., wurde 1989 in Rodewisch geboren. Ihr Studium der Erziehungswissenschaft an der Universität Augsburg schloss die Autorin im Jahre 2014 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Arts erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte sie umfassende praktische Erfahrungen im Kindergartenbereich. Ihre Tätigkeit in verschiedenen Einrichtungen und der Kontakt mit Bilderbüchern aller Art motivierten sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.
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