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Kunst & Kultur
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 172
Abb.: 89
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Märchen begleiten uns durch unser Leben und durch unsere Kultur. Von klein auf werden wir mit Märchen in allen möglichen Formen konfrontiert, so dass sie zum Bestandteil des alltäglichen Lebens und der Kommunikation werden. Ihre Funktionen und Bedeutungen haben sich im Laufe der Geschichte und mit der Umformung der Gesellschaftsstrukturen gewandelt. Auch die verschiedenen Medien, durch welche Märchen verbreitet und erzählt wurden und werden, haben die Märchen und ihre Popularität verändert und neue Sichtweisen und Perspektiven eröffnet. Märchenerzählungen sind in ihren verschiedensten Formen und Erscheinungen Kommunikationsträger von Wissen und Unterhaltung. In der Populär- und Unterhaltungskultur avancieren sie vom Vermittlungsinstrument zum Konsumprodukt und zum Gestaltungsmittel der Werbeindustrie und des populären Massenmarktes. Das Buch wirft einen Blick auf die Beziehung von Medien, Kommunikation und Märchen. Denn als Kommunikationsmittel wird das Medium Märchen durch andere Medien adaptiert, umgeformt und verbreitet und so in den Kommunikationskreislauf und in populäre Diskurse eingebettet.
Textprobe: Kapitel 3.2.5, Isolation und Allverbundenheit: Viele der vorangegangenen Merkmale, vor allem der abstrakte Stil, finden ihren Ausgangspunkt im entschiedensten Wesensmerkmal des Märchens: der Isolation und der Allverbundenheit. Isolation: Bereits durch die Flächenhaftigkeit des Märchens, zum Beispiel fehlendes Staunen über das Numinose oder das Fehlen jeglicher Gefühlsregungen, wird ersichtlich das Märchenfiguren isoliert stehen. 'Die Fläche ist abgelöst, in sich selbst isoliert. Die Märchenfigur hat keine Innenwelt, keine Umwelt, keine Beziehung zu Vorwelt oder Nachwelt, keine Beziehung zur Zeit.' (Lüthi, 2005: S. 37) Die einzelnen Elemente wirken überdies an sich isolierend: Scharfe Konturen trennen Gestalten und Dinge, Farben und Metalle heben Besonderes hervor, Figuren und Gegenstände aus festem Stoff wirken starr und isoliert. Besonders trifft diese Isolation auf das Seltene und Kostbare sowie auf die Extreme zu: Gold und Diamanten, der König und der Arme, die Tänzerin im prächtigen Gewand. Märchenfiguren sind beziehungsisoliert, zwischen den Menschen besteht eine Handlungsbeziehung und keine Beziehung die auf Gefühle basiert, dies sieht man an der äußeren Isoliertheit, zum Beispiel wenn Eltern sterben oder man alleine in die Ferne wandert. Selbst die Handlung ist isolierend, denn sie gibt nur eine Linie vor, nicht aber den Handlungsraum oder das –mileu indem sich die Handlung vollzieht. Auch die Episoden sind in sich abgeschlossen. Jede neue (ähnliche) Situation wird neu behandelt, der Märchenheld oder die Märchenheldin machen keine neuen Erfahrungen, sie handeln aus der Isoliertheit heraus. Wenn neue Aufgaben gestellt werden und der Held oder die Heldin die Gaben zur Lösung bereits erhalten haben, so werden sie sich doch jedes Mal von Neuem zuerst die Frage stellen, was denn nun zu tun sei? Und wie sie das denn nur lösen sollen? Trotz der Ähnlichkeiten in den Situationen, werden keine Bezüge oder Zusammenhänge zu früheren Episoden hergestellt. 'Das Märchen isoliert die Menschen, die Dinge, die Episoden, und jede Figur ist sich selber ebenso fremd, wie es die einzelnen Figuren einander sind.' (Lüthi, 2005: S. 43) Aufgaben werden erledigt, Gaben werden verwendet und wenn alles vollbracht ist, wird von den Dingen nicht mehr gesprochen. Der isolierende Stil des Märchens gestattet es nicht, zu erwähnen, ob der goldene Esel später noch einmal gebraucht wurde oder ob der König den fliegenden Teppich benützt, nachdem alle Schwierigkeiten überwunden wurden. Durch den Isolationsstil ist es unter anderem auch möglich Fragen in der Art zu stellen wie es dem Geschehen entspricht. So dass zum Beispiel ein/e BetrügerIn (KHM 89 Die Gänsemagd) gefragt werden kann, welche Strafe ein/e BetrügerIn erhalten solle und der/die BetrügerIn wird, ohne einen Bezug zu seiner/ihrer Situation, auf diese ihm/ihr isoliert erscheinende Frage mit einer grausamen Strafe antworten, die ihm/ihr dann zuteil wird. Die in sich abgeschlossenen Episoden erlauben es dem Märchen inhaltlich sich ähnelnde Situationen zwei- oder dreimal zu erzählen und sogar dieselben Worte oder (formelhaften) Sätze zu erwähnen. Märchenfiguren, -motive und –züge sind aufgrund der Isolation beweglich, sie sind allgemein geläufig und symbolträchtig und dadurch für neue Zusammenhänge offen. Nicht nur neue Beziehungen innerhalb des Märchens sind möglich, durch Kommunikationsformen kann man Motive und Züge aus ihrem Kontext herauslösen und mit neuen Inhalten füllen (z. B.: in Werbung und Literatur) (vgl. EM 3, 1981: Sp. 1274 – 1280 EM 7, 1993: Sp. 321 – 324 Lüthi, 2005: S. 37 – 48).
Mag. Natascha Thaler wurde 1983 in Kärnten geboren und ist im Medienbereich tätig. Von frühester Kindheit an begegneten der Autorin Märchen und Märchenhaftes in vielen verschiedenen medialen Formen. Diese medialen Umsetzungen und Auseinandersetzungen mit einem Kulturgut im Laufe der Zeit schürten die Neugierde der Autorin und so hat sie es sich in diesem Buch zur Aufgabe gemacht, eine Übersicht in den Märchendschungel und einen Erklärungsgrund für die anhaltende Popularität und dem massenhaften Produkten des Märchenzaubers zu finden.
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