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- Musikunterricht, der Spaß macht! Schülerorientierter Musikunterricht durch offene Unterrichtsformen
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 116
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Was ist Schülerorientierung? Was sind offene Unterrichtsformen? Wie sind diese gerade im Musikunterricht einsetzbar und was bewirken sie? Dieses Buch widmet sich gerade diesen Fragen und beleuchtet dabei, was unter den vielen Begriffen zu verstehen ist, zeigt aber auch, wie diese Methoden schließlich im schulischen Unterricht eingesetzt werden können. Relevant erscheint diese Betrachtung besonders durch den immer häufiger zu vernehmenden Ruf nach einem Einsatz von kooperativen Lernmethoden im Unterricht. Und gerade an diesem Punkt ermöglichen die offenen Unterrichtsformen eine Vielzahl von Möglichkeiten, denn sie schaffen für die Schülerinnen und Schüler einen großen Rahmen für individuelles und kooperatives Lernen. Um dies beispielhaft zu verdeutlichen, werden existierende Materialien des Musikunterrichts auf die Aspekte Schülerorientierung und offene Unterrichtsformen hin untersucht. Schwerpunktmäßig wird dabei schließlich betrachtet, ob und wie vorteilhaft die Methode des Stationenlernens für die Schülerorientierung im Unterricht und speziell im Musikunterricht anhand der vorgestellten Materialien ist.
Textprobe: Kapitel III, Offener Unterricht: ‘In einer ersten Annäherung könnte man Offenen Unterricht als das Arrangieren von Lernwegen bezeichnen, welche die unterschiedlichen Voraussetzungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler berücksichtigen und möglichst jede und jeden zu einer aktiven Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand anregen.’ In Bezug auf Norbert Edel zeigt sich, dass offener Unterricht von mehreren Seiten zu betrachten ist: Es geht dabei um die SuS, um den Lerngegenstand und um den Weg wie die SuS diesen erschließen. Was den offenen Unterricht jedoch grundlegend von anderen Unterrichtskonzepten zu unterscheiden scheint, ist, dass jeder der SuS einen eigenen Weg finden soll diesen angesprochenen Unterrichtsgegenstand zu erschließen und durch und mit ihm zu lernen. Es sollen individuelle Lernwege ermöglicht werden und somit die SuS sich nicht dem Unterricht anpassen, sondern der Unterricht ihnen. Doch dieser Wunsch nach einer Veränderung des Unterrichtsgeschehens zu einem offenen Unterricht entstand nicht völlig unbegründet. Die Wurzeln des offenen Unterrichts liegen in der Reformpädagogik des frühen 20. Jahrhunderts und wurden besonders durch Pädagogen wie Maria Montessori oder Célestin Freinet beeinflusst. Ursprünglich ins Leben gerufen wurde die Idee der Reformpädagogik aber bereits im 18. Jahrhundert zur Zeit der Aufklärung von Jean Jacques Rousseau, der die Natur zum Zentralbegriff machte und das Natürliche auch zu dem machte, was ‘das von der Vernunft Geforderte sein’ sollte. Dabei ist dieser Naturbegriff von Rousseau nicht einfach konkret zu fassen, meint aber wohl ‘im Grund das Echte, das Lebensunmittelbare, Wurzelstarke, Einfach-Wahre, Ungekünstelte’. Für seine Pädagogik bedeutet dies, dass alle Anweisungen für seine natürliche Erziehung ‘der allgemeinen Natur des Menschen entnommen werden’ sollen. Das bedeutet also, dass das ursprünglich Menschliche allem anderen übergeordnet werden soll. Und so wird auch erstmals der Blick auf die einzelnen Lebensabschnitte eines Menschen gelegt, sodass es zu einer Unterscheidung von Kind und Erwachsenen und den jeweiligen Ansprüchen und Bedürfnissen kommt. Auch fordert Rousseau mit seiner Pädagogik die freie Entfaltung der individuellen, aber positiven Anlagen des Menschen und die Verhinderung von störenden Einflüssen, sodass die entscheidende Erziehung eines Menschen durch die eigenen Erfahrungen ermöglicht wird. Bei Rousseau ist damit der Grundsatz der Selbsttätigkeit geschaffen. Nachdem dieser Ansatz im 19. Jahrhundert verloren ging, kam es zu Beginn des 20. Jahrhunderts erneut zu einer pädagogischen Reformbewegung, die sich gegen die Prinzipien des 19. Jahrhunderts auflehnte und daher ‘die Auslieferung des jungen Menschen an die objektiven Mächte der Erwachsenenwelt’ und den autoritären Unterrichts- und Erziehungsstil verurteilte und dagegen vorgehen wollte. Somit werden nach und nach – die Zeit des NS-Regimes unterbricht diese Vorgänge – wieder die Prinzipien der Reformpädagogik aufgenommen. Grundlegenden Aufschwung erhält die Form des offenen Unterrichts, die sich wie bereits angedeutet an dieser Pädagogik orientiert, schließlich durch die Bildungsreform der siebziger Jahre, da diese ‘die Forderung nach einem ‚offenen Curriculum‘ ‘formulierte. Dieser Wunsch schien sich durch die verschiedenen offenen Unterrichtsformen gut umsetzen zu lassen und so wurde dieses Konzept zuerst in den Grundschulen und schließlich auch an weiterführenden Schulen etabliert. Trotz allem existiert bei vielen Lehrpersonen eine Abwehrhaltung gegenüber dieser Unterrichtsform, wobei es viele gute Gründe gibt eine Öffnung von Unterricht zu vollziehen. So sieht es auch die Grundschulpädagogin Irmintraut Hegele, denn sie behauptet: ‘In einer Welt, die den Kindern immer weniger Möglichkeiten bietet, eigenständig Erfahrungen zu sammeln, kommt der Schule eine sehr viel größere Aufgabe und Verantwortung zu als bisher. Sie muss den Kindern einen Lern- und Lebensraum bieten, in dem sie sich entfalten und über Inhalte, Ziele und Methoden ihrer Lernprozesse so weit wie möglich selbst entscheiden können.’ Somit ist die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen dafür verantwortlich, dass in der Schule mehr eigenständige und individuelle Arbeit gefördert werden soll. Auch Norbert Edel sieht die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen als einen Grund für den Einsatz von offenen Unterrichtsformen in den Schulen. Gleichzeitig damit verbunden ist laut ihm auch ein insgesamt verändertes Verständnis von Schule, das sich diesen veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen anpassen und ausgleichen soll. Edel nennt insbesondere ‘gewandelte Beziehungsstrukturen in der Familie, verändertes Erziehungsverhalten, Mediatisierung, anderes Spiel- und Freizeitverhalten, Konsumorientierung.’ Diese Ausgangslage, die durch die Gesellschaft geprägt wurde, ist von enormer Bedeutung für Schule und Bildung, denn es existieren Defizite, die auch im schulischen Zusammenhang nicht zu ignorieren sind. So können beispielsweise einige Sozialfähigkeiten der SuS nicht mehr voraus gesetzt werden. Dies liegt größtenteils an den stark veränderten Familienbildern und einer Zunahme von Beziehungsmangel und -verlust. Außerdem kommt es durch die extreme Mediatisierung zum Verlust von direkten Erfahrungen und Kinder und Jugendliche sind ständig starken Reizen und Spannungen ausgesetzt. Für eine verstärkte Heterogenität der Schülergruppen kommt es zusätzlich dadurch, dass die SuS unterschiedlich stark von diesen Veränderungen betroffen sind und somit auch unterschiedliche Voraussetzungen vorliegen an die Schule anknüpfen muss. Schule muss und will diese Defizite berücksichtigen, aber ihnen auch gegensteuern. Offener Unterricht soll daher eine Möglichkeit sein diesen Wunsch umzusetzen und den SuS neue Ansatzpunkte zu vermitteln. Norbert Edel sieht eine weitere Begründung für den offenen Unterricht aber auch in der Schule selber, denn er ist der Meinung, dass traditionelle Unterrichtsformen, die rein lehrerzentriert ausgerichtet sind, nicht die Möglichkeiten bieten, um auf die bereits angesprochenen Veränderungen und Defizite einzuwirken, die in der heutigen Gesellschaft vorhanden sind und im offenen Unterricht versucht ausgeglichen zu werden. In diesem Zusammenhang wird ‘oft angeführt, dass im lehrerzentrierten Unterricht auf den einzelnen Lernenden mit seinen jeweiligen Fähigkeiten und Bedürfnissen nicht angemessen eingegangen werden könne, Kompetenzen des selbstständigen Wissenserwerbs nicht gefördert werden könnten und die Ausrichtung auf die Lehrperson soziales Lernen und die Entwicklung von Teamfähigkeit verhindere […]’. Lehrerzentrierung ermöglicht demnach nicht das, was durch offenen Unterricht erreicht werden soll, nämlich das eigenverantwortliche Lernen der SuS. Trotzdem spricht sich Edel nicht völlig vom lehrerzentrierten Unterricht los. Es müsse jedoch darauf geachtet werden, was in dieser Unterrichtsform möglich und wann sie sinnvoll einsetzbar ist. Wo der lehrerzentrierte Unterricht an seine Grenzen stößt, fängt der offene Unterricht eventuell gerade erst an. Es ist damit zu sehen, dass die Gründe für die Nutzung des Konzepts des offenen Unterrichts vielschichtig sind und aus verschiedenen Quellen stammen, in der Schule jedoch alle zusammenfließen und daher es unbedingt notwendig ist den offenen Unterricht umzusetzen.
Maike Hüweler, geboren 1990 in Rheine, studierte von 2010 bis 2015 die Fächer Musik und Deutsch für das Lehramt an Real- und Hauptschulen an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Die instrumentalen Hauptfächer waren dabei klassische Gitarre und Klavier. Eine Vielzahl pädagogischer und didaktischer Erfahrungen konnte die Autorin in zahlreichen Praktika an Real- und Hauptschulen sowie in langjähriger Kinder- und Jugendarbeit sammeln. Wichtig war ihr immer, die Schülerinnen und Schüler für das Fach Musik zu begeistern und den Spaß am Musizieren zu vermitteln. So entstand auch die Motivation sich mit der in diesem Buch vorliegenden Thematik auseinanderzusetzen und Ideen für den Musikunterricht zu entwickeln. Seit Mai 2015 arbeitet Maike Hüweler als Lehramtsanwärterin an der Realschule im Vestert in Ahaus.
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