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  • Metaphern in der Wissensvermittlung: Kognitive Metaphernkonzepte in Sach- und Fachtexten zum Web 2.0

Kunst & Kultur


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 120
Abb.: 11
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Metapher gehört zu den sprachlichen Phänomenen, die in verschiedenen Wissenschaften einen gemeinsamen Untersuchungsgegenstand darstellen. In der kognitiven Linguistik gilt sie als ein Werkzeug des Denkens und bildet als konzeptuelle Metapher eine Grundlage von Verstehensprozessen, dank der Eigenschaft, Analogien zwischen verschiedenen Aspekten herzustellen. Die vorliegende Studie untersucht den Stellenwert der Metapher in der Vermittlung von Informationen und Wissen. Dazu wird im theoretischen Teil die kognitive Metapherntheorie nach Lakoff und Johnson sowie deren Überarbeitung nach Christa Baldauf erläutert. Welche Rolle die Metapher für das Wissen des Menschen spielt, wird ebenso vorgestellt, wie die beiden unterschiedlichen Konzepte des fachinternen und fachexternen Wissenstransfers. Während fachinterner Wissenstransfer zwischen Experten stattfindet, befasst sich fachexterner Wissenstransfer mit der Informationsübertragung von Experten an Laien. Das Korpus des praktischen Teils der Studie setzt sich aus Texten zu dem aktuellen Thema des Web 2.0 zusammen. Dies sind zum einen fachinterne Texte wie Lehrbücher und wissenschaftliche Artikel und zum anderen fachexterne Texte wie Sachbücher, die von Experten an Laien gerichtet sind. Die Studie zeigt sowohl korrespondierende als auch voneinander divergierende Metaphernkonzepte, die in den unterschiedlichen Textsorten eingesetzt werden, und stellt die identifizierten Metaphernkonzepte detailliert und geordnet nach der Klassifizierung von Christa Baldauf vor. Mit den Ergebnissen der Korpusanalyse wird letztendlich ein klares Bild zur Weitergabe von Wissen in Bezug auf das Web 2.0, welches abhängig von der jeweiligen Art der Wissensvermittlung ist, präsentiert.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.5, Funktionen von Metaphern: Sowohl für den Autor als auch den Lernenden erfüllen Metaphern in Texten, die der Wissensvermittlung dienen, wichtige Funktionen. Je nach Kontext der jeweiligen Metapher, aber auch beeinflusst von der Intention des Autors, können gleichzeitig mehrere Funktionen realisiert werden. In der Literatur zur Metapher werden die Funktionen von Metaphern grob eingeteilt in rhetorische und kognitive Arten (vgl. Jäkel, 2003, S. 31 ff.). Eine Metapher wird vor allem dann als rhetorisches Mittel eingesetzt, wenn sie den Leser überzeugen oder überraschen will oder auch eine Bewertung hinzufügen soll. Zum Beispiel beinhaltet die Metapher des ‘Computervirus’ in Assoziation zum biologischen Ursprung eine Infizierungsgefahr und damit eine Bewertung des Sachverhalts. Auch Sätze wie das folgende Beispiel beinhalten bereits wertende metaphorische Ausdrücke, die derart zumindest in dem speziellen Kontext entstehen können. Die Begriffe ‘beherrschen’ sowie ‘Revolution’ fungieren hier als rhetorische Mittel: ‘Google beherrscht nicht nur den Markt für Suchanfragen im Internet, sondern könnte mit seinen Angeboten von Online-Anwendungen (Google Mail oder die Office-Anwendungen Text & Tabellen) sogar die nächste Revolution auf dem IT-Markt beginnen’ (B, 34). Neben der rhetorischen Funktion haben Metaphern aber vor allem kognitive Aufgaben, sodass ihre Verwendung die kognitiven Prozesse wie Denken, Sprechen und Handeln des Lesers beziehungsweise Lernenden beeinflussen kann. In diesem Sinne sind sie besonders interessant im Zusammenhang mit Texten zur Wissensvermittlung, wie sie in der vorliegenden Arbeit untersucht werden. Nach Jäkel (ebd.) wird die ‘Funktionsweise der Metapher [in der Betrachtungsweise des kognitiven Ansatzes] als eine primär kognitive bestimmt.’ Diese Äußerung formuliert zugleich die Grundannahme, die hinter der Fragestellung dieser Arbeit steht: dass Metaphern grundsätzlich kognitiver Natur sind und folglich mit ihnen kognitive Vorgänge wie Denken und Lernen gestaltet werden können. Jäkel räumt der Metapher als maßgebliche Aufgabe die Erklärungs- beziehungsweise Verständnisfunktion ein, die, wie er bemerkt, bereits in der Definition nach Lakoff und Johnson festgehalten ist. Mithilfe eines ‘Explanans X’ wird das ‘Explanandum Y’ erklärt, der Ursprungsbereich X erklärt den Zielbereich Y (ebd.). Die Metapher ist hierbei von großem Nutzen in der Didaktik und Pädagogik, da Lerninhalte existieren, die nur über metaphorische Konzepte erklärt werden können. Der Begriff ‘Netz’ für den weltweiten Verbund von Computern steht beispielhaft für die Übertragung aus einem bekannten Erfahrungsbereich des Menschen (die Natur) auf einen neuen, noch zu erschließenden Bereich (neuartiges Medium). Die Metapher hilft so bei der Strukturierung ganzer Bereiche, um dem Lernenden Zugang zu diesem Wissen zu verschaffen. Für den Lernenden bietet die Metapher im didaktischen Zusammenhang viele Vorteile. Zum einen ist sie durch ihre Bildhaftigkeit behilflich bei der Memorisierung neuer Lerninhalte und ist besonders für visuelle Lerntypen eine Stütze. Zum anderen können durch übergeordnete Bildfelder, wie sie Weinrich schon erkannte, einzelne unbekannte Metaphern erschlossen werden (vgl. Koch, 2010, S. 45 f.). Ein Bildfeld wie WEB 2.0 IST EINE BÜHNE beinhaltet unterschiedliche sprachliche Metaphern wie zum Beispiel: Selbst den Protagonisten des Web 2.0-Trends dürfte es schwer fallen, eine genaue Definition dessen zu geben, wofür der Begriff ganz genau steht (B, 7). Mit nur wenig Aufwand können Sie langsam, quasi als Zuschauer von der Tribüne, die Funktionsweise des Netzwerks beobachten – und lernen (B, 171). Die Rolle des Einzelnen wandelt sich dabei vom Informationskonsumenten hin zum Informationsproduzenten (A, 217). Diese Einzelmetaphern können durch Rekurs auf das höhere Konzept des Web 2.0 als Bühne erschlossen werden. Eine weitere Aufgabe der Metapher besteht in ihrer heuristischen beziehungsweise konstitutiven Funktion, die auf dem ‘kreativen Potential’ (Jäkel, 2003, S. 35 f.) der Metapher beruht. Dank dieser Eigenschaft spielen Metaphern vor allem in der Wissenschaft, und hier besonders in der Theoriebildung, eine wesentliche Rolle. Metaphern können die Ausarbeitung einer Theorie unterstützen, indem ein metaphorisches Grundgerüst erschaffen wird. Auch Theorien selbst sind, wie Lakoff und Johnson feststellen, Metaphern. THEORIEN SIND BAUWERKE ist eines der metaphorischen Konzepte, welches sie in ‘Metaphors we live by’ erläutern. ‘Diese Theorie ist aus verschiedenen Teilen zusammengebaut’ verdeutlicht dies als sprachliches Metaphernbeispiel. Die Metapher dient im Sinne der heuristischen Funktion nicht zur direkten Erklärung eines Sachverhalts, sondern ist selbst die Basis für eine Theorie oder einen anderen Gegenstand. Die Analyse der Korpora sowie die Erläuterung der kognitiven Metapherntheorie werden noch einmal präzisieren, wie wichtig die metaphorischen Funktionen und ihr Zusammenspiel in der Wissensvermittlung sind.

Über den Autor

Ulrike Hager, M. A., wurde 1985 in Leipzig geboren. Ihr Studium der allgemeinen Sprachwissenschaft, Galloromanistik und Wirtschaftsinformatik schloss die Autorin im Jahre 2012 mit dem akademischen Grad Magistra Artium erfolgreich ab. Bereits während des Studiums verfasste sie eine Arbeit zur Alltagsmetapher, die sie als wesentliches Werkzeug in der Sprache und im Denken des Menschen erachtet. Fasziniert von diesem Thema ergab sich in Verbindung mit ihrem Nebenfach Wirtschaftsinformatik die Frage nach der Bedeutung der Metapher im Bereich der Wissensvermittlung dieses Fachs, welches durch eine eindeutige Fachsprache ausgezeichnet scheint.

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