Suche

» erweiterte Suche » Sitemap

  • Sie befinden sich:
  • Fachbücher
  • »
  • Kunst & Kultur
  • »
  • Liedtexte aus literaturwissenschaftlicher Perspektive: Die Eignung von Liedtexten für den Deutschunterricht

Kunst & Kultur


» Bild vergrößern
» weitere Bücher zum Thema


» Buch empfehlen
» Buch bewerten
Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Es besteht eine enge Verbindung zwischen der Entwicklung der populären Musik und der Jugendkultur, die sich seit den 50er Jahren, geprägt durch die Musik, als eigenständige Subkultur innerhalb der Gesellschaft herausbildete. Heute wachsen Jugendliche selbstverständlich unter dem Einfluss verschiedenster Ausprägungen dieser Jugendkultur auf. Das Identifizieren mit oder auch das Abgrenzen von einer bestimmten Gruppe ist für die Entwicklungsphase Jugend unausweichlich. Die Tatsache, dass populäre Musik und ihre Texte in dieser Phase eine bedeutende Rolle spielen können, eröffnet den Raum für Überlegungen hinsichtlich einer didaktischen Verwendung von Liedtexten für den Literaturunterricht. Versteht man Liedtexte als Lyrik, eröffnet dies die Chance für einen schülerorientierten und zeitgemäßen Lyrikunterricht In diesem können Schüler erleben, dass Lyrik heute noch stattfindet, zu ihrer Alltagswelt gehört und nicht nur rezipiert und verstanden werden will, sondern auch eine Möglichkeit ist, sich selbst oder individuelle Erfahrungen auszudrücken. Jedoch finden Liedtexte in der fachdidaktischen Diskussion bislang wenig Beachtung. Die vorliegende Arbeit setzt sich zunächst mit dem Wesen von Liedtexten aus literaturwissenschaftlicher Perspektive auseinander, um dann zu erörtern, inwieweit sich Liedtexte für den Literaturunterricht eignen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.1.2, Lebensweltbezug: Die größte Motivation Liedtexte im Lyrikunterricht zu behandeln, liegt in ihrer Präsenz in der Lebenswelt heutiger Schüler. Die Relevanz, die sie durch ihre massenhafte Verbreitung und Rezeption haben, legitimiert sie zum Unterrichtsgegenstand im vor allem gesellschaftlichen Kontext. Sie sind zudem ein anfangs leicht zugänglicher Gegenstand, da die Schüler mit Liedtexten vertraut sind. Friedrich Hassenstein bringt es in seinem Artikel zum Gedicht im Taschenbuch des Deutschunterrichts auf den Punkt: »Die 'Ballade' in ihrer aktuellen Bedeutung als Lied, das von jemandem in der Personalunion Autor / Komponist / Begleiter / Sänger zum Vortrag gebracht wird, ist zweifellos die lyrischen Textsorte, die auf junge Generationen von heute die größte Wirkung ausübt«. Seit der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg ist die Sozialisation im Jugendalter nah mit den Erscheinungsformen populärer Musik verknüpft. Heute wachsen Kinder und Jugendliche selbstverständlich mit den unüberschaubar vielfältigen Ausdrucksstilen der Popmusik auf. Liedtexte treten als Form der Lyrik im Alltagsleben Jugendlicher besonders in Erscheinung. Gerade das kann dazu dienen, die ansonsten eher befremdlich und nicht leicht zugängliche Gattung der Lyrik, zu öffnen und als einen wesentlichen Teil der jugendlichen Lebenswelt zu behandeln. Da Liedtexte oftmals aus der Feder von Personen stammen (oder zumindest durch Personen repräsentiert werden), die den Schülern bereits bekannt sind und für die unter Umständen bereits ein Interesse besteht, ist die Auseinandersetzung mit Liedtexten als lyrischen Texten zur Motivation geeignet. Peter Wicke stellt fest, dass der Erwerb sozialer Kompetenz beim Umgang mit Popmusik für Jugendliche im Vordergrund steht. In ihr und damit auch in den Texten drückten sich Geschlechterbeziehungen, Rollenverständnis, Lebenshaltung, kollektive Werterfahrung und Umgang mit Emotionalität aus und die zu beobachtende wachsende Orientierungslosigkeit Jugendlicher zwinge geradezu zu einer Auseinandersetzung mit ihrer Lebenswelt, zu der die Popmusik dazu gehöre. Daraus lässt sich für die Behandlung von Liedtexten zunächst eine Handlungsorientierung ableiten. Die Schüler können in der Auseinandersetzung reflektieren welche Aussagen Liedtexte treffen wollen, wie diese Aussagen sprachlich umgesetzt sind und wie sie selbst solche Form des Ausdrucks schaffen können. Sie können erleben, dass sie als Musikkonsumenten Teil einer sozialen Kommunikation sind, an der sie sowohl als Empfänger als auch als Sender teilnehmen können. Diese Erkenntnis und die Anleitung zur eigenen Tätigkeit im handlungsorientierten Unterricht wendet das ab, was Peter Wicke darstellt, nämlich Popmusik als ein »professionelles Hochtechnologieprodukt (...), das weder zum Mit- noch zum Selbermachen einlädt und so aus Jugendlichen besonders unkritische Opfer des kommerziell organisierten Kulturbetriebs« werden lässt. Hierin liegt die eigentliche Bedeutung des Gegenstands Liedttext im Lyrikunterricht. Er stellt einen Bezug zur Lebenswelt der Schüler her und erlaubt die Möglichkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit derselben, im gesellschaftlichen Kontext. 3.2, Konzepte für den Lyrikunterricht: 3.2.1, Gegenwärtige Überlegungen: Die methodische Ausrichtung des Lyrikunterrichts hat seit den 60er Jahren eine nachhaltige Veränderung durchlaufen. Vom werkimmanenten Interpretationsansatz zur Analyse in den 70er Jahren, die der strukturalistischen Methode folgte, bis zur Entwicklung von handlungs- und produktionsorientierten Methoden Anfang der 80er Jahre, die vor allem durch die Rezeptionsästhetik legitimiert wurden. Eingeführt wurde der Begriff handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht von Gerhard Haas 1984. Der traditionelle analytische Umgang mit literarischen Texten, dessen werkimmanente Interpretation in erster Linie einen Zusammenhang zwischen Form und Inhalt herstellen sollte, sollte ergänzt werden durch das Einbeziehens eines aktiven Lesers, der durch eigene Umstrukturierung des Textes z.B. an dem Text produktiv arbeitet und so seinen Sinn erschließt. Dabei unterscheidet Haas zwischen Handlungsorientierung und Produktionsorientierung. Erstere meint den eben beschriebenen aktiven Umgang mit Texten. Der Leser ,,spielt mit dem Text, erweitert oder verkürzt ihn, setzt ihn in andere künstlerische Formen um (z.B. Malerei). Der Prodktionsorientierte Ansatz konzentriert sich im Unterschied dazu auf das eigene Schaffen von Texten. Die Eigenaktivität der Schüler im Umgang mit Gedichten soll gefördert werden, ohne, dass daran eine bestimmte literaturtheoretische Schule gebunden wird. Der traditionelle analytische Umgang mit lyrischen Texten muss dabei aber nicht zurücktreten, sondern sollte sinnvoll mit der Produktions- und Handlungsorientierung verbunden werden. Denn nach Jung können erst durch die Analyse der Form eines lyrischen Textes dessen Aufbauprinzipien erfasst und nachgeahmt werden. Deshalb versteht Waldmann das produktionsorientierte Verfahren nicht als Selbstzweck, sondern als einen Teil der Auseinandersetzung mit lyrischen Texten. Der Einbezug der Ergebnisse aus dem analytischen Prozess kann während der anschließende Produktion den Verstehensprozess fördern. Eine Synthese aus Analytischem und Handlungs- bzw. Produktionsorientiertem Umgang mit lyrischen Texten entspricht auch den Zielen des Lehrplans, in dem Sinne, dass eine Lesemotivation erreicht werden kann, den Schülern eine individuelle Auseiandersetzung ermöglicht wird und sie zur Selbsttätigkeit animiert. Durch ihre Eigenaktivität kann ihnen die Produziertheit lyrischer Texte bewusst werden, was einen Anlass zur formalen Analyse von lyrischen Texten schaffen kann. 3.2.2, Moderne methodische Herangehensweisen: Für den Umgang mit Lyrik unterscheiden Abraham und Kepser in Anlehnung an Waldmann zwischen: >Gedichtsspielen: Dazu werden Reimspiele, Allegoriespiele und Metapherspiele gezählt. Außerdem werden Gedichte die nach einem vorgegebenen Schema geschrieben werden (z.B. Elfchen oder ,,Haikus ) als Beispiele für Gedichtsspiele genannt. Solche Spiele lassen sich auch in Bezug auf Liedtexte anwenden. Durch die Vorgabe eines musikalischen Schemas (eine Taktreihe, Melodie oder Akkordbegleitung) kann ein bestimmter rhythmischer Zeitraum für Sprache festgelegt werden, an den die Schüler ihre Texte anpassen. >Aktives und produktives Lesen teilweise veränderter Gedichte Gemeint ist zunächst das aktives Hören und Sehen eines Gedichts (bei Liedtexten deren Rezeption als Lied von einer CD oder auch als Aufführung innerhalb eines Konzerts oder Musikvideos). Eine andere Form ist das antizipierende Lesen , d.h. Vermutungen zu Überschriften und teilweise rezitierten Gedichten sollen formuliert werden. Das lässt sich auch für Liedtexte durchführen. Darüber hinaus können beim Lesen von gedruckten Texten Vermutungen über den Klang des Liedes oder den möglichen Musikstil aufgestellt werden. Schließlich wird das rekonstruierende Lesen genannt, z.B. durch Ergänzen von weggelassenen Textteilen oder durch Rekonstruktion zweier vermischter Texte, was auch für Liedtexte denkbar ist. >Produktive Konkretisierung literarischer Texte: Hierunter fällt die darstellende Konkretisierung , d.h. die szenische Darstellung und Interpretation eines Gedichtes durch Gestaltung von Standbildern, Erstellung von Text-Bild-Collagen oder einer musikalische Darbietung. Des Weiteren sind visuelle Konkretisationen gemeint: Z.B. das Illustrieren von Kernstellen, Umsetzen in einen Comic (z.B. bei Texten mit erzählenden Elementen) oder das Herstellen eines Videoclips. Diese Art des Umgangs scheint sich ideal mit Liedtexten durchführen zu lassen. Schüler könnten zu gedruckten Texten Rhythmen und Melodien finden oder zu Liedern Musikvideos konzipieren, die die Bedeutung des Textes in den Vordergrund rücken sollen. Die Zusammenwirkung von Musik und Text könnten sie in Bildern ausdrücken oder umgekehrt aus Bildern Texte und Lieder assoziieren. Ein zusätzlicher Aspekt ist das Vergleichen von Gedichten , wobei Gesichtspunkte wie Themen und Motive, poetologische Aspekte, Entstehungsgeschichte, historische Kontexte oder literarische Qualität in den Mittelpunkt der Beobachtung gestellt werden können. Hier kann auf historische Liedformen zurückgegriffen werden, etwa auf die germanischen Heldenlieder und ihre Texte, den Minnesang im Vergleich zu heutigen Liebesliedern oder auf die ,,Erfindung der freien Rhythmen durch Klopstock im Vergleich heutiger freier Rhythmen in der Rap-Musik. >Produktive Veränderung literarischer Texte: Dies ist zum Beispiel durch das Schreiben von Parallelgedichten möglich, im Falle eines Liedtextes, das Verfassen eines Textes nach derselben Melodie zum Beispiel. Außerdem können Veränderungen an der Textsorte vorgenommen werden, so kann der Versuch unternommen werden ein klassisches Gedicht zu rappen oder aus einem Liedtext eine Geschichte, ein Theaterstück zu entwickeln und umgekehrt. Auch das Verändern von sprachlich-stilistischer Gegebenheiten zählt zu dieser Methode. Gemeint sind der Austausch von Wörtern (Metaphern, Vergleichen) und die Erprobung der dadurch veränderten Wirkung.

weitere Bücher zum Thema

Bewerten und kommentieren

Bitte füllen Sie alle mit * gekennzeichenten Felder aus.