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- Kawanabe Kyosais Rakuga: Satirische Höllen- und Paradiesvorstellungen und Aesops Fabeln im Wandel der Meiji-Zeit
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 176
Abb.: 26
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Kawanabe Kyosai (1831-1889), a famous artist living on the verge of a changing world, managed to combine the very best from the East and the West, from the old times and the new ones. He put into print works of art influenced by ancient Japanese tradition and religion, present Japanese Ukiyo-e handicraft and modern Western technology, knowledge and culture. He created his very own new style of pictures, using all his training, material and hard work. Kawanabe Kyosai was criticizing the ways of the Meiji government and the fact, that after Japan´s seclusion the Japanese didn´t have enough time to adapt to the new circumstances and to the new cultural influences that came from the West. The Japanese were not really allowed any more to be themselves, but couldn´t adapt and become westernized so fast. With his caricatures the artist helps his people to cope with the new situation and all the new problems arising, whilst adapting to Western civilization. His pictures enable the Japanese to look at themselves critically in a mirror from an outsider´s point of view as well as at their own government, culture and at the new incoming Western culture and civilization.
Textprobe: Kapitel 3, Die Serie der Rakuga: Im Jahr 1874 publiziert Sawamuraya Seikichi eine Serie von 15 Nishiki-e Karikaturen im Oban-Format (ca. 37x25 cm), designt von Kyosai mit dem Titel ‘Kyosais lustige Bilder’ bzw. ‘Kyosais vergnügliche Bilder’ Kyosai-rakuga ????, von welchen heute zwölf bekannt sind. Kyosai stand dem neuen Regime eher feindlich gegenüber. Die Doppeldeutigkeit der japanischen Sprache wird gemeinsam mit unterschwelligen Botschaften in dieser Serie für die Kunst perfekt inszeniert, einerseits wohl zum Vergnügen, andererseits wird dieses Vergnügen mit dem Geschäft verbunden, den Tenpo-Reformen der Zeit ein Schnippchen zu schlagen, um dem Künstler nichts nachweisen zu können. Lustig an einer Doppeldeutigkeit ist nicht nur der Inhalt der Doppeldeutigkeit, sondern auch das Phänomen der Doppeldeutigkeit an sich. Kyosais besondere Kunstfertigkeit besteht - wie man auch an diesem seinem Werk sehr gut erkennen kann - darin, dass er es versteht so doppeldeutige Bilder zu zeichnen, die oberflächlich wie sogenannte ‘enlightenment prints’ aussehen, aber sich in Wahrheit über die Regierung lustig machen. Als Kyosai 1874 seine Serie Rakuga herausgab, wurde er für seine beißende Satire an der Bunmei-Kaika-Bewegung nicht wie etwa zu erwarten gewesen wäre, verhaftet oder etwa die Serie verboten, sondern es wurde ihm sogar in der Zeitung Shinbun-zasshi ????, über die er sich eigentlich in Bild 5 lustig macht, für die Neuheit seines Designs gratuliert. Entweder hatte der Journalist den Inhalt seines Bildes nicht richtig verstanden oder Kyosai wurde bereits als jemand angesehen, der in Wahrheit seinen Teil dazu beitrug die Veränderungen zu propagieren. Lachen hilft zunächst unangenehme Neuerungen langsam mit Humor zu verarbeiten und zu akzeptieren. 3.1, Titel der Serie: Der Titel der Serie, Rakuga ??, also ‘unterhaltsame / lustige Bilder’, meint wohl unter anderem, dass er beim Zeichnen der Bilder Spaß empfunden hat und auch versuchte Menschen damit zu amüsieren, die ähnliche Ansichten hatten wie er. Das Ziel seiner Karikaturen war die japanische Imitation des Westens, die vor allem in der Oberschicht unter dem Slogan ‘Zivilisation und Erleuchtung’ bunmei kaika ???? stattgefunden hat. Sein erstes Bild der Serie hat den Titel ‘Die Erleuchtung der Hölle’ Jigoku no kaika ?????. Jigoku ist ein Homonym, das sowohl ‘Hölle’ ??als auch ‘mein eigenes Land’ ?? bedeuten kann. Vor dem Titel der Bilder ????steht oft oju ‘Auf Bestellung’ - eigentlich bei allen Bildern bis auf Nummer 3 und 4 - was nicht der Realität entsprochen haben muss und sicherlich in diesem Fall auch nicht hat. Vielmehr ist es eine weitere Möglichkeit des Künstlers unter dem Einfluss der Zensur die Verantwortung für seine ‘gefährlichen’ satirischen Bilder von sich zu weisen und damit einer Gefängnisstrafe zu entgehen. Titel- und Serienkartusche passen sich farblich-platzmäßig an das jeweilige Bild an. 3.2, Datums- und Verlegerstempel: Bemerkenswert ist auch der Datumsstempel aratame-in ??der Serie, denn es wurde hier nur beim ersten Bild der übliche Stempel für den August 1874 verwendet, der sich aus dem Schriftzeichen für Acht und Hund zusammensetzt. Auf den anderen Bildern (2-10) wurde ein Teil eines viel älteren Stempels von 1865 benützt, der dem Stempel von September 1874 ähnelt, dann folgt ab Druck 11 der Stempel für den Oktober 1874. Man kann daraus schließen, dass die Bilder dazwischen wohl im September angefertigt wurden. Der Verlegerstempel besteht zunächst in den Drucken 1-4 und interessanter Weise auch 15 nur aus einem kleinen runden Siegel und wird dann aber (Druck 5-11) durch die genaue Angabe der Adresse und des ausgeschriebenen Verlegernamens ergänzt: Der Verleger Sawamuraya Seikichi ??? ??hatte sein Geschäft in der Stadt Edo Stadtviertel Kanda Häuserblock Suda Haus Nummer 4 ?????????? inmitten eines geschäftigen Markt-Zentrums. Parallel dazu ist die Angabe des Holzschnitzers ab Bild 5-15. 3.3, Die Serie innerhalb von Kyosais Œuvre: Sammlungen und Bestände: Wenn man von Höllenbildern um die Meiji-Restauration spricht, muss man vor allem den Künstler Kawanabe Kyosai ?? ?? (1831-1889) erwähnen. Er wird eher unter die Maler gereiht, hat aber auch mehr als 400 Ukiyo-e und einige Bilderbücher ehon ??designt. Er mochte komische Bilder, aber auch traditionelle Subjekte. Es ist also kein Wunder, dass die Hölle und deren Einwohner einen wichtigen Platz in seinem Werk einnehmen. In seinen ‘100 Illustrationen von Kyosai’ Kyosai hyakuzu ????, publiziert zwischen 1863-1866, die ihm sofort Ruhm brachten, illustrierte er verschiedene Sprüche und Redewendungen, unter ihnen ‘Ferien in der Hölle’ Jigoku no kyujitsu ?????, zwei Tage im japanischen Kalender, 16. des ersten Monats und 16. des siebenten Monats, wenn sich sogar die Hölle ausruht.Unter den gegenwärtig bekannten Werken Kyosais sind 600-700 nishikie-e Einzeldrucke, surimono, Fächerdrucke und illustrierte Bücher, mehr als 1000 Bilder, die auf Malpartys geschaffen wurden und 4000 Skizzen. Zu seinen Lebzeiten war dieser Künstler schon sehr beliebt bei den Ausländern und daher kamen viele seiner Werke schnell ins Ausland. 19 von Kyosais komischen Werken befanden sich in Toku Baelzens (1889-1945) Besitz, dem Sohn des berühmten Japanarztes. 100 Bilder von Kyosai, darunter Höllenszenen, Gespenster- und Dämonendarstellungen, besitzt das British Museum. Das Victoria und Albert Museum in London beherbergt eine große Sammlung von Skizzen und Bildern des Künstlers, die Sammlung von Baelz ist in Heidelberg, Nettos möglicherweise in Frankfurt und Chiosonnes in Genf. Auch in Leiden befindet sich eine große Kollektion von Zeichnungen. Der Großteil von Conders Sammlung wurde in Kopenhagen (1942) versteigert und in London (1965). Drucke über die Shichifukujin ???, die sieben Götter des Glücks, und Shoki ??, den Dämonen-Jäger, waren enorm populär und die Bücher und Serien, in welchen sie vorkamen, wurden in großer Anzahl für eine breite Öffentlichkeit publiziert, so auch die Rakuga mit zehn Ausgaben bis zum Jahr Meiji 14 (1881).
Petra Palmeshofer wurde 1982 in Wien geboren. Neben ihrem Doppelstudium Japanologie/Spanisch und Latein (Diplom) arbeitete sie als Lehrerin für Schüler und Studenten, beschäftigte und begeisterte sich beruflich und privat für Sprachen, Kunst, Literatur und Film. Das erste Interesse sich mit Ukiyo-e zu befassen, entstand durch einen Vorlesungszyklus der Kunstgeschichte an der Universität Wien in Kombination mit der Ausstellung des MAK in den Jahren 2005 und 2006, worauf zwei Seminararbeiten zu diesem Thema, eine davon auf Japanisch im Auslandsjahr, folgten. In diesem Buch versucht die Autorin ihr Interesse für Japan mit dem für Kunst und Kunstgeschichte zu verbinden und mit kritischem und satirischem Blick auf die Meiji-Zeit Japans zu schauen. Ihr Ziel ist es, interdisziplinäre wissenschaftliche Werke zur Japanologie, klassischen Philologie, Kunstgeschichte und vergleichenden Literaturwissenschaft zu verfassen.
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