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  • „Es lebe die Einsamkeit!“: Alleinsein, Einsamkeit und soziale Isolation literarischer Figuren in ausgewählten Texten der Neueren Deutschen Literatur

Kunst & Kultur


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 132
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Studie behandelt Arno Schmidts Schwarze Spiegel (1951), Marlen Haushofers Die Wand (1963), Herbert Rosendorfers Großes Solo für Anton (1976), Yorck Kronenbergs Welt unter (2002), Thomas Glavinics Die Arbeit der Nacht (2006) und Jürgen Domians Der Tag, an dem die Sonne verschwand (2008). Die untersuchten Texte werden dem Feld der postapokalyptischen Literatur zugeordnet und bedienen sich dem Motiv der Robinsonade, wobei das Alleinsein der Figuren unterschiedliche Formen annehmen kann. Beachtenswert sind hierbei die Erzählhaltungen und Stilmittel, welche die Autoren gebrauchen. Das Ziel dieser vergleichenden Analyse ist es, die Darstellungen der Art des Alleinseins, der Funktion des Alleinseins für den Text und die Figur sowie der (Nicht-)Auswege aus der (sozialen) Isolation zu beschreiben.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.2.2.1, Soziale Isolation: Sobald das Einsamsein einer Person pathologische Ausmaße annimmt, kann von ‚sozialer Isolation‘ gesprochen werden. Soziale Isolierung wird definiert als ‘Zustand geringsten sozialen Kontaktes bzw. größter Distanz sowie als Absonderung/Vereinzelung von Individuen und Gruppen’, und es existieren mehrere Auslegungen des Begriffes der sozialen Isolation. Kognitionspsychologisch wird ‘soziale Isolierung als das negative individuelle Erleben unzureichender Sozialkontakte’ definiert. In diesem Fall ist es notwendig, dass soziale Isolation ‘das Werturteil des Individuums voraus[setzt], daß seine gegenwärtigen sozialen Beziehungen (Ist-Lage) seinen sozialen Wünschen im Hinblick auf Nähe (Soll-Lage) nicht entsprechen. Grundlegend für soziale Isolierung ist also eine Ist-Soll-Diskrepanz’. Allen Determinationen gemeinsam ist die Auffassung, dass soziale Isolierung stets etwas Negatives bedeuten muss, denn sie ‘besteht meist aus einem Bündel negativer Erlebnisweisen: Das Gefühl der Verlassenheit, das Gefühl, verstoßen zu sein, anderen fremd zu sein Einsamkeit Furcht vor sozialen Kontakten, Erlebnisse der Entfremdung Angst, Bedrohung, Niedergeschlagenheit’. 2.2.2.1.1, Gründe und Gefahren, in soziale Isolation zu geraten: Da bei der folgenden Analyse literarischer Texte meistens die Einsamkeit und nicht das – objektiv vorwiegend gegebene – Alleinsein im Vordergrund stehen wird, ist eine genauere Beschreibung sozialer Isolation, wie sie unter ‚normalen‘ Umständen passiert, bedeutsam. In den bearbeiteten Texten sind Alleinsein und eine häufig darauf folgende Einsamkeit ‚Nebenwirkungen‘, die nach einer (lebens-) einschneidenden und unmittelbar auf das Individuum einwirkenden Katastrophe auftreten. Es besteht indessen im Leben jedes Menschen die Gefahr, an Einsamkeit oder sogar sozialer Isolation zu leiden. Nach Wilhelm Bitter ‘zeigen sich in den kritischen Lebensphasen bei jedem Menschen Tendenzen zu gefährlicher Isolierung’, und diese kritischen Lebensphasen sind: die frühe Kindheit, die Pubertät mit ihrer veränderten Triebaktivität, ihren Konflikten mit Eltern und Lehrern, ihrem Pendeln zwischen Anlehnung und Isolierung, die Adoleszenz mit ihrer Auflehnung gegen die Erzieher. Bitter weist darauf hin, dass in allen genannten Phasen ‘‚Weichen‘ gestellt [werden] zu einer bejahten Einsamkeit oder aber zu angst- und notvoller Vereinsamung. Wie schwer die Aufgabe ist und wie oft sie misslingt, zeigen die hohen Selbstmordziffern in den verschiedenen Altersstufen.’ Auf die Auswirkungen sozialer Isolation wird in der Folge noch genauer eingegangen, und es wird auch der Suizid besprochen. Vorweg kann gesagt werden, dass die meisten Selbstmorde ‘zwischen dem fünfzehnten und neunzehnten sowie zwischen dem fünfundvierzigsten und fünfundfünfzigsten Lebensjahr’ geschehen. Beachtenswert ist folgende Ausführung Härlins, die darauf hinweist, dass jeder Mensch, auch wenn er äußerlich sichtbar von einem sozialen Netz ‚gehalten‘ wird, einsam sein könnte: Wer ist zum Beispiel einsam in unserer Gesellschaft? Nur die Randsiedler, die Alten, die Kranken? Oder eigentlich jeder zweite in seiner Ehe, seinem Beruf, seiner sozialen Stellung, die er vor den anderen ängstlich als intakt und ‚völlig in Ordnung’ darzustellen sich bemüht? Warum brechen Jugendliche aus? Warum scheitern junge Ehen? Warum verkümmern Menschen geistig, die auf der Höhe ihrer Schaffenskraft stehen sollten? Warum nehmen sich Leute, die wir gut zu kennen glaubten, die mitten unter uns waren, plötzlich das Leben? Im Gegensatz dazu schließen Lauth und Viebahn eine (offensichtlich nicht erkennbare) Vereinsamung inmitten sozialen Kontaktes aus, indem sie behaupten, dass ‘[v]on sozialer Isolierung besonders Minderheiten betroffen [seien], die anderen Normen und Wertvorstellungen als die Gesamtgesellschaft folgen’. 2.2.2.1.2, Auswirkungen sozialer Isolation: Die Auswirkungen, welche soziale Isolierung und damit einhergehende mangelnde Interaktion und Kommunikation haben können, werden für die Betrachtung der literarischen Texte wichtig sein, da zu sehen sein wird, dass die einzelnen Subjekte individuell auf ihre ‚leere‘ Welt reagieren und auf unterschiedliche Arten mit dem Alleinsein zurechtzukommen versuchen. Vor allem dieses divergierende Verhalten betreffend kann eine vergleichende Analyse aufschlussreiche Ergebnisse liefern und sowohl die positiven als auch die negativen Möglichkeiten eines Umgangs mit Alleinsein aufzeigen. Das größte Problem, das sich den Figuren stellt, ist, ‘daß man zwar alsbald Isolierung als bedrückend empfindet, ihre Beseitigung aber erfahrungsgemäß nur über Gemeinschaft irgendwelcher Art möglich ist’ , diese Art der Bewältigung bleibt den analysierten Subjekten jedoch verwehrt. Ist eine Person von Einsamkeit oder sozialer Isolierung betroffen, so wirkt sich das wie erwähnt nicht nur auf ihren psychischen Gesundheitszustand, sondern auch auf ihr körperliches Befinden aus, denn ‘alles, was Menschen von sozialer Unterstützung isoliert, [setzt] sie einer erhöhten Anfälligkeit für körperliche und seelische Probleme aus’.

Über den Autor

Claudia Stoiser, Bakk. phil. MA, schloss ihr Studium der Germanistik mit den Schwerpunkten Neuere Deutsche Literatur und Deutsche Sprache im Jahr 2011 ab. Beruflich ist die Autorin als Lektorin tätig und betreut vor allem (Abschluss-)Arbeiten Studierender. Daneben verfasst die Autorin sowohl Lyrik als auch Kurzprosa und arbeitet derzeit an ihrem ersten Roman, dessen Thematik von vorliegender Studie beeinflusst wurde.

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