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- Die Stadtentwicklung Dresdens im Zuge der Wiedervereinigung: Eine empirische Studie hinsichtlich eines geographischen Strukturwandels
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2016
AuflagenNr.: 1
Seiten: 122
Abb.: 65
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Dresden: eine Stadt mit tausend Gesichtern. Dresden ist durch die Zeit des Barocks zu einer Stadt als Gesamtkunstwerk geworden. Inspiriert durch seine Reisen durch Europa, ließ August der Starke (1694-1733) die damalige Residenzstadt umbauen. Er und sein Sohn Friedrich August II. gelten als Stadtgestalter und haben Dresden in ihrer augustinischen Periode den Ruf als Kunststadt verschafft. Neben dem Barock prägte auch die Zeit der Renaissance, in der das Schloss und die benachbarten Neorenaissancebauten (Semperoper) entstanden sind, das Stadtbild von Dresden. Auch die Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzende gründerzeitliche Stadterweiterung beeinflusste das heute bestehende Bild von Dresden, das nicht nur Hauptstadt des Bundeslandes Sachsen, sondern auch Verwaltungs-, Kunst- und Musikstadt ist. Zudem hat sich die Stadt im Laufe ihrer 800-jährigen Geschichte zu einem Zentrum der Wissenschaft entwickelt. Diese Entwicklung Dresdens von einem slawischen Fischerdorf zur weltbekannten Großstadt vollzog sich allerdings nicht immer unproblematisch. Man kann sogar sagen, dass die Stadt Dresden zweimal gegründet wurde. Die Zerstörung der Stadt durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 gilt für die sächsische Landeshauptstadt wohl als schwärzester Tag in ihrer Geschichte. Gleichzeitig kann man dieses Ereignis aber auch als Geburtsstunde eines neuen Dresdens mit einer international anerkannten Zukunft sehen. Der Wiederaufbau der Stadt, begleitet von einem gleichzeitigen Wandel, und die Wiedervereinigung des geteilten Deutschlands bilden Meilensteine in der Entwicklung Dresdens zu einer internationalen Stadt. Dieses Buch soll den enormen Strukturwandel Dresdens vor und nach der Wende aufarbeiten und erklären. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf der Veränderung des Stadtbildes und der durchgeführten Stadtplanung.
Textprobe: Kapitel 6 Stadtentwicklung in Dresden: Gegenstand der Stadtentwicklung ist die räumliche, gesellschaftliche, wirtschaftliche, ökologische und kulturelle Gesamtentwicklung einer Stadt. Nach SCHÄFER (1991, S.76) versteht man darunter die Gesamtheit aller zufälligen und gestalteten materiellen und immateriellen, eine Stadt verändernden Vorgänge, wie zum Beispiel unternehmerische Investitionen, architektonische Leistungen oder politische Maßnahmen. Diese Vorgänge nehmen dann bewusst oder unbewusst Einfluss auf den Stadtentwicklungsprozess. Die Stadtentwicklung beschäftigt sich mit thematischen und räumlichen Konzepten, die sich auf der Ebene der Stadtteile, der Gesamtstadt und in Kooperation mit Nachbarkommunen abspielen können. Als Instrument zur Stadtentwicklung benutzt man eine Stadtentwicklungsplanung, die nach SCHULTIS (1984, S. 10) das gesamte Aufgabenfeld gemeindlicher Daseinsvorsorge umfasst und dazu noch finanzielle, räumliche und zeitliche Angaben zur künftigen Entwicklung der Stadt enthält. Ein räumliches Planungsinstrument der Stadtentwicklung ist zum Beispiel ein Flächennutzungsplan. Dieser stellt die beabsichtigte städtebauliche Entwicklung einer Stadt durch einen Bauleitplan dar, der unter anderem die vorgesehene Art der baulichen Nutzung einer Fläche, oder eines Gebietes vorgibt. Aktuelle Herausforderungen für eine gute Stadtentwicklung sind die Umsetzung des Nachhaltigkeitsgedankens in der kommunalen Planung, der Umgang mit dem demographischen Wandel und der Globalisierung, eine klimagerechte Stadtentwicklung sowie die Etablierung einer umfassenden Beteiligungskultur in Planungs- und Entscheidungsprozessen (vgl. SCHULTIS 1984, S. 10f). Eine Stagnation für jede Stadtentwicklung entsteht durch die Enge von Befestigungsanlagen und Stadtmauern. In Dresden dauerte die Entfestigung ganze zehn Jahre (1817 bis 1827). Das darauffolgende Ausdehnen der Stadt und das damit verbundene räumliche Wachstum waren anfangs ungeplant und unstrukturiert. Infrastruktur und Wohnungsanlagen wurden hauptsächlich durch private Hände errichtet und unterlagen keinerlei Bedingungen. Bebauungspläne mit gestalterischen Auflagen wurden erst viel später, nämlich Ende des 19.Jahrhunderts, erlassen. (SCHNEIDER 1997, S.28) Im Folgenden soll die Entwicklung der Stadt zu DDR-Zeiten und nach der Wiedervereinigung belichtet und erläutert werden. 6.1 Stadtentwicklung zu Beginn und während der DDR: Schaut man sich auf dem Schwarzplan von 1945 die Stadtstruktur der Innenstadt vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg an, erkennt man eine sehr dichte und parzellierte Bebauung mit wenig Freiraum oder durchlaufenden Grünanlagen. Nach Februar 1945 kehrte sich diese ehemalige Raumknappheit im Stadtinneren dann in das Gegenteil um. Wie im Schwarzplan aus der Zeit nach den Angriffen dargestellt ist, hat das Flächenbombardement vom 13. Februar 1945 die Innenstadt zum Großteil zerstört. Hier wird die Baumasse (grau) gezeigt, die durch die Angriffe total beschädigt wurden und demnach als Verlust gelten. Die schwarz gekennzeichneten Flächen beschreiben die Bausubstanz, die schwer, mittelschwer oder nur leicht beschädigt und demzufolge auch nicht als verloren eingestuft wurden. Im Abgleich mit einem aktuelleren Schwarzplan ist allerdings zu erkennen, dass im heutigen Stadtbild auch Bauten fehlen, die nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nicht als Verlust gekennzeichnet wurden […]. Man kann also sagen, dass anhand dieses Vergleiches ein zweiter Verlust von historischer Bausubstanz in Dresden sichtbar wird. Dies lässt sich mit zahlreichen Abriss- und Abräumaktionen erklären, welche zum Ziel hatten, ein völlig neues Stadtbild zu entwerfen. Dieser Zeit fielen viele historischen Bauten zum Opfer, zum Beispiel das Alberttheater oder die Sophienkirche. Diese zweite Zerstörung der Dresdner Innenstadt, die auf dem Flächenabbruch basierte, ermöglichte in den 50er und 60er Jahren einen Wiederaufbau. Allerdings wurde dieser Aufbau nur mit wenig Rücksicht auf die ursprünglichen Stadtstrukturen durchgeführt und auch der historische Stadtgrundriss wurde hierfür nicht als Grundlage genommen (vgl. SCHNEIDER 1997, S.188f). Dennoch ist der Charakter des ehemaligen Stadtgrundrisses noch nicht gänzlich verschwunden. Viele der historischen Straßenprofile mit dem typischen Straßenpflaster sind noch bis heute erhalten geblieben. Trotz diesen negativen Aspektes der Wiederaufbauphase, sind zu dieser Zeit im Zentrum der Stadt auch Bauwerke entstanden, die heute selbst unter Denkmalschutz stehen. Dazu zählt unter anderem die Bebauung des Altmarktes. In den ersten Jahren nach dem Krieg war das zerstörte Dresden durch einen konsequenten Wiederaufbau geprägt. Dafür wurde am 5.1.1946 der erste Große Aufbauplan beschlossen, in dem die weitere Stadtentwicklung festgehalten wurde. Er war die bis 1993 einzig demokratisch legitimierte Planungsgrundlage. In den Jahren dazwischen wurden bezüglich der Stadtplanung nur staatlich reglementierende Maßnahmen getroffen. Zu diesen zählten unter anderem die Sechszehn Grundsätze des Städtebaus und das Aufbaugesetz (1950), dem Nationalen Aufbauprogramm (1952) und dem Entscheid zum Wiederaufbau von zerstörten Städten. (SCHNEIDER 1997, S.186) Nach 1945 blieb der östliche Teil der inneren Neustadt als einziger Innenstadtbereich weitgehend erhalten. Die Aufbauplanungen betrafen aus diesem Grund hauptsächlich den linkselbischen Stadtbereich. Erst 1971 bis 1980 entstehen die Plattenbauten entlang der Hauptstraße, die die barocke und gründerzeitliche Erschliessungstruktur der Stadt nachzeichnen. Der Große Aufbauplan beinhaltete Elemente der Planung für die Innenstadt, die Verkehrsführung, die Versorgungsnetze und für den Wiederaufbau kulturhistorischer Gebäude. Dabei kam es jedoch zu einer Diskussion zwischen den Traditionalisten , die Dresden nach dem alten Vorbild mit Erhalt der Stadtstrukturen aufbauen wollten und den Modernisten , die eine völlige Neugestaltung der Stadt forderten (vgl. KOWALKE 2000, S.158). Sollte das Ziel der Stadtentwicklung sein, Dresden als Gesamtkunstwerk oder als Wirtschaftsstandort wiederherstellen? Man wollte in Dresden nicht nur ein Stadtumbau, sondern durch den Wiederaufbau der Innenstadt auch ein Stadtneubau erreichen. Die Stadtmitte sollte durch eine Innenstadtfixierung nicht nur ein architektonisches Erbe darstellen, sondern auch die Funktionen eines regsamen Zentrums beinhalten. Außerdem galt der Umweltschutz als weiteres großes Ziel der Stadtentwicklung (vgl. SCHNEIDER 1997, S.22). Nach dem Zweiten Weltkrieg, vor allem aber in den 50er und 60er Jahren, kam es aufgrund von Verkehrslärm, Bodenpreisexplosion und der Enge in der Innenstadt zur Stadtflucht. Zudem waren die Folgen des Krieges immer noch nicht beseitigt und die finanzielle Notlage der Stadt führte zu einem Sanierungsstau. Die Wohnungsverhältnisse im Zentrum waren dementsprechend katastrophal. Aufgrund der genannten Faktoren, wurde die ländliche Lebensform für die Menschen immer attraktiver. Auch erhielt man zu dieser Zeit Steuerbegünstigungen, wenn man ein Eigenheim auf dem Land baute. Diese Ausdehnung auf das Umland führte jedoch zu der heute beklagten Zersiedlung des Stadtumlandes. (vgl. SCHNEIDER 1997, S.29ff) Den Bedarf an Wohnungen außerhalb des Stadtzentrums versuchte man durch Wohnkomplexe in Großbauwohnprojekten auszugleichen. So entstanden um die Innere Altstadt herum große Wohngebiete, die heute noch Akzente im Stadtbild setzen und die funktionsräumliche Struktur der Stadt stören. Des Weiteren entstanden in den Vorstädten zusätzlich noch Großblock- und Plattenbausiedlungen, was allerdings das industrielle Bauen ohne Rücksicht auf gewachsene Strukturen bedingte. Als Beispiel für den extremen Wohnungsbau in den Vorstädten stehen die Wohngebiete Prohlis oder Gorbitz.
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