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  • Die Modeentwicklung in Régence und Rokoko: Ein Balanceakt zwischen Turmfrisur und Reifrock

Kunst & Kultur


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 116
Abb.: 69
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Mode ist für uns allgegenwärtig. Kaum etwas Gewohntes besitzt einen so großen Stellenwert wie Mode und damit einhergehend Kleidung. Kaum etwas so Alltägliches ist derart variabel, vielseitig, konstant und wiederkehrend. In diesem Zusammenhang ist die Frage nach der Entwicklung der Mode, insbesondere der Kleidermode, in Régence und Rokoko ein interessanter Betrachtungsaspekt. Tonangebend in dieser Periode ist zunächst noch die höfische Mode, die gegen Ende des Rokoko von den bürgerlichen Einflüssen in der Kleidung aus England abgelöst wird. Aufgrund dieser Revolution in der Mode und im Hinblick auf die politischen, wirtschaftlichen, kulturellen sowie geistigen Ursachen für diesen Wandel, wie der Gedanke der Aufklärung , der Siebenjährige Krieg, die Industrialisierung, die Französische Revolution und das Erscheinen der ersten Enzyklopädie, ist diese Zeitspanne eine sehr eindrucksvolle und bedeutende Epoche in Hinsicht auf Charakter und Entwicklung der Mode. Dahingehend beschäftigt sich die vorliegende Untersuchung mit einem kurzen historischen Überblick, einer Darstellung des Einflusses der politischen sowie wirtschaftlichen Entwicklungen und zudem mit der Mode und ihren Wandel im kulturhistorischen Kontext. Welche Ereignisse aus diesen Bereichen beeinflussten die Modeentwicklung im besonderen Maße? Anschließend wird die Damen- und Herrenmode in Régence und Rokoko in ihren verschiedenen Facetten rekonstruiert und anhand von Abbildungen und Beschreibungen verschiedener Quellen dargestellt. Abschließend wird die komplexe Szene, die sich auf dem ‘Ladenschild des Kunsthändlers Gersaint’ von Jean Antoine Watteau befindet, vertiefend beschrieben.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.1.4, Schmuck und modisches Beiwerk: ‘Der Schmuck-Stil der Régence ist bereits leicht asymmetrisch und vermischt naturalistische Formen mit herkömmlichen Ornamenten.’ Die Adligen und wohlhabenden Bürger stellten ihren Reichtum, trotz verschiedener Gesetze gegen den Luxus, durch das Tragen von Kleinodien zur Schau. Zu diesen zählten nicht allein Schmuck, sondern auch Galanterie-Waren, wie Tabakdosen, Parfüm-Flacons, Räuchertöpfe, Knöpfe u. a. 1717 veräußerte Thomas Pitt den bis heute berühmtesten Diamanten der französischen Kronjuwelen an den Regenten, den Herzog von Orléans. Dieser Edelstein, von ca. 140 Karat, erhielt daraufhin den Namen ‘Regent’ und ist aufgrund seiner Klarheit und des hervorragenden Schliffs weltbekannt. Zudem schmückte er im Verlauf der Jahrhunderte diverse Herrschaftssymbole in Frankreich. ‘Diamanten, die über 100 Karat wiegen, gibt es in Europa nicht mehr als fünf. Der schönste derselben ist der französische Regent, der 136 Karat wiegt. Der Großvater des berühmten Ältern Pitt (Grafen Statham), der Statthalter von Madras war, kaufte ihn in Ostindien für 20,000 Pfd. St. und veräußerte ihn später an den französischen Regenten (Orléans) für 125,000 Pfd.’ Mehr noch als das Gewand selbst erzählten die Schmuckstücke, welche zur Verzierung an Kleidern, Mänteln, Frisuren und Hüten angebracht wurden, etwas über den Gemütszustand und den Geschmack der Régencedame. Zum Teil plastisch oder flach gehalten verzierten sie sehr diskret mit Schleifen, Bändern und Tüchern ihre Trägerinnen. Zudem schmückten sich die Frauen mit den sehr geschätzten Perlen, die als Ketten, Ringe, Ohrringe und Armbänder zum Dekor beitrugen, künstlichen Blumen aus italienischen Klöstern, später aus Frankreich selbst, mit bunten Seidenbändern sowie Spitzenrüschen. ‘Um den Hals, entweder eine bloße seidene Schnur, daran ein Medaillon auf den Busen herabhängt, oder ein bloßes schmales farbiges Bändchen.’ Diese kleinen Bänder verkörperten am Leibe der Damen ihre eigene wortlose Sprache, sodass Gefühle und Botschaften auf diesem Wege zum Empfänger stumm übertragen werden konnten. Dem Stecker boten die Juweliere besondere Aufmerksamkeit bezüglich des Ausschmückens, denn nicht selten bestand dieser aus echtem Gold, mit kostbaren Edelsteinen und Perlen bestückt. Auch im Rokoko spielte der repräsentative Charakter des Schmucks in Frankreich eine wesentliche Rolle. Seit jeher demonstrierten die großen und prunkvollen Schmuckstücke, welche die Juweliere, wie beispielsweise Rondé, Jacquemin, Lempereur und Straß, in Frankreich ausarbeiteten, Macht und Einfluss. Mit der Hinwendung zur Antike änderte sich 1760 der asymmetrische naturalistische Stil des Geschmeides hin zu einfachen bestimmten Formen. Die Damen kokettierten mit großen Colliers, Aigretten in der Gestalt von Vögeln, Federn oder Sträußen, Girandolen, Berlocken und Armbändern, die teilweise mehrreihig um das Handgelenk getragen wurden. Große Ringe erfreuten sich bei den Damen besonderer Beliebtheit, sie trugen diese zu mehreren an den Händen, insbesondere den Marquise Ring, welcher aus einem großen rechteckigen oder ovalen Edelstein gesäumt von kleinen Diamanten oder Perlen bestand. Den Namen gewann dieses Kleinod aufgrund der Vorliebe der Marquise Jeanne de Pompadour, der Mätresse des französischen Königs Ludwig XV., für den im Mittelpunkt spitz zulaufenden, schiffchenförmigen Edelsteinschliff des Diamanten. Nicht allein die Marquise de Pompadour war berühmt für ihren teuren Geschmack hinsichtlich Juwelen und Geschmeide aller Art, auch die Madame du Barry erhielt vom König kostbare Geschenke, darunter Diamanten, Rubine und Smaragde. Regelmäßig erwarb sie bei der Schneiderin, Putzmacherin und Hoflieferantin Madame Rose Bertin allerlei aufwendige und kostspielige Schöpfungen. Am bekanntesten ist wohl das über und über mit Diamanten besetzte Mieder, welches Madame du Barry und Madame Bertin gemeinsam entwarfen und das von der Mätresse unter beträchtlicher Aufregung bei Hofe getragen wurde. In einem Brief der Gräfin du Barry an die Kronprinzessin selbst erkennt man zum einem die unterschwellige Feindschaft der zwei Frauen und zum anderen die Tatsache, dass Madame du Barry mit dem Schmuck der Königin konkurrieren konnte. ‘Sie wußte nämlich, daß Madame Dü Barry bei einem Juwelier einen kostbaren Diamantenstraß bestellte hatte, und da ihr bekannt war, an welchem Tage der Künstler ihn abliefern sollte, so befahl sie, auf ihn zu lauern und ihn, ehe er zu der Maitresse ginge, zu ihr zu führen. Dies geschah pünktlich, und als sie ihn sah, bestellte sie bei ihm einen recht reichen und schönen Diamantenstrauß. Der Juwelier fragte, ob sie ihn von eben der Art wünsche, als der sei, den er bei sich habe, und das war es eben, was die Prinzessin erwartete. Sie besah den Schmuck, nahm ihn hin, ließ ihn sich durch ihre Damen anlegen, fand ihn sehr gut, und erklärte sie wolle ihn behalten. Der Juwelier war in Verlegenheit, aber die Prinzessin, welche es bemerkte, fragte ihn nach der Ursache, und er gestand sie. Die Kronprinzessin beruhigte ihn und antwortete, daß sie die Sache auf sich nehmen wollte. Sodann ging sie zum Könige, und als dieser auf die Frage: wie ihm der Schmuck gefalle? den Geschmack und den Reichthum rühmte, erzählte sie ihm, welchen Streich sie der Madame Dü Barry gespielt hätte.

Über den Autor

Marianne Neumann, wurde 1987 in Bad Saarow geboren. Ihr Studium der Germanistik, Geschichte und Deutsch als Fremdsprache an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald schließt die Autorin voraussichtlich im Jahre 2014 mit dem akademischen Grad des Staatsexamens ab, um anschließend als Lehrkraft tätig zu sein. Bereits während des Studiums sammelte sie, fasziniert vom Kleidungsstil verschiedener Epochen und inspiriert vom überdauernden Charakter der Mode, vielfältige Informationen zur Thematik, die letztlich die Grundlage für die vorliegende Untersuchung bildeten.

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