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- Die Goldberg Variationen von Johann Sebastian Bach in der Bearbeitung von Josef Rheinberger und Max Reger
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 200
Abb.: 107
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Zu dem Bedeutendsten, was J.S. Bach je für Klavier geschrieben, zählen die Goldbergschen Variationen - Aria mit 30 Veränderungen. Wenn dieses großartige Werk bis auf den heutigen Tag mehr nur theoretisch gewürdigt als gespielt wurde, so hat dies seinen triftigen Grund in dem Umstande, dass es für ein Klavier mit zwei Manualen geschrieben ist - ein Instrument, das man längst nicht mehr kennt. Möge nun die pietätvolle Bearbeitung für zwei Klaviere dazu dienen, Musiker mit diesem Schatz bekannt und vertraut zu machen. - Inwieweit ist es Josef Rheinberger und Max Reger gelungen, Bachs großen Variationszyklus auf zwei Klaviere zu übertragen und bekannter zu machen? Wird die Bearbeitung Rheinbergers heute gespielt? Was bedeuten die Goldberg Variationen für uns heute?
Textprobe: Kapitel 4, Josef Gabriel Rheinbergers Bearbeitung der ‘Goldberg-Variationen’ für zwei Klaviere (1883): ‘Die Goldberg-Variationen sind ein symbolisches Archiv, ein Kosmos, eine Navigation für Bachs Gesamtwerk. Dieses Archiv weist nach vorne, nach hinten und zur Seite. Sie weist weit in die Zukunft. Sie ist eine Landkarte und eine Verzweigung nationaler und europäischer Bezugsstücke, Tänze und Kanons, ein Geschichts- und Tagebuch für die Sinne und das Gemüt’. Der Bach’sche Kontrapunkt war für Josef Gabriel Rheinberger (1839 - 1901) eine wichtige Bezugsgröße. 1899 schrieb einer seiner Schüler: ‘Bach und Mozart sind seine Lieblinge, und bei der Besprechung ihrer Werke geräth der sonst in den Unterrichtsstunden kühle Mann in förmlichen Enthusiasmus und preist in den wärmsten Worten ihre Vorzüge.’ Der bekannte liechtensteinischer Komponist und Musikpädagoge Rheinberger, der in Liechtenstein heute als Jahrhunderttalent gilt und einen hervorragenden Ruf genießt, war der erste Komponist, der die Goldberg-Variationen von Bach bearbeitete. Diese Bearbeitung trägt keine Opuszahl. Rheinberger ist bis heute der einzige, der Bachs Variationswerk für zwei Flügel bearbeitet hat: von ursprünglich zwei Manualen auf zwei Flügel. Er griff dabei mit Respekt und Können in das große musikalische Erbe ein, in das in seiner Zeit eben aus der Vergessenheit hervorgeholte Bachwerk. Rheinberger schrieb unter anderem große Orgelwerke, besonders Orgelsonaten, Chormusik, Kammermusik, Klaviermusik, Messen, Motetten, Oratorien, Opern, Symphonien und Choräle, die teilweise bis heute aufgeführt werden. Seine Musik wurde von Brahms, Bruckner und Wagner geprägt, aber er stand vor allem auch fest in der Tradition der Klassik und der Frühromantik. An seinen Kompositionen ist deutlich zu erkennen, dass er ein hervorragend ausgebildeter Organist war. 197 Werke mit Opuszahl sind von ihm bekannt, noch einmal so viele ohne Opuszahl. Die deutschen Musikwissenschaftler und Komponisten Hans Joachim Moser und Adolf Sandberger schrieben unter anderem über Rheinberger, dass er einen wichtigen Beitrag zur Münchner Nachromantik und zur vielfältigen Musikkultur zwischen Lachner und Strauß geleistet und zur Verlängerung des klassisch-romantischen Zeitraumes erfolgreich beigetragen hat. Josef Gabriel Rheinberger wuchs mit acht Geschwisterkindern in großer, wirtschaftlicher Not in Vaduz auf, sein Vater, Johann Peter Rheinberger (1789 - 1874), war Finanzverwalter. Seine Mutter, Maria Elisabeth Carigiet (1801 - 1873), stammte aus Graubünden. Wahrscheinlich galt Josef Gabriel, ‚Peppe‘ genannt, in seiner Kindheit als musikalisches Wunderkind, wie auch später der Komponist Erich Wolfgang Korngold. Rheinberger und zwei seiner Schwestern erhielten den ersten Musikunterricht bei dem Organisten Sebastian Pöhly (1808 - 1889). In der Vaduzer Florins-Kapelle spielte Josef Rheinberger als Siebenjähriger Orgel. Zehnjährig wurde er im Harmonielehre-Unterricht bei dem Organisten Philipp Schmutzer (1821 - 1898) und später am Hauserschen Konservatorium in München weitergebildet. Der Kontrapunktunterricht des Bach-Anhängers Joseph Maier (1821 - 1889), der später in der königlichen Staatsbibliothek Herausgeber des ersten Handschriftenkatalogs wurde, prägte Rheinberger besonders, bevor er Klavierunterricht bei Christian Wanner und Orgelunterricht bei Georg Herzog erhielt. In München führte er zwölfjährig seine erste Messe auf, die vierstimmige Messe in Es-Dur. Die enge Freundschaft mit dem Musikwissenschaftler Emil von Schafhäutl (1803 - 1890) bis zu dessen Lebensende ermöglichte Rheinberger jährliche finanzielle Unterstützungen für sein Studium bei Franz Lachner, während er seine Abschlussprüfungen am Konservatorium erfolgreich abschloss und fest an drei verschiedenen großen Kirchen in München als Organist spielte. Sechzehnjährig wurde er Hoforganist in St Cajetan und in St Michael und unterrichtete am Konservatorium in München erst Klavier, dann Komposition bis zu seinem Lebensende. Er war ein erfolgreicher und geschätzter Pädagoge. Zu seinen Schülern zählten Engelbert Humperdinck, Adolf Sandberger, Max Planck und Wilhelm Furtwängler. Nach der Hochzeit Rheinbergers mit der Dichterin Franziska von Hoffnaaß, geborene Jägerhuber (1831 - 1892), acht Jahre älter als er, verbrachte das kinderlose Paar seine freie Zeit in Liechtenstein. Fanny, sprachbegabt, lyrisch und sehr klug, half ihrem Mann bei dessen Korrespondenz, übersetzte Briefe und versorgte ihn mit poetischen Texten für seine Werke. Am Höhepunkt seiner Karriere angelangt war Rheinberger im Oktober 1874: Auf Vorschlag von Hans von Bülow hin wurde er zum artistischen Direktor, Professor und Inspektor der Königlichen Musikschule ernannt und zusätzlich von König Ludwig II. zum Hofkapellmeister. Josef Rheinberger wurde damit zu einer zentralen öffentlichen Figur für katholische Kirchenmusik in Deutschland. Am Ende seiner Laufbahn erhielt er viele Ehrungen: Ritterkreuze einiger großer Orden, persönlichen Adel, Förderung seiner Werke durch Richard Strauß und den Ehrendoktor der Philosophischen Fakultät München. Doch Rheinberger litt auch unter einer anschwellenden Knochenfontanelle an der rechten Hand. Die Operation führte dazu, dass er nicht mehr Klavier spielen konnte, was ihn sehr bedrückte. Seine Frau wurde bald darauf schwerkrank und verstarb. Rheinberger legte kurze Zeit später sein Amt als Leiter der Hofkirche nieder. Er starb am 28. November 1901 und wurde drei Tage nach seinem Tod auf dem Münchner Südfriedhof begraben. Während des zweiten Weltkrieges wurde das Grab zerstört, worauf 1949 das Fürstentum Liechtenstein seine Gebeine in einem Ehrengrab in der Nähe seines Geburtshauses feierlich begrub. Jahrelanges Vergessen setzte nach Rheinbergers Tod ein, obwohl er zu seinen Lebzeiten ein erfolgreicher Komponist gewesen war. Allmählich tritt er wieder in das Bewusstsein der Musikpraxis und der Musikforschung. Rheinbergers Bearbeitung der Goldberg-Variationen wurde durch die Einspielung des Münchner Interpretenduos Yaara Tal und Andreas Groethuysen 2009 bekannt, wobei es Rheinberger selbst hauptsächlich darum ging, das Variations-Werk bekannt zu machen. Die Goldberg-Variationen erscheinen durch Rheinbergers Umgestaltung in einem anderen Licht, in einem Klang, der orchestraler, farbiger, fülliger und räumlicher ist, deutlich in die Zeit Brahms hineingehörend, voluminöser, in Verzierungen konkret und neutraler gehalten. Die kontrapunktische Faktur wird plastischer durch die Aufteilung auf zwei Klaviere. Dennoch hat sich Rheinberger in Respekt vor Bach in seiner Bearbeitung 1883 trotz seiner tief greifenden Eingriffe im Gesamtbild vorsichtig und zurückhaltend gezeigt. Nichts ist geschmacklos, übertrieben, dick oder maßlos notiert. Es ging Rheinberger offensichtlich nicht um sich selbst, sondern darum, das Variationswerk Bachs in Erinnerung zurückzurufen. Ziel Rheinbergers war es nicht, eine zusätzliche Polyphonie zu schaffen und Bachs Kontrapunktik auf einen weiteren Flügel auszuweiten, um gar mit Bach zu konkurrieren. Er unterstützte im Gegenteil die Satzstruktur, die Tonsprache und die Absichten Bachs und setzte diese in ein neues Klangbild auf zwei Klavieren um. So ist seine Bearbeitung nicht eine kritische Revision Bachs, so wie Max Reger die Rheinberger’sche Fassung kritisch revidierte.
Ann-Helena Schlüter, www.Ann-Helena.de: Die schwedischdeutsche Pianistin Ann-Helena Schlüter, geboren in Nürnberg, wuchs in einer Musikerfamilie auf und erhielt Klavierunterricht seit ihrem vierten Lebensjahr bei ihrem Vater, Pianist Prof. Karl-Heinz Schlüter, bis sie 17 Jahre alt war. Mit acht Jahren schrieb sie erste Gedichte. Sie wurde neben dem Musikgymnasium Würzburg und Nürnberg Jungstudentin an der Hochschule für Musik Würzburg ausgebildet. Anschließend folgte ein Klavierstudium an den Hochschulen für Musik Köln und Detmold (Prof. Anatol Ugorsky), sie erhielt das Diplom Musikpädagogik und das Künstlerische Diplom. Nach zweijährigem Auslands-Studium in den USA in Klavier und Kammermusik mit Abschluss Master of Music, unter anderem mit den Goldberg Variationen von Bach (Vollstipendium der Arizona State University Phoenix, Arizona) und nach einem Lehrauftrag an der Arizona State University schloss sie 2004/2005 ihr Meisterklassendiplom an der Hochschule für Musik Würzburg (Prof. Bernd Glemser) ab. Anschließend wurde sie Studentin des Magisterstudiengangs Musikwissenschaft, Musikpädagogik und Musikforschung an der Universität Würzburg (Prof. Ulrich Konrad). Meisterkurse in Italien, Polen, USA, Schweiz bei Prof. Weißenberg, Prof. Berman, Prof. Gililov, Prof. Kämmerling, Stipendiatin des DAAD, der GVL, der Wagner Stiftung und der Vera- Ritter- Stiftung. 1. Preisträgerin Steinway Wettbewerb Hamburg, 1. Preis Nürnberger Wettbewerb für Klavier Duo, 2. Preis Robert Schumann Wettbewerb Zwickau, Bundespreisträgerin Osnabrück. Sie gewann die International Concerto Competition des Masterworks Festivals in London. Mit ihrer Schwester Magdalena spielte sie viele Werke für zwei Klaviere sie gewannen Wettbewerbe im In- und Ausland. Kurz vor ihrem musikwissenschaftlichen Studium erhielt sie einen Lehrauftrag für Klavier an der Universität Würzburg und wurde Dozentin an der Hochschule für Musik Würzburg und in der Musikschule Schweinfurt. Sie konzertierte mit dem Tschaikowsky Klavierkonzert b- Moll mit den Jenaer Philharmonikern, Schumann Klavierkonzert a- Moll mit den Masterworks Festival Orchestra in London, interessierte sich aber schon früh für Literatur. Sie wurde damals jüngstes Mitglied im Verband Deutscher Schriftsteller, hielt Lesungen, ihre Gedichte und Lieder wurden veröffentlicht, sie wurde Preisträgerin bei nationalen und internationalen Jungautorenwettbewerben, Mitglied der Künstlerbewegung Das Rad, crescendo International, DTKV, und gab Konzerte in den USA, Europa, Israel, Asien und Afrika. Schüler sind 1. Preisträger bei Jugend musiziert Bayern Klavier solo und Klavier vierhändig, sie war Dozentin auf Festivals in Europa, Leiterin von Improvisations- Seminaren, spricht Schwedisch und fließend Englisch. Sie gründete feste Duos, schreibt lyrische Texte, Prosa, Songtexte, eigene Lieder und Stücke, nahm CDs auf, unter anderem die Bach Goldberg Variationen, Chopin Balladen und eigene Improvisationen und Lieder (cap-music). Durch ihr künstlerisches Studium Bachs Goldberg Variationen, durch ihre Faszination von der Künstlerpersönlichkeit Johann Sebastian Bachs und nicht zuletzt durch ihre frühe Heranführung an Werke für zwei Klaviere durch das Duo mit ihrer Schwester und durch ihren Vater (Duo Karl-Heinz und Michael Schlüter), wurde die Autorin schon früh mit Bachs Goldberg Variationen vertraut. Ihr künstlerisches Wissen, die Wissenschaft in ihren Händen , fließen zusammen mit ihrer literarischen Begabung und ihrer Freude am Forschen hinein in den Vergleich des großen Variationszyklus’ mit der bearbeiteten Fassung für zwei Klaviere von Rheinberger/Reger.
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