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- Die Ganja-Picassos: Identität und Kunst bei den Rastafari
Kunst & Kultur
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 118
Abb.: 22
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Mein Malen kommt aus dem Beten, diese Worte von Rasta Leonard Daley zeigen, dass Kunst nicht nur einen ästhetischen Wert inne hat, sondern auch immer eine Funktion in der Gesellschaft einnimmt. Anhand von Kunst ist es möglich soziale und religiöse Systeme zu erkennen, nachzuvollziehen und zu verstehen. Auch bei den Rastafari spielt die Kunst eine wichtige Rolle innerhalb der Gesellschaft. Sie ist im alltäglichen Leben präsent, denn man findet sie nicht nur auf der Leinwand, sondern auch an den Wänden von Häusern, an Autos und anderen Gebrauchsgegenständen. In ihr kann jeder, Rastafari und auch Nicht-Rastafari, die Geschichte der Rastas und ihre Weltvorstellungen erkennen. Dadurch wird die Kunst zu einem Statement, nicht nur über die eigene Kultur und Identität, sondern auch über die Betrachtung des gesellschaftlichen Umfeldes. Über die Verwendung von bestimmten Symbole und Zeichen können so die Wertvorstellungen einer ganzen Kultur kommuniziert werden und zur Repräsentation einer Gruppe nach außen dienen, bzw. zur Abgrenzung dieser von anderen. Anhand der Rastafari wird die Kunst, hier die Malerei, binnen einer Kultur näher erläutert und in Beziehung zur Religion, sozialen Strukturen und der Identität gesetzt. Durch die Einbettung der Kunst in eine Kultur, bleibt sie nicht mehr länger nur ein individuelles Produkt, sondern wird zu einem kollektiven Erzeugnis. Dadurch wird nicht nur die Funktion, die Kunst innerhalb der Gesellschaft der Rastafari einnimmt, ersichtlich, sondern auch die Möglichkeit gegeben, die Funktionen der Kunst in anderen Kulturen zu erkennen. Dies ermöglicht Kunst nicht mehr nur nach ihren ästhetischen Wert zu beurteilen, sondern auch ihre Bedeutung für eine Gesellschaft zu erkennen und nach ihren Funktionen in ihr zu fragen.
Textprobe: Kapitel 4.5, Strukturen innerhalb der Bewegung: Auch wenn es sich bei der Rastafari um eine sehr individuelle Bewegung handelt, gibt es innerhalb ihr festgelegte Strukturen. Da es bei den meisten Gruppe keine Mitgliedschaft gibt, existiert bei den Rastas auch kein Initiationsritus, es ist vielmehr ein Erwachen der einzelnen Personen, dass sich im Wachsenlassen des Bartes und der Haare und in der Identifikation mit der Philosophie zeigt. Bongo Sylly meint dazu: Rastafari ist angeboren, der Rasta-Glaube ist angeboren, da kannst du nicht hingehen und eintreten . Und für Jah Lloyd ist ein Rasta, jemand, der erkennt, anerkennt und zu seinem Herrn gemacht hat das Haupt des Allmächtigen, der gefürchtet werden muss. Jemand, der durch Propheterie, durch Genealogie, die Gewissheit erlangt hat, dass er der Tempel des wiedergekehrten Messias ist . Beide Aussagen verdeutlichen, dass vor allem die persönliche Identifikation mit der Rastafari-Bewegung für einen Beitritt wichtig ist. Dennoch wird die Hinwendung zur Rastafari als eine rituelle Geburt angesehen, da man, wie Bongo Sylly schon sagte, nicht einfach in die Bewegung, wie in eine Organisation, eintreten kann. Weil es kein Initiationsritual für die meisten Gruppierungen gibt, gehören viele Rastas gleich verschiedenen Organisationen an, die sie auch ohne Probleme wechseln können. Die Rastas sehen ihre Bewegung nicht als ein Privileg an, sondern als ein Recht für alle Afrikaner. Aus diesem Grund sind auch fast alle Mitglieder der Rastafari-Bewegung afrikanischer Herkunft. Die Mehrheit der Bewegung sind nicht nur Afro-Jamaikaner, sondern vor allem Männer und Jugendliche im Alter zwischen 17 und 35 Jahren. Die einzelnen Gruppen organisieren sich in houses oder yards. Houses nennt man die Organisation von Rastas in einer Gruppe, wie das House of Nyabinghi, und yards stellen eine Wohnform dar, in der häufig Treffen stattfinden . Das yard besteht aus mehreren einzelnen Räumen, die einen gemeinsamen Hof und eine gemeinsame Wasserversorgung besitzen. Der Hof ist der öffentliche Raum des yards, in dem sich die Rastas treffen und andere Mitglieder der Bewegung empfangen, des Weiteren dient er als gemeinsame Kochstelle. Eine weitere Wohnform, die vor allem in den urbanen Zentren auftritt, sind die Camps. Auch hier gibt es einzelne Wohnräume und ein gemeinsames Zentrum in dem Gespräche stattfinden, Ganja geraucht und gefeiert wird. Die yards und camps sind der Knotenpunkt der Bewegung, hier finden die Treffen der zahlreichen Gruppen, entweder untereinander oder mit anderen Gruppen, statt, um den Kontakt aufrecht zu erhalten und sich auszutauschen. Auch wenn die Bewegung sehr individualistisch ist, besteht innerhalb der einzelnen Gruppen eine Hierarchie. Geführt werden die Gruppe von einem leading brother oder einem priest, er organisiert die Treffen und vertritt die Gruppe nach außen. Bei offiziellen Zeremonien tritt der leading brother oder priest durch besondere Kleidung hervor. Nach dem leading brother folgt der kaplan in der Hierarchie, er eröffnet die Treffen und beendet sie auch wieder. Als nächstes kommt der sekretär, er zeichnet alle Geschehnisse während der Treffen auf, so wie die Meinungen der brether und ihre Aufgaben. Der letzte in dieser Reihe ist der sergeant-at-arms, welcher Fremde von den Treffen fern hält, genauso wie er nach der Polizei Ausschau hält. Durch diese Strukturen ist es möglich innerhalb der verschiedenen Gruppe eine Ordnung aufrecht zu erhalten, die eine Weitergabe der Rastafari-Lebensweise ermöglicht. Des Weiteren dienen sie dazu, die Gruppe innerhalb der Bewegung zu etablieren und zu koordinieren, als auch nach außen zu vertreten.
Kristin Müller-Wenzel, M.A., Magisterstudium der Ethnologie, Kunstgeschichte und klassischen Archäologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster, Abschluss 2006. Derzeit tätig als freie Autorin.
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