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- Die Evolution des Horrorgenres in Serien: Die moderne Horrorserie am Beispiel von "The Walking Dead"
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 12.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 124
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Das Horrorgenre ist eines der umstrittensten Genres der Filmgeschichte und führt seither immer wieder zu Diskussionen in der Medienwelt. Doch ein seit vielen Jahrzehnten beständiges Sub Genre ist den meisten Konsumenten unbekannt: Die Horrorserie. Seit Beginn des Fernsehens verschlägt es das Horrorgenre immer wieder auf die heimischen Bildschirme. Das vorliegende Werk thematisiert die Entwicklung und Veränderung dieses Genres in Serien und listet die wichtigsten Vertreter der Geschichte der Horrorserie auf. Dem Leser soll ein Überblick über die verschiedenen Aspekte, die in Zusammenhang mit dem Thema Horror und Serie aufkommen, gegeben werden. Die Grundfrage, mit der sich diese Studie befasst, ist, ob die moderne Horrorserie nur eine harmlose Variante des Horrorfilms ist, was anhand einer Funktionsanalyse am Beispiel der Serie The Walking Dead genauer untersucht wird. Die zweite Frage, der sich diese Untersuchung annimmt, beschäftigt sich mit der Veröffentlichung von Horrorserien auf dem deutschen Markt. Eine Datenbankanalyse der DVD-Veröffentlichungen und Fernsehausstrahlungen von Horrorserien in Deutschland soll Aufschluss darüber geben, ob dieses Genre verhältnismäßig viel von Zensuren betroffen ist.
Textprobe: Kapitel 6, EVOLUTION DER HORRORSERIE: Bevor die Analyse der modernen Horrorserie beginnen kann, wird in diesem Kapitel die Entwicklung des Genres der Horrorserie vom Ursprung im Radio bis hin zur modernen Horrorserie im Jahr 2012 aufgezeigt. In der Genreforschung oft außen vor gelassen, hat das Horrorgenre in Serien eine lange Entwicklung hinter sich. Diese Entwicklung soll in diesem Abschnitt näher betrachtet werden. Hauptsächlich wird hierbei auf Serien des amerikanischen Fernsehmarktes eingegangen. Um den Rahmen dieser Studie nicht zu sprengen, sollen hier nur die wichtigsten Stationen, Strömungen und Entwicklungsphasen näher dargestellt werden. Ebenfalls gibt es eine lange Tradition der Umsetzung von Horror in Reality-Formaten wie zum Beispiel Scare Tactics (seit 2003) oder verschiedene Reality-Serien über Geisterjäger. Diese sollen jedoch bei folgender Darstellung nicht mit einbezogen werden. Ebenfalls sollen TV-Mehrteiler und TV-Filme in dieser Übersicht nicht mit behandelt werden. Es sollen die wichtigsten Einflüsse auf das Genre dargestellt werden um die Vielfalt der Horrorserien bis heute zu verdeutlichen. 6.1, Der Ursprung und The Twilight Zone: Wenn man sich das Horrorgenre in Serien einmal genau anschaut, stellt sich die Frage, wo die Anfänge liegen und welche die erste Horrorserie war. Als Ursprung aller Horrorserien wird oft die Anthologieserie The Twilight Zone von 1959 genannt, die richtungweisend für viele folgende Serien ist. Doch begann das Horrorgenre im Fernsehen bereit 1949, zehn Jahre bevor The Twilight Zone ausgestrahlt wurde. Die Entwicklung des Horrorgenres ist fest verbunden mit der Entwicklung der Anthologieserie, da sich dieses Format in Verbindung mit dem Horrorgenre über Jahrzehnte hinaus bewährt hat. Der Ursprung der Anthologieserien liegt im Medium des Radios. Hier wurden ab den frühen 30er Jahren Hörspielserien gesendet, die in kurzen Episoden meist abgeschlossene, gruselige Geschichten erzählten, die ersten Anthologieserien. Die erste Horroranthologieserie in Fernsehen wurde bereits 1949 auf dem Sender NBC gesendet. Die Serie Lights Out, welche schon 1946 in vier Episoden getestet wurde, ist eine Adaption der gleichnamigen Radioanthologieserie, in der Gruselgeschichten in gebauten Studiosets live ausgestrahlt wurden. Durch den Aufbau des Anthologieformats ergibt sich die Möglichkeit, in jeder Folge eine abgeschlossene Handlung zu erzählen. Diese Erzählstruktur findet sich in fast allen Horrorserien der folgenden Jahrzehnte wieder. Die frühen Anthologieserien wurden meist von einem sogenannten Host moderiert, der eine kurze Einführung in die Geschichten gab. Eine weitere live ausgestrahlte Horroranthologieserie ist die Serie Suspense des Senders CBS, welche ebenfalls 1949 gesendet wurde. Weitere Beispiele für frühe Horroranthologieserien sind Hands of Murder (DuMont 1949), Danger (CBS 1950), Tales of Tomorrow (ABC 1951) oder auch Out There (CBS 1951). Einer der bekanntesten Horror- und Thriller-Regisseure, Alfred Hitchcock, moderierte ab 1955 seine eigene Horroranthologieserie im Fernsehen. Alfred Hitchcock Presents wurde von 1955 bis 1962 in sieben Staffeln ausgestrahlt. Host Alfred Hitchcock moderierte dabei alle 268 Episoden. Das Goldene Zeitalter des Fernsehens brachte zahlreiche Horroranthologieserien zum Vorschein, von denen sich eine besonders hervorhebt. Von 1959 bis 1964 wurde die Serie The Twilight Zone ausgestrahlt, die von Rod Serling erfunden wurde. Sie gilt als einflussreichste Fernsehserie und prägte das Medium nachhaltig. Als wirkliche Horrorserie kann man The Twilight Zone nicht betrachten, denn die Folgen thematisierten eher das Science-Fiction-Genre. Eine weitere Serie von Rod Serling wurde ab 1969 gesendet und ist eher dem Horrorgenre zugehörig als The Twilight Zone. In der Anthologieserie Night Gallery zeigte Rod Serling Gruselgeschichten anhand von Gemälden, die er dem Publikum präsentierte. Weitere einflussreiche Anthologieserien sind die Horroranthologie Thriller (1960 bis 1962), die Science Fiction Anthologie The Outer Limits (1963 bis 1965) und Tales from the Dark Side (1983 bis 1988). Eine der wenigen Horrorserien der 70er Jahre, die sich von dem Anthologieformat löste und ihm dennoch treu blieb, war die kurzlebige Serie Kolchak: The Night Stalker, die 1974 nur eine Staffel lang lief. Carl Kolchak ist ein Reporter der unheimlichen Phänomenen auf den Grund geht. Die Episoden erzählen in einem prozeduralen Format abgeschlossene Handlungen, in denen Carl Kolchak immer auf Neue allerlei Monstern und Mutanten begegnet. Die Serie folgt zwei TV Filmen von 1972 und 1973 und ist über die Jahre hinweg zur Kultserie geworden. Am Bekanntesten ist die Serie Kolchak: The Night Stalker dafür, dass sie als größter Einfluss für die spätere Science Fiction Serie The X Files von Chris Carter gilt. 6.2, The Addams Family / The Munsters: Im Jahr 1964 starteten fast zeitgleich zwei neue Comedyserien, die Themen und Figuren des klassischen Horrors in eine Familienserie integrierten. Den Anfang machte am 18. September 1964 die Serie The Addams Familiy auf dem Sender ABC. The Addams Family ist eine Serienadaption der Cartoons der Zeichners Charles Addams. In der Serie wird auf satirische Weise das Gegenteil der amerikanischen Vorzeigefamilie portraitiert. Die Familie Addams lebt in einer großen viktorianischen Villa, deren Bewohner allesamt das Makabere und Unheimliche lieben. In komödiantischer Weise werden in den Folgen Situationen gezeigt, in denen normale Bürger der verrückten Familie begegnen. Die Serie lief zwei Jahre lang und zog zwei Comicserien, eine weitere Live-Action-Serie für Kinder, drei Spielfilme und ein Musical nach sich. Die zweite ‘ghoul comedy’, The Munsters, startete am 24. September 1964 auf dem Sender NBC. Diese Serie weist eine starke Ähnlichkeit zu The Addams Family auf, denn im Zentrum der Handlung steht ebenfalls eine Familie, die in einer unheimlichen Villa lebt und aus verschiedenen verrückten Charakteren besteht. Die Familienmitglieder sind an verschiedene Horrorfiguren angelehnt. So hat Familienvater Herman Muster beispielsweise ein an Frankensteins Monster angelehntes Äußeres, sein Vater ist ein uralter Vampir, sein Sohn halb Junge halb Werwolf und Hermans Frau Lily ebenfalls ein Vampir. Die Familie Munster ist jedoch besorgt um Nichte Marylin, die für sie fremdartig erscheint, da sie ein ganz normales Mädchen ist. The Munsters setzt wie The Addams Family weniger auf Grusel als auf schwarzen Humor. Beide Serien sind gleichermaßen bekannt und verbinden Grusel und Familienunterhaltung miteinander. Im Oktober 2012 wurde ein Remake der Serie The Munsters ausgestrahlt, welches unter dem Titel Mockingbird Lane in Form eines Serienpiloten auf dem Sender NBC lief. 6.3, Dark Shadows: Eine revolutionäre Entwicklung des Genres ist die Verbindung verschiedener Genres und Gattungen. Die ungewöhnlichste Kreuzung stellt die Serie Dark Shadows von 1966 dar, die die Gattung der Soap Opera mit dem Genre des Gothic Horrors vermischt. Das Horrorgenre hält mit dieser Daily Soap Einzug in die Daytime des amerikanischen Fernsehens. Weniger auf Brutalität aus, werden in Dark Shadows, typisch für Soap Operas, die Beziehungen und Probleme der Charaktere in den Vordergrund gestellt. Anfangs noch sehr geheimnisvoll ohne jegliche übernatürlichen Elemente, werden später viele Figuren des frühen Horrorgenres eingebracht, die die Serie zum Hit machten. Erst in Folge 211 der Serie wird der Vampir Barnabas Collins eingeführt, der der Serie zum Kultstatus verhalf. Mit Collins’ Eintreffen in der Serie beginnt sich die Mythologie der Serie erst zu entfalten. Dark Shadows thematisiert Vampire, Werwölfe, Hexen, Magier, Geister und besticht vor allem durch viele Plot-Twists um Paralleluniversen und Zeitreisen. Die Sendung enthält insgesamt 1225 Episoden und lief von 1966 bis 1971 auf dem Sender ABC. Dark Shadows erhielt 1991 ein Remake über zwölf Episoden auf dem Sender NBC. Im Jahr 2012 brachte der Regisseur Tim Burton eine Filmadaption der Serie mit dem Titel Dark Shadows in die Kinos. 6.4, Friday the 13th / Freddy’s Nightmares: Ein Trend, der sich in den 80er Jahren im Horrorkino durchsetzte, fand auch bald seinen Weg in das Fernsehen. Horrorfilme wurden in endlosen Franchises fortgeführt und so war es nur eine Frage der Zeit, bis auch das Seriengenre mit einbezogen wurde. Den Anfang machte 1987 die Serie Friday the 13th, deren Name dem erfolgreichen Franchise der Friday the 13th Filme aus den 80er Jahren zugrunde liegt. Bis auf den Namen haben beide Produkte jedoch nichts gemeinsam. Die Serie erzählt eine komplett andere Handlung als die Filmreihe. Der Originaltitel der Serie The 13th Hour wurde aus Marketinggründen zu Friday the 13th umgewandelt. Die Serie handelt von zwei Erben eines Antiquitätenladens, die zusammen mit einem Freund ihres verstorbenen Onkels verfluchte Artefakte aufsuchen, die über Jahre verkauft wurden und diese nun wieder einzusammeln. Die Serie lief in drei Staffel mit insgesamt 72 Episoden. Der Erfolg der Serie Friday the 13th bestätigt sich durch zwei Primetime-Emmy-Nominierungen und weiteren Auszeichnungen. Als eine reine Horrorserie war die Serie für ihre Zeit sehr fortschrittlich und kann von ihrem Konzept her, wie auch Kolchak: The Night Stalker, als Vorreiter für spätere ‚procedurals’ wie Akte X gesehen werden. Im Jahr 1988 kam Freddy’s Nightmares, eine Serienumsetzung zum erfolgreichen Franchise der Nightmare on Elm Street Filme, auf die amerikanischen Bildschirme. Die Serie wurde von New Line Cinema für die sogenannte Syndication entwickelt. Dieses bedeutet, dass die Serie nicht für einen speziellen Sender produziert wird, sondern jedem Sender frei zum Kauf angeboten wird. Es handelt sich bei Freddy’s Nightmares nicht um eine Umsetzung der Handlung um Nightmare on Elm Street Hauptfigur Freddy Krueger, sondern um eine Anthologieserie, die mit der Mythologie des Franchises verbunden ist. Da die Serie für den freien Verkauf produziert wurde und sich somit an Jugendschutzregelungen halten muss, hielt sich die Serie in Sachen Gewaltdarstellung zurück und konzentrierte sich stattdessen auf zynische und makabere Geschichten. Untypisch für Anthologieserien wird in Freddy’s Nightmares ein bis dahin neuartiges Erzählformat angewendet: In jeder Folge werden zwei in sich abgeschlossene Handlungen erzählt, bei denen ein Nebencharakter aus der ersten Geschichte in der zweiten die Hauptrolle übernimmt. Ebenfalls ungewöhnlich und neu ist, dass die Handlungen einiger Folgen erneut aufgenommen und weitererzählt werden. Hauptfigur der Nightmare on Elm Street Filme, Freddy Krueger, kommt nur in wenigen Folgen in der Handlung vor, doch dient seine Figur in jeder Folge als Host, der die Folge mit zynischen Kommentaren einleitet und abschließt. Die Serie umfasste von 1988 bis 1990 zwei Staffeln mit 44 Episoden. Auch in der TV- Season 2012/2013 starten zwei Serien, die auf einem erfolgreichen Filmfranchise basieren. Bates Motel erzählt die Vorgeschichte zur Horrorfilmreihe Psycho und die Serie Hannibal die Vorgeschichte zu den Filmen um den Serienmörder und Kannibalen Hannibal Lecter.
Max Wieseler, B.A., wurde 1990 in Lübeck geboren. Sein Studium in Film und Fernsehen mit der Fachrichtung Regie an der Medien Akademie Hamburg und der Hochschule Mittweida schloss er im Jahre 2013 mit dem akademischen Grad Bachelor of Arts erfolgreich ab. Seine Leidenschaft für Serien und das Horrorgenre motivierte ihn dazu, sich für das vorliegende Buch genauer mit der Thematik der Horrorserie und deren Evolution zu beschäftigen.
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