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- Der Vampir als Element der Literaturgeschichte: Literaturwissenschaftliche Untersuchung zur schwarzromantischen Vampirmotivik
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Der Vampir ist nicht allein eine bekannte Figur aus dem Volksglauben und damit grauer Vorzeit, sondern hat die Jahrhunderte überdauert. Als angsteinflößendes Monster, erotisches Ungeheuer oder auch bleiche Gestalt, die seine Opfer zähnefletschend verfolgt, wandelt die Gestalt des blutsaugenden Wiedergängers heute durch Kinofilme, Gruselgeschichten, TV-Spots und PC-Games. Dieses Werk soll der Faszination des Vampirmythos auf den Grund gehen. Hierzu wird seine Historie von Beginn an bis ins 21. Jahrhundert betrachtet. Das Buch vermittelt Einblicke in die verschiedenen Literaturepochen mit Hinblick auf die jeweilige Bedeutung und den Stellenwert der Vampirmotivik. Die verschiedensten Dimensionen und Interpretationen der Vampirfigur, wie etwa die gesellschaftskritische oder sexualpsychologische, sind hier ausreichend dargestellt. Im Zentrum der Betrachtung steht die Romantik als Blütezeit des Vampirs, in der dieser ein spektakuläres Instrument zur Darstellung der Nacht- und Schattenseiten der menschlichen Natur darstellte. Das Element des Vampirischen wird an berühmten Werken, wie Stokers Dracula, Goethes Braut von Korinth, Polidoris Vampyre oder Rices Interview with the Vampire, veranschaulicht. Es wird der Versuch unternommen einen wissenschaftlichen Überblick die gesamten Ausläufe des Vampirgenres zu liefern. Unternehmen Sie eine Reise quer durch die Literaturgeschichte auf der Spur einer alten und neuen Figur des Schreckens und Horrors.
Textprobe: Kapitel 5, Die Romantik als Blütezeit des Vampirs: 5.1, Die Schwarze Romantik und ihre Schauerliteratur: Die Romantik bildete eine Hauptströmung der europäischen Kulturgeschichte für die Zeit von ca. 1795 bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts und bezeichnete eine Haltung der Idealisierung und Vermittlung, die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verwischte und sich von realistischen und klassizistischen Tendenzen abgrenzte. Die Autoren der romantischen Strömung befassten sich mit einer Poetik des Phantastischen und einer Theorie der Imagination, die es durchaus von aufklärerischen Mimesis-Konzepten, wie sie bei Naturnachahmungen vorkamen, zu unterscheiden galt. Das Zeitalter der Aufklärung bedachte jede Ausprägung traditionellen Aberglaubens mit Kritik und Spott. Doch diese Haltung änderte sich mit dem Beginn der Romantik: Mit der Zivilisationskritik gegen Ende des 18. Jahrhunderts entdeckten die Gelehrten aber das Ideal des einfachen Menschen. In Volksgeist und Volkspoesie fanden die Romantiker die Magie und Mystik des alten Aberglaubens wieder. […] Aberglaube war nicht länger ein Verstoß gegen das erste Gebot und auch nicht ein der Vernunft und dem Fortschritt widerstrebender Glauben, sondern Ausdruck der Volkspoesie und damit eines Naturzustandes der Unschuld. Der Vampir als zentrales Element des Volksglaubens konnte in der Literatur neben anderen Fabelwesen und phantastischen Motiven der sogenannten Schwarzen Romantik zugeordnet werden. In dieser Unterströmung der Romantik, die auch gleichzeitig Subgenre der phantastischen Literatur darstellte, tauchten vermehrt schaurige, böse oder dämonische Charaktere auf. Der blutdürstende Revenant bildete ein spektakuläres Instrument, um die Schattenseiten der menschlichen Psyche aufzuzeigen. Gero von Wilpert definiert die Schwarze Romantik als Schauerromantik und irrationale Tendenz der Romantik zum Phantastisch-Abseitigen, Unheimlich-Gespenstischen, und Dämonisch-Grotesken, sowie als Ausdruck von Ängsten, Träumen und Wahnvorstellungen in Schauerromanen und Gespenstergeschichten. Die Schwarze Romantik war eng mit dem englischen Terminus der Gothic novel verbunden, welche dem deutschen Schauerroman entspricht. Allein zwischen 1790 und 1820 erschienen über 300 Romane dieser Gattung. Der Schauerroman gestaltete das fiktional dargestellte Übernatürliche – wie allgemein die phantastische Literatur – als unerwarteten Einbruch in eine als erklärbar eingeschätzte Wirklichkeit. Dabei interessierte das Übernatürliche nicht per se, sondern vorrangig in seiner Wirkung auf die Psyche der dargestellten Figuren sowie der Leser. Die Erzählstrategie war meist bestimmt durch Ich-Erzählungen und zielte somit auf die emotionale Identifikation des Lesers mit dem Protagonisten des Romans und auf ein Miterleben der Angst und des Grauens ab, was jedoch zugleich als lustvolle Erfahrung empfunden werden sollte. Die Schauerliteratur bediente sich demnach besonders stark an Elementen des Unheimlichen und einer Psychologie des Grauens. Als Vertreter der Schwarzen Romantik gelten Marquis de Sade, Charles Baudelaire, Edgar Allan Poe, Ludwig Tieck und Lord Byron. Zwar war die prägende Zeit der Schwarzen Romantik mit ihrer Schauerliteratur in den Jahrzehnten um 1800 angesiedelt, doch ihre Auswüchse blieben bis ins 21. Jahrhundert hinein erhalten. Moderne Horror-Autoren erkannten das Verlangen des Publikums nach dem Unheimlichen und Geheimnisvollen und führten damit das Erbe der Romantik fort. Beispielsweise stellt das umfangreiche Roman- und Kurzgeschichtenwerk Stephen Kings eine sehr erfolgreiche Erscheinungsform moderner Schwarzer Romantik dar.
Rebecca Tille wurde 1987 in Gotha geboren. Ihr Studium der Germanistik und Philosophie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena schloss die Autorin 2012 erfolgreich ab.
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