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Kunst & Kultur

Edgar A. Wenzel

Der neue deutsche Poproman. Von der Wiedervereinigung bis zur Jahrtausendwende

ISBN: 978-3-96146-542-2

Die Lieferung erfolgt nach 5 bis 8 Werktagen.

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2017
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Diese Arbeit befasst sich mit einem der breiten Masse wohl recht unbekannten literarischen Zweig der deutschen Literatur – obwohl dieser paradoxerweise gerade eben diese anzusprechen versucht –, nämlich der deutschen Popliteratur. Popliteratur beschreibt eine literarische Richtung, die im wiedervereinten Deutschland der 1990er Jahre – mehr oder weniger über Nacht – einen enormen, durch die Medien stark forcierten Aufschwung erlebte. Inhaltliche und formelle Wandlungen musste sie ebenso über sich ergehen lassen wie neue Definitionen und Vermarktungsstrategien. All das hat diese literarische Richtung erst zu dem gemacht, was sie zur Jahrtausendwende darstellte: die Neue Deutsche Popliteratur. In dieser Arbeit werden Werke der Popliteratur beleuchtet, wobei neben den Werken der Urväter – Christian Kracht (Faserland) und Benjamin von Stuckrad-Barre (Soloalbum) – auch auf Thomas Brussig (Am kürzeren Ende der Sonnenalle) und das Gemeinsschaftswerk Benjamin von Stuckrad-Barres, Christian Krachts, Eckhart Nickels, Alexander von Schönburgs und Joachim Bessings (Tristesse Royale – das popkulturelle Quintett) eingegangen wird.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2: Versuch einer Definition des Popromans: Sucht man nun nach einer allgemein gültigen Definition für die Popliteratur, so wird man bald die Erkenntnis erlangen, dass eine solche schlichtweg nicht existiert. Auch ist der Poproman nicht unbedingt an bestimmten, unverkennbaren Merkmalen erkennbar. Dennoch wird man in Zusammenhang mit Popliteratur unweigerlich auf Begriffe wie Jugendliteratur , breite Masse oder Musik stoßen. Popliteratur aber nur anhand der das eigentliche Werk betreffenden Merkmale festzumachen ist in diesem Falle zu leicht gemacht, wenn nicht unmöglich. Denn, stets mit einem Werk dieser Literaturform eng verbunden ist der das Werk ergänzende Autor. Popautoren werden oftmals derartig gleich einem Popstar vermarktet, sodass es unmöglich scheint, den Autor vom Werk zu trennen, ja, so kann es auch den Anschein haben, dass der Autor mehr als sein Buch vermarktet wird. 2.1 Popliteratur: Pop? Literatur?: Thomas Ernst versteht unter dem Begriff der Popliteratur einen literarischen Prozess im 20.Jahrhundert, der darum bemüht ist, die Grenzen zwischen Hoch- und Populärkultur aufzuheben, und in Folge auch Thematik, Stil, Schreib- und Lebensweisen aus der Massen- und Alltagskultur in die Literatur einfließen lässt. Als Beispiel führt Ernst Texte heran, die in einfacher Sprache realistisch aus dem Leben gesellschaftlicher Außenseiter berichten. Weiter nennt er Texte, die auf Songs und Phänomene der Popkultur oder in einem kritischen Verhältnis zur traditionellen Literatur stehen, und um einen eigenen Sprachstil bemüht sind. Die Popliteratur nahm Phänomene des Alltagslebens in den Blickwinkel und setzte sich oft ironisch oder kritisch gegen sie ab. Sie machte tabuisierte Themen erst zu Gegenständen der Literatur und gab gesellschaftlichen Außenseitern die Chance, sich öffentlich zu äußern […]. 2.2.1 Das Verhältnis zwischen Autor und Werk: 2.2.1.1 Die schiere Popularität : Diese ist alleine durch die Verkaufserfolge, durch die anhaltende Präsenz in der Welt der Massenmedien, sowie vor allem auch durch die Beliebtheit bei einem, vor allem jungen Publikum belegbar. Jugendlichkeit zeichnet auch den klassischen Popliteraten selbst aus. 2.2.1.2 Inszenierungs- und Promotionsformen : Zu diesen, aus der Welt der Hitparaden entlehnten Formen, sei zu erwähnen, daß Popliteraten gerne mit Popstars gleichgesetzt werden. Dies sowohl von ihnen selbst, als auch von den Medien. Auch die AutorInnen der Popliteratur sind Teil der Vermarktungsstrategie, und als solche in der Welt der Popliteratur nicht wegzudenken. Ihr äußeres Erscheinungsbild ist wohl konzipiert. Sie sind modisch gekleidet, attraktiv, und zeichnen sich durch ein tadelloses Image aus. Christian Kracht und Benjamin von Stuckrad-Barre ließen sich zu Werbezwecken für das Modehaus Peek&Cloppenburg in Maßanzügen ablichten. 2.2.1.3 Design und Titelgebung: Poporientierung ist auch bei Design und Titelgebung von Produkten zu erkennen. So ist beispielsweise am Buchdeckel von Benjamin von Stuckrad-Barres Debütroman Soloalbum eine CD zu erkennen. Der Autor wird gerne in Verbindung mit der Welt der Popmusik, generell in jeglicher Art von Szenenähe, wie beispielsweise Popjournalismus, gesehen. Dichtende Popstars, wie etwa John Lennon, Bob Dylan oder Nick Cave stellen dafür ein gutes Beispiel dar. Ebenso Sven Regener, Sänger und Liedschreiber der deutschen Band Element of Crime , der mit seinem Debütroman Herr Lehman (Eichborn-Verlag, 2001) einen großen Erfolg feierte. Ebenfalls im Verlag Eichborn veröffentlichte Till Lindemann, Sänger und Textschreiber der deutschen Band Rammstein , 2002 den Lyrik-Band Messer . 2.2.1.4 Popkulturindustrielle Synergie-Maximierung: Zum Buch werden bald auch die CD und der Film angeboten. Diverse Interviews dürfen natürlich nicht fehlen. Hält der Leser ein popliterarisches Werk in Händen, müssen bestimmte Erwartungen erfüllt werden: Ein Roman, bestehend aus kurzen Sätzen, und vielen Dialogen, die zusammen eine straffe Handlung liefern. 2.2.1.5 Präsenz in der Öffentlichkeit: Um die Nähe zum Publikum zu verdeutlichen, werden Lesungen bewußt in Kneipen oder an szenenahen Orten abgehalten. Auch literarische Gruppen, die sich dann der Öffentlichkeit im Rahmen eines Festivals oder Poetry Slams präsentieren, werden gerne gebildet. So trafen beispielsweise, wie bereits erwähnt, 1999 fünf Popliteraten in einem Berliner Hotel zu Gesprächen verschiedener Themen aufeinander, um diese später in Buchform unter dem Titel Tristesse Royale zu veröffentlichen. 2.2.2 Inhaltliche Schwerpunkte des Werkes: Darstellungen aus der Popwelt, Disco - oder Konzertbesuche sind oftmals Mittelpunkt einer Beschreibung. Die Szene spielt eine ebenso wichtige Rolle wie die Adoleszenzthematik. Die erste große Liebe, die Clique und natürlich immer wieder Parties werden gerne als Motiv herangezogen. Stets präsent ist auch der Konflikt zwischen den Generationen. Als Zeichen der Auflehnung oder deutlichen Absonderung gegenüber der älteren Generation entstehen jugendliche Subkulturen, wie jene der Rocker, Skinheads, Raver, Metaller, Skater, Punker und andere, deren wichtigste Merkmale wohl die Jugendlichkeit selbst darstellt. In fast allen Fällen läßt sich auch eine bestimmte Musikrichtung, wie auch ein (damit verbundener) Kleidungsstil mit den einzelnen Subkulturen in Verbindung bringen. Die jeweilige Musik drückt zugleich auch die Empfindungen und unter anderem gesellschaftliche und politische Einstellungen der Jugendlichen aus, definiert sie nahezu. Wodurch auch immer eine Subkultur sich zu definieren sucht, ein wichtiger Aspekt verbindet dennoch alle: die klare Distanzierung zur bürgerlichen Norm. 2.2.3 Markenfetischismus: Als weiteres häufiges Merkmal der popliterarischen Figuren seien auch noch der Markenfetischismus und die damit verbundene Oberflächlichkeit zu erwähnen, auf den Ullmaier in seiner Skizzierung nicht eingeht. Menschen werden beschrieben nicht jedoch auf deren Eigenschaften, oder Aussehen wird eingegangen, sondern sie werden bloß an oberflächlichem festgemacht, darauf reduziert. Maßstab der Beurteilung ist stets der Protagonist selbst. Dieser erfreut sich auch eines gesunden Selbstvertrauens. Er ist Individualist, steht mit beiden Beinen in der Welt, die sich natürlich um, oder wie ich verschärfen möchte, für ihn zu drehen hat. Freunde und Familienmitglieder sind zumeist nur Randerscheinungen, werden nicht in das Leben eingeflochten. Beziehungen zu anderen Menschen werden stets geprüft und auf Distanz gehalten. Die Unnahbarkeit des Protagonisten gegenüber ist dadurch von selbst gegeben. 2.2.4 Gestalterische Popbezüge: Wichtig ist hierbei der Gebrauch von Slang, Szenen- und Alltagssprache und häufig auch der Mediensprache. Die Sprache des Popromans entfernt sich klar und bewußt von hochliterarischen Sprachstandards . Ein Fundament für den Poproman bieten auch Rückgriffe auf typische literarische Formen anderer Genres, wie Krimi, Science Fiction, Western, Horror und Pornographie. Stilistisch zeichnen sich popliterarische Werke unter anderem durch Rasanz, Plakativität, Lautheit und Kürze aus. Die Werke pulsieren förmlich, lassen dem lesenden Publikum ihre Lebendigkeit spüren. Nicht nur inhaltlich spielt Popmusik eine wichtige Rolle für den Poproman, sondern auch formal machen sich Muster der Popmusik, wie etwa Strophenformen oder Rhythmen, bemerkbar. Ein poppiges Layout läßt einen popliterarischen Roman auch äußerlich gleich als einen solchen erkennen. So ziert beispielsweise das bereits erwähnte Cover Benjamin von Stuckrad-Barres Debütromans Soloalbum eben eine CD. Der Bezug zur Musik wird hier den Lesern bereits vermittelt, noch ehe diese das Buch geöffnet haben. Zusammenfassend ließen sich nun […][d]er Ekel vor den Massen, der hysterische Distinktionswahn, die Obsession mit Marken, das Käseglockenhafte der Wahrnehmung, bei dem Politik, Geschichte, Stadtgeschehen und dergleichen völlig ausgeblendet werden als einige Merkmale des deutschen Popromans herausheben.

Über den Autor

Edgar A. Wenzel, in Wien geboren, hat das Studium der Deutschen Philologie mit dem akademischen Grad Mag.phil. erfolgreich abgeschlossen. Sein inhaltlicher Schwerpunkt gilt allgemein der deutschen Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg, speziell jedoch der Literatur nach der Wende, was sich auch in seinem Schaffen als Schriftsteller bemerkbar macht. So weisen seine Gedichte und seine beiden bisher veröffentlichten Romane unter anderen auch viele popliterarische Elemente auf.

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