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  • Das Motiv der Apokalypse in Literatur und Malerei des Expressionismus: Dargestellt an Werken von Max Beckmann, Georg Heym, Ludwig Meidner und Paul Zech

Kunst & Kultur


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 100
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Apokalypse, oder besser gesagt, die Vorstellung von der Apokalypse wird existieren, solange es die Menschheit gibt sollte es sie einmal nicht mehr geben, dann nur, weil sie aus ihrer Position als Fiktion herausgetreten ist und die Menschheit zerstört hat. Dass das Motiv der Apokalypse tief im Kulturgut des Menschen verwurzelt ist, zeigt sich an unzähligen künstlerischen Darstellungen. Insbesondere in der Zeit des Expressionismus findet das Motiv häufige Verwendung. Schon ein Blick in die Menschheitsdämmerung - die wohl berühmteste Lyrik-Anthologie des Expressionismus - genügt, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie wichtig das Motiv der Apokalypse für die Künstler des Expressionismus war. Das Gleiche gilt für die bildende Kunst, denkt man an Ludwig Meidners Apokalyptische Landschaften oder an die Großstadtgemälde George Grosz’. Als Beitrag zum Künstevergleich soll diese Arbeit aufzeigen, ob der Vergleich zwischen literarischen und malerischen Kunstwerken im Hinblick auf das Motiv der Apokalypse zu einer wechselseitigen Erhellung” der Künste führt. An vier ausgewählten Werken des Expressionismus entdeckt der Leser, worin die Funktion des Apokalypse-Motivs liegt und in welcher Art und Weise das Motiv von den Künstlern Verwendung findet. Dem Umstand, dass die Disziplin des Künstevergleichs verhältnismässig unerforscht ist und keine allgemeingültige Grundlage besitzt, begegnet die Autorin durch eine individuelle Vergleichsmethode.

Leseprobe

Kapitel 3, Das Motiv der Apokalypse: 3.1, Ursprünge des Motivs: Der Begriff »apokalyptein« stammt aus dem Griechischen und bedeutet »entschleiern« oder »aufdecken«, der »apokalyptische Ton« ist demnach ein offenbarender Ton. Er offenbart laut Derrida die Wahrheit über das drohende Ende. In ihrer Betonung der katastrophalen Zukunft, als Blick in eine Zukunft, die das Ende ist , findet sich apokalyptisches Gedankengut bereits in antiken Prophezeiungen. Bernd Schipper sieht die Anfänge der Apokalyptik in der einsetzenden linearen Sicht auf Zeit und Geschichte, welche durch den hellenistischen Einfluss auf die Kulturen des alten Orients ausgelöst wurde. Die zyklische Weltauslegung wurde durch die lineare ersetzt, dementsprechend kam es durch die neu entdeckte Endlichkeit der Welt zu einer Eschatolisierung der Traditionen. Die Bedeutung des Apokalypsebegriffs ist eng mit biblischen Vorgaben verknüpft. Sowohl das Buch Daniel als auch die Offenbarung Johannis setzten die Apokalypse in Bezug zur Unterdrückung des Judentums bzw. der Christenheit durch das jeweils aktuelle Herrschaftssystem. Im Buch Daniel wird die Unterwerfung der Judäer thematisiert, in der Offenbarung des Johannes die Unterdrückung des Christentums der kleinasiatischen Staaten durch das römische System und deren Herrscherkult. Im Judentum existieren z. B. bei Jesaja apokalyptische Tendenzen in Bezug auf das Erscheinen des Messias, der den gesamten Kosmos verwandelt. Bei dem Propheten Ezechiel und im Buch Daniel finden sich Bezüge zum nahenden Endgericht, das eine neue Zeit einleiten soll. Die Gemeinsamkeit der religiösen Apokalypsen liegt unter anderem darin, dass sie Kritik an der Gegenwart ausüben und den Gläubigen Hoffnung auf eine in der Zukunft liegende Änderung der sozialen und politischen Missstände geben soll. Dieser Aspekt wird auch häufig in der künstlerischen Verwendung des Apokalypse-Motivs betont. Im Christentum wird durch die Heilsgeschichte das Weltende als Trennung von Gut und Schlecht angesehen, das Schlechte wird aufgedeckt und zerstört, die alte Welt wird in ihrer Existenz ausgelöscht und durch ein neues »himmlisches Jerusalem« ersetzt. Als Folge der Säkularisation ist die Apokalypse der Moderne eine meist auf die Katastrophe und den Weltuntergang verkürzte, kupierte Apokalypse, die ihren utopischen Charakter in Bezug auf den Gedanken der neu anbrechenden Heilszeit verloren hat. Im Christentum ist bezüglich der apokalyptischen Darstellungen in erster Linie die Offenbarung des Johannes zu nennen, welche auch als »Johannesapokalypse« oder »Johannesoffenbarung« bezeichnet wird, und das einzige apokalyptische Buch ist, das in den Kanon des Neuen Testaments aufgenommen wurde. Die Offenbarung bildet das letzte Buch des neuen Testaments und gilt als Hauptwerk der Apokalypse-Tradition. Aufgrund ihrer inhaltlichen Besonderheiten, wie der phantastischen Bilder und der ungewöhnlichen Symbolik, gilt die Johannesoffenbarung als Vorbild für viele Künstler und dient aufgrund dessen in dieser Arbeit als Textgrundlage der Untersuchungen. Die apokalyptischen Bibeltexte zeichnen sich durch einen besonderen, von anderen Bibeltexten abweichenden, Stil aus. Um den literarischen Stil dieser apokalyptischen Bibeltexte zu ermitteln, vergleicht beispielsweise Wilhelm Bousset diese mit den Texten alttestamentarischer Prophetie. Als prägnantesten Unterschied nennt er in diesem Zusammenhang den Vorrang des Bildes in der Apokalyptik: In der Prophetischen Predigt steht das gesprochene oder geschriebene Wort, in der Apokalyptik das Bild an erster Stelle. Der Prophet hört und verkündet das Wort Jahves, der Apokalyptiker schaut und erzählt das Bild, die Vision. In der Johannesoffenbarung lässt sich hierbei, laut Bousset, die klarste Ausbildung der apokalyptischen Stilgattung erkennen. Nicht nur das Bild, sondern auch der Traum wird als wichtige Form in Bezug auf apokalyptische Texte angesehen: Im Danielbuch werden die meisten der Zukunftsbilder im Traum geschaut. […] Die beiden Visionen des Henochbuches […] sind Traumgesichte. Auch der slavische Henoch beginnt mit einem Gesicht, das Henoch auf seinem Bette hatte […] Selbst in den spätesten Erzeugnissen der apokalyptischen Literatur scheut man sich nicht, einfach von apokalyptischen Träumen zu sprechen. Neben der Traumvision gibt es in den apokalyptischen Texten noch die wirkliche visionäre, ekstatische Erfahrung . Johannes empfängt in der Offenbarung eine wirkliche Vision , denn es heißt: Am Tag des Herrn wurde ich vom Geist ergriffen und hörte hinter mir eine Stimme, laut wie eine Posaune. Des Weiteren teilen sich die apokalyptischen Bilder in zwei Gruppen auf. Zum einen wird ein zukünftiges Geschehen vorausgesagt und zum anderen wird die gegenwärtige Realität, die den Seher umgibt, beschrieben. Die apokalyptische Vision besitzt somit einerseits eine weissagende und andererseits eine darstellende Funktion. Dass diese Realität, die den Seher umgibt, in der literarischen Apokalypse nicht nur beschrieben, sondern vielmehr bewertet wird, betont Klaus Vondung in seiner Definition des literarischen Stils der Apokalypse. Der Apokalyptiker nimmt hierbei immer eine erhöhte Position in Bezug auf das Geschehen ein. 3.2, Die Verwendung des Apokalypse-Motivs in Literatur und Malerei: Im literarischen Bereich wird die Apokalypse meist entweder als Thema oder als Motiv bezeichnet. In der Mehrheit der literarischen Werke herrscht eine Grundkonstellation vor, nach der die Apokalypse abläuft: (1) Die Darstellung des menschlichen und gesellschaftlichen Verfalls. (2) Der Ausbruch der Katastrophe. (3) Die Vernichtung der Zivilisation. (4) Die Ankündigung oder Ankunft einer neuen Ordnung. Da in lyrischen Werken meist nur ein Ausschnitt zur Darstellung kommt, ist die Apokalypse-Darstellung hier oft verkürzt und behandelt nicht alle der oben genannten Punkte. Während sich die Apokalypse als Thema oft auf Darstellungen wie Katastrophen, Dekadenz oder moralischen Verfall beruft, übernimmt das apokalyptische Motiv eine stützende und auslösende Funktion in Bezug auf die genannten Themen, meist in Verbindung mit einem Kontrast zwischen der herrschenden Ordnung und konträrer Vorstellungen, die den Umsturz herbeisehnen. Das Motiv der Apokalypse dient hierbei, wie bereits in Kapitel 2.3 erläutert, der Ausbildung eines Themas, und erweitert somit den Bedeutungsgehalt desselben. Durch ihren Ursprung als Vision ist die Beziehung zwischen Text und Bild in der biblischen Apokalypse besonders eng, da sie als Bild empfangen und beschrieben und in Sprache übersetzt wird. Aufgrund ihres hohen Bildpotentials gibt es im Bereich der bildenden Kunst eine lange Tradition der Apokalypse-Darstellungen die Abbildung apokalyptischer Motive ohne Bezug zur biblischen Vorgabe setzt allerdings erst im 19. Jahrhundert ein. Erste Apokalypse-Motive finden sich vornehmlich als Wandmalerei in Kirchen. Bereits aus der Zeit um 400 n. Chr. lassen sich apokalyptische Motive in römischen Apsisprogrammen nachweisen. Ein zweiter Bereich, in welchem apokalyptische Darstellungen zu finden sind, ist jener der Buchmalerei. Die Apokalypse wurde häufig aus dem Kontext der Bibel herausgelöst als eigenes illustriertes Buch hergestellt, die bekannteste von ihnen ist die Bamberger Apokalypse. Albrecht Dürers Holzschnitte der Apokalypse (1498) und das Weltgerichtstriptychon Hieronymus Boschs (Ende 15./Anfang 16. Jahrhundert) gelten als wichtiges Vorbild für viele nachfolgende Künstler.

Über den Autor

Juliane Weiß, M.A., wurde 1989 in Leverkusen geboren. Nach einem Studium der Germanistik (B.A.) an der Universität Leipzig schloss die Autorin ihr Studium 2014 dort mit dem akademischen Grad Master of Arts in Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaft ab. Die Autorin befasst sich eingehend mit der bildenden Kunst und ist auch selbst in diesem Bereich künstlerisch tätig. Der Vergleich zwischen dem Literarischen und der Malerei folgte als logische Konsequenz.

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