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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 128
Abb.: 6
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Der vorliegende Text bietet eine gut strukturierte Auswahl zu historischen Positionen der Theoriebildung für die Medien Radio und Internet. Andreas Bade untersucht in seinem Buch vielfältige Beziehungen zwischen dem Radio und dem Internet. Er zeigt umfassende Aspekte auf zur Mediennutzung und ihrer Einbindung in politische und ökonomische Rahmenbedingungen. Ein Schwerpunkt seiner Analyse liegt in der Beschäftigung mit den die jeweilige Medienentwicklung begleitenden medientheoretischen Prognosen. Dabei greift er auf Klassiker wie Bertolt Brecht ebenso zurück wie auf die Vertreter der Netztheorie, etwa Manfred Faßler. Diese konstruktive Zusammenführung von Entwicklungstendenzen und theoretischer Reflexion bildet einen wichtigen Baustein sowohl für die Radio-, als auch die Internetgeschichte. Einen besonderen Fokus richtet er auf die Nutzung des Internet als programmbegleitendes Medium des Hörfunks. In einem Exkurs kommen Hörfunkpraktiker vor dem Hintergrund der Radiotheorie Bertolt Brechts zu Wort, ihre Einschätzung darzulegen, das Internet in eine Zweiwegekommunikation einzubinden, die es Radiohörerinnen und -hörern über den interaktiven Dialog ermöglichen würde, Einfluss auf die Gestaltung des Radioprogramms zu nehmen.
Kapitel 3.3 Ausblick: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind die neuen Kommunikationsmöglichkeiten des Netz-Mediums Internet, die sich in Verbindung mit dem Medium Radio ergeben, sowohl von der Angebots- wie der Nachfrageseite kaum annähernd ausgereizt. Zum einen liegt dies am Stand der technologischen Entwicklung, die sich in einem ständigen Umbruch befindet. Hier ist die weitere Entwicklung noch völlig offen. Es ist unklar, ob schnelle Multimedia-Datennetze künftig auf der Basis moderner Breitbandkabelnetze oder leistungsfähiger Funktechnologien wie UMTS standardisiert werden oder ob und auf welche Weise beide Technologien parallel zum Einsatz kommen werden. Auf der anderen Seite fehlen die gesetzlichen Regelungen, die das Mediensystem Internet mit seinen spezifischen Möglichkeiten für das Radio in das duale Rundfunksystem integrieren. Zumindest für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanbieter besteht ein großer Bedarf an Klärung hinsichtlich Fragen der Finanzierung ihrer Online-Angebote und der künftigen Nutzung des Netz-Mediums, falls dies an Bedeutung für die Distribution von Rundfunkprodukten gewinnen sollte. Für die privaten Anbieter besteht ebenfalls eine große Unsicherheit hinsichtlich der Einschätzung der weiteren Entwicklung des Marktes, die sich in einer zurückhaltenden Investitionsbereitschaft artikuliert. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor, der die künftige Entwicklung digitaler Medientechnologien beeinflusst, sind hohe Entwicklungskosten von Netztechnologie und -Infrastruktur, die sich letztlich auf die Preise der über das Netz vertriebenen Medienprodukte (z. B. Spielfilme, Musikangebote etc.) niederschlagen. Noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts waren hohe Zugangskosten und mangelnde Preistransparenz einer der Hauptgründe für eine zurückhaltende Bereitschaft, daten- und zeitintensive Audio- und Videoangebote im Internet zu nutzen. Neue Angebotsformen der Telefongesellschaften, wie Telefon- und Internetflatrates, führten dazu, dass DSL-Breitbandanschlüsse mit einer Downstreamgeschwindigkeit bis zu 6000 Mbit/s von 2,1 Mio. im Jahr 2005 auf 13,7 Mio. im Jahr 2008 angestiegen sind. Dies hat die Entwicklung der Angebotsstruktur des Online Rundfunks, wie die der traditionellen terrestrischen Hörfunkprogramme und ihrer parallelen Nutzung des Internet als Ergänzungsmedium maßgeblich beeinflusst. Neue Internetradios, wie das Hamburger Byte.fm setzen auf die Streamingtechnologie und bieten ein 24 Stundenprogramm. Die öffentlich-rechtlichen Anbieter erhoffen sich mit themenbezogenen Internetportalen, wie den Mediatheken neue Nutzungsimpulse. Podcasting und Audio-on-Demand haben sich zwar noch keinen festen Platz im Medienensemble erobert, bieten jedoch durch ihre zeitsouveräne und flexible Verfügbarkeit einen großen Mehrwert, den das Radio mit Hilfe des Internet entfalten kann . (Oehmichen/Schröter 2009, 10). Die weitere Entwicklung des Netz-Mediums Internet als Distributionskanal für Audio- bzw. Videoprodukte wird zu wesentlichen Teilen davon abhängen, inwieweit die Musik und Videoindustrie Abrechnungsverfahren und Marketingstrategien entwickelt, die auf die neuen digitalen Vermarktungsmöglichkeiten zugeschnitten sind. Hier bestehen hohe Risiken, da neue Kopierschutzverfahren sehr bald zu Reaktionen seitens der Nutzer führen diese zu umgehen. Gleichzeitig besteht bei vielen Nutzern eher eine geringe Bereitschaft, das Internet als kostenpflichtigen Vertriebsweg für Audio- und Videoprodukte zu akzeptieren. Davon sind die Online-Aktivitäten kommerzieller terrestrischer Hörfunkanbieter ebenfalls betroffen, deren Netzangebote eher auf den Vertrieb von Musikprodukten angelegt sind. Für die öffentlich-rechtlichen Hörfunkanbieter, die ihr Angebot bislang auf den Schwerpunkt Service und Information ausgerichtet haben, stellt sich die Frage, wie das zusätzliche Online-Angebot neben den eigentlichen Aufgaben als Rundfunkanbieter definiert wird und wie es hinsichtlich Aufwand und Kosten begrenzt werden kann. Diese Frage stellt sich umso dringlicher, da zurzeit ungeklärt ist, in welchem Ausmaß das Online-Angebot der öffentlich-rechtlichen Hörfunk- und Fernsehanbieter dem Auftrag zur Grundversorgung zugerechnet werden darf und aus dem Gebührenaufkommen finanziert werden kann (vgl. ARD 2002, 155 f.).
Andreas Bade (*1953) ist gelernter Radio- und Fernsehtechniker. Er studierte Sozialökonomie mit dem Schwerpunkt Volkswirtschaft sowie Medienkultur und Philosophie in Hamburg.
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