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- Architektur in Tolkiens Mittelerde. Mögliche Vorbilder einer fiktiven Architektur
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2016
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Abb.: 89
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Welt der Hobbits, Elben und Zwerge ist eine Welt, die unserer fern liegt, denn in dieser Welt herrscht Magie. Mittelerde ist eine andere Welt als unsere - oder? Der Herr der Ringe von J.R.R. Tolkien wird zwar als Fantasy-Roman bezeichnet, doch schaut man genauer hin, lassen sich viele Parallelen zu unserer Welt entdecken. Ziel dieser Arbeit soll sein, die Ähnlichkeiten Mittelerdes mit der echten Welt herauszufinden. Besonders die Architektur wird dabei im Vordergrund stehen. Es soll herausgestellt werden, wie die Architektur der verschiedenen Völker in Mittelerde aussieht und welche Vorbilder diese gehabt haben könnte. Besonders Auffallend sind dabei die Entlehnungen aus dem Mittelalter. Die Hauptquelle für die Analyse der Architektur wird die filmische Umsetzung von Peter Jackson aus den Jahren 2001 bis 2003 sein. Die Trilogie dient als bildlicher Vergleich der tatsächlich hergestellten Architektur für die Darstellung von Mittelerde, die aber natürlich auf den Grundlagen Tolkiens basiert. Deshalb soll vorher untersucht, werden inwieweit Tolkien selbst bereits auf das Aussehen der Architektur seiner fiktiven Völker und Landschaften eingegangen ist und ob es auch dort schon Parallelen zu realen Völkern gibt. Die textliche und bildliche Untersuchung wird im Anschluss verglichen und analysiert. Dabei werden Merkmale und Beispiele von realer Baukunst mit der filmischen Baukunst verglichen und versucht, Vorbilder selbstständig herauszuarbeiten. Um eine Grundlage des Verständnisses von Architektur in Literatur und Film zu haben, soll zu Beginn ein Blick auf den theoretischen Bestand geworfen werden.
Textprobe: Kapitel 4. Tolkiens Mittelerde und deren filmische Umsetzung: Mittelerde ist eine Erfindung von John Ronald Reuel Tolkien. Er wurde 1892 in Südafrika geboren und starb 1973 in England. Im Silmarillion beschreibt Tolkien die Entstehung von Arda , welche unserer Erde entspricht. Auf dieser Arda befindet sich der Kontinent Mittelerde, auf dem die Geschichten Der Herr der Ringe und Der kleine Hobbit spielen. Der Fantasy-Roman Der Herr der Ringe erschien 1954 und war eine Folge des Erfolgs des Kleinen Hobbit. Allerdings war Tolkien nicht darauf erpicht, Erfolg mit seinen Romanen zu haben. Sein hauptsächlicher Grund war wohl, einen Rahmen für seine eigens erfundenen Sprachen, Quenya und Sindarin, zu haben und diese in ihrer vollen Pracht darzustellen. Tolkien war ein großer Freund von Sprachen und ein Philologe. Es stellt sich also die Frage wieso er gleich ein ganzes Universum an Völkern, Geschichte, Kunst, Sprachen und Mythologie erfand. Tolkien sagte selbst, dass Mittelerde unserer Erde entspräche. Laut Carpenter, ist die Geschichte in einer erfundenen Antike angesiedelt, in der die Formen der Kontinente noch verschieden (von unseren) waren. Tolkien wollte eine eigene Mythologie für England schaffen. Deswegen nahm er eine Welt, die Nordwesteuropa sehr ähnlich sah, formte sie aber so um, dass es aussah, als sei es eine prähistorische Variante, einer längst vergessenen Zeit. Krause sagt dazu in Fantastische Landschaften : Unter dem Nordwesten Europas verstand Tolkien die Britischen Inseln mit England als Herzstück, aber auch Skandinavien und die ganze Nordsee-Welt. Das war die Welt der Angelsachsen und Wikinger, also germanischer Stämme und Völker. Ebenso gehörten die keltischen Kulturen der Iren und Waliser dazu, obwohl ihnen der Anglist nicht so zugetan war. Der Roman Der Herr der Ringe erlebte ein Revival als von 2001 bis 2003 die Filmtrilogie unter der Regie von Peter Jackson in die Kinos kam. Schon 1997 begannen die Vorbereitungen dazu. Ermöglicht wurde die Verfilmung durch die voranschreitende technische Entwicklung der digitalen Filmindustrie. Die Dreharbeiten erstreckten sich über 274 Tage und kosteten insgesamt mehr als 330 Millionen Dollar. Dabei wurden jedoch alle drei Teile gleichzeitig gedreht. Drehort war Neuseeland. Es wurde jedoch kaum oder nur teilweise in die bestehende Natur eingegriffen. Viele Außenaufnahmen wurden später am Computer nachbearbeitet, um Strommasten oder Häuserspitzen heraus zu retuschieren, oder Elemente einzufügen, wie Ruinen oder Architektur. Peter Jackson und seine Crew achteten aber auch sehr darauf, die Natur nicht zu beschädigen. So wurde zum Beispiel das Tal, in dem sich der Berg auf dem Edoras befindet, nach den Dreharbeiten komplett wieder zurückgebaut, um es wieder komplett in den Zustand vor dem Dreh zurückzuversetzen. Sogar Zufahrtsstraßen wurden wieder zugeschüttet. Die Herr der Ringe Trilogie ist eine Literaturverfilmung. Es handelt sich um eine illustrierte Version der Vorlage, was bedeutet, dass der Roman so detail- und originalgetreu wie möglich wiedergegeben wird. Schäfer geht auf den Detailreichtum im Roman ein: Tolkien gibt in The Lord of the Rings sehr detaillierte Landschafts- und Naturbeschreibungen. Auch das Wetter und die Mondphasen werden in der Regel ausführlich geschildert. Ebenso detailreich werden Lebewesen, Völker und Kulturen Middle-earths dargestellt. Diese sehr detaillierte Fülle an Informationen war natürlich für die Filmemacher und Designer ein besonderer Pluspunkt, um alles genau so darzustellen, wie Tolkien es sich vorgestellt hatte. Peter Jackson hatte von Anfang an, als er mit dem Projekt Herr der Ringe anfing, ein ganz wichtiges Ziel im Kopf: Er wollte die Welt, die Tolkien erschuf, so authentisch wie möglich darstellen. Er wies alle Menschen, die mit ihm am Drehbuch und am Design arbeiteten, dazu an, die Welt von Mittelerde als echte Geschichte zu behandeln, als wäre es eine wirkliche historische Welt. Er wollte, dass sich das Aussehen so echt wie möglich anfühlte, deswegen sah er vom typischen movie design und Hollywood-Aussehen ab. Beim Schreiben des Drehbuchs verwendeten Peter Jackson und seine Mitarbeiter bereits bestimmte Illustrationen, um sich die Welt von Tolkien bildlich vor Augen führen zu können. Dabei fiel ihnen auf, dass sie sich vor allem auf zwei Illustratoren stützten: Alan Lee und John Howe. Aus diesem Grund fragten sie beide Illustratoren, ob sie sich am Prozess des Schreibens und Designens maßgeblich beteiligen wollen und glücklicherweise sagten beide zu. Dabei brachte der in England lebende Lee besonders englische Einflüsse, der in der Schweiz lebende Howe besonders kontinentaleuropäische Einflüsse in das Filmdesign ein. Der Design-Prozess wurde jedoch nicht nur von diesen zwei Illustratoren geleitet. Es gab sehr viele Menschen, die an unterschiedlichsten Sachen arbeiteten. Am Ende war es aber immer Peter Jackson, der sein OK geben musste. Bis dahin war es aber oft kein leichter Weg, denn er wollte handfeste Entwürfe und viele Skizzen. Aber auch Tolkien selbst hatte schon einige Skizzen und Zeichnungen an den Manuskripträndern überliefert. Allerdings war Tolkien sich in der Zeichnung der Karten sicherer als in denen der Bauwerke. [Die] Form mancher Bauwerke hingegen bedurfte oft mehrerer Entwurfsstadien. Um die unterschiedlichen Kulturen in Mittelerde darzustellen, wollten die Designer explizite unterschiedliche Designs um die verschiedenen Völker leichter voneinander differenzieren zu können. Jedes Volk hat spezielle Formen und Merkmale, die sie schon in Waffen, Kostümen oder Architektur identifizieren. Die Elben, zum Beispiel, sollten allgemein geschmeidig, schön, elegant und lyrisch dargestellt werden. Peter Jackson achtete auf jedes Detail. Er wollte auch Gebäude und Orte darstellen, die am Ende vielleicht gar nicht im Film zu sehen sein würden. Jedes noch so kleine Detail sollte ikonographisch in die Welt der verschiedenen Völker passen. Er wollte damit auf eine Kunstgeschichte von Mittelerde hinweisen, die so nicht existiert. Aber im Film sollte das Gefühl entstehen, dass es diese Kunstgeschichte gibt und man sollte sie spüren. Von den Illustrationen von Howe und Lee ausgehend entwarfen Architekten Modelle für die Gebäude. Teilweise wurden dann aus diesen Modellen echte Gebäude gebaut, manchmal wurden nur Miniaturmodelle benutzt, und zum Teil waren es Computergrafiken. Howe und Lee haben sogar direkt von Orten, die für die Szenen ausgesucht wurden, Skizzen gemacht, die teilweise exakt so ausgeführt wurden. Als Beispiel dafür dient Hobbington, der Wohnort der Hobbits. Das Dorf wurde nach den Skizzen gebaut und dann ein Jahr sich selbst überlassen um es so natürlich wie möglich darzustellen. Dadurch hat es schon eine Geschichte und eine Lebendigkeit für sich und wirkt nicht wie ein Filmset. Damit ist die gewünschte Authentizität erreicht. In der Dokumentation über das Design von Mittelerde wird auch klar, dass sich die Architekten und Illustratoren auf echte bestehende Architektur und Architekturelemente gestützt haben, je nach Volk. Im nächsten Kapitel wird dabei näher auf einzelne Beispiele eingegangen. Howe und Lee ließen sich auch von der bereits vorhandenen Landschaft leiten. Im Falle der Elben setzten sie sich auf Lichtungen und in Wälder und malten die gewünschte Architektur in die Natur. Die Elben sind von menschlicher Gestalt, jedoch viel schöner und edler. Sie sind Kunstliebhaber und verehren alle schönen Dinge, wie Musik und vor allem die Natur. Sie streben nach Wissen, obwohl sie schon das weiseste Volk Mittelerdes sind. Im Roman Der Herr der Ringe befinden sie sich bereits in ihrer Endzeit, kurz bevor sie Mittelerde verlassen und sich in einem anderen Land zur Ruhe setzen. Nur noch wenige verbleiben in Bruchtal oder Lothlórien. Tolkien war sehr darauf bedacht, dass seine Elben nicht mit den zierlichen kleinen Feen und Elfen mit Flügeln verwechselt werden Sollten. Daher sollten sie im Film geschmeidig, schön, elegant und lyrisch dargestellt werden. Die Illustratoren waren der Meinung, dass die Elben eine schlichte Architektur benötigten, da keine Weiterentwicklung mehr nötig sei, weil sie schon so lang auf der Erde wandelten, und bereits perfektionierte Architektur hätten. Die Menschen dagegen waren das letzte Volk, dass von Ilúvatar, dem Urvater Mittelerdes, erschaffen wurde. Deshalb wurden sie von den Elben oft als niederes Volk angesehen, als die Zweitgeborenen. Allerdings hatten die Menschen das Schicksal, Mittelerde zu regieren und als letztes Volk in Mittelerde zu leben. Unter den Menschen gab es auch viele verschiedene Stämme, wie zum Beispiel die Rohirrim: ‚Edoras heißt dieser eingefriedete Bezirk‘, sagte Gandalf, ‚und die goldene Halle ist Meduseld, wo Théoden sitzt, Thengels Sohn, der König der Mark von Rohan. (...)Doch wir müssen vorsichtig reiten, denn es ist Krieg, und die Rohirrim, die Pferdeherren, schlafen nicht sämtlich, auch wenn es von weitem so aussieht. (…)‘ Deshalb war von Anfang an klar, dass sich das Menschenvolk sehr auf die Menschen des Mittelalters beziehen sollte. Das spiegelt sich sowohl in Behausung, als auch in Kleidung und Kultur wieder.
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