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- Brasilien und China zwischen Kooperation und Konkurrenz – Eine strategische Partnerschaft aus brasilianischer Sicht
Internationale Projekte
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Abb.: 6
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Als Teil der BRICS-Staaten haben Brasilien und China eine führende Rolle in der internationalen Wirtschafts- und Handelspolitik eingenommen - insbesondere vor dem aktuellen Hintergrund, dass die bilateralen Beziehungen wirtschaftlich und politisch von beiden Seiten außergewöhnlich stark ausgebaut werden. China ist derzeit Brasiliens größter Handelspartner. Zudem gewinnt die Partnerschaft auf internationaler Bühne wachsend an Bedeutung, da beide Länder wirtschaftlich gesehen weltweit zu den am stärksten wachsenden Schwellenländern gehören. Die Verflechtung der beiden Länder geschieht in einem wichtigen globalen Moment, da die Welt multipolarer wird und eine neue multilaterale finanzielle und wirtschaftliche Architektur entsteht. Dennoch geht dieses Buch von der Annahme aus, dass diese Partnerschaft unter einem starken Ambivalenzverhältnis für Brasilien steht, da hinter dem Tauziehen der Länder auch die Rivalität der beiden Schwergewichte ihrer jeweiligen Kontinente steht. Sollte Brasilien es nicht schaffen, strukturelle Veränderungen der politischen Vorgaben in der eigenen Wirtschaft durchzuführen, wird dieses Land in Zukunft besipielsweise durch Marktverluste in Drittländern stark unter dem chinesischen Einfluss leiden.
Textprobe: Kapitel 3., Regimetheorie: Als der wichtigste Vertreter der Regimetheorie ist auch hier Keohane mit seinem Werk After Hegemony (1984) und schließlich Power and Interdependence (1977) zu nennen. Definiert werden nach Keohane Regime als ‘problemfeldspezifische inhaltliche wie prozedurale Prinzipien, Normen und Regeln, die von Staaten vereinbart und als gültig betrachtet werden. Dabei gelten als Prinzipien allgemeine Verhaltensstandards Normen dagegen sind konkrete Verhaltensvorschriften und in Regeln drücken sich überprüfbare Verhaltensvorschriften aus, die von den Regeladressaten ein spezifisches Verhalten verlangen bzw. ein spezifisches Verhalten verbieten.’ (Zangl 2010: 133). Wichtig ist bei der Definition von Regimen, zwischen Internationalen Regimen und internationalen Organisationen (wie beispielsweise der UNO) zu unterscheiden: erstere besitzen keinerlei Akteursqualität. Zudem sind sie, wie die oben genannte Definition schon ausdrücklich beschreibt, auf ganz spezifische Problemfelder der Internationalen Beziehungen, hauptsächlich aus der Wirtschaftspolitik, bezogen. Auch die damalige amerikanische Regimeforschung hatte wie die Theorien zu Kooperation und Verflechtung zum Ziel, ein besseres Verständnis der Kooperationen in den Weltwirtschaftsbeziehungen zu schaffen (Zangl 2010: 134). Da Regime nun keine Akteursfunktion haben, greifen sie somit nicht in Interessen der beteiligten Staaten selbst ein, sondern bieten lediglich eine Art Plattform, ihre Interessen zu vertreten und somit zur Kooperation zur verhelfen. Zudem haben internationale Regime den großen Vorteil, dass sie die relativen Transaktionskosten senken (Keohane 1984: 89-92). So skizziert Zangl (2010: 139 -140) in seinem Aufsatz zur Regimetheorie vier Wirkungspfade, die zur Bildung von Regimen führen: 1. Sie senken Kosten, da sie einen genauen Verhandlungsrahmen mit den festen Verhandlungspartnern und –zielen bieten, so dass zeitraubende Vorverhandlungen wegfallen. 2. Dadurch entsteht eine Erwartungsverlässlichkeit, insbesondere, da die verhandelten Vereinbarungen auch eine höhere Chance haben, eingehalten zu werden, was mit den Kontrollmechanismen von Regimen sicherlich zu tun hat: ‘What these arrangements have in common is that they are designed not to implement centralized enforcement of agreements, but rather to establish stable mutual expectations about others´ patterns of behavior and to develop working relationships that will allow the parties to adapt their practices to new situations.’ (Keohane 1984: 89). 3. Internationale Regime verbinden in diesem Zusammenhang oft verschiedene spezifische Kooperationsvereinbarungen innerhalb eines Problemfelds miteinander, so dass die Durchsetzung von einer Kooperationsvereinbarung als Anregung zu weiteren Kooperationen dienen kann. Das führt wiederum zu einer Vertiefung und weiteren Vereinfachung von Kooperationen sowie einer Reduzierung von Unsicherheit über die Kooperationstreue, da an die Kooperation mehrere Übereinkünfte gebunden sind. 4. Regime binden Staaten an ihre Kooperationsvereinbarungen, und ein Verstoß gegen diese Vorgaben kann kostspielig sein. Dieser Staat verliert zudem seinen Ruf als vertrauenswürdiger Partner und würde es in Zukunft weit schwerer haben, auf internationaler Ebene Kooperationspartner zu finden. So sind Staaten oft bereit, auch Kooperationsverpflichtungen einzugehen, die nicht in ihrem eigentlichen Interesse stehen (Zangl 2010: 140). Im Falle der sino-brasilianischen Kooperationen kann man davon ausgehen, dass aufgrund der geringen Anzahl der Partner, -nämlich nur zwei Staaten- die gegenseitige Kontrolle relativ einfach durchzuführen ist bzw. gar kaum einer Überprüfung bedarf. Das spart sowohl Transaktionskosten und erhöht das gegenseitige Vertrauen in die Beziehungen. 4, Die Internationale Handelspolitik: Die internationale Handelspolitik dient grundsätzlich der Koordinierung der nationalen Handelspolitiken einzelner Staaten und setzt einen Eingriff der Nationalstaaten in die Wirtschaft voraus. Sie hat das Ziel, eine ‘höhere Wohlfahrt der Weltbevölkerung durch die Optimierung des Tauschs von Waren und Dienstleistungen über Staatsgrenzen hinweg’ zu ermöglichen (Häckel 2004: 186). Im Idealfall führt sie zu einem effizienten Ausbau der Absatzmärkte und damit letztendlich zu Einkommenssteigerungen der Nationalstaaten. Zudem wird die Versorgung der Weltbevölkerung vor allem durch die Lieferung von Rohstoffen weltweit ausgebaut und somit verbessert. Dazu bietet sie durch die gemeinsame Abstimmung einen gewissen Schutz für einheimische Unternehmen gegen ausländische Konkurrenz (beispielsweise in Form von Protektionismus). Hauptinstrumente des Protektionismus sind nach Schmidt (2004) Zölle, Quoten, Maßnahmen zur Devisenbewirtschaftung und Handelshemmnisse unterhalb der Schwelle von Zöllen, wie nicht-tarifäre Handelshemmnisse. Mit Hilfe des Modells der strategischen Handelspolitik nach Krugman (2003) können sogenannte Spill-over-Effekte (Übertragungseffekte) ausgemacht werden. Dieser geht von Marktstrukturen mit einer kleinen Anzahl von Konkurrenten auf dem Weltmarkt aus, in denen Staaten einheimischen Unternehmen durch meist finanzielle Hilfen Wettbewerbsvorteile verschaffen, in der Hoffnung, erhöhte Marktanteile im globalen Markt und nationalen Wachstum oder technischen Fortschritt, der auch andere Branchen mit beeinflusst, zu erzielen. Diese von Regierungen zum Beispiel in Form von Importzuschlägen, Exportsubventionen oder Forschungs- und Entwicklungszuschläge verbilligten Produkte, verdrängen teurere Handelsgüter der ausländischen Konkurrenz, werden in der Konsequenz häufiger gekauft und können daher zu immer billigeren Herstellungskosten in Masse gefertigt werden, womit sie im Endeffekt die Verbraucher im Inland stark belasten. Die nationalen Unternehmen profitieren zwar hochgradig vom Exportboom, aber im Gegenzug dazu müssen die Bürger der Nationalstaaten die Staatshilfen über höhere Preise oder Steuern hauptsächlich mitfinanzieren (Häckel 2004). Handelspolitik kann letztendlich auch dem sogenannten aktuell viel beobachtbaren Neo-Kolonialismus dienlich sein: mit diesem Begriff wird versucht, ein altbekanntes Phänomen in neuem Gewand zu beschreiben, nämlich andere Länder in ökonomischer und politischer Abhängigkeit zu halten und sie in ihren Ressourcen so weit wie möglich auszuschöpfen. Eine andere Frage, die sich die Handelspolitik stellt, ist, warum ein Staat in den Freihandel eingreift, wo doch der Markt über Wettbewerb sehr klar und effizient die Nachfrage und Produktion regelt? Diese Frage lässt sich schnell beantworten: aus rationalem Eigeninteresse. Die staatliche Regulierung schafft eine Stärkung des eigenen Marktes und damit des inländischen Wohlstandes und erweitert die globalen Marktanteile, da hohe Exporte das Wirtschaftswachstum sichern. So greifen Staaten mit einer aggressiven strategischen Handelspolitik oder Billiglohnländer als gutes Fallbeispiel hier China, was dem Land auch gerne mal eine hohe Medienpräsenz sichert, häufig zu unfairem Wettbewerb. Sie schaffen sich Vorteile auf Kosten der anderen Staaten, greifen schnell zu Vergeltungsmaßnahmen oder bremsen Importwellen (Häckel 2004: 188). Zu den klassischen Instrumenten der Außenwirtschaftspolitik zählen beispielsweise Handelsverträge sowie Handelsabkommen, die Wechselkurspolitik, Zölle und außenhandelsbezogen die direkte oder indirekte Förderung durch Ausgleichsabgaben oder Subventionen und nichttarifäre Handelshemmnisse (Schmidt 2004: 62). Handelsverträge sind im Gegensatz zu Handelsabkommen langfristige Vereinbarungen über die zuvor genannten Instrumente und sind meist multilateral. Bilaterale Vereinbarungen betreffen eher Handelsabkommen, die kurzfristiger Natur sind und detailliertere Bestimmungen über beispielsweise Zolltarife beinhalten (Häckel: 2004: 190). Die Kooperation spielt dabei eine wichtige Rolle und beinhaltet die Zusammenarbeit hauptsächlich in Einzelvorhaben, so wie die Partnerschaft zwischen Brasilien und China in größten Teilen auch charakterisiert und gesteuert ist. Die Struktur der internationalen Handelsbeziehungen hat in den letzten Jahrzehnten eine tiefgreifende Transformation durchlebt, was letztendlich einen immensen Einfluss auf die Entwicklung der Partnerschaft zwischen Brasilien und China hatte. So haben die GATT- und später WTO-Runden beispielsweise Handelshemmnisse abgebaut, die Verschiebung der Wirtschaftszonen lösten zudem Integrationsschübe aus und mit Ende des Kalten Krieges und des Zusammenbruchs des Ostblocks kam es zu einer Aufhebung der Planwirtschaft (Häckel 2004: 191). Mit wachsender Globalisierung trat ein Prozess der weltweiten Arbeitsteilung in Kraft, die politisch gesetzte Handelsgrenzen zwischen Staaten zunehmend abbaute und somit den Wettbewerbsdruck zwischen den Unternehmen erheblich steigerte. Andererseits hat sie zu verbesserten Kommunikations- und Transportmöglichkeiten geführt, die eine weltumspannende Arbeitsteilung ermöglicht, bei der immer kleinere Produktionsteile in den Ländern verarbeitet werden, die die höchsten Kostenvorteile bieten. Eine solche Verlagerung ist größtenteils in die asiatischen Länder zu beobachten, wo auf eine hohe Anzahl an günstigen Arbeitskräften zuzugreifen ist. Im Ganzen ist eine Produktivitäts- und Effizienzsteigerung zu beobachten, die zum Beispiel das Auftauchen von Doppelentwicklungen verhindert, da der globale Markt hier schnell reguliert. Somit werden gleichzeitig Ressourcen und Kosten eingespart und eine höhere Leistungsbreite und –tiefe erreicht. Schaut man sich sehr große Projekte an, so sind diese heutzutage nur noch im weltweiten Umfang durchführbar aufgrund des hohen Investitionsausmaßes und der technischen Komplexität. Als ideales Beispiel für gelungene Zusammenarbeit soll an dieser Stelle nochmal das Satellitenprojekt CBERS zwischen Brasilien und China genannt werden. Häckel bringt es auf den Punkt, wenn er feststellt, dass ‘die Globalisierung den Trend zur Ökonomisierung der Politik’ verstärkt. Nationalstaaten werden ihm nach von Unternehmen immer mehr zu ‘Wirten’ gemacht, da Unternehmen (meist multinationale Konzerne) bestimmte Funktionen ins Ausland verlagern- mit im Vergleich niedrigerem Lohnniveau und dies oft als Reaktion auf die Anwerbung der Regierungen durch günstigere Produktionsbedingungen. In der Wirtschaft ist dieses heute so gängige Phänomen auch als offshoring bekannt (Häckel 2004: 193). Nationalstaaten und Regime versuchen sich davor zu schützen, indem sie Regulierungsmaßnahmen schaffen, die private Akteure dazu bringt, im eigenen Land zu produzieren. Oft werden mit Hilfe von Direktinvestitionen in Form von Tochterfirmen nur noch beispielsweise die Montage von einzelnen Bauteilen ins Ausland verlagert, da dort die Arbeitskräfte sehr viel günstiger sind.
Rafaela Bedner Oliveira, geboren 1984 in Tatuí, Brasilien, wuchs als brasilianisches Adoptivkind in Berlin und Umgebung auf, wo sie das Droste-Hülshoff-Gymnasium besuchte. Nach dem Abitur absolvierte sie ein Freiwilliges Soziales Jahr in der NGO Monte Azul, São Paulo in Brasilien, wo sie sich schon bald intensiv mit der sozialen und politischen Situation des Landes beschäftigte. Daraufhin studierte sie in Köln Regionalwissenschaften Lateinamerika mit Schwerpunkt Internationale Beziehungen, Brasilianische Sprache und Literatur und Geschichte, Spanisch als Zweitsprache und Wirtschafts- und Sozialpsychologie, welches sie 2013 erfolgreich beendete. Hier galt Ihr Hauptinteresse der brasilianischen Außenpolitik, weswegen sie sich in Ihrer Abschlussarbeit mit den Außenwirtschaftsbeziehungen Brasiliens auseinandersetzte. Die Begeisterung für dieses Thema motivierte sie, sich der vorliegenden Thematik dieses Buches zu widmen. Neben dem Studium engagierte sie sich ehrenamtlich weiterhin für die international bekannte NGO Monte Azul und der studentischen Wirtschaftsberatung connosco e.V., die mit Fokus auf Lateinamerika arbeitet. Dort hatte sie bereits 2009 ein Praktikum absolviert. Sie lebt seit 2013 mit ihrer Tochter und ihrem Lebensgefährten im Raum Zürich in der Schweiz.
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