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- Neue Partner und neue Konkurrenten: Eine empirische Analyse der Entwicklung des deutschen Außenhandels nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Systems
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Abb.: 24
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Mit dem Zusammenbruch des sozialistischen Systems und der Wiedervereinigung setzte sich der Ausbau der internationalen Handelsverflechtungen mit erhöhter Dynamik fort. In Folge dessen wuchsen die Importe und Exporte deutlich schneller als die deutsche Wirtschaft insgesamt, was zu einer Erhöhung der Außenhandelsorientierung der Bundesrepublik Deutschland führte. Überdies weitete sich der Außenhandelsüberschuss, also die Differenz von Exporten und Importen, massiv aus. Beide Aspekte, die deutsche Außenhandelsabhängigkeit und die bestehenden Handelsbilanzungleichgewichte, sind gerade heute vermehrt Gegenstand von Diskussionen und Kritik. Wie die vorliegende Studie zeigt, sank trotz der Ausweitung der Außenhandelsorientierung der Anteil Deutschlands und anderer etablierter Handelsnationen am Welthandel, da aufstrebende Ökonomien in wachsendem Maß am internationalen Güterverkehr partizipierten. In Folge dessen änderte sich auch die Bedeutung einzelner Handelspartner Deutschlands. Die vorliegende empirische Studie analysiert diese Entwicklungen anhand verschiedener wirtschaftlicher Kenngrößen und zeichnet ein anschauliches Bild der außenwirtschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland in den 20 Jahren nach der Wiedervereinigung.
Textprobe: Kapitel 5.2.3, Nicht-EU-Mitgliedsstaaten: Der Exportanteil der europäischen Staaten, die nicht Mitglied der EU sind, stieg zwischen 1991 und 2010 von 10,4% auf 10,9%. Einfuhrseitig fiel die Entwicklung deutlicher aus: Der Anteil erhöhte sich um fast 40% von 8,8% auf 12,2%. Maßgeblich für die Steigerung des Importanteils der Nicht-EU-Staaten waren gestiegene Energieimporte aus Norwegen und vor allem der Russischen Föderation. Etwa ein Drittel des deutschen Öl- und Gasbedarfs werden durch Importe aus Russland gedeckt, was Russland zum größten Energielieferanten Deutschlands macht. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass der Rohölpreis große Auswirkungen auf die Importe aus Russland besitzt. So war der enorme Preisanstieg des Rohöls von 2003 bis 2008 (vgl. Abschnitt 4.5.3) mitverantwortlich für das enorme Wachstum der Einfuhren aus Russland. Insgesamt verdreifachte sich der Anteil Russlands an den deutschen Importen von 1,2% im Jahr 1992 auf 4% im Jahr 2010. Auch ausfuhrseitig gewann Russland im gleichen Zeitraum an Bedeutung und steigerte seinen Anteil von 0,9% auf 2,8%. Norwegen, der zweitwichtigste Rohöl- und Gaslieferant Deutschlands, konnte seinen Anteil an den Wareneinfuhren der Bundesrepublik ebenfalls enorm steigern: Von 1,3% im Jahr 1991 auf 2,2% im Jahr 2010. Im Gegensatz dazu war der Ausfuhranteil Norwegens leicht rückläufig. Ein überdurchschnittliches Wachstum wiesen die Ausfuhren in die Türkei auf, deren nominaler Wert sich von 1991 bis 2010 mehr als vervierfachte. Dadurch stieg der Anteil an den deutschen Ausfuhren von 1,1% auf 1,7%. Gleichzeitig verdreifachte sich der Importwert, wodurch der türkische Anteil an den gesamten deutschen Einfuhren von 1,0% auf 1,26% stieg. Größter Handelspartner dieser sehr inhomogenen Gruppe ist und war die Schweiz. 1991 belegte sie Rang 8 der deutschen Exportdestinationen und den Rang 9 der Importdestinationen. Wie viele andere große europäische Handelspartner auch, verlor die Schweiz in den folgenden zwei Jahrzehnten an Bedeutung für die deutschen Exporte, wodurch ihr Anteil von 5,7% auf 4,4% sank. Im Gegensatz dazu blieb der Importanteil der Schweiz mit 3,9% bzw. 4,1% nahezu konstant. Der Überschuss aus dem Handel mit der Schweiz stieg von 12,8 Mrd. Euro im Jahr 1991 auf 32,5 Mrd. Euro im Jahr 2010. Der Außenhandelssaldo aus dem Handel mit Russland, Norwegen und der Türkei wies im betrachteten Zeitraum fast durchgehend ein negatives Vorzeichen auf. Dabei schwankte der Außenhandelssaldo gegenüber Russland und Norwegen vor allem ab 1998 stark, was nicht zuletzt auf den Einfluss der Rohölpreisentwicklung auf den Wert der Importe aus diesen Ländern zurückzuführen ist. Die Anteile des Außenhandelssaldos von Russland und Norwegen bewegten sich um einen Mittelwert von ca. -3% des gesamten Außenhandelsüberschusses. Die Türkei vergrößerte ihren Außenhandelsüberschuss gegenüber der Bundesrepublik von 0,5 Mrd. Euro im Jahr 1991 auf 2,7 Mrd. Euro im Jahr 2010, dabei schwankte der Anteil am gesamten Außenhandelssaldo der Bundesrepublik um -2%. 5.3, Asien: 5.3.1, Japan: Zu Beginn der 1990er Jahre stellte Japan den mit Abstand wichtigsten Handelspartner der Bundesrepublik innerhalb Asiens dar. So waren im Jahr 1991 ein Viertel der deutschen Warenexporte nach Asien für Japan bestimmt und 40% der Importe aus Asien stammten aus diesem Land. Das entsprach 2,5% der gesamten deutschen Ausfuhren und 6,2% der deutschen Einfuhren, was das Land zur elft-wichtigsten Exportdestination und zum siebtwichtigsten Importursprungsland der Bundesrepublik machte. Wie viele große europäische Staaten auch, verlor Japan in den folgenden zwei Jahrzehnten stark an Bedeutung für den deutschen Außenhandel. In den 1990er Jahren verlief die Entwicklung der Exporte nach Japan, beeinflusst von Wechselkursschwankungen, sehr ungleichmäßig. Im Durchschnitt verzeichneten die Exporte in diesem Zeitraum eine vergleichsweise niedrige jährliche Steigerungsrate von 5,1%, sodass der Anteil Japans an den deutschen Ausfuhren leicht abnahm. Neben einer anhaltend schwachen Konjunktur waren auch schwierige Marktzugangsbedingungen deutscher Unternehmen für die mangelnde Dynamik der Entwicklung verantwortlich. Dabei ist die Ursache dieser schwierigen Marktzugangsbedingungen jedoch weniger in politischen Handelsbarrieren, wie überdurchschnittlich hohen Zöllen, zu sehen. Vielmehr liegt diese in kulturellen Werten, Konsumentenpräferenzen für heimische Güter, sowie engen Beziehungen zu bestehenden Lieferanten. Auch nach dem Jahr 2000 sank der Anteil Japans mit Ausnahme von 2009 und 2010 kontinuierlich, sodass Japan im Jahr 2010 mit Anteilen von 1,4% bzw. 2,8% nur noch Rang 18 der Exportdestinationen und Rang 13 der Importursprungsländer Deutschlands belegte. Eine Rolle spielt hierbei, dass viele japanische Firmen aus Kostengründen ihre Produktion in das Ausland verlegt haben und somit ein Teil der Ausfuhren in der Außenhandelsstatistik nicht Japan zugeordnet wird, obwohl die Handelspartner japanische Firmen sind.
Peter Hartlieb wurde 1991 in Bad Soden am Taunus geboren. Seit jeher begeistern ihn interkulturelle Beziehungen, so führten ihn zahlreiche Reisen bisher in über 30 Länder. Der Schwerpunkt seines Studiums des Wirtschaftsingenieurwesens an der Technischen Universität Darmstadt liegt auf Wirtschaftsgeschichte und internationalen Wirtschaftsbeziehungen.
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