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Alexander Bleifuß

Nachhaltig Reisen: Gibt es eine Chance auf dem Pauschalreisemarkt?

ISBN: 978-3-96146-676-4

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 10.2018
AuflagenNr.: 1
Seiten: 216
Abb.: 32
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Der Tourismus gehört zu den wichtigsten und auswirkungsreichsten Faktoren der Globalisierung. Durch das rasante Wachstum im internationalen Tourismus werden künftig immer mehr Menschen reisen. Unter dem Eindruck der Nachhaltigkeitsdebatte mit Meilensteinen wie dem Earth Summit in Rio de Janeiro 1992, blieb auch die Tourismusbranche nicht unberührt von den Diskussionen über eine nachhaltige Ausrichtung. Es stellt sich mehr denn je die Frage nach einer verträglichen, richtungsweisenden Gestaltung der Reiseströme. In der Theorie existieren viele Überlegungen, die aber zu kurz greifen oder praktisch untauglich erscheinen. In diesem Buch werden zum einen die theoretischen Ansätze aufgezeigt und diskutiert zum anderen wird explizit auf die Nachfrageseite zu nachhaltigen Tourismusansätzen eingegangen. Über das Buchungsverhalten auf dem Massenmarkt wird ihr Erfolg oder Misserfolg definiert. Der Fokus der Untersuchung liegt dabei auf dem deutschen Reisemarkt als einer der wichtigsten Quellmärkte. Dieses Buch soll zum besseren Verständnis der Nachhaltigkeitsdebatte im Tourismus dienen und diesbezüglich einen empirischen Beitrag zum Verhalten der Reisenden leisten. Dieses Werk ist eine korrigierte Neuausgabe des 2012 veröffentlichten Buches Der nachhaltige Tourist – Eine Utopie? .

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 6 Auf dem Weg zu einem neuen Tourismus? In dieser Studie wurden bislang die Gründe für den raschen Aufstieg des globalen Tourismus, sowie die daraus erwachsenden Konsequenzen, speziell für die Zielgebiete in den Entwicklungsländern, herausgearbeitet. Es hat sich dabei gezeigt, dass die Bewertung oft zu Ungunsten des Tourismus ausfällt, nämlich dann, wenn gemeinhin der konventionelle Massentourismus betrachtet wird. Taugt der Massentourismus als Sündenbock? MOWFORTH ET AL. betonen, dass in die Bewertung des massenhaften Reisens auch gewisse weitere Faktoren einfließen und beachtet werden müssen. So lässt sich der Großteil der Touristen auf wenige Zentren, die großen Hotelkomplexe mit hoher Besucherdichte und hoher Bettendichte pro Raum und die angebundene Infrastruktur, räumlich eingrenzen. Entsprechend des eingeschränkten Bewegungsradius wirken die negativen Effekte, die dem Massentourismus zugesprochen werden, auch nur kleinräumig. Statt z.B. mit Allradfahrzeugen in die Natur zu fahren, bewegen sich die Reisenden vor allem mit den öffentlichen Verkehrsmitteln im städtischen Raum. Dadurch werden konventionelle Touristen und die Folgen, die aus dem Besuch der Reisenden entstehen, berechenbarer. Der Tenor in der Bewertung des Massentourismus tendiert aber zu einer allgemeinen Kritik auf Grund der schon abgesprochenen negativen Folgeerscheinungen. Eine Kritik am normalen Touristen gab es schon immer. Vor über einhundert Jahren beklagten sich die gesellschaftlichen Eliten über die immer zahlreicher werdenden, gemeinen Touristen. Das elitäre Recht, z.B. auf einer ‚Grand Tour‘ zu reisen, wurde durch die Ausdehnung des Reisens auf untere soziale Schichten aufgebrochen. In den Anfängen, in England durch Thomas Cook, wurden Ausflüge standardisiert und verbilligt. BUTCHER stellt hierzu fest, dass […] the new possibilities and new wealth evident in the tourism industry were overshadowed by the notion that this was travel as consumption rather than travel for culture. Mit dem extremen Anstieg des Tourismus nach dem Zweiten Weltkrieg bündelt sich die Kritik am Reisen im Massentourismus. Während im 19. Jahrhundert das Reisen als gesellschaftlicher Fortschritt proklamiert wurde und die Eliten dementsprechend Angst vor dem Verlust der Exklusivität ihrer Freizeitaktivitäten hatten, fokussiert sich heute die Verurteilung auf alle Reisenden und ihre negativen Auswirkungen auf die Zielregionen und die Umwelt. Die Kritik am Tourismus bewegt sich in einem globalen Rahmen und nicht mehr in Grenzen gesellschaftlicher Klassenfragen. Im Kern bleibt aber der Hauptpunkt bestehen, dass das massenhafte Reisen Auslöser der dem Tourismus zugesprochenen Probleme ist. Im Folgenden werden die dem entgegenstehenden und als positive Gegenentwürfe angesehenen, alternativen Tourismusformen näher beschrieben. Auf ihnen bauen die unter Abschnitt 7. aufgeführten nachhaltigen Reiseformen auf. 6.1 Alternative Ansätze im Tourismus oder The crisis of the tourism industry is a crisis of mass tourism. Wie oben schon ausführlicher dargelegt, fußt der langfristige Erfolg des Tourismus stark auf einer intakten Umwelt und der Attraktivität der Landschaft. Die nach wie vor aktuellen Umweltprobleme stellten den Tourismus dabei vor neue Herausforderungen. Nach POON befand sich daher der Tourismus spätestens in den 1990er Jahren in einer tiefen moralischen Krise. Die Autorin konstatiert, dass [t]he golden age of tourism is over: the age of unlimited growth and the exploitation of the environment as though it were nobody’s business, is rapidly drawing to a close. Umweltprobleme lassen sich nicht nur im lokalen Rahmen verorten, sondern sind ein globales Problem, dem sich heute die Akteure der Weltgemeinschaft bewusst werden müssen, und es vielfach bereits sind. Auf Grund der offensichtlichen, schwerwiegenden Veränderungen durch den Tourismus, u.a. durch Wasserverschmutzung, Erosion, Müll, Überfischung, Lärmbelästigungen, Waldsterben, fehlgeleiteten Nahrungsverbrauch und Zerstörung von Meeresbiotopen, wurden ab den 1980er Jahren die Rufe nach einem ökologischeren Handeln immer lauter. Aus der Kritik am konventionellen Massentourismus sind alternative Überlegungen entstanden, die einen Gegenentwurf darstellen sollen. Im Laufe der Zeit ist der Alternative Tourismus aber zu einem geflügelten Wort geworden, d.h. es existiert keine einheitliche Definition auf Grund verschiedener Denkansätze und Autoren. Unter einem alternativen Tourismus wird daher so gut wie alles verstanden, was sich vom konventionellen Massentourismus abgrenzen lässt. Einen Überblick über die Begriffsvielfalt, ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit, bieten MOWFORTH und MUNT. Dennoch ist es an dieser Stelle sinnvoll, die idealtypischen Eigenschaften eines Alternativen Tourismus zu benennen, der dem konventionellen Tourismus entgegengestellt ist. Zu den Merkmalen, die als Annahmen normativ und mehr in der Literatur, als in der Praxis entstanden sind, gehören folgende Aspekte: in ökonomischer Hinsicht werden zwar weniger Einnahmen generiert, diese kommen aber verstärkt auch der einheimischen Bevölkerung zugute. Anstelle ausländischer Fremdkontrolle touristischer Großunternehmen gibt es mehr familienorientierte Kleinbetriebe, die kleine, landestypische und im Raum dispers verteilte Unterkünfte leiten. Zu diesen Unterkünften gehören Hostels, kleine Gasthäuser, Privathäuser, aber auch Zelte und Klöster. Dies weist daraufhin, dass die Bevölkerung den Tourismus im Rahmen einer Marktregulierung kontrollieren kann und regionale Güter und Dienstleistungen verkauft werden. Daraus ergeben sich in der Folge intersektorale Verflechtungen und die schon angesprochenen Multiplikatoreffekte. Ein Alternativer Tourismus bindet die Einheimischen mehr in die Planungsprozesse für eine kleinräumige und lokal verankerte Entwicklung der Destination ein. Im Mittelpunkt stehen hierbei touristische Attraktionen, die kulturell, historisch und naturell authentisch sind und darüber hinaus den Kontakt zu Einheimischen ermöglichen. Im Ursprungsgedanken sind die Produkte und Dienstleistungen nicht-kommerziell ausgelegt, müssen aber ihre wirtschaftliche Lebensfähigkeit dennoch unter Beweis stellen. Ein weiterer zentraler Punkt ist der ökologische Schutz und Erhalt der direkten Umwelt, innerhalb derer sich der Tourismus befindet, um die Schäden des Massentourismus zu vermeiden. Zwischen den Reisenden und den Bereisten soll ein verstärkter interpersoneller Austausch möglich sein. In einer engeren Gast-Gastgeber-Struktur kann der Respekt vor der jeweils anderen Kultur wachsen. Die vom Alternativen Tourismus angesprochenen Touristen verhalten sich nicht egozentrisch, sondern geben sich nach außen offen gegenüber der anderen Kultur. Dabei steht die Suche nach authentischen Erlebnissen im Vordergrund. Eine Voraussetzung dafür ist, dass sie die typischen Touristendestinationen meiden und selbstbewusster, wie auch risikofreudiger allein oder in kleinen Gruppen das Zielgebiet für eine längere Zeit entdecken. Die alternativen Ansätze grenzen sich also zum konventionellen Tourismus über die Art der Unterkunft, die Unternehmensform und, ein Schritt weiter, über den Kontakt zwischen Einheimischen und Touristen ab.

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