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- Legale „Tricks“ in Bankbilanzen: Praktiken in der Finanzkrise
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 10.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 156
Abb.: 24
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
In der letzten Finanzkrise nahm der Bilanzierungsmissbrauch im Bankensektor (legale Bilanzierungstricks) ein extremes Ausmaß an. Während in der Börsenhausse die Geldhäuser mithilfe dieser Tricks ungehindert zum Teil Rekordgewinne ausgewiesen und sich reich gerechnet haben, bedienten sie sich nach dem Lehman-Zusammenbruch in 2008 derselben Methoden, um die Quasi-Insolvenzen zu verschleiern. Aus Furcht vor einem Zusammenbruch des globalen Finanzsystems wurde diese schädliche Praxis weltweit von den hilflosen Regierungen noch zusätzlich unterstützt. Die schützende Hand der Staaten über dem Bankensektor hatte einen denkbar schlechten pädagogischen Effekt. Denn, weil die noch so gravierenden Bilanzsünden ungesühnt bleiben, werden die Institute - trotz anders lautender Beteuerungen - von diesem Instrument immer wieder Gebrauch machen. Wie der Missbrauchsprozess im Einzelnen vonstatten ging, wird in diesem Buch, das sich primär an den Nicht-Spezialisten richtet, an zahlreichen einfachen Praxisfällen demonstriert. Es wird hier darüber hinaus gezeigt, dass Bankbilanzierung kein Buch mit sieben Siegeln ist, wie die Finanzindustrie immer wieder behauptet. Im ersten theoretischen Teil wird der Leser an das Thema über die Darstellung der Funktionsweise einer (fiktiven) Ur-Bank und einer exemplarischen Muster-Bank der Moderne herangeführt. Diese fiktiven Geschichten helfen ihm, die im zweiten empirischen Teil dargestellten konkreten Bilanzierungstricks besser zu verstehen.
Textprobe: Kapitel 3.3, Verwicklung der Banken in die aktuelle Finanzkrise: Nicht die fälligen Wertberichtigungen an sich, sondern ihr Ausmaß erwies sich jetzt für die Banken existenzbedrohend und initiierte weltweit staatliche Rettungsaktionen. Die erreichte Bedrohungsdimension wird nachfolgend anhand dreier ausgewählter Beispiele dargestellt, die als Messkonzepte genommen werden können. Jeder der Ansätze ist zwar methodisch anders, sie führen jedoch zu vergleichbaren Aussagen: 1. ABX- Indizes für die Marktwerte der ABS-Papiere: Der US-Indexanbieter markit liefert kostenlos verschiedene Indizes für ABS-Anleihen verschiedener Bonitätsbranchen, die im Internet abrufbar sind. Ein Index für den ganzen ABS-Gesamtmarkt (ABX-Index) wird jedoch nicht erstellt. Die Abb.6 zeigt beispielhaft die bonitätsmäßig höchste AAA-Tranche für den Zeitraum 08/2008 bis 03/2009. An diesem Beispiel wird ersichtlich, wie sich der ABX-Index nach dem Lehmann Desaster von etwa 53 Punkten im September 2008 auf etwa 27 Punkte im März 2009 fast halbierte. Grundsätzlich ist bei allen Renten-Indizes der Kursrückschlag umso höher, je niedriger die Bonität und umso länger die Laufzeit, die ein steigendes Risiko impliziert. Die BBB-Papiere mit schlechterer Bonität verloren, anders als die AAA bewerteten, sogar bis zu 90% ihres Ursprungswertes, bei den AAA bewerteten waren es bis 60%. Gehen wir hypothetisch gesehen, aktuell von einem Wert von 50% für ein gemischtes ABS-Portfolio aus. Wer also im Sommer 2008, also vor gut zwei Jahren, 10 Mio. USD in ABS Papiere investiert hat, hätte 5 Mio. USD abschreiben müssen. Denn trotz besserer Konjunktur hat sich der US-Immobilienmarkt seitdem nicht wesentlich erholt. Mit der Begründung einer zu erwarteten langfristigen Markterholung wurden die Abschreibungen, besonders bei lang laufenden ABS-Anleihen jedoch unterlassen ( buy and hold Strategie ), wie u.a. in Deutschland selbst die mittelgroße Apotheker und Ärztebank (ApoBank) in ihrem Jahresabschluss 2008 verkündete. Dies wird wohl eher ein Wunschdenken bleiben (siehe Abbildung 6). 2. Der Kursverfall einzelner Bankaktien: Je schlechter die Geschäftslage eines Unternehmen, Banken bilden hier keineswegs eine Ausnahme, umso höher wird der Kursabschlag seiner Aktie ausfallen. Auch in solchen Situationen ist zu erwarten, dass die durch ihrer hohen ABS-Bestände (umgangssprachlich wird von toxischen oder Schrottanleihen gesprochen) bedrängten Banken, umfangreiche Wahlrechte zur Verbesserung der Lagebeschreibung versteckt einsetzen werden. Dennoch werden die in den Bilanzen für die Interessenten nicht direkt sichtbaren Schieflagen von den Börsenprofis erkannt und mit Kursrückgängen bestraft. Kursrückgänge lassen sich entweder an einem repräsentativen Branchenindex für Bankaktien oder am Kurs der Einzelaktien sehr gut ablesen. Abb.7 zeigt exemplarisch den massiven Kursverfall der Commerzbank-Aktie im Vergleich zum DAX. Während sich im Zeitraum 2005 bis 2010 der Aktienkurs der Commerzbank von ihrem Spitzenwert von 200% (Kurs vom 1.8.2005 = 100%) auf etwa 30% im September 2010, und damit auf etwa 1/7 reduzierte, verlor der DAX gerade knapp ein Drittel von 160% auf 125%. Der gravierende Kurseinbruch erklärt, warum die Commerzbank ohne staatliche Stützung wahrscheinlich insolvent wäre. Er macht zudem deutlich, warum die massiven legalen Bilanztricks, derer sich die Bank augenblicklich bediente, den Zweck für 2010 hatte, einen Sanierungserfolgs für den Kapitalmarktbeobachter vorzutäuschen.
Dr. Viktor Heese (geb. 1951) studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität zu Köln. Er arbeitete 28 Jahre als Wertpapieranalyst bei verschiedenen Banken, darunter von 1982 bis 1998 bei der Deutschen Bank. Sein Spezialgebiet sind Finanzwerte, Börse und Kapitalmarktfragen. Er hält als Fachbuchautor Seminare zur Internationalen Rechnungslegung (IFRS), Bilanzanalyse von Banken und Versicherungsunternehmen, Fundamentalanalyse von Wertpapieren und Strategien zur Altersvorsorge. Matthias Heese (geb. 1981) ist staatlich geprüfter Betriebswirt mit Schwerpunkt Finanzdienstleistungen. Nach der vierjährigen Tätigkeit als Angestellter bei der Targobank (Citibank) hat er 2011 das Studium an der Fachhochschule Köln im Studiengang Banking und Finance als Diplom Kaufmann abgeschlossen. Das Thema seiner Diplomarbeit lautete Versteckte Risiken in Bankbilanzen.
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