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- Finanzspekulationen mit Grundnahrungsmitteln: Agrarrohstoffe als Anlageklasse im Kontext ökonomischer, sozialer, ökologischer sowie ethischer Aspekte
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Abb.: 25
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
An den Finanzplätzen dieser Welt boomt der Handel mit Agrarrohstoffen. Immer vielfältiger und intensiver wird mit Weizen, Mais und Co. in Form von Futures und Fonds versucht, an Preisänderungen zu partizipieren. Auch der einfache Laie hat heutzutage die Möglichkeit, ohne Basiswissen in Rohstofffonds zu investieren. Gleichzeitig sorgen steigende Lebensmittelpreise für große Probleme in den ärmeren Ländern dieser Welt. Da die Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern ca. 80 % ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben, sind die Folgen steigender Preise für Agrarrohstoffe für diese umso schlimmer. Während die Finanzwelt also bei steigenden Preisen jubiliert, können sich gleichzeitig andere Menschen nicht mehr ausreichend ernähren. Doch wo liegt der Zusammenhang zwischen den steigenden Anlagevolumen an den Rohstoffbörsen und den steigenden Lebensmittelpreisen? Haben Spekulanten die Preisentwicklung beeinflusst und somit die Hungersnöte verschärft? In dieser Studie sollen die Ursachen für die drastischen Preissteigerungen der vergangenen Jahre identifiziert werden und auf ihre Folgen eingegangen werden. Ebenfalls wird die Rolle der Spekulationsaktivitäten in diesem Zusammenhang erläutert.
Textprobe: Kapitel 2.1, Historische Entwicklung: Nachfolgend soll ein kurzer Überblick die Anfänge und die historische Entwicklung der Warenterminbörse geschaffen werden. Der organisierte Handel mit Rohstoffen fand schon in der Frühzeit der Antike statt. Überlieferungen zufolge, fanden bereits ca. 1200 v. Chr. in China, Arabien und Indien organisierte Rohstoffmessen statt, auf denen auch Termingeschäfte abgeschlossen wurden. Im Mittelalter entstanden in Europa Handelsmessen, auf denen zunächst nur reine Kassageschäfte abgewickelt wurden. Mit der Zeit gewannen jedoch Warentermingeschäfte immer mehr an Bedeutung und es wurden immer häufiger Verträge auf spätere Lieferung abgeschlossen. Man kann diese mittelalterlichen Handelsplätze deshalb als Vorläufer der heutigen Warenterminbörsen bezeichnen. Der zunehmende weltweite Handel, begünstigt durch den Ausbau der Seefahrt in den folgenden Jahrhunderten, führte zu einem immer stärkeren Austausch von Waren und Rohstoffe. So entstanden in Antwerpen im Jahre 1531 und in Amsterdam im Jahre 1608 die ersten Börsenplätze, an denen auch Getreide gehandelt wurde. Die erste Börse für Warentermingeschäfte wurde am 23. Januar 1571 in London eröffnet. Bereits um 1600 wurden in Holland Optionen gehandelt, mit denen man von eventuellen Preissteigerungen profitieren konnte. Der Käufer einer Option erwarb sich z.B. das Recht auf zehn Pfund Pfeffer und zahlte dafür dem Optionskäufer eine bestimmte Prämie, die auch die Kosten des Optionsverkäufers sowie einen Gewinnzuschlag beinhaltete. Mit erfolgreicher Lieferung konnte der Optionskäufer dann von einer eventuellen Preissteigerung profitieren und die zehn Pfund Pfeffer zu einem höheren Preis veräußern. Er trug allerdings auch das Risiko, dass das Schiff untergeht, Opfer eines Überfalls wurde oder der Preis für Pfeffer zwischenzeitlich gesunken ist. Zu einem Börsenkrach infolge der Zunahme von Optionsgeschäften und der damit verbundenen Aussicht auf Gewinne kam es im 17. Jahrhundert während der sogenannten Tulpenzwiebelspekulation (ca. 1625 - 1640). Tulpen galten damals als eine Art Statussymbol, auf das keiner verzichten wollte, der sich diese Pflanze leisten konnte. Die Nachfrage nach Tulpenzwiebeln stieg aufgrund des begrenzten Angebots sehr stark an. Besonders für seltene Sorten wurden unglaubliche Preise gezahlt. So lag der Preis für eine einzige Zwiebel der Sorte Semper augustus im Jahre 1636 bei umgerechnet 33.000 Dollar. Immer mehr Privatspekulanten wollten von dieser Preisentwicklung profitieren und investierten in Tulpenzwiebeloptionen, die auf den holländischen Börsen gehandelt wurden. Händler, die Zwiebeln gekauft und sich vertraglich schon zur Lieferung dieser verpflichtet hatten, kauften zusätzlich Optionen, um sich im Falle der zu späten Lieferung oder dem Ausfall der Lieferung abzusichern und ihre Lieferverpflichtungen durch die Option erfüllen zu können. Die Preise stiegen und standen in keiner Relation mehr zum wirtschaftlichen Wert der Optionen. Im Jahre 1636 platzte die Spekulationsblase, die Preise fielen sehr stark, und viele Spekulanten verloren ihr Vermögen. Im Verlauf dieser Spekulationswelle war es erstmals zu einer Standardisierung der Optionsverträge gekommen, da sich bestimmte Größenordnungen und Haupttermine herausbildeten. Auch in den USA entstanden wie in Europa Rohstoffmärkte, auf denen ebenfalls zunächst nur Kassageschäfte getätigt wurden. Damals wurden riesige Flächen für den Anbau von Weizen erschlossen. Dies führte dazu, dass das Angebot zu Erntezeiten die Nachfrage weit überstieg. Die Folgen waren starke Preiseinbrüche und viele Bauern konnte ihre Ernte, wenn überhaupt, nur zu schlechten Preisen absetzen. Einige Monate später war das Angebot dann zu gering, um die Nachfrage zu befriedigen und die Preise stiegen stark an. Zur Lösung dieses Problems wurde das ‘forward contracting’ eingeführt. Dadurch sollte es den Bauern ermöglicht werden die relativ hohen Preise für ihre Verkäufe per Termin noch vor der Ernte zu nutzen. Des Weiteren konnten sich Weiterverarbeiteter und Lagerhausbesitzer so vor den steigenden Preisen und der Verknappung in den Monaten nach der Ernte schützen. Zwecks Schaffung eines zentralen Umschlagsplatzes und um die Geschäftsabschlüsse auf einen einheitlichen Standard zu bringen, gründeten im Jahre 1848 82 Chicagoer Geschäftsleute die Chicago Board of Trade (CBOT). Dort wurden die Zeitgeschäfte immer mehr standardisiert und der Warenterminhandel nahm moderne Formen an. Der erste Forward-Kontrakt wurde bereits am 13. März 1851 an der CBOT notiert. Spekulanten, die auf kurzfristige Preisveränderungen spekulierten, sorgten für die notwendige Liquidität. Sie waren also schon zu Beginn ein nicht unwichtiger Bestandteil der Warenterminbörsen und trugen durch ihr Kapital dazu bei, dass das Ziel der Warenterminbörsen, die Preisabsicherung, erfüllt werden konnte. Auch in Deutschland kam es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem verstärkten Handel mit Warenterminkontrakten und die Berliner Börse entwickelte sich zum Zentrum des Getreidehandels in Deutschland. Spekulanten erkannten, dass mit Spekulationen auf die zukünftigen Getreidepreise viel Geld zu verdienen war und in Folge stiegen die Kurse an der Börse immer weiter. Als anschließend die Preise für Getreide einbrachen und der Getreidemarkt ins Schwanken geriet, wurden die Warentermingeschäfte mit Getreideprodukten im Jahre 1896 durch Erlass des Börsengesetzes in Deutschland offiziell verboten. Nachfolgend hatte der Warenterminhandel in Deutschland keine große Bedeutung mehr. Erst im Jahre 1994, durch das 2. Finanzmarktförderungsgesetz, wurden wieder rechtliche Rahmenbedingungen für den Warenterminhandel geschaffen die zur Gründung der Warenterminbörse Hannover (WTB Hannover)führte, die 1998 für den Handel öffnete und später unter dem Namen RMX Risk Management Exchange (RMX) weitergeführt wurde. Nach Einstellung des Terminhandels mit Rohstoffen an der RMX werden Terminkontrakte mit Rohstoffe seit August 2009 an der European Exchange (Eurex) in Frankfurt gehandelt. Weitere wichtige Warenterminbörsen, an denen Agrarrohstoffe wie Mais und Weizen gehandelt werden, sind die Chicago Board of Trade (CBOT), die Londoner International Financial Futures and Options Exchange (LIFFE) sowie die MATIF (Marché à Terme International de France) in Frankreich. 2.2, Kassamärkte: Am Kassamarkt erfolgen die Übergabe der Ware und die Bezahlung zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses. Er ist die Handelsplattform jener Händler die nur Geschäfte für sofortige (oder innerhalb weniger Tage erfolgende) Lieferungen abschließen wollen, wobei die Menge und die Qualität der Ware dabei individuell im Kontrakt bestimmt werden können. Die am Kassamarkt abgeschlossenen Kontrakte werden nicht weiter gehandelt. Der Kassamarkt ist ein Teilmarkt einer Börse, bei dem die Erfüllung eines Geschäfts (Lieferung, Abnahme und Bezahlung) innerhalb eines kurzen Zeitraumes stattfinden muss (dieser Zeitraum beträgt in Deutschland zwei Börsentage). Im Unterschied zu den Warenterminbörsen liegen also der Zeitpunkt des Vertragsabschlusses und der Zeitpunkt der Erfüllung des Vertrags unmittelbar zusammen. Der Preis am Kassamarkt ist das Ergebnis des Angebots und der Nachfrage eines Rohstoffs, wobei sich Regelmäßigkeiten bei der Preisentwicklung im Zeitablauf durch die Erntezeitpunkte eines Rohstoffes ergeben. Der Kassamarkt wird auch als Cash-Markt, Loco-Markt oder Spot-Markt bezeichnet. Man unterscheidet noch zwischen dem börslichen und dem außerbörslichen Kassamarkt. Der börsliche Kassamarkt ist vor allem für regionale Produzenten und Einkäufer eine relevante Informationsquelle. Die Preisfeststellung erfolgt allerdings oft nur in größeren Abständen, bspw. an der Hamburger Getreidebörse einmal wöchentlich. Der Handel am außerbörsliche Kassamarkt (Over the Counter) wird in der Regel über Broker oder andere Intermediäre abgewickelt und zielt ebenfalls auf eine tatsächliche Lieferung von Waren. Teilnehmer sind hierbei ebenfalls Produzenten, Verarbeiter und Großhändler. 2.3, Der derivative Warenhandel: 2.3.1, Handel an der Börse: Ein Teil des Rohstoffhandels erfolgt an Warenterminmärkten. Warenterminmärkte sind Börsen, an denen zwar Waren gehandelt werden, diese aber selbst dort nicht vorhanden sind. Die Waren werden in Form von standardisierten Verträgen gehandelt. Auf Warenterminmärkten werden im Gegensatz zu den Kassamärkten nur Verträge über ein in der Zukunft legendes Geschäft abgeschlossen. Die Festlegung der Ware und des Preises erfolgt dabei bei Abschluss des Vertrages, während die Lieferung und die Bezahlung erst zu einem in der Zukunft liegendem Termin erfolgt. Der Handel an Warenterminmärkten bezieht sich also auf physische Transaktionen in der Zukunft. Die bedeutendsten Termingeschäfte sind Optionen und Futures die nachfolgend noch genauer erläutert werden. Warenterminmärkte dienen den Produzenten und Verarbeitern von Rohstoffen als Instrument der Preisabsicherung. Beispielsweise wird dem Produzenten eines Rohstoffs ermöglicht, sich durch Abschluss eines Future-Kontraktes einen Preis für den Verkauf seiner seine Ware zu einem in der Zukunft liegendem Zeitpunkt zu sichern. Das Risiko wird hierbei von Spekulanten übernommen, die in Erwartung der zukünftigen Entwicklung der Preise Future-Kontrakte erwerben, um diese gewinnbringend zu veräußern ohne eine tatsächliches Interesse am physischen Erwerb der Ware zu haben. Die Marktteilnehmer werden meist in drei Gruppen eingeteilt, die jeweils ein unterschiedliches Interesse an der Marktteilnahme haben: Hedger, Arbitrageure und Spekulanten bzw. Trader. Auf die einzelnen Motive der Teilnehmer an den Warenterminmärkten wird später noch genauer eingegangen. Da es beim Terminhandel in den meisten Fälle nicht um eine physische Lieferung geht, ist in der Regel für die zu Erfüllung bestehende Verpflichtung eine Ausgleichszahlung vorgesehen (sog. ‘Barausgleich’). Diese erfolgt anstelle der tatsächlichen Lieferung oder Abnahme der physischen Ware. Mit Vertragsabschluss muss zwar keine Zahlung erfolgen, allerdings ist eine Sicherheitsleistung an eine sogenannte Clearingstelle zu leisten, die das Nichtzahlungsrisiko eines Kontraktpartners abfedert. Die Clearingstelle spielt eine wichtige Rolle im Handel mit Futures und standardisierten Optionen. Die Verträge werden nicht direkt zwischen den Marktteilnehmern abgeschlossen, sondern die Clearingstelle tritt auf beiden Seiten als Gegenpartei auf. Sie hat auch eine Überwachungsfunktion, da sie die Einhaltung der eingegangenen Verträge garantiert. Der mit Abstand am meisten gehandelte Agrarrohstoff an Warenterminbörsen ist Mais. Gehandelt wird Mais und Weizen an Terminbörsen, vor allem am Chicago Board of Trade (CBoT), der Londoner International Financial Futures and Options Exchange (LIFFE), sowie an Börsen in Brasilien, Australien, Frankreich (Marché à Terme International de France, MATIF), Ungarn, Korea und Japan. Auch die Terminbörsen in China (Dalian Commodity Exchange) gewinnen zunehmend an Bedeutung.
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