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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Abb.: 13
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Immobilienkrise, Wirtschaftskrise, Finanzkrise, Konjunkturkrise sind zu gängigen Begriffen unseres Alltagslebens geworden. Kaum eine Nachrichtensendung wird ausgestrahlt, ohne dass diese Begriffe thematisiert werden. Tatsache ist, dass sich die Welt nach Ansicht der Wirtschaftsexperten in der größten wirtschaftlichen Krise befinden soll seit der Weltwirtschaftskrise im Jahre 1931. Banken gehen insolvent, Firmen führen Kostensparmaßnahmen durch und die Politik versucht mit Konjunkturpaketen die Krise in den Griff zu bekommen. Neben der gegenwärtigen Rezession hat die Krise auch einen Vertrauensverlust gegenüber den weltweiten Finanzmärkten mit sich gebracht. Speziell Unternehmen, die an der Börse gehandelt werden, mussten starke Kursverluste hinnehmen. Der DAX fiel zeitweise bis unter die 4000 Punkte-Marke. Diese Entwicklungen haben dazu geführt, dass die börsennotierten Unternehmen zusätzliche Belastungen für ihre Aktienportfolios hinnehmen mussten. Speziell die Banken, welche größere Bestände an Wertpapieren wie Aktien und Schuldverschreibungen in der Bilanz hielten, waren nun existenzbedrohenden Risiken ausgesetzt. Einen großen Effekt hatten dabei die Bilanzierungsregelungen bezüglich der Fair Value-Bilanzierung. Ziel dieses Buches ist es, die Bilanzierung und Bewertung von Finanzinstrumenten darzustellen und diese vor dem Hintergrund der Finanzkrise kritisch zu würdigen. Dabei wird in dieser Arbeit speziell die Fair Value-Bewertung behandelt, da diese durch die Finanzkrise stark in die Kritik geraten ist, und durch das Amendement vom 13.10.2008 eine Gesetzesänderung vorgenommen wurde. Des Weiteren werden die Gesetzesänderungen zur Umklassifizierung von Finanzinstrumenten und die aktuell geplanten Gesetzesänderungen dargestellt und behandelt.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.3.2, Kritische Beurteilung der Relevanz der Fair Value- Bilanzierung: Die Relevanz des Fair Value ist vom Framework wie folgt abzuleiten: Wenn der Fair Value bei der wirtschaftlichen Entscheidungsfindung den Adressaten beeinflusst, indem er hilft eine Beurteilung bezüglich vergangener, aktueller oder künftiger Ereignisse zu machen, oder eine Beurteilung aus der Vergangenheit bestätigt oder korrigiert, ist der Tatbestand der Relevanz gegeben. Die Frage der Relevanz ist somit in retrospektiver bzw. der prospektiver Sicht zu unterscheiden. Bei der retrospektiven Sichtweise wird hinterfragt, inwiefern die in der Vergangenheit ermittelten Zeitwerte richtig sind. Bei der prospektiven Sichtweise handelt es sich um die Fragestellung, inwieweit ein Unternehmen in der Lage sein wird, künftige Einzahlungsüberschüsse für die Stärkung der Kapitalbasis oder Ausschüttungen an die Anteilseigner realisieren kann. Des Weiteren sind diese Faktoren in Bezug auf die Liquiditätsgrade der Märkte weiter zu separieren. So unterscheiden sich die Gegebenheiten des Fair Value je nach dem inwieweit ein vollkommener bzw. aktiver Markt, ein wenig liquider Markt oder ein nicht aktiver Markt vorliegt. Die Frage nach der Relevanz ist bei der prospektiven Sichtweise in den Fällen, in denen ein vollkommener Markt unterstellt werden kann, zu bejahen, da in diesem Fall der ermittelte Marktpreis den mit Kapitalmarktrendite diskontierten Einzahlungsüberschüssen entspricht und somit die Eignung für eine Prognose gegeben ist. In der Praxis ist diese Situation eines vollkommenen Marktes sehr selten gegeben, da i.d.R. persönliche Über- und Untertreibungen, unterschiedliche Wissensstände und Erwartungen der Marktteilnehmer vorliegen. Dadurch ist die Eignung des Fair Value für Prognosen in Frage zu stellen, allerdings lediglich bei Finanzinstrumenten der Kategorie At fair value through profit or loss, da diese als einzige von den Marktschwankungen beeinflusst werden. Die Frage nach der der Relevanz bei der retrospektiven Sichtweise stellt sich dahingehend, inwiefern sich der Fair Value für die Überprüfung von früheren Annahmen zur wirtschaftlichen Unternehmensentwicklung eignet. Somit wird zugleich auch die Eignung des Fair Value für die Messung der Managementleistungen in Frage gestellt. Die Beurteilung des Performancemaßes anhand der Fair Value-Bilanzierung ist dann gegeben, wenn dabei alle negativen und positiven Wirkungen bezüglich der Managemententscheidungen ersichtlich gemacht werden können. Da aber die Finanzinstrumente i.d.R. einer bestimmten Volatilität durch den Markt ausgesetzt sind, hat das Management innerhalb einer kurzen Zeitspanne keine Möglichkeiten Einfluss auf die Entwicklung des Fair Values zu nehmen. Somit gilt, je größer der Einfluss der Erfolgsfaktoren am Jahresgewinn sind, desto geringer sind die Möglichkeiten ein Resümee über die Entscheidungsqualitäten des Managements abzuleiten. Dadurch ist die Eignung zur Messung von Managementleistungen der Fair Value-Bilanzierung auch hier teilweise in Frage zu stellen, da bei den Finanzinstrumenten der Kategorie Available for Sale die Marktschwankungen keinen Einfluss auf das Ergebnis der G. u. V. haben und somit durchaus die Möglichkeiten der Kontrollfunktion für das Performancemaß des Management gegeben ist. Des Weiteren ist anzumerken, dass das Management die Entscheidungen über den Handel mit den Finanzinstrumenten trifft und gleichzeitig auch die Folgen der Entscheidungen auf aktiven Märkten trägt, unabhängig davon, ob diese positiver oder negativer Art sind. Generell kann hier die Aussage getroffen werden, dass die Relevanz für die Entscheidungsfindung bei der Fair Value-Bilanzierung auf aktiven Märkten vorhanden ist, da hier sowohl die Zukunftsprognosen als auch die Beurteilungen vergangener Entscheidungen sich von den Marktdaten herleiten lassen. Inwiefern die Frage nach der Relevanz auf wenig liquiden Märkten zu bejahen ist, wäre hier anzuzweifeln, da in diesem Fall wenige Transaktionen getätigt werden und diese zugleich großen Marktschwankungen unterliegen. Diese große Volatilität bedeutet, dass den für die Fair Value-Bilanzierung benötigten Marktdaten eine geringe Relevanz bezüglich der Kriterien Zukunftsprognose und Managementbeurteilung anzurechnen ist. Allerdings ist auch hier das Management als Führungsorgan in die Verantwortung zu nehmen, da dieses letztendlich über die Tätigung von Transaktionen mit solchen Finanzinstrumenten entscheidet. Wie die Frage der Relevanz, bei sich verschlechternden Märkten zu beurteilen ist, wird im Kapitel vier Hintergrund für das Amendement zu IAS 39 und IFRS 7 dieser Arbeit näher erläutert. Auf nicht aktiven Märkten ist die Frage nach der Relevanz bei der Fair Value-Bilanzierung gesondert zu sehen. Da in diesem Fall, wie schon in Kapitel 3.2.1. erläutert, unterschiedliche Bewertungsmodelle zur Bewertung von Finanzinstrumenten angewandt werden, hat das Management große Spielräume in Bezug auf die Ermittlung des Fair Value, der nicht nur für eine eigennützige Bilanzierung (Bewertung) genutzt werden kann, sondern dazu regelrecht einlädt. Schließlich steht das Management unter einem immensen Druck bezüglich der Gewinnerwartungen der Öffentlichkeit. Bei Nicht-Erreichen bestimmter Gewinnvorgaben werden i.d.R. große Kursverluste zu erwarten sein. Ein anderer Grund für diese Annahme ist, dass die Managergehälter öfters an die Erreichung der Zielvorgaben gekoppelt sind. Somit besteht die Gefahr, dass bei den Finanzinstrumenten, bei denen es keinen aktiven Markt gibt, der Fair Value durch das Management zu dessen Gunsten manipuliert sein kann. Durch diesen besonderen Umstand wäre eigentlich die Frage nach der Gegebenheit der Relevanz sowohl bei der prospektiven als auch bei der retrospektiven Sichtweise der Fair Value-Bilanzierung von Finanzinstrumenten auf nicht aktiven Märkten zu verneinen. Allerdings ist unter der Voraussetzung, dass das Management auf die von dem IASB vorausgesetzten Prinzipien des fair and true view achtet und keine Manipulationen bezüglich des Fair Values versucht, anzunehmen das unter Umständen ein geschätzter beizulegender Zeitwert eine höhere Relevanz haben kann, als die Fair Value-Bilanzierung bei aktiven Märkten. Dies ist damit zu begründen, dass das Management als das Organ gilt, welches das Unternehmen am besten kennt und somit selbst bessere Einschätzungen als der Markt machen kann. Die Frage nach der Relevanz auf nicht aktiven Märkten unter dem Aspekt des fair and true view ist folglich zu bejahen. Sowohl hinsichtlich der Zukunftsperspektive als auch der Managementbeurteilung. Letztere wäre unter Umstände besser als bei einer Fair Value-Bilanzierung auf aktiven Märkten gegeben, da die Einwirkungen von Marktschwankungen hier nicht vorhanden wären. Allerdings ist aufgrund der erwähnten Freiheiten des Managements bei der Bewertung anhand von Bewertungsmodellen, generell Skepsis angebracht. Zusammenfassend kann die Frage nach den Gegebenheiten der Relevanz bei der Fair Value-Bilanzierung als gegeben bewertet werden, da sowohl auf liquiden als auch auf illiquiden Märkten die Forderungen, wie die Zukunftsperspektive oder auch die Kontrollfunktion des Managements, vorhanden sind. Lediglich bei wenig liquiden Märkten sind Zweifel angebracht.

Über den Autor

Yalcin Kilicer, Dipl.-Betriebswirt (FH), geboren 1983 in Karlsruhe. Nach dem Hauptschulabschluss (1999) erlangte er die Fachschulreife (2001) und die Fachhochschulreife im Jahre 2004. Im Zeitraum von Oktober 2004 bis März 2010 folgte dann das Studium zum Diplom Betriebswirt an der Hochschule Pforzheim, bei dem sein Interesse für die Thematik dieses Buches entstand.

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