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- Das Verhältnis der Industrieländer zur Dritten Welt. Eine wirtschaftsethische Analyse anhand von ausgewählten Länder- und Unternehmensstudien
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2018
AuflagenNr.: 1
Seiten: 288
Abb.: 41
Sprache: Deutsch
Einband: gebunden
Der vorliegende Sammelband widmet sich dem Verhältnis der Industrieländer zur Dritten Welt. Eine wirtschaftsethische Analyse anhand von ausgewählten Länder- und Unternehmensstudien soll zeigen, wie die Wohlfahrt aller Beteiligten erhöht werden kann. Was waren die Fehler der Politik der vergangenen Jahrzehnte? Gibt es Beispiele, aus denen man allgemeine Verbesserungsvorschläge ableiten kann? Wie sind die Erfahrungen bei verschiedenen Entwicklungsländern? Was hat funktioniert? Beruhen die Beziehungen zwischen den beteiligten Staaten auf Ausgewogenheit, oder übervorteilt die eine die andere Seite? Dies waren Themenschwerpunkte des Masterseminars Angewandte Wirtschaftsethik an der HTW im Wintersemester 2017/18. Der erste Beitrag führt in das Gesamtthema ein, indem er die Grundlagen und Erfahrungen einer internationalen Entwicklungspolitik darstellt. Gibt es eine globale Ethik und was ist der ethische Rahmen, den die Leitlinien von OECD, Weltbank und IWF für global agierende Konzerne aufgestellt haben? Die nächsten Beiträge untersuchen die Investitions- und Entwicklungsperspektiven von ausgewählten Ländern Afrikas (zweiter Beitrag), Südamerikas (dritter Beitrag) und Asiens (vierter Beitrag) im Rahmen einer wirtschaftsethischen Analyse. Der fünfte Beitrag bewertet die internationale Öffentlichkeitsarbeit der NGOs am Beispiel von Greenpeace und dem WWF. Ziel ist es, die institutionelle globale Funktion der NGOs aufzuzeigen. Inwiefern und mit welchen Mitteln gelingt es ihnen, den fehlenden Ordnungsrahmen auf internationaler Ebene zu ersetzen und damit ethische Verstöße zu verhindern? Der letzte Beitrag des Sammelbands untersucht den Einfluss des Lobbyismus internationaler Konzerne in den Entwicklungsländern und den Industrieländern am Beispiel der deutschen Pharmaindustrie und der Automobilindustrie. Hier soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern die Entwicklungspolitik durch Lobbyismus beeinflusst wird. Der Sammelband schließt mit dem Fazit des Herausgebers.
Textprobe: Kapitel 1.4 Grundlagen für eine internationale Entwicklungspolitik Die Entwicklungspolitik umfasst in ihrer Definition alle Maßnahmen, die zur Verbesserung des Entwicklungsstandes der Entwicklungsländer ergriffen werden. Vom Grundsatz her bezeichnet man als Entwicklungsländer alle Länder, deren Entwicklungsstand in einem als nicht tolerierbar angesehenen Ausmaß unter dem der als reich angesehenen Länder liegt. Oftmals bezieht sich der zugrunde gelegte Entwicklungsstand vor allem auf den Aspekt des materiellen Lebensstandards. Darunter versteht man die Möglichkeiten der Menschen ihre materiellen Bedürfnisse zu befriedigen. Grundsätzlich lässt sich die Entwicklungspolitik in zwei Dimensionen unterteilen. Sie bedeutet im engeren Sinne die Konzeption und Durchführung von armutsorientierten Projekt- und Programmarbeiten in den Entwicklungsländern. Im weitesten Sinne stellt diese die Beeinflussung von internationalen Rahmenbedingungen dar, d.h. von Strukturen zwischen den Ländern im Kontext mit globalen Organisationen und Zusammenhängen. Demzufolge verlässt sie ihr klassisches Gebiet und gerät in Konkurrenz zu verschiedenen anderen Politikbereichen, wie bspw. der Außenpolitik, Wirtschaftspolitik, Agrarpolitik und der Umwelt- und Sicherheitspolitik. Die Entwicklungspolitik ist demnach ein hochkomplexer Politikbereich, da er sich in allen Politikbereichen widerspiegelt. Aufgrund dieses übergreifenden Charakters wird oftmals von einer Querschnittsaufgabe gesprochen. Diese beschreibt die Entwicklungspolitik sowohl auf Seiten der Partnerländer als auch der Geberländer. Aufgrund der Verknüpfung mit diversen anderen Politikbereichen ist eine kohärente und konsistente Einbettung der Entwicklungspolitik in die Gesamtpolitik eines Landes und seiner internationalen Strukturen für eine erfolgreiche Umsetzung unumgänglich. Von dem Ansatz einer atomisierten Projektepolitik entwickelte sie sich hin zum Ansatz einer globalen Strukturpolitik und zu einer Eine-Welt-Politik. Sie umfasst alle Maßnahmen, die zur Verbesserung des Entwicklungsstandes der Entwicklungsländer ergriffen werden. Eine Vielzahl von Menschen in den Entwicklungsländern in absoluter Armut sind mit ihrem verfügbaren Einkommen nicht in der Lage ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen. Zu den Grundbedürfnissen gehören eine ausreichende Ernährung, sauberes Trinkwasser, der Zugang zu Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen, Bekleidung, sowie eine Unterkunft zum Wohnen. Die Entwicklungspolitik bezeichnet dementsprechend den Politikbereich, welcher sich mit den Rahmenbedingungen für die Entwicklungszusammenarbeit, Armutsbekämpfung und globaler Entwicklung auseinandersetzt. Ziel ist es, die Lebensbedingungen bzw. den Lebensstandard der Menschen in den ärmeren Ländern zu verbessern, die Kluft zwischen Arm und Reich zu verringern und gleichzeitig die hilfsbedürftigen Menschen in die politischen und sozialen Entscheidungsprozesse zu integrieren. Da der Lebensstandard eine gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche und eine kulturelle Dimension aufweist, muss die Entwicklungspolitik sehr breit ausgerichtet sein. So hat die Ungleichheit zwischen Arm und Reich in den letzten Jahrzehnten immer weiter zugenommen, sodass diese aktuell dramatische Ausmaße annimmt. 1.4.1 Akteure der Entwicklungspolitik Betrachtet man die internationalen Akteure der Entwicklungspolitik, so gibt es einen Unterschied zwischen den staatlichen und nicht staatlichen Organisationen. Die staatlichen Zusammenschlüsse in Form internationaler Regierungsorganisationen (IRO) lassen sich in globale sowie räumliche oder funktional begrenzte Organisationen unterteilen. Zwar wird die Entwicklungspolitik immer noch von den staatlichen Akteuren dominiert, jedoch haben die internationalen Nichtregierungsorganisationen (INRO) aufgrund der Globalisierung an Gewicht gewonnen. Zu den INRO gehören prinzipiell alle Verbände oder Gruppen, die gemeinsame Interessen vertreten, nicht gewinnorientiert und nicht von Regierungen oder staatlichen Stellen abhängig sind. Dazu zählen bspw. Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Kirchen oder Bürgerinitiativen. Die IRO und die INRO sind in den vergangenen Jahren immer näher zusammengerückt. Die Annäherung entstand durch das immer weiter wachsende Engagement der Zivilgesellschaft in der Entwicklungspolitik, welches auch die IRO erkannt haben. Zu den globalen IRO zählen u.a. die UNO – Familie, die Weltbankgruppe, der internationale Währungsfonds (IWF) und die OECD, welche in Kapitel 1.6 noch näher erläutert werden. 1.4.2 Veränderte Rahmenbedingungen für die Entwicklungspolitik Die Entwicklungspolitik musste sich in den vergangen Jahren neu ausrichten. Die Gründe hierfür waren diverse Entwicklungen in der Gesellschaft, welche einen starken Einfluss sowohl auf die Industrie- als auch auf die Entwicklungsländer hatten. Dies waren zum einen die Globalisierung und zum anderen der daraus resultierende Klimawandel, welche in diesem Kapitel genauer erläutert werden. Globalisierung Die Globalisierung sorgte durch den Wegfall der ideologischen Trennungslinien und revolutionären Fortschritte in der Kommunikationstechnologie für eine Veränderung der internationalen Rahmenbedingungen. Durch die zunehmende Verflechtung von Warenströmen, Kommunikation und Dienstleistungen rund um den Globus wurde der weltweite Wettbewerb verschärft und zugleich die Wirksamkeit nationaler Steuerungsinstrumente eingeschränkt. Anfangs begünstigte die Globalisierung zunächst nur die Entwicklung der Industrieländer, allerdings wurden in den letzten zwanzig Jahren zusätzlich auch verschiedene Entwicklungsländer dadurch unterstützt. Betrachtet man sich die Entwicklung etwas genauer, so hat die Globalisierung maßgeblich zur Zunahme der Ungleichheiten zwischen verschiedenen sozialen Gruppen in den aufstrebenden Entwicklungsländern beigetragen. Die Ungleichheit lässt sich sehr gut an dem Beispiel Mexiko erklären. Gemessen am Welthandel hat es Mexiko geschafft zu den zehn dynamischsten Ländern aufzusteigen. Zu beachten ist, dass nahezu 50 % der 109 Millionen Mexikaner mit weniger als 400 Pesos (ca. 30 US-$) pro Tag auskommen müssen. Gleichzeitig besitzen jedoch 10 % der Bevölkerung den Gegenwert von 50 % des BIP. So hat sich die Globalisierung sehr unterschiedlich auf die Menschen innerhalb der Länder ausgewirkt. Klimawandel Neben der Globalisierung hat die Veränderung des Weltklimas erhebliche Auswirkungen auf die zukünftige Entwicklungspolitik. Seit Jahren warnen Klimaforscher davor, dass eine Erderwärmung von rund vier Grad im globalen Ökosystem erreicht werden könnte. Dies würde die Wahrscheinlichkeit des Kollapses komplexer Naturraumsysteme erhöhen. Dazu zählt bspw. der Zusammenbruch des asiatischen Monsun - Systems oder des lateinamerikanischen Amazonas – Regenwaldes. Die Folgen für die jeweiligen regionalen, aber auch für die globalen Ökosysteme wären verheerend. Durch diesen radikalen Klimawandel würde die Zahl überforderter, unterentwickelter und scheiternder Staaten weiter zunehmen. So stellt der globale Klimawandel vor allen Dingen für die Wasserversorgung in Teilen der Welt eine sehr große Herausforderung dar. Besonders die in vielen afrikanischen Ländern herrschende Wasserknappheit wird durch den Klimawandel zusätzlich verschärft. Zudem wird die Nahrungsmittelproduktion durch den rasanten Anstieg des Meeresspiegels gefährdet. So kann bereits ein geringer Anstieg zur Versalzung wichtiger landwirtschaftlicher Nutzflächen führen, während die Nachfrage nach Süßwasser, Nahrungsmitteln und Ackerböden durch das anhaltende Bevölkerungswachstum weiter steigt. 1.4.3 Gründe für die Entwicklungspolitik Betrachtet man sich die Gründe der Entwicklungspolitik, so bietet vor allen Dingen die Entwicklung des afrikanischen Kontinents eine aufschlussreiche Sichtweise. Dort lassen sich sehr gut die tatsächlichen Ursachen für die heutige Entwicklungspolitik erkennen. Auf der Kongokonferenz im Jahr 1884 unterzeichneten die Kolonialmächte die sogenannte Kongoakte, die Grundlage für die Aufteilung Afrikas in Kolonien. Die seinerzeit 14 bedeutendsten Kolonialmächte wie bspw. Belgien, Dänemark, das Deutsche Reich und die USA kamen zusammen, um den Handel an den Flüssen Kongo und Niger zu regeln und um ihre Einflusssphären auf dem afrikanischen Kontinent abzustecken. Die ungleiche Machtverteilung führte zu der Unterlegenheit der afrikanischen Bevölkerung. Das Interesse der Kolonialmächte galt vornehmlich dem gewinnbringenden Handel mit afrikanischen Rohstoffen , zunächst mit Gewürzen und Sklaven, aber auch mit Elfenbein, Tropenholz und anderen Materialien. Diese damals willkürlich gezogenen Landesgrenzen lasten bis heute als sehr schwere Hypothek auf dem Erdteil und seinen Menschen. Setzt man sich mit den verschiedenen Zielen der Entwicklungspolitik auseinander so fällt heutzutage immer noch auf, dass die Geberländer oftmals ihre eigenen Ziele in den Vordergrund stellen. Zwar wird die Solidarität mit den Armen und das Motiv der Wiedergutmachung der Spätfolgen von Ausbeutung und der Kolonialpolitik häufig als Beweggründe für die internationale Entwicklungspolitik genannt, jedoch sieht die Realität anders aus. Neben den ethischen Gründen stehen demnach politische als auch wirtschaftliche Eigeninteressen der Geberländer schon länger im Vordergrund. Ethische Gründe Lachmann vertritt die These, dass alle Menschen dieser Welt eine Berechtigung bzw. Anwartschaft auf die Erfüllung ihrer Grundbedürfnisse haben. So muss die ungleiche Verteilung der natürlichen Ressourcen überwunden werden, damit alle Menschen einen Zugriff auf diese haben. Ziel muss es sein, dass die staatlichen Investitionen den Ärmsten zur Hilfe kommen. Die wohlhabenden Nationen müssen sich moralisch dazu verpflichtet fühlen, den wirtschaftlichen und sozial schwächeren Nationen zu helfen. Der utilitaristische Ansatz hilft diese Begründung zu verstehen. So hat der Betrag, den ein Reicher abgibt, für ihn selbst einen geringeren Grenznutzen als für den Armen, der ihn erhält. Dementsprechend kann der gesamte Weltnutzen durch eine Reallokation finanzieller Mittel erhöht werden. Da diese Aussage nur für eine Umverteilung zwischen Personen gilt, ergibt sich ein Problem. So wird typischerweise die staatliche Entwicklungshilfe von reichen Staaten an arme Länder gegeben. Es ist schwierig zu sagen, ob die Hilfe der reichen Bürger der reichen Länder den armen Bürger der armen Länder zugutekommt. Vielmehr bezeichnen Kritiker die Entwicklungshilfe als einen Transfer der armen Bürger der reichen Länder an die reichen Bürger der armen Länder. Auch mit Hilfe der Rawlsschen Theorie kann die Vergabe von Entwicklungshilfe unterstützt werden. So unterstreicht Rawl die Wichtigkeit des Ziels der Gerechtigkeit. Er fordert daher wirtschaftliche Maßnahmen für die Verbesserung der Lage auf die schlechtesten gestellten Mitglieder einer Gesellschaft auszurichten. Seiner Meinung nach muss jede Investition und Hilfe den Ärmsten helfen. Es gibt keine Berechtigung dafür, dass ein Teil der Weltbevölkerung ständig vom Hungertod bedroht ist. Jedoch wäre zu hinterfragen wie die Hilfe zu beurteilen ist, wenn sie bei den Armen nicht ankommt.
Nach Auslandsaufenthalten in den USA und Brüssel beendete der Herausgeber seine Doktorarbeit über die europäische Stahlpolitik als Assistent am Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik der Universität Tübingen. Danach arbeitete er im internationalen Unternehmenskundengeschäft einer der fünftgrößten deutschen Banken, wodurch er ständig Kontakt zur Geschäftsführung zahlreicher Unternehmen hatte. Unter Einbeziehung dieser Feldforschung schrieb er zahlreiche Bücher und Aufsätze zu den Themen Märkte, Wettbewerb und insbesondere Finanzmärkte. Als einer der wenigen warnte Christian A. Conrad Ende der 90er Jahre vor ihrem Zusammenbruch vor der Börsenbubble und im Jahr 2000 vor einer gigantischen Finanzmarktkrise, die nur noch unter massiven Belastungen der Steuerzahler aufgefangen werden könne. Derzeit ist er Professor für Volkswirtschaftslehre und Leiter des Master-Seminars Angewandte Wirtschaftsethik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Saarbücken.
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