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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Lead User Methode sowie 'Toolkits for User Innovation and Design' erzielen oft nicht die gewünschten Ergebnisse in Innovationsprojekten. Die aktuelle Forschung aus dem Bereich der Opensource-Software zeigt dagegen einen völlig neuen Ansatz auf: In sogenannten Innovation Communities treffen sich innovative User mit dem Ziel, Produkte zu verbessern oder neuartige Produktideen zu generieren. Die Teilnahme ist meist extrinsisch motiviert, z.B. durch einen persönlichen oder beruflichen Nutzen der Innovation. Unternehmen können gezielt Innovation Communities in ihre Produktentwicklung integrieren, etwa durch die passive Nutzung oder die aktive Gründung einer Community. Diese Studie erarbeitet die Grundprinzipien von Innovation Communities. Weitere Nutzungsmöglichkeiten für Unternehmen werden diskutiert, wie etwa die Integration der Community von der Produktentwicklung bis hin zur Vermarktung durch Buzz-Marketing. Ausgehend von den Grundelementen werden die Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Implementierung einer Innovation Community erläutert. Dies wird daraufhin am Projekt 'Opensourcing University' praxisnah dargestellt.
Textprobe: Kapitel 3.7, Nutzen für Organisationen: 3.7.1, Aktive Gründung oder passive Nutzung: Für Produzenten gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die in Innovation Communities gesammelte Innovativität und Kreativität zu nutzen. Franke [2005] unterscheidet zwischen der rezeptiven, passiven Nutzung von bestehenden Communities sowie dem initiativen, aktiven Herbeiführen von Communities, mit dem Ziel der gewinnbringenden Nutzung durch das Unternehmen. Aktive Gründung: Durch eine gezielte Initiierung einer Community ergeben sich deutlich mehr Möglichkeiten für das Unternehmen. Communities können sich etwa (unbeabsichtigt) um Wettbewerbe oder Innovation Toolkits bilden oder beabsichtigt vom Unternehmen gegründet werden. [vgl. Franke, 2005] Zwar ergeben sich durch eine vom Unternehmen gemanagte Community deutlich höhere Aufwände, die weitgehende Kontrolle über die Plattform, der persönliche Zugang zu den Innovatoren und die Möglichkeit Konkurrenten ‘auszusperren’, bringen aber deutliche Vorteile für das Unternehmen. Auch der Image- und Buzz-Effekt kann für ein Unternehmen ausschlaggebend sein um eine eigene Innovation Community zu betreiben. Passive Nutzung: Durch Beobachtung und Analyse der bereits bestehenden Innovation Communities können relativ einfach wertvolle Informationen über Kundenbedürfnisse und aktuelle Produktprobleme erzielt werden. Vorteil dieser Methode sind die raschen und guten Ergebnisse, die zu einem Bruchteil der üblichen Marktforschungskosten möglich sind. Auch eine direkte Nutzung der Innovativität der Community ist möglich. Durch die hohe Transparenz der Diskussion können vielversprechende Ideen und Innovationen effizient weiterverarbeitet werden. Die Interaktion mit Usern ist nicht erforderlich. 3.7.2, Kombination mit anderen Methoden: Die ‘Community Based Innovation’-Methode kann grundsätzlich auch mit anderen ‘User Based Innovation’-Methoden kombiniert werden. Lead User Methode: Die Lead User Methode eignet sich aufgrund ihrer relativ geringen Anwendungsgröße eher für eine erste Kontaktaufnahme und um erste Erfahrungen und Innovationen aus der Branche kennenzulernen. In persönlichen Lead User Workshops kann der Kontakt aufgebaut werden und die Lead User können für die Teilnahme an einer Online Community begeistert werden. Damit kann die neugründete Online Innovation Community bereits auf einer Grundlage aufbauen. Innovation Toolkits: Ein Vorteil der Toolkits ist die problemlose quantitative Auswertung der Daten und die einfache, unkomplizierte Bedienung durch den User. Allerdings sollte gerade in der Anfangsphase der Projekte der Community die volle Freiheit gelassen werden. Innovation Toolkits schränken in dieser Phase des Entwicklungsprozesses durch ihren beschränkten Lösungsraum nur unnötig ein. Stattdessen erscheint eine Integration von Toolkits in die Innovation Community erst zu einem späteren Zeitpunkt sinnvoll. Quantitative Auswertung von Toolkits ermöglicht eine einfache und effektive Dokumentation von Projektergebnissen. Idealerweise sollte das Toolkit durch die User selbst weiterentwickelbar sein. 3.7.3, Nutzung von Innovation Communities: Unternehmen haben vielfältige Möglichkeiten Innovation Communities in ihre Prozesse zu integrieren. Grundsätzlich können Innovation Communities entlang des gesamten Produktentwicklungsprozesses bis zur Marktkommunikation und zum Vertrieb genutzt werden [vgl. Füller et al., 2006]. Ideen- und Konzeptentwicklung: In dieser Phase werden in der Community bestehende Konzepte diskutiert und verbessert sowie neue Konzepte und Produktideen entwickelt. Auch die Ideenselektion kann durch die Community erfolgen. Der Großteil der vorhandenen Ideen und Verbesserungsvorschläge wird in dieser Phase weniger vom Unternehmen, dafür mehr von der Community kommen. Testen von Produktkonzepten: Für gewöhnliche User ist die ex-ante-Bewertung von neuen Konzepten und Produkten schwierig. Innovation Communities glauben bereits jetzt die Bedürfnisse und Trends, die der Massenmarkt erst in Monaten oder Jahren erkennen wird, zu kennen. Durch Integration der User, etwa durch einen Pre-Test (Prototypen-Betatesting) kann die Community auch für Buzz Marketing aktiviert werden [vgl. Schreier und Prügl, 2007]. Design und Konstruktion: Im kritischen Design-Prozess ist die Einbindung der Community besonders wichtig. Durch Übertragung eines hohen Maßes an Verantwortung an die Community kann der schwierige Abstimmungsprozess deutlich verkürzt und vereinfacht werden. Mit Beginn des Konstruktionsprozesses und der Phase des Prototypings wird allerdings eine immer engere Zusammenarbeit zwischen dem Core-Team der Community und den Konstrukteuren des Unternehmens notwendig. Betatesting und Markteinführung: Mit Beginn der Testphase empfiehlt es sich anstatt des kleineren Core-Teams wieder auf die gesamte Community zurückzugreifen. Für das Betatesting sollte eine größere Anzahl interessierter User aktiviert werden. Einerseits haben diese Lead User die besten Chancen vorhandene Fehler zu entdecken, andererseits kann mit dieser ‘Geste des Vertrauens’ gegenüber der Community ein deutlicher Motivationsschub erreicht werden, der in den nachfolgenden Phasen und in zukünftigen Projekten genutzt werden kann. Marktkommunikation: Mit Beginn der Markteinführung kann die Community für Zwecke der Marktkommunikation genutzt werden. Klassische Werbeformen sehen sich zunehmend mit dem Problem des ‘Information Overload’ und Vertrauensmangel konfrontiert. Stattdessen ermöglicht das simple Konzept der Mundpropaganda (Word-of-Mouth, Buzz) deutlich stärkere Werbeeffekte bei geringeren Kosten. [vgl. Dellago, 2006] Die Community kann also für das Produkt aktiviert werden und verbreitet die Werbebotschaft bei Erfolg von alleine (vgl. Buzz Marketing, Viral Marketing). Bugfixing und Support: Support Communities geben zwar in erster Linie Hilfestellung bei Problemen. Die Produktentwicklung steht zwar klar im Hintergrund, dennoch ist eine genaue Differenzierung zu Innovation Communities schwierig. Weiterentwicklung und Customizing: Aufbauend auf bestehenden Produkten können sich Innovation Communities bilden. Durch Schaffung von Möglichkeiten für innovative User, wie etwa Design Toolkits oder Programmierschnittstellen (APIs), kann die Community das Produkt selbstständig weiterentwickeln.
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