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- Chinas Integration in die Weltwirtschaft: Auswirkungen auf die chinesische Volkswirtschaft
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 12.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 128
Abb.: 28
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die wirtschaftliche Entwicklung der Volksrepublik China ist im Globalisierungskontext eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte. Innerhalb von 30 Jahren entwickelte sich China, vom nahezu autarken Entwicklungsland zu einer der größten Handels- und Wirtschaftsnationen der Welt. Der im Buch beschriebene, graduelle Reformprozess verfolgte das Ziel, das Land außenwirtschaftlich zu öffnen und marktwirtschaftliche Strukturen zu implementieren. Realisierte Handelsgewinne und attrahierte ausländische Investitionsströme spielten bei der wirtschaftlichen Modernisierung Chinas eine entscheidende Rolle. Klassische Außenhandelstheorien prognostizieren im Rahmen des Übergangs von Autarkie zu Freihandel eine vorteilhafte Neuausrichtung der Produktions- und Handelsstruktur, die letztlich zu Wohlfahrtsgewinnen und Wachstum führt. Daher stellt sich die Frage, ob diesbezügliche theoretische Voraussagen auch auf den chinesischen Fall zutreffen. Um diese Frage zu beantworten, ist eine Analyse und Interpretation der chinesischen Handelsströme erforderlich. Beispielsweise überschätzen oberflächliche Handelsdaten den Entwicklungsstand des Landes, das zum Teil in der Öffentlichkeit bereits als Technologiemacht wahrgenommen wird. Ausländische Direktinvestitionen können sich als ein bedeutender Faktor der industriellen Entwicklung und Restrukturierung im Empfängerland herausstellen. Da sie auch im chinesischen Transformationsprozess ein besonders charakteristisches Merkmal sind, werden Entwicklung und Auswirkung ausländischer Investitionen anhand einer Reihe empirischer Studien dargestellt. Die Untersuchung endet mit punktuell angesprochenen allgemein- und regionalwirtschaftlichen Aspekten.
Textprobe: Kapitel 4.1.4, Interpretationen zur chinesischen Exportstruktur: Nach dem Heckscher-Ohlin Modell sollte der direkte Wettbewerb zwischen China und fortgeschrittenen Ländern wie Japan, den USA oder der EU (im Folgenden als G-3 bezeichnet) relativ gering sein, da China sich mit seiner reichlichen Ausstattung an Arbeit auf arbeitsintensive Produkte spezialisiert und die G-3 Länder sich auf kapitalintensive Güter spezialisieren. Bei der Betrachtung des chinesischen Exportmusters kam Rodrik jedoch zu dem Schluss, dass nicht nur komparative Vorteile und freie Märkte Chinas Handels- und Wirtschaftswachstum vorangetrieben haben. Vor allem die staatliche Subventionspolitik sowie fördernde Regelungen zum Technologietransfer in Verbindung mit mangelhaft durchgesetzten Immaterialgüterrechten haben nach seiner Ansicht die wirtschaftliche Entwicklung entscheidend beeinflusst. Eine solche in erster Linie vom Staat induzierte Entwicklung lässt sich anhand des chinesischen Automobilsektors veranschaulichen. Internationale Automobilkonzerne wurden Anfang der 90er Jahre vom gewaltigen chinesischen Marktpotential angezogen. Für die Produktion in China gab es jedoch erhebliche ‘local-content’ Vorschriften. So sollten beispielsweise 70% der Zulieferteile innerhalb von drei Jahren aus einheimischer Produktion stammen. Da die einheimische Produktion als qualitativ minderwertig und teuer galt, sahen sich die Konzerne gezwungen, massiv in einheimische Zulieferindustrien zu investieren. Infolgedessen arbeiten die direkten Zulieferer inzwischen nahe am internationalen ‘best practise’, so dass auch nach dem WTO Beitritt und dem damit verbundenen Wegfallen der ‘local-content’ Regelungen, an einheimischen Zulieferern festgehalten wurde. Nach Rodrik wurde es China so ermöglicht, innerhalb neu erschlossener Produktkategorien erfolgreich zu produzieren und zu exportieren. Dadurch ergibt sich für China ein Exportspektrum, das im internationalen Vergleich auf ein weit höheres Entwicklungsniveau schließen lässt, als es in China, gemessen am Pro-Kopf Einkommen, tatsächlich existiert. Schott (2006) kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Nach seiner Untersuchung überlappen sich die Exportstrukturen von China und reichen OECD Ländern stärker, als man gemessen am Pro-Kopf Bruttoinlandsprodukt erwarten würde. Ein wesentlicher Kritikpunkt an der Beurteilung des Exportmusters ist die Nichtberücksichtigung von Qualitätsunterschieden der exportierten Produkte. Eine Messung, die auf Produktkategorien basiert, kann den Entwicklungsgehalt der chinesischen Produkte erheblich überschätzen. Xu kommt diesbezüglich zu dem Ergebnis, dass der Stückwert chinesischer Exporte, als Indiz für geringere Qualität, tatsächlich meist geringer ist, als der Stückwert ähnlicher Produkte aus fortgeschrittenen Ländern. Auch Hellvin führte beispielsweise den gestiegen intra-industriellen Handel zwischen China und den OECD Mitgliedsstaaten auf vertikale Produktunterschiede zurück. China exportierte überwiegend Gütervarianten geringerer Qualität und importierte Gütervarianten höherer Qualität. Nach Rodrik lassen sich diesbezüglich in einigen relevanten Kategorien allerdings Ausnahmen entdecken. So betrage der Stückpreis chinesischer Exporte in den Kategorien ‘video recording and reproducing apparatus’ und ‘television receivers, video monitors and projectors’ im Jahr 2003 48,73 US$ und 72,90 US$. Koreanische Exporte der gleichen Kategorie weisen mit 39,36 US$ und 17,99 US$ geringere Stückwerte auf. Nach eigenen Berechnungen ist jedoch unklar wie diese Werte zustande kommen. Die von Rodrik genannten Güterkategorien müssten den Güterkategorien 761 und 763 nach SITC Rev.3 entsprechen. Teilt man das Handelsvolumen dieser Güterkategorien durch die Handelsmenge, ergeben sich für das Jahr 2005 jedoch weitaus höhere Stückpreise für koreanische Exporte als für chinesische Exporte. Ein weiterer Kritikpunkt an der Beurteilung des Exportmusters besteht in der Verwendung des Pro-Kopf Einkommens als diesbezüglichen Vergleichsstandard. Das aggregierte chinesische Einkommenslevel unterschätzt das regionale Level der Exportregionen erheblich. Auch Schott weist auf diesen Sachverhalt hin, integriert ihn aber nicht in seine Berechnung. Gewichtet man die Exportstruktur mit dem Einkommenslevel der Exportregionen, verringert sich die ‘Ungewöhnlichkeit’ der chinesischen Exporte je nach Jahr um 30-80%. Berechnet man des Weiteren Preisunterschiede im Sinne qualitativer Unterschiede mit ein, ergibt sich eine weitere Reduzierung des Effektes um 10-30%. Das chinesische Exportspektrum wird damit im internationalen Vergleich und in Abhängigkeit des Entwicklungsniveaus plausibel. Der ‘normale’ Entwicklungsgrad des chinesischen Exportmusters ist jedoch das Ergebnis zweier sich ausgleichender, anormaler Komponenten innerhalb des Exportmusters. China ist ein internationaler Ausreißer was den Entwicklungsgrad seiner Exporte sowohl innerhalb als auch außerhalb einer Produktgruppe betrifft. Die Exporte unterschiedlicher Produkte entwickeln sich schneller als der Weltdurchschnitt. Innerhalb einer Produktgruppe sinken die Exportpreise jedoch im Vergleich zu den Weltmarktpreisen. Des Weiteren exportiert China in geringtechnologischen Sektoren Güter hoher Qualität und in hochtechnologischen Sektoren Güter geringer Qualität. Letzten Endes kann sich die statistische Messbarkeit solcher Zusammenhänge als schwierig gestalten. Bisher wurden Stückpreise als Qualitätsindikator betrachtet. Preise sind jedoch auch von anderen Faktoren abhängig. So sank der Preis von chinesischen Telefonexporten in die USA nicht, weil die Qualität geringer wurde, sondern weil sich Chinas Marktanteil von 36% 1996 auf 83% im Jahr 2005 erhöhte und dadurch vermutlich auch von steigenden Skalenerträgen profitiert hat. Wang/Wei (2008) untersuchten in einer Studie ebenfalls die sich wandelnde Exportstruktur Chinas. Auch sie konnten darin den produktübergreifenden Aufholprozess der chinesischen Exporte feststellen. Der Anteil an Produktlinien, den die G-3 Länder herstellen und China nicht, verringerte sich fortlaufend und fiel zwischen 1996 und 2005 von 28,7% auf 13,7%. Die Autoren untersuchten daher den produktübergreifenden Exportgehalt und die Stückpreisentwicklung sowie die Signifikanz diesbezüglicher Determinanten. Im Ergebnis hat es sich positiv auf den Stückpreis und damit annahmegemäß auf die Qualität einer Exporteinheit ausgewirkt, wenn das Unternehmen ausländisch finanziert war, es sich um ‘processing’ Exporte handelte und in einer Hochtechnologiezone (‘High technology development zone’) produziert wurde. Die Stückpreisentwicklung war jedoch zusätzlich von der Eigentümerform des Unternehmens abhängig. 2005 betrug beispielsweise der Stückpreis für eine Videokamera, die von einem ausländisch finanziertem Unternehmen in einer Hochtechnologiezone im Rahmen des ‘processing-trade’ hergestellt wurde, 155 US$. Außerhalb der Hochtechnologiezone betrug der Wert nur noch 66 US$. In ‘normaler’ Produktion sank der Wert auf 22 US$ innerhalb und 13 US$ außerhalb der Hochtechnologiezone. Der Wert einer Fotokamera von ausländisch finanzierten Produzenten beträgt im Schnitt 52 US$, der von staatlichen Produzenten nur ca. 30 US$. Demgegenüber beträgt der Wert einer Kamera 332 US$, wenn sie in den G-3 Staaten produziert wurde. Auch wenn diese Werte je nach Produkt variieren, kann man festhalten, dass Produkte ausländischer Unternehmen mit einem höheren Stückpreis verbunden sind als die Produkte einheimischer Unternehmen. Des Weiteren nehmen in Hochtechnologiezonen hergestellte ‘processing’-Exporte den höchsten Preis an und Produkte, die außerhalb dieser Zonen ‘normal’ produziert wurden, haben den geringsten Stückpreis. Hochtechnologiezonen sind darüber hinaus nicht nur mit einer wahrscheinlich höheren Produktqualität verbunden, sondern sorgen nach Wang/Wei (2008) auch für eine stärkere Angleichung der Exporte an Industrieländerniveau. Als weiterer wichtiger Faktor für die Angleichung der Exportstrukturen wird die Ausstattung mit Humankapital identifiziert. Verfügt eine Region über eine höhere Humankapitalausstattung, sind damit auch differenzierte Exporte verbunden. Der Exportanteil ausländisch finanzierter Unternehmen und die Handelsart (‘processing, non-processing exports’) sind dagegen nicht die Hauptdeterminanten angleichender Exportstrukturen, auch wenn sie sich positiv auf einheimische Unternehmen und Produktqualität auswirken. Außerhalb entsprechender Wirtschaftszonen weisen Verarbeitungsexporte sogar eine geringere Ähnlichkeit zu den Exporten der G-3 Länder auf. Dies hängt damit zusammen, dass der ‘processing-trade’ überwiegend arbeitsintensiver Natur ist und eine Erhöhung logischerweise zu einer höheren Ungleichheit mit Exporten aus den G-3 Ländern führt. ‘Processing’ Exporte sind jedoch höherwertiger innerhalb von Produktlinien, welche nicht zwingend zu den Hauptexportlinien der G-3 Länder gehören müssen. Xu/Lu differenzieren in ihrer Untersuchung zur Exportstruktur auch nach verschiedenen Organisationsformen ausländisch finanzierter Unternehmen. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass insbesondere der steigende Anteil an Firmen, die zu 100% auslandsfinanziert sind und nicht aus Hong Kong, Macau und Taiwan kommen, positiv zur Entwicklung der Exportstruktur beitrugen. Unternehmen aus Hong Kong, Macau und Taiwan haben sich dagegen vorerst nicht von einheimischen Unternehmen bezüglich der Exportentwicklung unterschieden.
Werner Gründer, Diplomvolkswirt, wurde 1979 in Braunschweig geboren. Nach beruflicher Tätigkeit im Bankenbereich schloss er 2009 sein Studium der Volkswirtschaftslehre an der Georg-August-Universität in Göttingen erfolgreich ab. Während des Studiums entwickelte der Autor ein besonderes Interesse an den außenwirtschaftlichen Veränderungen aufstrebender Wirtschaftsnationen.
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