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- Asiatische Managementmethoden im mitteleuropäischen Unternehmen: Von TQM, QfD und KVP zur ISO 9001
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 80
Abb.: 49
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Konnten durch die das Angebot übersteigende Nachfrage Produzenten in Europa und Nordamerika bis vor 50 Jahren noch die Preise bestimmen, sind Anbieter heute durch die Globalisierung und den hohen Wettbewerbsdruck gezwungen, ihre Produkte zu marktgerechten Preisen herzustellen. Seit dem Ende der neunziger Jahre begannen Unternehmen lohnkostenintensive Fertigungsschritte in fernöstliche Länder auszulagern, um dadurch Kostensenkungen zu erzielen. Steigender Wohlstand in diesen Ländern, steigende Transportkosten und vor allem die kulturellen Unterschiede führen jedoch dazu, dass diese Strategie überdacht werden muss und der Hebel an anderer Stelle anzusetzen ist. Aus dem asiatischen Raum kennt man seit vielen Jahren qualitätssteigernde und kostensenkende Methoden wie TQM, Kaizen, Poka Yoke, Target Costing, QfD und Kanban, aus dem amerikanischen Raum haben die Wertanalyse, das Benchmarking und Six Sigma Bekanntheit erlangt. Glaubt man der Literatur zu diesen Methoden, so ist genau jene, die Lösung von Qualitäts- und Kostenproblemen. Bei genauerer Betrachtung erkennt man jedoch, dass diese Methoden durch die Gegebenheiten ihrer Zeit und meist in der Automobilindustrie entstanden sind und sie sich nicht unbedingt auf die Problemstellungen beliebiger Unternehmensgrößen und Branchen anwenden lassen. Außerdem wurden diese Methoden in einem anderen Kulturkreis entwickelt, denn in der westlichen Kultur bestehen deutliche Unterschiede in den Auffassungen zum Lernen und zur Ethik, wodurch sie sich nicht ohne Modifikation übertragen lassen. Diese Studie zeigt zunächst die Entwicklung der volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen bis in die heutige Zeit und wie sich diese zusammen mit der demografischen Entwicklung auf den Arbeitsmarkt auswirkt. Parallel dazu wird die Entwicklung der Volksrepublik China betrachtet und die Wechselwirkungen, die sich mit äußeren Faktoren wie dem internationalen Transport und dem Zugang zu Rohstoffen ergeben. Die Betrachtung der geschichtlichen Entstehung der wichtigsten Methoden zur Produktgestaltung und von Qualitätstechniken zeigt, unter welchen Voraussetzungen die bekannten Managementmethoden entwickelt wurden. Im abschließenden Teil wird gezeigt, wie sich jene im neuzeitlichen Unternehmen umsetzen lassen und wo noch Bedarf an kostengestaltenden Methoden besteht, um die Wertschöpfungskette zu optimieren.
Textprobe: Kapitel 3.2.2, Der asiatische Kulturkreis: Im Gegensatz zur kriegerischen Prägung im Westen steht in China die friedliche Durchdringung am Anfang. Schon früh wird das Land in Felder unterteilt und einzelnen Familien zur Bebauung übergeben, was von den Familien eine kollektivistische Wirtschaftsform voraussetzt. Daraus ergibt sich als Grundzelle der chinesischen Gesellschaft nicht das Individuum wie im Westen (s. 3.2.1), sondern die kommunistische Familie mit dem Vater als oberste Autorität. Für größere Unternehmungen entwickelte sich das Familienpatriarchat zum gesellschaftlichen Patriarchat mit dem Fürsten und schließlich dem Kaiser an der Spitze weiter. Die Religion erlangte nie einen ähnlichen Stellenwert wie im Westen, verehrt wurden Götter des Himmels, der Erde und der Ackerkrume, aus den familiären Gegebenheiten entwickelte sich ein gewisser Ahnenkult (vgl. Wilhelm 2007: 31f). Um 500 v. Chr. lebte Konfuzius, der sich sämtliches Wissen der damaligen Zeit anzueignen begann und zu einem einheitlichen Ganzen vereinigte. Dadurch sammelte er bald Schüler aus allen Kreisen um sich, die er lehrte (vgl. Wilhelm 2007: 40). Wegen seiner Leistungen übertrug ihm der Landesfürst einen Ministerposten, in dem er das Rechtbewusstsein seiner Zeit prägte (vgl. Wilhelm 2007: 44f). Die konfuzianische Ethik beruht auf dem Grundverhältnis der Familie, auf dem sich die gesamte Staatsorganisation aufbaut. Das Individuum hat in der fest gegliederten Organisation seine bestimmte Stelle zugewiesen. Sinngebend sind die fünf Beziehungen zwischen Vater und Sohn, Mann und Frau, älterem und jüngerem Bruder, Fürst und Beamten, Freund und Freund. Die Ordnung gliedert sich indem der Kaiser der Vater des Reichs, die Fürsten Landesväter und schließlich die Bürger Familienväter sind (vgl. Wilhelm 2007: 52). Konfuzius zieht die Bindung des Menschen an die Gesellschaft der Beziehung zu einem Gott vor (vgl. Wilhelm 2007: 55), Lebensphilosophie ist das Streben nach Harmonie (vgl. Buggert u.a. 1995: 152). Der erste chinesische Kaiser war Qin Shihuangdi, der nach dem Zerfall der Dschou-Dynastie den Staat gestaltete (s. 2.5.1). Er bekämpfte das ethische Staatsideal des Konfuzius mit Feuer und Schwert. Seine Dynastie ging jedoch schon nach der zweiten Generation in der Han-Dynastie auf, die die Anhänger des Konfuzius von Beginn an integrierten (vgl. Wilhelm 2007: 60). Ab 600 n. Chr. entwickelt sich der Konfuzianismus in Japan (vgl. Buggert u.a. 1995: 152) und in weiterer Folge in den heutigen Tigerstaaten Singapur, Taiwan und Südkorea (vgl. Scheuss 2007: 46). Der japanisch geprägte Konfuzianismus orientiert sich mehr an dessen Schulphilosophie und beginnt auf China zurückzuwirken (vgl. Wilhelm 2007: 61). In der Neuzeit orientiert sich die chinesische Führung für ihre wirtschaftlichen und politischen Anstrengungen wieder an den Schriften des Konfuzius (vgl. Juchler 2008: 5). Unter Mao Zedong wurde die Ideologie noch für die Rückständigkeit des Landes verantwortlich gemacht, unter der Führung von Hu Jintao wiederum wird versucht, eine harmonische Gesellschaft mit konfuzianischem Gedankengut zu etablieren (vgl. Scheuss 2007: 47, Juchler 2008: 5). Das spiegelt sich z.B. in der Ausrichtung auf Wohlstand und Wirtschaftswachstum wieder. Ein Schüler hatte ihn (Konfuzius) einmal gefragt, worauf es in der Verwaltung eines Staates vorzüglich ankomme. Er antwortete: ‘Auf ein tüchtiges Heer, auf Wohlstand des Volks und darauf, daß das Volk Vertrauen zu seinem Herrscher hat’ (Wilhelm 2007: 44). Diese neue, ‘konfuzianische Kirche’ borgt sich manchen Radikalismus vom Christentum, was von Konfuzius in dieser Form sicher nicht gewollt war (vgl. Wilhelm 2007: 61). In asiatischen Unternehmen spiegeln sich die konfuzianischen Gedanken in der horizontalen Ausrichtung von Informationsflüssen und Entscheidungsprozessen wider, welche alle betroffenen, auch unternehmensübergreifend in die Problemlösung mit einbeziehen (vgl. Dirks 1996: 349, Buggert u.a. 1995: 167). 3.3, Das Lernen in der Kultur: In der westlichen Gesellschaft gibt es keine besonders ausgeprägte Ideologie, die das Lernen in der Kultur verankert. Die Mitglieder der Bevölkerung erlernen im Zuge der Ausbildung einen Beruf und verbleiben üblicherweise während des gesamten Arbeitslebens in einer Branche, die Weiterbildung verleiht in der Regel kein zusätzliches Ansehen in der Gesellschaft. Das Programm für lebenslanges Lernen der EU hat erst seit kurzem zum Ziel, die Gemeinschaft zu einer fortschrittlichen, wissensbasierten Gesellschaft mit nachhaltiger wirtschaftlicher Entwicklung mit mehr und besseren Arbeitsplätzen und größerem sozialen Zusammenhalt zu entwickeln, in der zugleich ein guter Schutz der Umwelt für künftige Generationen gewährleistet ist (vgl. BS 1720/2006/EG). Dem gegenüber hat schon seit Jahrhunderten in konfuzianisch geprägten Regionen Bildung und Erziehung einen hohen Stellenwert, deren Wertschätzung wirkt als starker Motor des Fortschritts (vgl. Juchler 2008: 20). Viele Zitate von Konfuzius handeln vom Lehren, Lernen, Wissen und dessen Ethik (vgl. Wilhelm 2007: 80, 228, 248, 257, 278). Gewissermaßen ist die chinesische Form der Produktpiraterie ebenso eine Form des Lernens, die nicht nur schlicht kopiert sondern Entwicklungsfehler vermeidet und bestehende Produkte und Geschäftsmodelle verbessert (vgl. Scheuss 2007: 20).
Thomas Modliba, Dipl. Wirtsch. Ing. (FH) Ing. wurde 1976 in Klagenfurt am Wörthersee geboren und war nach seiner Ausbildung an der Höheren Technischen Bundeslehranstalt für Energietechnik und Leistungselektronik in Klagenfurt zunächst in einem französischen Konzern in der Produktentwicklung und Normung für Gebäudeautomatisierungssysteme tätig. Seit 2004 ist er Projektmanager in einem mittelständischen Tier 1 Unternehmen und betreut die Entwicklung zur Serienreife und Serienüberleitung im Bereich der Auftragsfertigung. Berufsbegleitend studierte er Wirtschaftsingenieurswesen an der Hamburger-FH. Durch die berufsalltägliche Konfrontation mit der Kostenproblematik im Wettbewerb mit anderen Auftragsfertigern und die im Studium erworbenen Kenntnisse beschäftigte er sich intensiv mit der Thematik der Kostenoptimierung und der Integration asiatischer Methoden zur Produktgestaltung in dem Umfang, der in einem mittelständischen Unternehmen möglich ist.
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