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- Lokale Barrieren der globalen Informationsgesellschaft: Zum Stellenwert der Informations- und Kommunikationstechnologien in Entwicklungsländern
Informatik
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 10.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 126
Abb.: 7
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die globale Informationsgesellschaft impliziert die Inklusion aller Weltbürger in eine Gesellschaft, in der Informationen und Wissen eine wichtige Rolle spielen und daher allen Menschen qua Informations- und Kommunikationstechnologien zur Verfügung stehen sollten. Dieser Gedanke bezieht einen gleichen Stellenwert der Medien auf globaler Ebene ein. Die vorliegende Studie geht der Frage nach, ob die individuellen Bedürfnisse der Kulturen und der spezifische Bedarf an Informations- und Kommunikationstechnologien in Entwicklungsländern berücksichtigt werden. In Fortführung dieser Fragestellung wird diskutiert, ob eine rein technische Zugangsmöglichkeit zur Weltgesellschaft via Medien zur Erweiterung des Wissens in Entwicklungsländern beitragen kann und unter welchen Gesichtspunkten eine derartige Zielsetzung sinnvoll sein kann. Das Ziel besteht darin, eine mögliche Diskrepanz zwischen dem Stellenwert der Informations- und Kommunikationstechnologien in Entwicklungsländern und dem ambitiösen Vorhaben der internationalen Entwicklungszusammenarbeit aufzuzeigen. Letztlich gilt es die Frage zu beantworten, ob eine globale Informationsgesellschaft realisierbar ist. Die Relevanz dieser Fragestellung ergibt sich im Hinblick auf die Beurteilung des Weltgipfels zur Informationsgesellschaft einerseits, und der Bewertung der deutschen Medienentwicklungszusammenarbeit in der Retrospektive andererseits. Im Speziellen wird anhand von Fallbeispielen analysiert, welcher Bedarf an Informations- und Kommunikationstechnologien in Entwicklungsländern individuell aufgrund der signifikanten sozioökonomischen, politischen und geographischen Konstellationen entsteht. Für die Analyse wurde Afrika als regionaler Bezugspunkt gewählt, ein Kontinent, der etliche heterogene Kulturen aufweist. Gerade weil die afrikanischen Staaten gegenwärtig häufig homogen wahrgenommen und ihre individuellen Potentiale nivelliert werden, sollen anhand der Staaten Niger, Ghana und Südafrika die spezifischen Bedürnisse an Informations- und Kommunikationstechnologien aufgezeigt werden. Der Status quo der technischen Informations- und Kommunikations-Infrastrukturen dieser Länder wird dabei mit dem des hochindustrialisierten Deutschland verglichen, um die bestehende digitale Kluft zwischen Entwicklungsländern und hochentwickelten Industrienationen zu verdeutlichen.
Textprobe: Kapitel 4.2, Deutsche Medienentwicklungszusammenarbeit: Deutsche Medienentwicklungszusammenarbeit findet bereits seit den Sechziger Jahren statt. Sie hat sich innerhalb der letzten Jahrzehnte in eine unüberschaubar große Anzahl an Institutionen und Organisationen aufgespaltet. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) schätzt, dass es in Deutschland mittlerweile mehrere Tausend entwicklungspolitische Nichtregierungsorganisationen in Form von Fördervereinen, Initiativgruppen, Stiftungen und Netzwerken mit lokaler, regionaler, bundesweiter und internationaler Aktionsbasis gibt. Die Entwicklungszusammenarbeit Deutschlands teilt sich in bilaterale, europäische und multilaterale Zusammenarbeit auf. Die bilateralen Vereinbarungen zwischen Regierungen der Partnerländer und der Bundesregierung werden etwa alle zwei Jahre getroffen. Im Folgenden werden die wichtigsten Akteure der Entwicklungszusammenarbeit vorgestellt. Das Augenmerk liegt gemäß der übergeordneten Fragestellung dieser Arbeit auf den Aktivitäten der Medienentwicklungszusammenarbeit. Es werden darüber hinaus nur Projekte mit dem Regionalbezug Afrika hervorgehoben. BMZ: Das 1961 gegründete Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist zuständig für die Entwicklung der Leitlinien und Konzepte der deutschen Entwicklungspolitik sowie die strategische Zusammenarbeit mit den nationalen und internationalen Institutionen. Aus BMZ-Fördermitteln werden Nichtregierungsorganisationen wie Kirchen, politische Stiftungen und andere Träger mit langjährigen Erfahrungen in der Entwicklungszusammenarbeit finanziell unterstützt. Im Jahr 2005 belief sich die Summe dieser Gelder auf rund 468 Millionen Euro. Die derzeitige Förderung für Informations- und Kommunikationstechnologien seitens der Bundesregierung beläuft sich auf ca. 180 Millionen Euro. Beispiele sind die Finanzierung von Telekommunikationsinfrastruktur in Algerien, Nigeria, Tansania und Uganda, der Aufbau IKT-gestützter Informationssysteme für kleinere und mittelständische Unternehmen in Sri Lanka oder die Unterstützung von Informationsnetzwerken in der SADC-Region (Southern African Development Community) sowie in Südostasien . Außerdem ist das BMZ Mitglied des 1995 von der Internationalen Finanz-Cooperation gegründeten Programm Information for Development (infoDEV), das kleinere und mittlere IKT-Unternehmen in Entwicklungsländern unterstützt (vgl. ebd.). InfoDEV fungiert unter den Gebern als Koordinationsorgan und dient im Zusammenhang mit den Millenium Development Goals als ‚Think Tank’. Darüber hinaus hat das BMZ seit der Gründung der Development Gateway Foundation (GDF) als Gründungsmitglied etwa fünf Millionen Euro zur Finanzierung beigetragen. Weitere fünf Millionen Euro hat das BMZ für den Zeitraum von 2006 bis 2008 zugesagt. GTZ: Die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) ist 1975 zur Durchführung der Aufträge der Bundesregierung im Bereich der Technischen Zusammenarbeit gegründet worden. Das bundeseigene, aber gleichzeitig privatrechtliche Durchführungsunternehmen übernimmt mit Zustimmung der Bundesregierung in zunehmendem Maße auch Aufträge Dritter entgegen, wie beispielsweise von internationalen Organisationen, der Weltbank, der EU und auch von Entwicklungsländern. Über 70 Prozent der etwa 9500 Mitarbeiter werden in den Partnerländern als nationales Personal eingestellt. Informations- und Kommunikationstechnologien werden als übergreifendes Thema eingeordnet. An erster Stelle wird auf die mögliche effektivere und effizientere Entwicklungszusammenarbeit durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien hingewiesen. Unter dem Claim ‚Wissen macht Entwicklung. Erfahrung teilen, Neues gestalten’ hat die GTZ 2006 ‚Wissen’ zum Jahresthema erklärt. Zuvor hatte sie das Projekt ‚Wissenssysteme im ländlichen Raum’ ins Leben gerufen, mit dem Ziel, Konzepte und Instrumente anzuwenden, die zu mehr technischem und organisatorischem Know-how und zur besseren Nutzung des Wissens in ländlichen Gebieten beitragen. Unter anderem soll an dem Thema ‚strategischer Einsatz von Medien in der ländlichen Entwicklung’ gearbeitet werden. Im Fokus stehen Digital- und Printmedien, das ländliche Radio sowie e-lerning-Projekte. Im Rahmen des Projektes wurde das Rahmenwerk ‚Medien und Kommunikation im ländlichen Raum’ gestaltet, das als Ergebnis aus dem GTZ und FAO Workshop 2004 in Italien hervorgegangen ist. In der Publikation zum Workshop werden die entwickelten Instrumente und Techniken vorgestellt, die als ‚Paket von 6 Erfolgsfaktoren’ bezeichnet werden und der Planung, Durchsetzung und Bewertung ländlicher Kommunikationsstrategien dienen sollen. In der Medienstrategie dieses Rahmenwerks wird die Anpassung der Kommunikationstechnologien an bestehende Infrastrukturen und die Wahrung der kulturellen Normen betont: [...] that the chosen technologies are in line with the cultural norms and the environmental situation, and are designed to use the available and appropriate infrastructure. In most situations this will mean designing and incorporating an interface between modern and traditional communication methods.” (Del Castello und Braun 2006, 48). Der strategische Einsatz des Media Mixes soll die ländliche Entwicklung fördern, indem eine effektive Kommunikation zwischen Forschern, landwirtschaftlichen Beratern und Landwirten hergestellt wird. Die Barrieren des Analphabetismus sollen mithilfe von audiovisuellen Medien überwunden werden. Bei der Beratung der Bauern sollen durch die Medien Raum und Zeit komprimiert werden, indem beispielsweise ein Erntekreislauf medial in einer Präsentation dargestellt wird, die an entfernte Orte versendet werden kann. Die GTZ räumt ein, dass über die Wirkung des Einsatzes von Informations- und Kommunikationstechnologien in Entwicklungsländern noch keine aussagekräftigen Studien vorliegen: Aufgrund permanenter Technologiesprünge und einem (national wie international) nicht ausreichendem Wirkungsmonitoring von IKT-Komponenten in Entwicklungsvorhaben gibt es bislang kaum empirische Aussagen über direkte entwicklungspolitische Wirkungen von Informations- und Kommunikationstechnologien . Dennoch schließt sie sich der Meinung an, dass Informations- und Kommunikationstechnologien für den Aufbau eigener Wissenskapazitäten in Entwicklungsländern unabdingbar sind. Politische Stiftungen: Die großen Parteistiftungen setzen je nach politischer Ausrichtung eigene Schwerpunkte in der Entwicklungszusammenarbeit. Einige sind im Medienbereich mit vielfältigen Projekten engagiert. Die SPD-nahe Friedrich Ebert Stiftung legt gemäß der Parteiausrichtung besonderen Wert auf die Demokratieförderung. Die Arbeitsbereiche in Afrika sind dementsprechend die Förderung politischer Parteien, die Stärkung der Gewerkschaften und zudem die Schaffung einer pluralistischen Medienlandschaft. Die regionale Medienarbeit in Südafrika bezieht sich auf die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Informationszugang und –verbreitung sowie die Unabhängigkeit und Vielfalt der Medien. Hier arbeitet die Friedrich Ebert Stiftung mit Partnern wie dem Media Institute for Southern Africa und der Southern African Broadcast Association (SABA) zusammen. Darüber hinaus pflegt die Stiftung eine Arbeitsbeziehung zum Bush Radio. In Ghana unterstützt sie organisatorisch und konzeptionell die Institutionen der Medienaufsicht. Weiterhin betreibt die Stiftung in Madagaskar, Uganda, Kenia, im Senegal, an der Elfenbeinküste, in Togo, Benin, Nigeria und Kamerun Medienförderung mit Schwerpunkten in der Demokratisierung und Liberalisierung der Medien. Das in den letzten Jahren eingeführte African Media Barometer – ein Instrument zur Feststellung des Standes der medienpolitischen Entwicklung in den afrikanischen Ländern – soll Reformnotwendigkeiten aufzeigen. Die Konrad Adenauer Stiftung setzt sich neben der Förderung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit für die Durchsetzung sozialer und marktwirtschaftlicher Strukturen ein. Durch Aus- und Weiterbildung von Nachwuchskräften unterstützt die CDU-nahe Stiftung die Entwicklung von politischen Parteien, gesellschaftlichen Gruppen sowie freien und unabhängigen Medien. Die Stiftung begleitet von einem Büro in Johannesburg aus Medien- und Journalistenförderung in Süd- und Ostafrika. Das KAS-Medienprogramm ‚Sub-Sahara-Afrika’ unterstützt die Weiterentwicklung der Medienlandschaft und soll der Verbesserung von journalistischen Standards in der Region Südafrika dienen. Das Programm bietet Fortbildungen, Workshops, Seminare und Konferenzen zum Themenbereich Medien an, um die Professionalisierung des Journalismus voranzutreiben. Ein Beispiel ist die Vorbereitung von Radiojournalisten aus Angola in einem zweiwöchigen Workshop im Frühjahr dieses Jahres auf die Berichterstattung bezüglich der Wahlen im September 2008. Die Hanns Seidel Stiftung, angelehnt an die CSU-Partei, sieht sich weltweit im Dienst von Demokratie, Frieden und Entwicklung. Die Demokratieförderung in Afrika hat für die Stiftung einen großen Stellenwert. Sie unterstützt afrikanische Initiativen wie z.B. die New Partnership for African Development (NEPAD). In Togo führt die Stiftung zusammen mit der Journalistenvereinigung LATCOM – einem Netzwerk privater Radiostationen – Seminare und Workshops für eine bessere Ausbildung von Radiojournalisten durch. Darüber hinaus organisiert die Stiftung keine weiteren ausschließlichen Medienprojekte. Demokratieförderung, Marktwirtschaft und Förderung liberaler Bildungspolitik sind die Hauptziele, die von der FDP-nahen Friedrich Naumann Stiftung in der Entwicklungszusammenarbeit verfolgt werden. Es erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit African Liberal Networks (ALN) und Southern African Legal Assistance Networks (SALAN). Afrikanische Büros werden in Ghana, Tansania, Südafrika, Zimbabwe und im Senegal geleitet. 'Training for the media’, so die Auskunft der Website, wird lediglich in Tansania betrieben. Insgesamt zeigt sich, dass für die politischen Stiftungen die Demokratieförderung in Afrika ein wichtiger Aspekt der Entwicklungszusammenarbeit darstellt. Die Medienförderung wird vorwiegend im Hinblick auf diesen Arbeitsschwerpunkt eingesetzt. Am differenziertesten ist die Medienentwicklungszusammenarbeit der Friedrich Ebert Stiftung aufgestellt. Sie erstreckt sich zudem auf eine Vielzahl afrikanischer Staaten.
Danièle Böhm: Studium der Medien-Planung, -Entwicklung und –Beratung an der Universität Siegen. Abschluss 2008 als Diplom-Medienwirtin.
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