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- „Mit Validation lernt man umzuschalten“ - Forschungsbericht zum Einsatz der Validation bei akut verwirrten Patienten in der Intensivpflege
Gesundheitswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 72
Abb.: 15
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
In der Prävention und Behandlung der akuten Verwirrtheit sollen medizinische und pflegerische Interventionen gemeinsam eine Stressminderung erzielen und den Patienten in seinem emotionalen Ausnahmezustand erreichen. Ganz besonders im Hinblick auf diese oftmals schwierige Situation der Kommunikation bei Unruhe, Angst und Agitiertheit kritisch Kranker wird der Frage nach dem Einsatz der Validation nach Naomi Feil oder der Integrativen Validation nach Nicole Richard als Zugang zum Anderen und als wertschätzende Umgangs- und Kommunikationsweise nachgegangen. Der validierende Zugang soll dem Patienten vermitteln, dass er in seiner Not verstanden wird und einen echten Kontakt herstellen. Die theoretischen und empirischen Erkenntnisse zum Einsatz der Validation in der Begleitung älterer akut verwirrter Menschen in der Intensivpflege werden in diesem Forschungsbericht in ihren Möglichkeiten und Grenzen systematisch dargelegt sowie diskutiert und können als pflegewissenschaftlicher Beitrag für das Handlungsfeld der Intensivpflege betrachtet werden. Der vorliegende Forschungsbericht ist im Rahmen des Masterstudiengangs Pflegewissenschaft MScN. Der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar entstanden.
Textprobe: Kapitel 4.1, Gezielte Kommunikationsmethoden - die Validation: Aktives Zuhören und die Spiegelung der vorherrschenden Gefühle finden sich in der Kommunikationsmethode der Validation wieder, die inital für den Umgang mit Demenzerkrankten in der Langzeitpflege und Betreuung entwickelt wurde. Dennoch empfehlen Depenbusch und Vaculik den Einsatz der Validation nach Naomi Feil als Pflegeintervention auch in der Akutsituation der Verwirrtheit auf der Intensivstation. (vgl. Depenbusch 1996, S. 176, S. 180 f. u. Vaculik 2006, S. 2 u. S. 7). Valculik begründet dies damit, dass der akut verwirrte Patient an den gleichen Störungen leidet wie der chronisch verwirrte Mensch. Somit ist für ihn eine Übertragbarkeit von Konzepten der gerontopsychiatrischen Pflege, wie die Validation von Naomi Feil, auf die Akutsituation erlaubt. Diese Empfehlungen von Vaculik basieren auf dem Erfahrungs- und Handlungswissen in der Universitätsklinik Wien und dem dortigen positiven Einsatz der Validation bei kritisch Kranken (vgl. Vaculik 2000, S. 185 u. S. 187 ff. u. Vaculik 2006, S. 2 u. S. 7). Zur Validation beim Delirium im ‘acute care setting’ ist aus einem englischsprachigen Artikel von Ski et al. zu entnehmen: ‘Further, increased attention should be given to the prevention and management of delirium and the use of orientation and validation therapy.’ (Ski et al. 2006) Kratz empfiehlt generell eine validierende Grundhaltung als Prinzip im Umgang mit deliranten Patienten im Krankenhaus. Viel Geduld und einfache, wiederkehrende Sätze sollten die Kommunikation tragen und aufrechterhalten. Dies gilt besonders für alte Menschen beim Aufkommen eines Deliriums bei einer schon vorherrschenden Demenz (vgl. Kratz 2007, S. 100). Was verbirgt sich nun hinter der Methode der Validation, und was macht ihren besonderen Einsatz in der Kommunikation mit verwirrten Menschen aus? Ein kurzer theoretischer Überblick soll zur Forschungsfrage über-leiten, ob diese Methode auch in dem Setting der akuten Verwirrtheit auf der Intensivstation einzusetzen ist. 4.1.1, Validation nach Naomi Feil - die einfühlende Kommunikation: Die Validation wurde in den sechziger Jahren von Naomi Feil in Amerika als Kommunikationsmethode für Menschen mit Demenz entwickelt. Ihren theoretischen Bezugsrahmen bilden die Regeln der therapeutischen Gesprächsführung nach Carl Rogers mit den zentralen Aspekten der Akzeptanz, Empathie und des Verstehens ohne Korrektur, also der Annahme des gezeigten Verhaltens eines Menschen. Die Validation greift dies auf, indem sie versucht, den Betroffenen in seiner Emotionalität zu verstehen und ihn in seiner Lage zu bestätigen. Dies soll Selbstwertgefühl und Befinden wiederherstellen und stärken. Hierbei ist es wichtig, den Kontext, in dem die Person sich wähnt, nicht zu verändern. Die Validation als Methode wird als Einzel- oder Gruppentherapie in einem geplanten Zeitraum eingesetzt. Sie beinhaltet Methoden der verbalen und auch der nonverbalen Kommunikation (vgl. Halek et al. 2006, S. 59 ff.). Das Spiegeln von hervorbrechenden Gefühlen und Geäußertem über sowohl verbale als auch nonverbale Kommunikation, Wiederholungen sowie explorierende Fragen sollen den Erkrankten Verständnis vermitteln und somit zu einer inneren Ruhe verhelfen (vgl. Bartholomeyczik et al. 2006, S. 88 f.). Initial hat Naomi Feil die Validation als Kommunikationsmethode für hoch betagte Menschen ohne Demenz entwickelt, deren Leben von vielen Enttäuschungen, Isolation und Einsamkeit geprägt ist. Die Unfähigkeit dieser Menschen, ihre Lebensprobleme und -geschichten zu lösen, führt zu einem immer weiteren Rückzug. Feil übertrug später diese Herangehensweise auf Demenzerkrankte, von denen sie sagt, dass sie sich in vier Stadien der Aufarbeitung ihrer Lebensaufgaben befinden können: mangelhafte und unglückliche Orientierung, Zeitverwirrtheit, sich wiederholende Bewegungen und vegetieren/vor-sich-hin-Dämmern. Je mehr sich der alte und demente Mensch ‘zurück-zieht’, umso mehr gleitet er in ein nächstes Stadium, und umso deutlicher ist dies körperlich und psychisch charakterisiert. Der körperliche Verfall und der Rückzug ins Innere nehmen zu (vgl. Bartholomeyczik et al. 2006, S. 87 u. Feil 2004, S. 48). Feil geht davon aus, dass herausforderndes Verhalten möglicherweise auf Themen aus dem Leben der Betroffenen zurückzuführen ist und hier die eigentlichen Ursachen zu suchen und zu rekapitulieren sind (vgl. Feil 2004, S. 46). Ein zentraler Punkt im Leben eines alten oder hoch betagten Menschen mit Demenz ist also nach Feil, dass sie ihre unerledigten Lebensaufgaben erfüllen und in Ordnung bringen wollen. Mit Unterstützung bestimmter Techniken der Validation arbeiten sie die Vergangenheit auf und erhalten ihre Würde zurück. Wenn Menschen ihre wichtigen Lebensaufgaben nicht zur rechten Zeit erfüllen oder bestimmte Lebensphasen oder Verluste meistern können, so ziehen sie sich nach innen zurück, verschließen sich und werden im hohen Alter mehr und mehr davon überwältigt. Die Validation nach Naomi Feil versucht, in diesem Zustand Kontakt zu knüpfen und den Rückzug des Menschen in die innere Welt zu verhindern. Ziel dieser Vorgehensweise ist es, dass der Mensch die äußere Welt besser erträgt und sein Selbstwertgefühl wieder hergestellt wird, dass eine selbstständige Lebensführung möglichst lange erhalten wird, dass Angst und Stress abgebaut und Potentiale geweckt werden, so dass auch die unerledigten Lebensaufgaben am Ende eines Lebens erfüllt werden können. Für die Umsetzung dieses Kernprinzips der Validation nach Naomi Feil muss das Leben der Menschen betrachtet werden und klar sein, wie Verluste und Gefühle im Alter aus der Vergangenheit hervorgeholt werden sollten. Dies ist zur Selbstheilung und einer Aufarbeitung im letzten Abschnitt des Lebens unerlässlich. Es liefert eine Erklärung für die Verwirrtheit und das Verhalten im hoch betagten Alter, das oft wie eine Rebellion erscheint, denn es ist ein ‘Revue-passieren-lassen’ unverarbeiteter Lebensgeschichten und ein Abladen der jahrelang unterdrückten Gefühle, bevor die Menschen sterben. Haben sie in ihren jeweiligen Lebensabschnitten ihre Aufgaben erledigt, so besitzen sie später die Stärke, sich auf veränderte Lebensumstände einzustellen. Sie brauchen dann keine Validation (vgl. Feil 2004, S. 26, S. 32 u. S. 116 f.).
Stefanie Monke, MScN., wurde 1965 in Herford geboren. Ihr Studium der Pflegewissenschaft an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar schloss die Autorin im Jahre 2008 mit dem akademischen Grad des Master of Science Nursing erfolgreich ab. Bereits während ihrer langjährigen Berufstätigkeit als Fachkrankenschwester für Intensivpflege sammelte die Autorin umfassende praktische Erfahrungen in der Betreuung und Versorgung akut verwirrter kritisch kranker Patienten. Ihre Tätigkeit als Pflegewissenschaftlerin motivierte sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.
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