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- Tibetische Medizin: Regionale Entwicklung, Anwendung und Wirkung von Heilpflanzen
Gesundheitswesen
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 128
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Tibetische Medizin ist eine Erfahrungsmedizin, die seit über 2000 Jahren praktiziert wird. Die Ausbildung zum Tibetischen Arzt (Amchi) dauert im Durchschnitt 10 Jahre und wird bis heute streng an tibetische Traditionen gebunden durchgeführt. In der Tibetischen Medizin werden vorwiegend Arzneimittel eingesetzt, die aus Heilpflanzen hergestellt werden. Für deren Wirksamkeit liegen bis heute kaum wissenschaftlichen Untersuchungen vor. Das Ziel dieser Studie ist es Wirksamkeitshinweise für ein tibetisches Heilpflanzenpräparat unter Berücksichtigung der Zukunftsperspektiven der Tibetischen Medizin zu erforschen. Sikkim ist ein kleiner indischer Bundesstaat im Himalaya, der sich aufgrund des tibetischen Bevölkerungsanteils (circa 20%) sowie geographischen und politischen Verhältnissen gut für eine Untersuchung zur Akzeptanz der Tibetischen Medizin eignet. Für die Untersuchung wurde ein Fragebogen entwickelt, um Meinungsbilder der in Sikkim lebenden Exil - Tibeter zu erfragen. Tibetische Arzneimittel werden üblicherweise als Kombinationspräparate verabreicht. Heilpflanzen bilden bei der Herstellung stets die Grundlage. In einigen Fällen werden mineralische und tierische Stoffe den pflanzlichen hinzugefügt, die aber in der Gesamtmenge einen wesentlich geringeren Anteil ausmachen. Tibetische Heilpflanzen werden bei jeder Art von Erkrankung verwendet. Insgesamt wurden 10 verschiedene Heilpflanzen auf Stimmigkeit zwischen Anwendung und Wirkung der Pflanzeninhaltstoffe überprüft. Bei der Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus II werden diese Heilpflanzen in der Tibetischen Medizin als Kombinationspräparat eingesetzt. Die Kombination wird von Tibetischen Ärzten A-ru 10 genannt und wurde auf blutzuckersenkende Substanzen geprüft. In der westlichen Medizin werden vorwiegend schulmedizinische Arzneimittel bei dieser Krankheit verwendet. Heilpflanzen spielen in der Praxis eine untergeordnete Rolle. Insgesamt wurden vier Heilpflanzen, die in Deutschland bei Diabetes mellitus II verwendet werden, auf blutzuckersenkende Inhaltsstoffe untersucht.
Textprobe: Kapitel 4., Untersuchung der Akzeptanz zur Tibetischen Medizin: Das tibetische Volk ist sehr traditionsbewusst. Die Tibetische Medizin gehört zu dieser Tradition, so dass diese auch im Exil Fortbestand erfährt. Aber im Zeitalter der Globalisierung unterliegen alle Völker Veränderungen und dadurch auch traditionelle Medizinsysteme wie die Tibetische Medizin. Für die Tibetische Medizin kommt erschwerend hinzu, dass diese in Tibet chinesischen Einflüssen unterliegt und im Exil anderen traditionellen Medizinsystemen, wie beispielsweise indische Aryuveda. Dass diese Einflüsse, und die heutige Zeit Auswirkungen auf die Tibetische Medizin haben, ist damit unumgänglich. 4.1., Zielsetzung: Welche Auswirkungen die heutige Zeit auf die praktizierte Tibetische Medizin im Exil hat, soll an einem ausgewählten Fallbeispiel untersucht werden. Regionale Entwicklungen und Zukunftsperspektiven des Anwendungs- und Nachfrageverhalten nach tibetischen Arzneimittel (Medizinalpräparaten) in Sikkim werden hierzu geschlechts-, generations- und regionalspezifisch hinterfragt, um aufzuzeigen, ob es entsprechende Unterschiede gibt. Die Gründe für das Anwendungs- und Nachfrageverhalten der Exil – Tibeter können verschieden sein. Dabei erscheint es aus westlich – naturwissenschaftlicher Sicht besonders interessant zu hinterfragen, ob dieses durch das Fehlen von Wirksamkeitshinweisen tibetischer Arzneimittel (Medizinalpräparate) beeinflusst wird. Aus diesem Grund wird nach den Einstellungen von Tibetern zur Tibetischen Medizin allgemein gefragt, weil dies maßgeblich über die Zukunft der Tibetischen Medizin entscheiden wird. Die Möglichkeit, dass die Tibeter zu schulmedizinischen Arzneimitteln greifen müssen, weil tibetische Arzneien regional nicht verfügbar sind, ist dabei eine denkbare Option. In diesem Zusammenhang erscheint es sinnvoll, die regionale Verfügbarkeit der Tibetischen Medizin mit der Fragestellung zu verbinden. 4.2., Auswahlregion: Sikkim ist ein indischer Himalaya Bundesstaat, in dem heute die anteilige Bevölkerung durch Exil – Tibeter ca. 20% beträgt (THINGO RINPOCHE, NGA., 17.04.2004). Aus diesem Grund eignet sich die Region gut, um eine Untersuchung über die Anwendung und Nachfrage tibetischer Medizinalpräparate durchzuführen. In Sikkim gibt es Tibetische Siedlungen, die in Form von Camps geleitet werden. Die Mehrzahl der Tibeter lebt jedoch zusammen mit anderen ethnischen Gruppen in Dörfern und in Sikkims Hauptstadt Gangtok (THINGO RINPOCHE, NGA., 17.04.2004). Der indische Bundesstaat Sikkim entspricht in seiner Größe (7.096 km²) (SIKKIM TOURISM, S. 1) dem deutschen Bundesland Bayern. Durch die politische Unterstützung Indiens, ist die Infrastruktur für dortige Verhältnisse relativ gut ausgeprägt, und eignet sich deshalb für eine Untersuchung. Andere Regionen, in denen Tibetische Medizin praktiziert wird, wie Tibet, Nepal oder Bhutan, eignen sich aufgrund der teilweise instabilen politischen Lage und den geografischen Verhältnissen für diese Untersuchung nicht. 4.3., Methodisches Vorgehen: Um Antworten auf die skizzierten Fragen zu erhalten, wurde ein Fragebogen (s. Anhang 1a, S. 75/ 76) für die tibetische Bevölkerung in Sikkim entwickelt. Andere Methoden, wie Interview oder Beobachtung, waren für diese Fragestellung nicht zweckmäßig, da diese zu zeitaufwendig, sowie fließende Sprachkenntnisse der Tibetischen Sprache notwendig gewesen wären. Eine Durchführung der Untersuchung durch andere Personen, ist im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich gewesen. Diese selbsterstellte Studie ist eine Primärerhebung, die es in dieser Form bisher nicht gibt. Der Fragebogen wurde durch Dzongsar Ngari Chödje Thingo Rinpoche, dessen Muttersprache tibetisch ist und fließend deutsch spricht, ins Tibetische übersetzt (s. Anhang 1b, S. 80-84). Die Transkription des tibetischen Alphabets findet sich im Anhang 6, S. 120-124. Die Befragung fand an verschiedenen Orten als Erhebung im Zeitraum Anfang Juli – Mitte September 2004 überwiegend in West Sikkim statt. In Ost und Süd Sikkim erfolge ebenfalls die Befragung. Die Untersuchung wurde vorzeitig beendet, da von verschiedenen Seiten politische Motive hinter dieser vermutet wurden, die jedoch nicht bestanden. Es handelt sich auch wegen der dadurch nur verfügbaren geringen Datenmenge nicht um eine repräsentative Erhebung. Die im Norden lebenden Tibeter konnten nicht befragt werden, da für die Bereisung des Nordens ein extra Visum benötigt wird und mit einem hohen Kostenaufwand verbunden ist. Des Weiteren darf der Norden von Ausländern nur in Gruppen ab zwei Personen und in Verbindung mit touristischem Programm in Begleitung eines einheimischen Fremdenführers bereist werden. Die geplante Befragung der Amchis konnte nicht durchgeführt werden, da in Sikkim insgesamt nur zwei Amchis praktizieren. Ein Amchi praktiziert in Ost Sikkim in Gangtok, ein anderer in Süd Sikkim, in Rabang la. Außerdem hätte es hierzu einer offiziellen Genehmigung aus Dharamsala bedurft, die im zeitlichen Rahmen dieser Arbeit nicht eingeholt werden konnte.
Nadine Berling-Aumann wurde 1976 in Georgsmarienhütte geboren. Ihr Ökotrophologie-Studium an der Fachhochschule Osnabrück schloss die Autorin im Jahre 2004 mit dem akademischen Grad Diplom-Ökotrophologin (Fh) erfolgreich ab. Anschließend (2005 bis 2008) promovierte Sie an der medizinischen Fakultät Charité Berlin zum Doctor rerum medicarum. Während Ihres Studiums sammelte Nadine Berling-Aumann umfassende Erfahrungen zur Tibetischen Medizin, ins besondere zur Anwendung von Heilpflanzen. Fasziniert von dem Medizinsystem und der Kultur, verbrachte die Autorin annähernd 10 Jahre in Indien und Nepal. Sie hat bereits zahlreiche Veröffentlichungen zu tibetischen und zu weltweit eingesetzten Heilpflanzen verfasst.