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- Sport und Bewegung in der Schwangerschaft. Ein schwangerschaftsbegleitendes Kurskonzept für den Gesundheitsmarkt
Gesundheitswesen
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2016
AuflagenNr.: 1
Seiten: 80
Abb.: 17
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Eine Schwangerschaft ist der Beginn eines völlig neuen, prägenden Lebensabschnittes, und zudem auch eine sehr anstrengende Zeit für den Körper und die Seele einer Frau. Über die offensichtlichste der Veränderungen, die Gewichtszunahme, hinaus können werdende Mütter im Verlauf ihrer Schwangerschaft noch eine vielfältige Palette an weiteren, nicht so offensichtlichen Anpassungsvorgängen ihres Organismus wahrnehmen. Diese äußern sich in ganz individuellen und genetisch bedingten, weitgefächerten physiologischen, psychologischen und anatomischen Veränderungen und bedeuten meist einen gewissen Kontrollverlust über den eigenen Körper. In dieser besonderen Lebensphase haben vielfältige Beschwerden, wie beispielsweise verstärkte Emotionen oder soziale, familiäre und allgemeine Stressoren besonders starke Auswirkungen auf die werdende Mutter. Auch können die Ernährung, das Bewegungsverhalten und die Ausmaße der psychosozialen Kompetenz diese Zeit maßgeblich beeinflussen. In Folge und Abhängigkeit dessen können bei schwangeren Frauen unterschiedliche Problematiken auftreten, welche in einem individuellen und symptomabhängigen mehr oder weniger starken Leidensdruck resultieren. Ziel dieser Thesis ist es, eine eventuelle Versorgungslücke für die Schwangerenfürsorge zu beleuchten und ein ganzheitliches 12-wöchiges Kurskonzept für Schwangere vorzustellen und zu evaluieren. Dabei werden sowohl Vorteile und Möglichkeiten als auch Nachteile und Grenzen kritisch hinterfragt und die Anwendbarkeit als Angebot eines Fitness-/Gesundheitsanbieters theoretisch überprüft.
Textprobe: Kapitel 3.5 Physische Wirkungsrichtungen von sportlicher Aktivität während der Schwangerschaft: Die Tatsache, dass in vielen Ländern, in denen das Bevölkerungswachstum stärker ausgeprägt ist, Schwangere in ihrem Alltag weitaus größeren körperlichen Belastungen ausgesetzt sind als die meisten Frauen in Industrienationen, lässt vermuten, dass körperliche Bewegung innerhalb dieses Zeitraumes eine normale Verhaltensweise aufzeigt. Besonders in der ersten Hälfte der Schwangerschaft kann die werdende Mutter bis zu 70% ihrer Leistungsfähigkeit einsetzen ohne das Wachstum ihres Babys zu gefährden (vgl. REGAN, L. 2006, S. 7). Sonja Klausmann schreibt in ihrem Buch Fit für 9 Monate , dass regelmäßiges und dosiertes Training während der Schwangerschaft die körperlichen, seelischen und psychischen Kräfte und Energien, und somit die allgemeine Leistungsfähigkeit steigert, den Fötus positiv beeinflusst und Stress und Schmerzen tolerierbarer machen, sowie die Wiederherstellung des Körpers nach der Geburt erleichtern. Im Allgemeinen gewährleistet dies einen unbeschwerteren Schwangerschaftsverlauf (vgl. KLAUSMANN.S., 2002, S.32). Sportliche Aktivität kann zu einer Steigerung der mentalen, emotionalen und physiologischen Belastbarkeit führen, was einhergeht mit einer subjektiven Steigerung des Wohlbefindens und der Leistungsfähigkeit. Weitere Wirkungsrichtung ist die mögliche Eindämmung der Gewichtszunahme (Adipositasprävention), der negativen Begleiterscheinungen, der folgenden orthopädischen Beschwerden und der Geburtskomplikationen. 3.5.1 Möglichkeiten einer günstigen Auswirkung von Krafttraining während der Schwangerschaft: Hier sei die Unterstützung des beanspruchten Skelettapparates, die Reduktion von häufig auftretenden Rückenschmerzen, Übelkeit und Schwindel, die Anregung des Kreislaufs, des Stoffwechsels und der Durchblutung und somit die Vorbeugung von Thrombosen und Krampfadern zu nennen, was wiederum die schwangerschaftstypischen Wassereinlagerungen im Gewebe verringert oder gar verhindert (vgl. AOK, DIE GESUNDHEITSKASSE 2008). Durch dosierte Trainingsbelastung ist es sogar möglich, dass der Stoffwechsel der Mutter beschleunigt wird, wovon auch das Ungeborene profitiert und folglich mehr Sauerstoff bereitsteht. Das Vertrauen in die eigenen Körperkräfte wird gestärkt, die Frauen fühlen sich somit den Veränderungen weniger ausgeliefert und dies hebt gleichzeitig die Toleranzgrenze für Schmerz und Stress (vgl. KLAUSMANN, 2002, S. 34). 3.5.2 Möglichkeiten einer günstigen Auswirkung von Ausdauertraining während der Schwangerschaft: Das Training verbessert auch die Sauerstoffversorgung des Körpers – und damit die Versorgung des Kindes. Die körperliche Aktivität kann sogar dem Schwangerschaftszucker Diabetes mellitus entgegenwirken, denn die richtige Bewegung aktiviert große Muskelgruppen, was den Blutzuckerspiegel durch kontinuierliches Verbrennen von Energie senkt. (vgl. AOK, DIE GESUNDHEITSKASSE 2008). Die Ermüdungswiderstandsfähigkeit wird erhöht, dadurch kann die Geburt als weniger anstrengend empfunden werden. Dies verringert die Wahrscheinlichkeit einer Kindbettdepression, da die Hormonfreisetzung positiv beeinflusst wird und so geregelter abläuft. Die moderate Bewegung am Tag fördert zudem einen tieferen Schlaf während der Nacht, wird Bewegung an frischer Luft durchgeführt kann sie zu einer verminderten Übelkeit beitragen (vgl. KLAUSMANN 2002, S. 33). Eine vermehrte Verbrennung von überschüssigem Fett und ein erhöhter Energieverbrauch verbessert das Allgemeinbefinden und wirkt sich positiv auf die Gewichtskontrolle aus. In einer britischen Studie wurde sogar die Erhöhung des Stimmung-Gesamtfaktors, der Lebendigkeit und der Rückgang von Depression durch Herz-Kreislauftraining nachgewiesen (vgl. POLMAN, R./ KAISLER, M./ BORKOLOS, E. 2007). 3.5.3 Möglichkeiten einer günstigen Auswirkung von Entspannungstraining während der Schwangerschaft: Entspannungstraining fördert das Körperbewusstsein, das Körpergefühl, die Körperwahrnehmung und dessen Kontrollfunktion der werdenden Mutter, wodurch die Gesamtheit der Veränderungsprozesse besser wahrgenommen und zum Teil aktiv gesteuert werden können. Zudem ist ein positiver Einfluss auf den Schwangerschaftsverlauf und die Geburt nachgewiesen. Verschiedene Entspannungstechniken erhöhen zudem die Stresskompetenz und die Toleranzgrenze für einwirkende Stressoren und verhelfen zu einer ausgeglicheneren Lebenseinstellung. Positive Auswirkungen werden im Allgemeinen durch eine ruhigere, gelassenere und selbstsicherere Grundeinstellung erzielt. Speziell auf den Geburtsvorgang bezogen wird eine bessere Steuerungsmöglichkeit der Schmerzen, und damit dessen Verringerung durch die richtige, erlernte Atemtechnik, erreicht (vgl. KLAUSMANN, S. 2002, S. 34). Somit erwies es sich als Vorteil, verschiedene Stufen der Atmung zu erlernen, Verspannungen im Körper zu spüren und einzelne Muskelpartien bewusst entspannen zu können, damit diese später beim Einsetzen der Wehen genutzt werden kann, um den Schmerz zu kontrollieren. 3.5.4 Möglichkeiten einer günstigen Auswirkung von Beweglichkeit/Dehntraining während der Schwangerschaft: Das spezielle Beweglichkeitstraining währen dieser Phase konzentriert sich in besonders sanfter Weise auf eine Stärkung und Beweglichkeit des Beckens, verbessert aber zudem auch die allgemeine Beweglichkeit, die Körperhaltung, die Körperkontrolle und die Gangsicherheit, was dementsprechend das Risiko von Stürzen und Verletzungen zu reduzieren vermag. Die Dehnung stärkt Muskeln, Bänder, Sehnen, verbessert das Nervensystem und fördert die Flexibilität der Wirbelsäule, belebt die Rückennerven und Bänder und bringt eine vermehrte Durchblutung mit sich (vgl. BERLIN MED 2005). Nicht ohne Grund wird Yoga als eines der wichtigsten Instrumente für schwangerschaftsbezogene Vorsorge angesehen und in vielen Hebammenpraxen als Zusatzangebot geboten. Das Institut Vivekananda Kendra fand in einer neuen Studie mit 355 schwangeren Frauen heraus, dass Yogaübungen das Risiko für Komplikationen verringern, zur Gesundheit des heranreifenden Kindes beitragen, das Risiko für Frühgeburten verringern und deutlich weniger Babys untergewichtig auf die Welt kommen. Zudem verraten die Ergebnisse ein selteneres Auftreten von frühzeitigen Wehen als bei den anderen Teilnehmerinnen, die keine Dehnung betrieben (vgl. ERNST,M.: Pressemitteilung/Fachpublikation 2009). 3.5.5 Auswirkungen von sportlicher Aktivität auf das Ungeborene: Da das Ungeborene den Lebensstil der Mutter mit erfährt und durch ihn ernährt wird, erhöht sich bei Aktivität seitens der Mutter auch die Sauerstoff- und Blutversorgung des Kindes, was folglich mit einer erhöhten Wasser- und Nährstoffzufuhr und einem vermehrten Abtransport von Abfallprodukten einhergeht (vgl. KLAUSMANN, S. 2002, S. 32). Somit kann ein richtiges Ausmaß an Bewegung Frühgeburten verringern, die Verbesserung der Plazentadurchblutung fördern und die Belastbarkeit und Gesundheit des Neugeborenen unterstützen. Allerdings ist auf die Körpertemperatur der Frau zu achten, da durch eine mögliche Überhitzung Fehlentwicklungen entstehen können. Nach Erfahrung von Dr. Klaus Jung, Sportmediziner der Universitätsklinik Mainz, besteht sicherlich eine theoretische Gefahr, durch die verstärkte Durchblutung der Organe und der Muskulatur eine O2-Mangel-Versorgung der fetoplanzentaren Einheit hervorzurufen, es gab nach seinen Angaben jedoch bislang bei gemäßigter Betätigung keinen Fall dessen. Bewiesen ist jedoch, dass allerdings Erschütterungen und ein erhöhter Adrenalinausstoß negative Folgen nach sich ziehen können (vgl. JUNG, K. 2000).