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- RFID im Krankenhaus: Wie verändert der Einsatz von RFID den Krankenhaus-Alltag?
Gesundheitswesen
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 108
Abb.: 13
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Im deutschen Gesundheitswesen verschärft sich die Reformdynamik seit einigen Jahren deutlich. Eine Studie von McKinsey aus dem Jahr 2006 kommt dabei zu der dramatischen Erkenntnis, das mehr als ein Drittel deutscher Krankenhäuser durch die Einführung des DRG Pauschalensystems wirtschaftlich bedroht sind. Einer Studie von Ernst & Young zufolge werden bis zum Jahr 2020 die übrigen Kliniken entweder aufgeben oder sich konkurrenzfähigeren Netzwerken anschließen müssen. Es besteht dringende Notwendigkeit die mit der Leistungserbringung verbundenen medizinischen, organisatorischen und logistischen Prozesse, effizienter zu gestalten, um Kosten zu senken. Neben der stetig wachsenden Notwendigkeit, kostendeckend zu wirtschaften, stehen die Leistungserbringer im deutschen Gesundheitswesen vor der Herausforderung, die Qualität der medizinischen Leistung kontinuierlich zu verbessern. Es ist jedoch schwierig, Kosten durch Personalfreisetzung zu senken und gleichzeitig eine hohe Versorgungsqualität zu gewährleisten. Das medizinische Personal leidet unter Arbeitsüberlastung, als Folge von Personalmangel und hohen Anforderungen an die Dokumentation. Dadurch kann die Qualität am Patienten aufgrund von Fehlern (bzgl. Medikation oder Operation) beeinträchtigt sein. Innovationen im Bereich der Medizintechnik, alternative Behandlungsmethoden, gesetzliche Anforderungen bzgl. Qualitätsberichten, die steigende Erwartungshaltung besser informierter Patienten, als auch der wachsende Konkurrenzdruck zwischen Krankenhäusern und den anderen Sektoren des Gesundheitswesens treiben diese Entwicklung voran. Angesichts dieser Situation sollte Ausschau nach neuen Innovationstreibern gehalten werden. RFID (Radio Frequency Identification) ist ein solcher Innovationstreiber. Im Handel und Industrie setzen große Unternehmen wie Wal-Mart oder die Metro Group schon seit Jahren auf diese Technologie. RFID gehört, wie auch Barcode, zu den so genannten Auto-ID-Technologien, mit denen sich physische Objekte identifizieren und mit Informationen versehen lassen können. Im Gegensatz zum Barcode, erfolgt bei RFID die Identifikation ohne Sichtkontakt und zusätzlich können potenziell mehrere Objekte gleichzeitig erfasst werden. Aus diesen Spezifikationen resultiert das hohe Potenzial, Systeme entwickeln zu können, welche Personal entlasten, die Versorgungsqualität erhöhen und die Kosten senken.
Textprobe: Kapitel 3.1, Personalisierte Medikation und Identifikation: Es kommt immer wieder vor, dass Fehler bei der Behandlung des Patienten entstehen. Eine wichtige Studie hierzuist vom IOM (Institute of Medicine) im Jahre 2000 veröffentlicht worden. Demnach sterben jährlich allein in den USA zwischen 44.000 und 98.000 Patienten im Krankenhaus an den Folgen medizinischer Fehler. Auch wenn man von der unteren Grenze ausgeht, stehen medizinische Fehler an 8. Stelle der Todesursachen in den USA und damit sogar vor Verkehrsunfällen, Brustkrebs und AIDS. Die Zahl der Patienten im Krankenhaus, die einzig infolge von Medikationsfehlern sterben, beträgt 7000. Elementares Ziel der RFID-Anwendungen im Bereich ‘Personalisierte Medikation und Identifikation’ ist es, Personen (Personal und Patienten) richtig zu identifizieren und ggf. zu authentifizieren mittels der auf dem Tag gespeicherten Daten. Ist die Person authentifiziert, wird Zugang zu einem Raum oder einem System gewährt womit darauf weitere Tätigkeiten der Person dokumentiert werden können. Mit Hilfe der Identifikation bzw. Authentifizierung des RFID-Tags verkürzen sich beträchtlich Anmeldeprozeduren an Systemen sowie in Bereichen der Zutrittskontrolle. Die automatische Dokumentation von Tätigkeiten wird gleichermaßen beschleunigt und vereinfacht. In der Praxis kann der RFID-Tag auf dem alle Informationen gespeichert sind z.B. in Form eines Armbandes am Patienten angebracht, oder sogar direkt unter die Haut implantiert werden. Der behandelnde Arzt hat somit mittels eines mobilen Readers schnellen Zugang zur Patientenakte und allen wichtigen Diagnosedaten. Die zeitliche Komponente ist für Ärzte sehr wichtig. Eine Befragung hat ergeben, dass der Bedarf an patientenbezogenen Daten im Bereich Diagnose und Therapie sehr hoch ist. 60 % der Krankenhausärzte greifen mehrmals täglich auf patientenbezogene Daten zu. Die Informationsbeschaffung ist mit hohem Zeitaufwand verbunden, gaben 40 % der befragten Ärzte an und 68 % ist der Befragten ist der Suchaufwand allgemein zu hoch. 59 % der Ärzte haben daher den Wunsch, das Informationsangebot, bei gleicher Qualität und sinkendem Zeitaufwand der Beschaffung bevorzugen. So kann dem richtigen Patienten, zum richtigen Zeitpunkt, auf dem richtigen Weg und in der richtigen Dosis die Medikation verabreicht werden Oder es wird in Kombination mit Geräte-Tags ermöglicht, Reinigungs- und Sterilisationsvorgänge, die an diesem Gerät (z. B. einem Skalpell) durchgeführt wurden, automatisch zu dokumentieren. 3.1.1, Uniklinikum Jena: An der Universitätsklinik Jena wurde 2006 ein Pilotprojekt gestartet, welches mittels RFID-Technik von SAP und Intel den Medikamententransport, von Klinikapotheke bis zur Verabreichung am Patienten, dokumentiert und überwacht hat. Ziele: Verschmelzung von drei einzelnen Kernprozessketten der Medikamentenversorgung zu einem durchgängig RFID-gestützten transparenten Prozess. In Echtzeit soll damit der Weg des Sammelbehälters für Arzneimittel und einzelnen Medikamentenpackungen verfolgbar sein. Hierdurch verspricht sich die Klinik Einsparungen in der Logistikkette, mehr Effizienz in der Patientenverwaltung und eine bessere Behandlungsqualität des Patienten durch weniger Fehlmedikationen. Durchführung: Bei der Einlieferung erhält jeder Patient ein Armband mit eingelassenem passiven HF Tag. Mit diesem kann er dann einer elektronischen Patientenakte, die alle Informationen über den Patienten enthält, eindeutig über das IT-System zugeordnet werden. Über mobile Reader kann das Pflegepersonal das Armband abscannen und alle wichtigen Infos zum Patienten abrufen. Da auch die Medikamente aus der Klinikapotheke mit Tags versehen sind, können die Medikamente mit den Daten des Patienten abgeglichen und dementsprechend Fehlmedikationen vermieden werden. Zudem dokumentiert das RFID-System in der elektronischen Patientenakte des IT-Systems automatisch jede Verabreichung inklusive detaillierter Informationen zu Medikament, Dosis und Uhrzeit. Der Weg der Medikamente von der Klinikapotheke bis zur Station ist dadurch gesichert, indem die Transportkisten der Apotheke sowie die Sammelbehälter des automatischen, internen Beförderungssystems mit RFID-Tags ausgestattet sind und daher in Echtzeit verfolgt werden können. Ergebnisse: Die Ergebnisse des Projektes waren für das Universitätsklinikum zunächst sehr erfreulich und es errang auch international Aufmerksamkeit. Einsparungen ergaben sich durch Straffung der Logistikprozesse. Die Klinikapotheke arbeitet nun mit automatischen Nachschubprozessen, Medikamentenbestände konnten so reduziert und dadurch Kapitalbindung verringert werden. Die Apotheke kann nun bedarfsgerechter prognostizieren, das einzelne Medikament besser lokalisieren und sogar Medikamente, deren Haltbarkeitsdatum überschritten ist, automatisch identifizieren. Ferner konnte die Behandlungsqualität, angesichts stark reduzierter Fehlmedikationen, optimiert werden. Besonders hervorzuheben ist, dass Bedenken bzgl. des Datenschutzes nahezu ausgeräumt werden konnten, weil die Speicherung der Patientendaten im gesicherten IT-System erfolgt und nicht direkt auf dem Armband. Dennoch wurde das Projekt mit RFID-Einsatz aufgrund mehrerer Gründe nicht weitergeführt. Die Ergebnisse waren im Verhältnis zu den Kosten für das Krankenhaus nicht hinreichend erfolgreich. Der Hauptgrund lag dabei in den hohen Betriebskosten der Tags. Die Qualität war zudem nicht zufriedenstellend, da 2 bis 3 % der Tags bei der ersten Schreib- Leseprozedur beschädigt wurden. Auch die kurze Lebensdauer der Batterien aus den mobilen Readern sorgte für weitere Kosten und einen nicht zufriedenstellenden ROI. Das Krankenhaus entschied sich daraufhin für den Einsatz von Data Matrix. Die Implementierung verlief schnell, unkompliziert und die geforderten Ziele konnten zudem auch erreicht werden. Eine genaue Auflistung der Ergebnisse findet sich in der Studie von Oranje-Nassau et al.
Patrick Opaterny, Jahrgang 1984, geboren in Wolfsburg. Nach dem Abitur im Jahr 2003 beschloss der Autor Wirtschaftwissenschaften an der Universität Bremen zu studieren. Nach Abschluss des Vordiploms wechselte er ins Hauptstudium der Gesundheitsökonomie an die Universität Bayreuth und schloss dieses mit dem Titel Diplom-Gesundheitsökonom im Jahr 2010 erfolgreich ab. Der Einstieg in das Gesundheitswesen begann als Zivildienstleistender und Pflegepraktikant in einem gerontopsychiatrischen Pflegeheim. Um die Kenntnisse in der Verwaltung eines Krankenhauses zu erweitern, absolvierte der Autor ein Praktikum im Qualitätsmanagement im Klinikum Bayreuth. Gerade durch das Praktikum im Qualitätsmanagement konnte der Autor erfahren, wo die Schnittstellenprobleme im Krankenhaus liegen. Durch große Affinität zu Technik kam die Idee über RFID im Krankenhaus zu schreiben.
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