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Gesundheitswesen


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 100
Abb.: 10
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Gerade im medizinischen Bereich ist eine verständliche Sprache unumgänglich, da jeder medizinische Eingriff eine Körperverletzung darstellt und deshalb die Zustimmung der Patientin oder des Patienten verlangt. Die präoperative Aufklärung und Information von Patientinnen und Patienten ist deshalb eine wichtige Bedingung für jede ärztliche Behandlung und stellt in Österreich eine Bringschuld für die Ärztin bzw. den Arzt dar. Wenn es zu einem Gerichtsprozess kommt, sind die Richterinnen und Richter oft von Informationen der Patientinnen und Patienten abhängig, auch deshalb, weil oft die ärztliche Dokumentation fehlt. Hierbei geht die Rechtsprechung allgemein von verständigen Patientinnen oder verständigen Patienten aus. Es wird allerdings auch gesehen, dass es diese nicht wirklich gibt und deshalb auch von den Patientinnen und Patienten eine Mitverantwortung verlangt werden kann. Im Allgemeinen ist es weithin bekannt, dass es fast unmöglich ist, sich an Informationen im Detail über einen längeren Zeitraum zu erinnern. Viele empirische Studien haben daher die Qualität multimedialer Information als wesentlichen Punkt der Qualitätssicherung in der Kommunikation vor dem persönlichen Gespräch zwischen Ärztin bzw. Arzt und Patientin bzw. Patient erkannt. Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der Problematik der Kommunikation bei der Behandlung in Krankenhäusern. Es wurde ein multimediales, mehrsprachiges Tablet-System entwickelt, um die Papierfragebögen zu ersetzen. Die Studie basiert zunächst auf einer umfassenden Literaturrecherche zum Thema Kommunikation zwischen Ärztinnen und Ärzten einerseits und Patientinnen und Patienten andererseits. Es wird überdies die Problematik der Entwicklung einer Software als Medizinprodukt behandelt. Das Tablet-System selbst wurde im Rahmen einer Diplomarbeit an der HTBLA Grieskirchen entwickelt. Die Studie wird abgerundet durch eine Stake Holder Befragung, die sowohl Ärztinnen und Ärzte als auch mögliche Patientinnen und Patienten umfasst.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3. 1, Arzt-Patienten-Kommunikation in der Ausbildung der Mediziner: Dem ärztlichen Gespräch wird in der Ausbildung kaum Bedeutung gegeben. Im Vordergrund steht die Aneignung von Fachwissen und hinsichtlich der Interaktion mit dem Patienten hauptsächlich Diagnoseerstellung, Behandlung und therapeutische Tätigkeiten [29 S. 24]. Wie Zimmermann ausführt werden oft Turnusärztinnen und -ärzte bei Anamnesegesprächen eingesetzt, was den Patientinnen und Patienten jedoch nicht mitgeteilt wird. Dadurch können die an die Ärztin bzw. den Arzt gestellten Erwartungen seitens Patientinnen und Patienten oft nicht befriedigt werden. Diese Tatsache wird auch als Verschleierung bezeichnet. Turnusärztinnen und -ärzte dürfen jedoch keine Diagnose stellen und über keine weiteren Therapien entscheiden. Sie müssen sich Techniken der Anamneseerhebung meist autodidaktisch oder durch Zuhören bei anderen Ärztinnen und Ärzten aneignen. Dabei sind jedoch formale Kriterien wie das genaue Ausfüllen des Formulars mit den speziellen Ausdrücken, Jargons und Abkürzungen von großer Wichtigkeit [30 S. 15-18]. ‘Neben Techniken der Befragung wird damit die Erlernung des teilnehmend/ einfühlsamen Zuganges zum Patienten wie auch die Fähigkeit zur Reflexion des eigenen emotionalen Erlebens wesentlich für seine Arbeit’ [31 S. 14]. Mit dem angeführten Zitat zeigt Wimmer, dass es zu einer Erweiterung der ärztlichen Ausbildung kommen sollte, wobei die Sensibilität für die Bedeutung psychischer und sozialer Faktoren bei Krankheitsverläufen erhöht wird, genauso wie auch die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung und auch die Verbesserung der Gesprächsfähigkeit trainiert werden sollte. Außerdem müssten auch die organisatorischen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, damit menschliche Bedürfnisse im Krankenhaus anstelle von technischen Gegebenheiten in den Mittelpunkt des Interesses rücken können [31 S. 14f]. 3. 2, Arzt-Patienten-Kommunikation mit ausländischen Patienten: Wie Zimmermann [28] erwähnt kommen viele Migrantinnen und Migranten aus Ländern, wo Sprache und sprachliche Fertigkeiten im Gespräch einen sehr hohen Stellenwert genießen. Gespräche sind hier oft personenzentriert und die Versachlichung steht nicht im Mittelpunkt. Dabei spielt Nähe im sozialen Miteinander eine wichtige Rolle. Die Wichtigkeit von Sprache in diesen Gesellschaften in der Interaktion ist jedoch nicht nur für gehobene Schichten von Bedeutung, sondern ebenso für Angehörige der unteren Schichten [26 S. 20]. Während beispielsweise deutsche Patientinnen und Patienten aus unteren Schichten durch Verwendung einer eingeschränkten Sprache Probleme in der verbalen Kommunikation haben, so kommen bei ausländischen Patientinnen und Patienten noch die fehlenden Deutschkenntnisse dazu. Durch die fehlenden Sprachkenntnisse werden Anamnesegespräche häufig von Ärztinnen und Ärzten frühzeitig abgebrochen und man verlässt sich mehr und mehr auf Befunde und dergleichen. Die stumme Medizin führt jedoch zu langwierigen Behandlungsverläufen, hohen Kosten des Gesundheitssystems und zu Frustration bei den Patientinnen und Patienten [26 S. 21]. Außerdem können ausländische Patientinnen und Patienten selbst durch ihren Sprachstil emotionale Inhalte nicht entsprechend ausdrücken. Dadurch kann es zu einer Überforderung der Ärztinnen und Ärzte kommen, welche dadurch den Patientinnen und Patienten schließlich noch weniger Zeit und Beachtung schenken. Der Gebrauch von sehr persönlichen Ausdrücken wie des ‘Du-Wortes’ kann von Ärztinnen und Ärzten ebenfalls als herabwürdigend empfunden werden. Von Ausländerinnen und Ausländern wird das duzen oft eher als Dankbarkeit und Anerkennung verstanden. Ebenso werden oft Ausdrücke wie ‘ich will’ statt ‘ich möchte’ von Ärztinnen und Ärzten als provokant eingestuft, obwohl es von den ausländischen Patientinnen und Patienten nicht so gemeint wird [26 S. 21]. Näheres wird im Kapitel 4 behandelt. Die Problematik von Frauen in der Arzt-Patienten-Kommunikation betrifft hauptsächlich muslimische Patientinnen. In diesen Gesellschaften hat der Mann die Entscheidungsinstanzen in der Familie inne, daher fühlen sich Frauen auch bei Entscheidungen in der Arzt-Patienten-Beziehung oft hilflos, und wirken auf die Ärztinnen und Ärzte als unselbständig und werden infolgedessen oft diskriminiert. Unbeholfene Patientinnen und Patienten werden oft als ungebildet abgewertet und deshalb schlechter behandelt [26 S. 22]. Dem bei ausländischen Patientinnen und Patienten erhöhten Aufklärungsbedarf wird von Ärztinnen und Ärzten oft nicht entsprochen. Auf die Fragen, ob man alles verstanden habe, reagieren die meisten Patientinnen und Patienten mit einem ‘Ja’, auch wenn nicht alles klar war. Das gilt allerdings auch für eher ungebildete deutschsprachige Personen, aber in noch größerem Umfang für nicht oder nur teilweise der deutschen Sprache mächtige Personen. Für sie trägt die Ärztin bzw. der Arzt die Verantwortung über die gefällte Entscheidung, unabhängig davon, ob sie alles verstanden haben oder nicht. Die Eigenverantwortlichkeit von Patientinnen und Patienten ist gerade vielen ausländischen Personen noch nicht in dem Umfang bewusst wie z. B. Westeuropäern. Auch sprachlich nicht kompetente Ärztinnen und Ärzte schüchtern bereits ängstliche Patientinnen und Patienten noch weiter ein, da sie diese mit komplizierten Fachbegriffen verwirren und verunsichern. Bei Südeuropäern und Türkinnen und Türken obliegt im höflichen Gespräch die Entscheidung ob das Gesagte verstanden wurde oder nicht den Erklärenden. Aus diesem Grund müssen diese bei der Verständnisfrage gezielt von sich aus fragen, ob die Erklärungen verständlich waren und nicht ob die Zuhörenden die Aussagen verstanden haben. Dazu kommt noch, dass ausländische Patientinnen und Patienten nicht dem Vorurteil gerecht werden wollen, dass sie minderbegabt bzw. unintelligent sind. Daher stimmen sie oft der Verständnisfrage zu, um sich nicht genieren zu müssen. Vor allem ältere Patientinnen und Patienten können aufgrund oftmals geringer Schulbildung, unzureichender Sprachkenntnisse und mangelndem Verständnis für wissenschaftliche Zusammenhänge den Aussagen der Ärztinnen und Ärzten nicht folgen [26 S. 22f]. Das erste Arzt-Patienten-Gespräch mit ausländischen Patientinnen und Patienten ist ein erstes Abklären der Krankheit, welches noch weitere Behandlungsschritte notwendig macht. Dabei müssen deren persönliche Befürchtungen und Erlebnisse im Gespräch berücksichtigt werden. Viele ausländische Patientinnen und Patienten fühlen sich nicht ausreichend informiert bzw. teilweise sogar belogen, da ihnen oft zu wenige Informationen gegeben werden. Eine verständnisorientierte Gesprächsführung von Ärztinnen und Ärzten mit fremdsprachigen bzw. ausländischen Patientinnen und Patienten sollte in Zukunft das rein erfolgsorientierte Gespräch ablösen [26 S. 24].

Über den Autor

Peter Anzenberger wurde 1960 in Linz, OÖ geboren und maturierte 1980 an der HTBLA Steyr an der höheren Abteilung für Elektronik und Nachrichtentechnik. Nach dem Studium der Informatik an der Johannes-Kepler-Universität in Linz war er bei verschiedenen Softwarefirmen beschäftigt und ist seit 1991 selbständiger IT-Berater, Entwickler und Trainer im Datenbankbereich. Seit 2005 unterrichtet er neben seiner Beratungstätigkeit an der HTBLA Grieskirchen, an der höheren Abteilung für Informatik. Seine Schwerpunkte sind angewandte Datenbanksysteme und Projektentwicklung. Seit Beginn der Planungen für die neue höhere Abteilung für Medizininformatik arbeitet er in der Lehrplankommission im Bundesministerium für Bildung an der Konzeption der Lehrinhalte mit. Mit Beginn der neuen höheren Abteilung für Medizininformatik an der HTBLA Grieskirchen konzentriert sich sein Unterricht hauptsächlich auf diese Abteilung. Schwerpunkte sind hier medizinische Informationssysteme und die normgerechte Entwicklung von medizinischer Software. Parallel zu seiner Lehrtätigkeit absolvierte er den Masterlehrgang Master of Science in Quality and Safety in Healthcare an der Universität Wien sowie den Masterlehrgang Master of Science in Teaching English am Mercy College in New York. Er hält regelmäßig und weltweit Vorträge zu den Themen Ingenieurpädagogik, Public Health und Datenbanksysteme. Peter Anzenberger ist verheiratet mit Nadiya und hat eine Tochter namens Ruslana.

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