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- Internationaler Medizintourismus in Deutschland. Patienten aus den USA im deutschen Krankenhaussektor – Eine aktuelle Marktanalyse
Gesundheitswesen
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2017
AuflagenNr.: 1
Seiten: 152
Abb.: 18
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Das Buch bietet die erste explorative Marktanalyse des Medizintourismus durch Patienten aus den USA im deutschen Krankenhaussektor. Die zentralen Zielgruppen des Medizintourismus in Deutschland waren in den vergangenen Jahren Patienten aus der Russischen Föderation und den arabischen Golfstaaten. Inzwischen streben jedoch viele Kliniken und ihre International Offices eine Diversifizierung in der Form neuer Zielgruppen an. Diese Analyse gibt den Forschungsstand zu Medizintourismus auf vier Ebenen wieder: auf dem Niveau des internationalen Marktes, in Hinblick auf die Nachfrage durch die USA, auf der Ebene des Behandlungsangebots im deutschen Krankenhaussektor sowie in Bezug auf das betrachtete Marktsegment. Es werden die Rahmenbedingungen, die Volumina, die Zielgruppen und das Marketing des Medizintourismus dargestellt. Die Datengewinnung für die Studie erfolgt durch Literaturanalysen und durch Interviews mit deutschen und amerikanischen Experten. Anhand einer SWOT-Analyse aus Expertensicht werden anwendungsbezogen die Stärken und Schwächen Deutschlands und seiner Kliniken als Destination für Medizintourismus sowie die Chancen, Risiken und Potenziale in dem Geschäftsfeld dargestellt.
Textprobe: Kapitel 4.1.3 Nachfrage nach Medizin und Tourismus in Deutschland: Gesundheits- und Medizintourismus haben in Deutschland eine lange Tradition, z.B. in der Medizinischen Fakultät Heidelbergs seit dem 14. Jahrhundert, seit dem 18. Jahrhundert in der Berliner Charité sowie in mondänen Kurorten wie Wiesbaden. Seit dem 19. Jahrhundert sind die Luftkurorte in den Mittelgebirgen und den Alpen sowie die Seebäder an Nord- und Ostsee gefragt (vgl. Wesley & Pforr, 2009, S. 17). Nach einer Krise des deutschen Kurwesens werden Gesundheitstourismus und Wellness inzwischen als solide Wachstumsbranchen angesehen (vgl. Pforr & Locher, 2012). Im Medizintourismus ist Deutschland ist nicht nur Anbieter, sondern auch relevanter Nachfrager. So verzeichnete z.B. Polen in 2012 ein Import-Volumen von 152 Mio $ durch gesundheitsbezogene Reisen von Deutschen in das Land. Der Import aus allen Ländern nach Deutschland, d.h. der aus Deutschland hinausführende Gesundheitstourismus inklusive Medizintourismus, wird für 2012 auf 832 Mio $ beziffert (vgl. Vereinte Nationen, 2016b, o.S.). Der Medizintourismus durch internationale Patienten in Deutschland findet in Medien und Wissenschaft seit der Jahrtausendwende zunehmend Beachtung, in der Anfangszeit z.B. als Marktstudie von Illing (2000), bei Grönemeyer (2000), im Sammelband von Braun (2004), in der Presse bei Stockinger (2003) und im Deutschen Ärzteblatt (vgl. Juszczak & Zangerle, 2004 und Juszczak & Nöthen, 2006). Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg führt seit 2004 alle zwei Jahre eine Längsschnitt-Marktstudie in Form einer schriftlichen Befragung deutscher Kliniken durch, die im Medizintourismus engagiert sind. Kontaktiert werden etwa 250 Kliniken, jeweils mit einer Rücklaufquote von ca. 20 - 30 % (J. Juszczcak, persönl. Mitteilung, 03.02.2016). Die Ergebnisse dieser Befragung werden hier wiederholt zitiert. Zu Teilaspekten des deutschen Medizintourismus aus außereuropäischen Ländern liegen einige publizierte Abschlussarbeiten vor (z.B. Oelschläger, 2005 Ozod-Hamad, 2007 Beer, 2008 Markus, 2009 Nawarecki, 2012 Beyer, 2013). Im Vergleich zum englischsprachigen Forschungsraum ist die Zahl der deutschen wissenschaftlichen Publikationen zum Medizintourismus gering, und ihr Evidenzgrad gemäß der Evidence-based Health Care meist relativ niedrig. Die Patienten, die für Medizintourismus nach Deutschland kommen, bestehen aus zwei Gruppen: europäische Patienten, die im Rahmen des EU-Sozialver-sicherungsabkommens einreisen, und außereuropäische Patienten. Bei letzteren steht Deutschland als Destination im Wettbewerb mit der Schweiz und den USA (vgl. Juszczak, 2013, S. 153) und zusätzlich mit Großbritannien, Österreich, Tschechien, Frankreich und Israel (vgl. Tschuck, 2014, S. 20). Eine eigene Summierung der aktuellen Rohdaten des Statistischen Bundesamtes ergibt für 2014 knapp 100.000 (99.951) stationäre Patienten, bei denen ein Hauptwohnsitz im Ausland mit genauer Benennung des Landes aufgeführt ist. Folgt man der Einschätzung, dass von dieser Fallzahl ca. 40 % als geplante Eingriffe im Sinn von Medizintourismus anzusehen sind (vgl. Juszczak, 2013, S. 154), ergeben sich knapp 40.000 Medizintourismus-Patienten, die geplant Behandlung suchten. Bei ambulanten Fallzahlen wird eine Zahl von 144.000 für 2013 geschätzt. Bei den stationären Fällen nahm die Zahl von 2012 auf 2013 um 7.7 % zu (Juszczak, 2015 zit. nach Youngman, 2015b, o.S.). Der Anteil internationaler Patienten an allen stationär behandelten Patienten in Deutschland wird mit 0.5 % veranschlagt, bei gleichbleibender Tendenz (vgl. Juszczak & Beyer, 2014, S. 6). In Kliniken, die sich verstärkt im Medizintourismus engagieren, kann der Anteil der internationalen Patienten allerdings bis zu 40 % betragen (vgl. Pforr & Locher, 2013, S. 86). Die häufigsten Herkunftsländer der Patienten finden sich in Kap. 4.2.3. Das finanzielle Volumen, das deutsche Kliniken jährlich im Medizintourismus erwirtschaften, wird auf 1.1 Mrd. € geschätzt (vgl. Juszczak & Beyer, 2014, S. 6). Die Datenbank der Vereinten Nationen enthält bedauerlicherweise keine Export-Daten für Deutschland in der Rubrik Personal Travel/ Health-related expenditures, so dass hier kein Datenvergleich möglich ist. Die durchschnittlichen Behandlungskosten pro Patient werden mit 9.000 – 12.000 € angesetzt (vgl. Juszczak, 2015 zit. nach International Medical Travel Journal/ IMTJ, 2015a, o.S.). Nimmt man die ca. 100.000 im Jahr 2014 stationär behandelten internationalen Patienten und setzt 9.000 € pro Fall an, ergibt sich ein Umsatzvolumen von 900 Mio. €. Für das Jahr 2013 geben im Medizintourismus engagierte Kliniken an, dass ca. 15 % ihrer Durchschnittserlöse durch internationale Patienten unter 5.000 € liegen, ca. 59 % der Erlöse zwischen 5.001 und 10.000 €, und ca. 26 % über 10.000 €. Bei den ambulanten Behandlungen betragen ca. 39 % der Erlöse zwischen 501 und 10.000 €, und ca. 15 % über 10.000 €. Pro Monat bearbeiteten die Kliniken ca. 140 Behandlungsanfragen, zu ca. 70 % dieser Anfragen würden Kostenvoranschläge verschickt, und ca. 40 % dieser Voranschläge führten zu einer Behandlung (vgl. Beyer & Juszczak, 2014, S. 32). Das Universitätsklinikum Bonn gibt ein Beispiel für seine Personen- und Finanzvolumina im Medizintourismus: Zwischen 01.11.2012 - 14.08.2013 habe die Klinik 530 stationäre und teilstationäre internationale Patienten behandelt und dadurch Einnahmen von ca. 4.5 Mio. € erzielt. Die Kostenvoranschläge dieser Zeit beliefen sich auf ca. 8.6 Mio € (vgl. Holzgreve, 2014, S. 16). Dies ergibt einen Schnitt von 8.490 € pro Fall. Die touristischen Ausgaben des Patienten und seiner Begleitung betragen meist ein Vielfaches des Behandlungspreises (vgl. Juszczak, 2013, S. 151). Wenn eine Behandlung mehrere Besuche in Deutschland erfordert, und Begleitpersonen mitreisen, ergeben sich hohe Multiplikationsfaktoren (vgl. Freyer, 2014, S. 84). Boscher nennt das Beispiel einer russischen Familie mit vier Personen (davon ein Patient) auf Klinikbesuch in Deutschland, die auf Anfrage ihr Reisebudget offenlegten. Nur ein Fünftel der Ausgaben bezogen sich auf die medizinische Behandlung (vgl. 2013, S. 11f). Es lässt sich also vermuten, dass die Tourismusbranche in vielen Fällen deutlich mehr vom Medizintourismus profitiert als die Kliniken. Tabelle 5 gibt einen Überblick über die touristischen Volumina in 2014, die die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) in Bezug auf Reisende aus USA, Russischer Föderation und arabischen Golfstaaten nennt. Patienten aus den beiden letzteren Ländergruppen stellen die Haupt-Zielgruppen im deutschen Medizintourismus dar eine gemeinsame Betrachtung der drei Gruppen ist daher sinnvoll (vgl. Kap. 4.2.3). Die Angaben beziehen sich auf alle Reisearten und auf Unterkünfte mit über 10 Betten.
Imke Büsching, MBA Management im Sozial- und Gesundheitswesen, B.Sc. Angewandte Therapiewissenschaft, ist seit 20 Jahren als Fachberaterin, Ergotherapeutin, Dozentin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin in deutschen Akut- und Rehabilitationskliniken tätig. Ein Studienaufenthalt in den USA sowie langjährige praktische Erfahrungen in der Behandlung und Betreuung von internationalen Patienten gaben den Anstoß zu dieser Marktanalyse des Medizintourismus durch amerikanische Patienten in Deutschland.
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