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- Führungsverhalten und Händehygiene: Beeinflussen Führungskräfte und Rollenmodelle die Händehygienecompliance bei medizinischem Personal?
Gesundheitswesen
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 108
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Nosokomiale Infektionen haben nicht nur negative Auswirkungen auf die finanziellen Kapazitäten des Gesundheitssystem, sondern sind besonders für die Gesundheit der Betroffenen häufig mit dramatischen Folgen verbunden. Die hygienische Händedesinfektion ist das Mittel der Wahl zur Vermeidung nosokomialer Infektionen. Diverse Maßnahmen zur Verbesserung der Händehygiene wurden bereits implementiert, trotzdem ist die Compliance des medizinischen Personals weiterhin ausbaufähig. Das vorliegende Buch untersucht im Rahmen eines theoretischen Überblicks und eines systematischen Reviews den Einfluss von Führungsverhalten und Rollenmodellen auf die Compliance bei der hygienischen Händedesinfektion zur Prävention nosokomialer Infektionen. In PubMed wurden Studien identifiziert, die den Einfluss von Führungsverhalten und Rollenmodellen auf Händehygienecompliance beschreiben. Anhand definierter Ein- und Ausschlusskriterien wurden Studien zum Einfluss von Führungsverhalten und Rollenmodellen eingeschlossen.
Textprobe: Kapitel 3.1, Nosokomiale Infektionen: Nosokomiale Infektionen sind Infektionen, die Patienten während einer ambulanten oder stationären medizinischen Maßnahme erlangen. Das Vorhandensein von Erregern muss dabei in einem zeitlichen Zusammenhang mit dieser Maßnahme stehen (13). Zum Beginn der Maßnahme bereits infizierte oder in der Inkubationsphase befindliche Patienten haben demnach keine nosokomiale Infektion, können allerdings im Laufe ihres Aufenthaltes eine solche Infektion zusätzlich zu schon bestehenden Infektionen erlangen. Nosokomiale Infektionen müssen nicht zwangsläufig ihrer Bedeutung gemäß mit einem Aufenthalt im Krankenhaus in Verbindung stehen, auch in Rehabilitationszentren oder Arztpraxen können Patienten mit Erregern infiziert werden (13). Nosokomiale Infektionen sind sehr bedeutsam für Krankenhäuser in Deutschland, da sie die Verweildauer im Mittel um vier Tage verlängern (17) und somit einen erheblichen Kostenfaktor im Bereich der medizinischen Versorgung stellen. Durch ihre teilweise tödlichen Verläufe haben geeignete Gegenmaßnahmen immer eine hohe Priorität (11). Die Pathogenese nosokomialer Infektionen: Die Infektionswege für eine nosokomiale Infektion sind vielfältig und können in exogene sowie primär endogene und sekundär endogene Infektionen unterteilt werden. Des Weiteren existieren Ursachen und Risikofaktoren, auf die im folgenden Kapitel weiter eingegangen wird. Exogene Infektionen werden aus der Umgebung aufgenommen. Bei direktem Körperkontakt oder dem Kontakt mit kontaminierten Gegenständen, wie Wasser, Nahrung, Infusionen oder der Luft, können Infektionen übertragen werden (13,17). Der Anteil der exogenen Infektionen beträgt in Mitteleuropa circa 15 – 30% (18). In der Patientengruppe, den Behandlungseinrichtungen und den Umständen der medizinischen Behandlung existieren hinsichtlich der Verteilung der drei Pathogenesearten an der Gesamtzahl nosokomialer Infektionen große Unterschiede (18). Endogene Infektionen werden in primäre und sekundäre endogene Infektionen unterschieden. Primäre endogene Infektionen kommen zumeist bei immungeschwächten Patienten vor, bei denen der Erreger zur natürlichen Flora des Patienten gehört und erst als Infektion sichtbar wird, wenn der Patient in seiner immunologischen Kompetenz geschwächt ist (17). Sekundär endogene Infektionen sind dadurch gekennzeichnet, dass der Erreger erst im Laufe der medizinischen Behandlung Teil der Flora des Patienten wird und sich dann zu einer primären endogenen Infektion entwickelt (17). Der Anteil der sekundär endogenen Infektionen wird in Mitteleuropa auf über 50% geschätzt (18). Auch diese Zahl unterliegt Unterschieden in der Verteilung der drei Pathogenesearten an Patientengruppen, Behandlungseinrichtungen und -umständen. Risikofaktoren nosokomialer Infektionen: Es existieren vier Risikofaktoren, die nosokomiale Infektionen erleichtern können. Diese sind Patientenfaktoren, Umweltfaktoren, mikrobiologische Faktoren und Behandlungsfaktoren (13,17). Unter Patientenfaktoren versteht man zuallererst das hohe Alter vieler Patienten und die Schwere der Grunderkrankungen. Diese und das eingeschränkte Immunsystem, Mangelernährung, genetische Faktoren und der Verlust normaler Schutzmechanismen des Körpers führen zu einer höheren Wahrscheinlichkeit, an einer nosokomialen Infektion zu erkranken (13). Diese Risikofaktoren sind allerdings durch Hygienemaßnahmen nur schwer oder gar nicht zu beeinflussen. Deshalb sind viele nosokomiale Infektionen kein Indikator für eine schlechte Krankenpflege. Umweltfaktoren, wie die bereits genannte Umgebung, in der die Patienten medizinisch versorgt werden und mit vielen Erregern über die Luft, das Wasser, und diverse Oberflächen in Kontakt geraten, können zu nosokomialen Infektionen führen. Mangelnde Aufmerksamkeit durch Personal- und Raumengpässe sowie die mangelnde Ausbildung in hygienischen Bereichen verstärken das Phänomen (17). Zu den mikrobiologischen Risikofaktoren gehören die Pathogenität, die Resistenzeigenschaften und die Überlebensfähigkeit der Erreger. Nosokomiale Infektionen werden durch unterschiedlich pathogene Erreger hervorgerufen, auch solche mit geringerer Pathogenität können bei immunsupprimierten Patienten Infektionen hervorrufen (13). Zusätzlich wird die Resistenzenbildung bei dem wenig verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika beispielsweise bei Methicillinresistenten Staphylococcus aureus (MRSA) (19) zu längerfristigen Problemen führen und sich ebenfalls negativ auf die ohnehin schon große Überlebensfähigkeit der Erreger auswirken. Zu den Behandlungsfaktoren als Risikofaktoren für nosokomiale Infektionen gehören sämtliche Maßnahmen, die invasiv sind, also Eintrittspforten in den Körper des Patienten schaffen oder das Immunsystem beispielsweise durch Medikamentengabe beeinflussen (13,17). Neben Operationen und weiteren invasiven Eingriffen zu Diagnostikzwecken gehören auch medizinische Therapien wie Katheteranlagen, Beatmung und Dialyse dazu. Erreger nosokomialer Infektionen: Die meisten Erreger, die nosokomiale Infektionen auslösen können, sind fakultativ pathogen (18). Dies bedeutet, dass sie regelmäßig verschiedene Körperregionen besiedeln, aber erst unter bestimmten Umständen eine Infektion hervorrufen. Bei Intensivpatienten in Deutschland sind die wichtigsten Erreger Staphylococcus aureus, Escherichia coli, Pseudomonas aeruginosa und Enterokokken (18). Am häufigsten entstehen im Rahmen einer nosokomialen Infektion Atemwegsinfektionen, eine Sepsis oder Harnwegsinfektionen, häufig ist mit Multiresistenzen zu rechnen (18). Das bedeutet, dass die Erreger nicht durch die vorhandenen Medikamente angegriffen werden. Häufigkeit nosokomialer Infektionen: Der folgende Abschnitt bezieht sich auf die Veröffentlichung des Robert Koch-Instituts zu nosokomialen Infektionen (Heft 8 aus der Gesundheitsberichterstattung des Bundes, 2002) (13). Die Häufigkeit nosokomialer Infektionen kann auf zweierlei Weise gemessen werden. Querschnittstudien bestimmen die Prävalenz, Längsschnittstudien oder Kohortenstudien die Inzidenz. Bei Querschnittstudien werden innerhalb eines Tages alle Patienten einer medizinischen Einrichtung oder Station erfasst und ihr Risiko, an einer nosokomialen Infektion zu leiden, eingeschätzt. Querschnittstudien sind demnach wenig zeit- und kostenintensiv, aber es ist nur schwer möglich, den Einfluss von Risikofaktoren zu beurteilen. Um einen kausalen Zusammenhang zwischen Infektion und Risikofaktor herzustellen, empfehlen sich Längsschnittstudien. Diese sind zwar zeitintensiver, können aber die Anzahl der neu aufgetretenen Infektionen innerhalb eines bestimmten Zeitraumes wiedergeben und ermöglichen eine kausale Schlussfolgerung hinsichtlich der Inzidenzen und der vorherrschenden Risikofaktoren. Die erste repräsentative Studie bundesweit zur Erfassung der Prävalenz wurde 1994 in Deutschland durchgeführt. Ihr Name war NIDEP1 – Noskomiale Infektionen in Deutschland – Erfassung und Prävention. Aus 72 zufällig ausgewählten Krankenhäusern wurden alle stationären Patienten der Inneren Medizin, der Chirurgie, der Gynäkologie und der Intensivstationen auf das Vorliegen einer nosokomialen Infektion untersucht. Für die Patienten der Inneren Medizin wurde eine Prävalenz von 3,0% ermittelt, für chirurgische Patienten eine Prävalenz von 3,8% und für die gynäkologischen Patienten eine Prävalenz von 1,5%. Die Intensivpatienten übertrafen diese Infektionsraten mit 15,3% Patienten, die an einer nosokomialen Infektion litten. In dieser nationalen Querschnittstudie waren 40% der nosokomialen Infektionen Harnwegsinfektionen, 20% Infektionen der unteren Atemwege, 15% Wundinfektionen und 8% entfielen auf die primäre Sepsis. Die zurzeit umfangreichste Datenerhebung läuft über das Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System KISS. Seit 1996 wird dieses System durch das Nationale Referenzzentrum für Krankenhaushygiene und das Robert-Koch-Institut aufgebaut. 200 Krankenhäuser nehmen freiwillig teil und speisen ihre Referenzdaten in das System. Diese sind öffentlich zugänglich und können als Orientierungshilfe im internen Qualitätsmanagement von Krankenhäusern genutzt werden. Um den Aufwand überschaubar zu halten, liegt das spezielle Augenmerk auf device-assozierten Infektionen, also solchen Infektionen wie der Harnwegsinfektion bei Patienten mit Harnwegskatheter oder Lungenentzündungen bei beatmeten Patienten. Anhand der Daten, die durch KISS und das Statistische Bundesamt erhoben werden, sind in Deutschland besonders Intensivpatienten mit jährlich mehr als 60.000 Krankenhausinfektionen gefährdet, außerdem ist pro Jahr mit circa 128.000 Wundinfektionen nach Operationen zu rechnen. Hochrechnungen ergeben für Deutschland die erschreckende Zahl von 500.000 bis 800.000 Fällen nosokomialer Infektionen pro Jahr (13). Der Anteil vermeidbarer Infektionen ist nur äußerst schwierig zu beziffern (12). Gerade deshalb sind geeignete Präventionsmaßnahmen im Bereich der nosokomialen Infektionen besonders wichtig, sowohl für die Patienten als auch für das gesamte Gesundheitssystem. Prävention nosokomialer Infektionen: Trotz des Wissens zu Präventionsmaßnahmen allgemein, mangelt es auch in dem Bereich nosokomialer Infektionen an der direkten Umsetzung. Die Ausweitung invasiver Methoden und der Anstieg immunsuppremierter Patienten haben zu einem Anstieg nosokomialer Infektionen geführt. Eine verbesserte Compliance bei der Händedesinfektion und die Maßnahmen zu Desinfektion und Sterilisation führten dabei in den letzten Jahrzehnten zu einem Rückgang der exogen bedingten nosokomialen Infektionen (18). Von einer Eindämmung exogen bedingter Infektionen kann deshalb aber noch nicht gesprochen werden. Studien zufolge sind circa 15% der nosokomialen Infektionen exogen bedingt. In Deutschland kann von einem Reduktionspotential von 20% – 30% ausgegangen werden (12). Den drei Pathogenesearten, exogener sowie primär und sekundär endogener nosokomialer Infektionen entsprechend, haben die Präventionsmaßnahmen drei Anhaltspunkte: die Verhinderung von Kreuzübertragungen, die Verhinderung der Ausbreitung der Erreger in normalerweise sterile Körperregionen und die Vermeidung der Immunsuppression eines Patienten (18). Zur Verhinderung der Ausbreitung der Erreger werden invasive Methoden mit neuen Technologien erprobt, die beispielsweise durch eine spezielle Beschichtung weniger anfällig für die Besiedelung mit Pathogenen sind. Außerdem kann zum Beispiel auch der regelmäßige Austausch von Blasenkathetern unter sterilen Bedingungen zu einer Verminderung der nosokomialen Infektionen und daraus resultierenden Blasenentzündungen führen. Die Vermeidung der Immunsuppression ist schwieriger zu gestalten, da gerade besonders kranke Menschen, die beispielsweise eine Organtransplantation benötigten, das neue Organ ohne die geeignete Immunsuppression sofort wieder abstoßen würden. Der Fokus liegt in der vorliegenden Untersuchung besonders auf den Kreuzübertragungen, da diese zu einem großen Teil von den Mitarbeitenden in den medizinischen Einrichtungen verursacht werden. Dieser Hinweis sollte nicht als Schuldzuweisung gewertet werden, sondern dem Personal medizinischer Einrichtungen verdeutlichen, welch großen Einfluss sie auch im Bereich der Hygiene auf die Gesundheit und die Genesung ihrer Patienten haben. Das effektivste Mittel zur Reduzierung der Kreuzübertragungen zwischen medizinischem Personal und den Patienten ist die hygienische Händedesinfektion (20). Diese kann sowohl durch das ausreichend lange Waschen der Hände mit geeigneten Reinigungsmitteln erfolgen, welches aber eine enorme zeitliche Belastung darstellt. Schneller und flexibler geht es mit Desinfektionslösungen, die aus einem überall anbringbaren Spender entnommen werden können. Diese reinigen ebenso effektiv die Hände, sind dabei aber dank ihrer rückfettenden Eigenschaften hautschonender als ständiger Wasserkontakt.
Barbara Kröning wurde 1984 in Marburg geboren. Nach der Hochschulreife absolvierte sie ein Freiwilliges Soziales Jahr und sammelte im Zuge dessen bereits umfassende Erfahrungen im medizinischen Bereich. 2008 schloss sie das Studium der Sozialen Arbeit an der SRH Fachhochschule Heidelberg mit dem Bachelor of Arts erfolgreich ab und war im Anschluss zwei Jahre als Sozialarbeiterin tätig. Im Jahr 2010 begann sie den Magisterstudiengang Public Health an der Medizinischen Hochschule Hannover, um auch beruflich eine Verbindung zwischen der medizinischen und sozialen Tätigkeit herzustellen. Dieses Studium schloss die Autorin 2013 erfolgreich mit dem akademischen Grad Magistra in Public Health (MPH) ab. Ihr Studienschwerpunkt lag auf der Gesundheitsförderung und präventiven Diensten, welche im vorliegenden Buch an einem Beispiel aus dem medizinischen Alltag wissenschaftlich untersucht werden.
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