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- Entwicklung und Umsetzung von Gesundheitszielen für Seniorinnen und Senioren: Ein Hamburger Pilotprojekt
Gesundheitswesen
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Abb.: 7
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
In Folge des demografischen Wandels ist es von hoher Notwendigkeit, für Selbständigkeit und Gesundheit im Alter zu sorgen. Das vorliegende Buch befasst sich mit dem Hamburger Pilotprojekt der Entwicklung und Umsetzung von Gesundheitszielen für Senioren/-innen in dem Hamburger Bezirk Altona, in dem innerhalb von zwei Jahren (2008 – 2010) verschiedene Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und gesundheitlichen Versorgung für Senioren realisiert wurden. Diese Studie ist als eine Art Zwischenevaluation zu sehen und sucht Antworten auf die Frage, wie die Akteure die Entwicklung und Umsetzung der Gesundheitsziele für Senioren/-innen in Altona beurteilen. Als Methode zur Datenerhebung wurde aus der qualitativen Sozialforschung das Instrument des leitfadengestützten Experteninterviews gewählt. Mittels dessen wurden die an dem Prozess der Gesundheitszielentwicklung und -umsetzung beteiligten Akteure nach vorangegangener Dokumentenanalyse befragt.
Textprobe: Kapitel 2.5.3, Soziale Ressourcen: Soziale Ressourcen, die ein Mensch im Laufe seines Lebens erlangen kann, sind eine Grundvoraussetzung für ein gesundes Altern. Ob Ressourcen im Alter verfügbar sind, wird maßgeblich durch sozialkulturelle Merkmale wie der Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht, dem Bildungsstand, dem Geschlecht und der ethnischen Gruppenzugehörigkeit beeinflusst. Als notwendige Aufgabe von Prävention und Gesundheitsförderung ist der Abbau von sozialer Ungleichheit im Bereich Gesundheit zu sehen. Es ist z.B. erwiesen, ‘dass die Prävalenz der Mulitmorbidität im Alter mit abnehmender sozialer Schicht ansteigt und in der unteren sozialen Schicht am höchsten ist.’ Obwohl die subjektive Wahrnehmung der eigenen Lebenssituation eine große Rolle spielt und objektive Merkmale (z.B. der Bildungsstand eines Menschen, der soziale Status oder die Berufstätigkeit) nur einen Teil der Unterschiede innerhalb einer Altersgruppe erklären, zeigen Studien jedoch einen Zusammenhang zwischen den Statusindikatoren Einkommen und Beruf und der subjektiv empfundenen Gesundheit. Menschen mit einem guten Einkommen und einem anerkannten Beruf fühlen sich häufiger gesund als Menschen mit einem niedrigen Einkommen und geringem Berufsprestige. In Bezug auf Demenz gilt eine ‘geringe formale Bildung’ als Risikofaktor. Ein wichtiger Beitrag zur Prävention ist demzufolge das zur Verfügung stellen von Bildungsangeboten für Ältere. Lebenslanges Lernen hat eine protektive Wirkung für organische Systeme und somit auch für die Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Lebensqualität im Alter. Ein Hauptbestandteil der sozialen Netzwerke älterer Menschen bildet der Kontakt zu Familienangehörigen mehrerer Generationen. Zukünftig wird dies nur noch in einem geringeren Fall möglich sein, da, wie in Kapitel 2.1 beschrieben, die Anzahl der geborenen Kinder weiter sinken wird. Bisher ist die Familie nach wie vor der primäre Ort, an dem intergenerationelle Unterstützungsleistungen ausgetauscht werden. Derzeit werden 80 Prozent der Menschen, die hilfebedürftig sind oder Pflegebedarf haben, zu Hause von Familienangehörigen versorgt. Auch wenn alte Eltern in der Regel nicht bei ihren erwachsenen Kindern leben, so ist die Beziehung der verschiedenen Generationen trotzdem geprägt durch ein hohes Maß an räumlicher Nähe und hoher Kontakthäufigkeit. Als problematisch anzusehen ist der, vor allem in den ländlichen Regionen festzustellende Trend, dass Kinder aufgrund der beruflichen Situation den Heimatort verlassen und somit eine große Entfernung zwischen ihnen und ihren Eltern besteht, die in dem Heimatort bleiben. Festzustellen ist hierbei, dass die geografische Distanz zwischen erwachsenen Kindern und alten Eltern mit steigender Bildungsschicht zunimmt. Der Alterssurvey von 2002 brachte eine hohe Wertschätzung der Familie zu Tage. Schätzten 1996 noch drei Viertel der Befragten ihre Beziehung zu ihrer Familie als gut ein, so waren es 2002 knapp 80 Prozent der 40- bis 69Jährigen und sogar über 80 Prozent der 70 bis 85Jährigen, die ihre Familienbeziehungen als gut oder sehr gut bezeichneten. Zukünftig wird jedoch ein Teil der von Familienangehörigen erbrachten Unterstützung im Rahmen professioneller Leistungen erbracht werden müssen. Gründe hierfür sind die rückläufige durchschnittliche Kinderzahl und zudem die vermehrte Berufstätigkeit von Frauen. Hier bietet sich das Potenzial, dass sich ältere Menschen vermehrt in außerfamiliäre Beziehungen einbringen können. Es entstehen Raum und vor allem die Ressource Zeit, die es älteren Menschen ermöglichen, sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen und beispielsweise ehrenamtlich tätig zu werden. 2.5.4 Materielle Ressourcen: Die Alterssicherung in Deutschland ist sehr unübersichtlich strukturiert und organisiert. Sie setzt sich aus unterschiedlichen Systemen, Institutionen und Leistungsprinzipien zusammen. Die gesetzliche Rentenversicherung (GRV) ist hierbei die bedeutsamste Sicherungseinrichtung. Im Jahr 2002 gehörten nahezu 80 Prozent der Bevölkerung (im Alter von 20 bis 60 Jahren) zu den aktiv Versicherten. Bei der Zusammensetzung der Alterseinkommen zeigt sich die Bedeutung der GRV insofern, als dass im Durchschnitt aller Rentnerhaushalte im Jahr 2003 ca. 85 Prozent der Alterseinkommen aus Leistungen der Rentenversicherung kamen. Des Weiteren kamen fünf Prozent aus Leistungen der betrieblichen Altersversorgung und zehn Prozent aus den Erträgen der privaten Altersvorsorge. Zu bemerken ist, dass die individuelle Vorsorge und die betriebliche Altersversorgung in den letzten Jahren vermehrt Zuspruch fanden. Die Rentenreform aus dem Jahr 2001, welche unter anderem die Einführung der ‘Riester-Rente’ brachte, leitete eine Senkung des Versorgungsniveaus ein und die daraus resultierenden Versorgungslücken sollen, mit Hilfe von Steuererleichterungen und staatlichen Zuschüssen, über den Ausbau der betrieblichen Altersversorgung und privaten Altersvorsorge geschlossen werden. Ergebnisse der Altersforschung zeigen, dass das Armutsrisiko bei älteren Menschen verhältnismäßig niedrig ist und sich in den letzten Jahren erheblich verringert hat. Die Gesamtbevölkerung weist im Jahr 2003 eine Armuts(risiko)quote von 13,5 Prozent auf, die Rentner und Pensionäre liegen hingegen bei 11,8 Prozent. Ältere Frauen, vor allem geschiedene und getrenntlebende sind mit 13,5 Prozent stärker betroffen als ältere Männer mit 9,8 Prozent. Vergleichsweise niedrig ist demnach auch der Anteil der älteren Menschen, die Sozialhilfe beziehen – die Zahlen sind in den letzten Jahren sogar noch gesunken. Im Vergleich mit einer Quote von 3,3 Prozent in der Gesamtbevölkerung, erhielten 2002 nur 1,3 Prozent der über 65jährigen Hilfe zum Lebensunterhalt. Diese scheinbar beruhigenden Zahlen können allerdings auch daraus resultieren, dass alte Menschen ihren Anspruch auf Sozialhilfe häufig nicht geltend machen. Gründe hierfür sind: (Behörden-)Scheu gegenüber der Institution ‘Sozialamt’. Verzichtshaltung (vorrangig bei sehr alten Menschen zu finden). Fehlende Kenntnisse über Leistungen und Zugangsvoraussetzungen. Furcht vor der Unterhaltsverpflichtung der eigenen Kinder. Furcht vor einer möglichen Stigmatisierung bzw. Diskriminierung als Sozialhilfeempfänger. Die Grundsicherung im Alter verzichtet auf den Unterhaltsrückgriff auf Kinder. Somit bleibt abzuwarten, ob dadurch die Quote der Nichtinanspruchnahme sinken wird. Rund 270.000 Personen ab 65 Jahren bezogen am Jahresende 2003 Leistungen der bedarfsorientierten Grundsicherung. Die sich daraus errechnende Quote von 1,8 Prozent übersteigt die Quote der Inanspruchnahme der Sozialhilfe im Vorjahr. Ob sich die Einkommenslage verschlechtert hat oder ob die Inanspruchnahme gestiegen und die Dunkelziffer gesunken ist, ist hierbei unklar. Das Thema ‘Armut im Alter’ ist derzeit politisch wenig akut. Dies könnte sich durch wachsende Langfristarbeitslosigkeit, zunehmende Zahlen sog. prekärer Beschäftigungsverhältnisse oder die Ausdehnung von Teilzeitbeschäftigung und der aus diesen Umständen resultierenden geringeren GRV-Ansprüche für immer mehr Beschäftigte zukünftig jedoch ändern. Der Altersarmut lässt sich die durch Reichtum charakterisierte Einkommenslage Älterer gegenüberstellen. ‘Mitte der 90er Jahre verfügten die Altenhaushalte mit einer Bezugsperson von über 65 Jahren über rund ein Viertel des gesamten Geldvermögens in Deutschland, ihr Anteil an allen Haushalten betrug allerdings nur 17 Prozent. Weitere 40 Prozent besaßen zugleich Immobilien.’ Es besteht allerdings auch im Alter eine sehr ungleiche Verteilung des Vermögens, sogar noch stärker als bei dem Einkommen.
Miriam Rathke wurde im Oktober 1980 in Hamburg geboren. Nach ihrer Fachhochschulreife im Bereich Grafik und Gestaltung entschied sich die Autorin aus Überzeugung gegen die Werbebranche und stattdessen für ein Studium im Sozial- und Gesundheitsbereich – das der Pflege. Diverse Praktika in verschiedenen ambulanten Pflegediensten und Krankenhäusern machten der Autorin bewusst, wie bedeutungsvoll der Aspekt der Gesundheitsförderung für den Bereich der Pflege tatsächlich ist. Somit galt ihr Hauptinteresse während des Studiums der Prävention, ferner der Kuration. Gesundheit im Alter ist aufgrund des demografischen Wandels elementarer denn je, und als die Autorin von der Entwicklung der Gesundheitsziele für Senioren/-innen in ihrem Heimatbezirk Altona erfuhr, wurde es ihr ein dringlicher Wunsch, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen. Das Ergebnis ist eine, auf dem Instrument des leitfadengestützten Experteninterviews basierende, Evaluationsstudie.