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- Demenz und Demografischer Wandel - Herausforderungen für den Gesundheitssektor
Gesundheitswesen
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
In nahezu allen Industrienationen zeichnet sich eine zentrale demographische Entwicklung ab, die zunehmende Alterung der Gesellschaft. Zwar ist es durch den medizinischen Fortschritt und vielfältige Präventionsmaßnahmen durchaus möglich, ein hohes Alter bei guter Gesundheit zu erreichen, jedoch stellt ein solcher Verlauf bei Weitem keine Selbstverständlichkeit dar. Allein in der Bundesrepublik erhalten gegenwärtig über zwei Millionen Menschen Leistungen aus der Pflegeversicherung. Prognosen gehen davon aus, dass bis 2030 mehr als drei Millionen Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen pflegebedürftig sein werden - viele von ihnen werden voraussichtlich an einer Form von Demenz leiden. Demenz gilt mittlerweile als die häufigste und folgenreichste psychische Erkrankung im Alter, sie bringt tiefgreifende Veränderungen für die Betroffenen selbst und für deren Familien mit sich.
Textprobe: Kapitel 2.2, Demenzformen: Insgesamt fallen mehr als 60 bekannte Krankheitsbilder unter den Oberbegriff ‘Demenz’, welche jeweils verschiedene Ursachen haben bzw. einen andersartigen Verlauf nehmen können. Allen Formen gemein ist jedoch ein allgemeiner Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit, hervorgerufen durch nachweisbar schwere neurobiologische Veränderungen im Gehirn. Bei den meisten Ausprägungen der Demenz gilt der Zustand bisher als irreversibel und fortschreitend, der Krankheitsverlauf erstreckt sich im Durchschnitt über fünf bis zehn Jahre und geht mit zunehmender Abhängigkeit bzw. schwerer Pflegebedürftigkeit des Betroffenen einher. (Catulli 2007: 13). 2.2.1, Primäre Demenzen: Die Demenzformen werden nach ihren Ursachen unterteilt in primäre und sekundäre Demenzen – mittlerweile weiß man, dass Demenzerkrankungen bis zu 100 verschiedene Ursachen haben können. Bevor es darum geht, die genaue Form einer primären Demenz zu bestimmen, muss die Ausschließung einer sekundären Demenz gegeben sein. Bei einer primären Form von Demenz sind die ursächlichen Veränderungen im Gehirn des Betroffenen zu suchen, es handelt sich folglich um eine Demenz mit hirn-organischen Ursachen. Bei 90% aller Demenzerkrankungen handelt es sich um primäre Demenzen. Sie können bisher nicht geheilt oder in ihrem Verlauf verlangsamt werden und werden daher als irreversibel bezeichnet. Die primären Demenzformen umfassen die degenerativen (fortschreitenden) Demenzerkrankungen sowie die nicht- degenerativen (nicht- fortschreitenden) Formen. Zu den degenerativen Formen zählen die Alzheimer- Krankheit und die sogenannten vaskulären Demenzformen. (Maier 2010: 11). Seltenere Formen von Demenz sind die Lewy- Körperchen- Demenz (benannt nach ihrem Entdecker, dem Pathologen Friedrich H. Lewy), welche auf krankhafte Eiweißeinschlüsse in den Nervenzellen zurückgeht und in ihrem Verlauf der Alzheimer- Krankheit sehr ähnlich ist. Eine weitere, sehr seltene Ausprägung von Demenz ist die Frontotemporale Demenz. Diese wird auch als Pick- Krankheit oder Morbus Pick bezeichnet und häufig mit psychischen Störungen verwechselt, da viele Betroffene ein auffälliges und unsoziales Verhalten an den Tag legen, ohne dass ihr Gedächtnis größere Schäden erhält. Für beide Demenzformen gilt, dass auch hier keine Chance auf Heilung besteht, aber durch eine medikamentöse Behandlung die Symptome gelindert werden können. Auch nicht- medikamentöse Maßnahmen spielen in diesen Fällen eine bedeutende Rolle. (BMFSFJ 2013) Die nicht- degenerativen Demenzformen werden in den meisten Fällen den eigentlichen Demenzerkrankungen gar nicht zugerechnet, da ihnen ein charakteristisches Merkmal fehlt: die Progredienz (fortschreitende Verschlimmerung). Zu den Ursachen für eine derartige Demenzerkrankung zählen Schädel- Hirn- Trauma, Hirntumor, Gefäßentzündungen sowie Hydrozephalus (‘Wasserkopf’). In solchen Fällen bestehen bei frühzeitiger Diagnose gute Chancen, das Voranschreiten der Krankheit zu verhindern bzw. partiell eine Heilung zu erreichen. Häufig kann auch der Schweregrad der Demenz gebessert werden. (Kastner, Löbach 2010: 9, 29). Die Alzheimer Krankheit: Auch die Alzheimer Krankheit ist eine Form von Demenz, im allgemeinen Sprachgebrauch werden diese beiden Begriffe sogar häufig gleichgesetzt. Nach ICD-10-Definition ist die Alzheimer-Krankheit ‘eine primär degenerative und zerebrale Krankheit mit unbekannter Ätiologie und charakteristischen neuropathologischen und neurochemischen Merkmalen’. Meist beginnt sie schleichend, ihre Entwicklung ist zwar langsam aber stetig und erstreckt sich über einen Zeitraum von mehreren Jahren. (Maier 2010: 10f.). Die Alzheimer- Krankheit wird einer ‘Gruppe von neurologischen Prozessen [zugeordnet], bei denen aufgrund einer Fehlverarbeitung und Ablagerung von Eiweißstoffen Nervenzellen in bestimmten Abschnitten des Gehirns fortlaufend zugrunde gehen’. (Braas et al. 2005: 1). Mit einem Anteil von 60 – 65% ist die Alzheimer-Krankheit die am häufigsten auftretende Form einer irreversiblen Demenz. Die meisten Alzheimer- Patienten sind älter als 65 Jahre, wobei es aber auch deutlich jüngere Menschen gibt, die daran erkranken. 15% aller Patienten sind sogar von einer Kombination der Alzheimer- Krankheit und der vaskulär bedingten Demenz betroffen. Bei einer Demenz vom Alzheimer-Typ werden nach und nach Nervenzellen des Gehirns irreversibel zerstört, es handelt sich hierbei folglich um eine degenerative Krankheit des Gehirns. Bei jedem Betroffenen lässt sich ein ganz individuell unterschiedlicher Verlauf der Krankheit feststellen, im Allgemeinen schreitet diese jedoch in drei Stadien voran, welche nahtlos ineinander übergehen. (BMG 2010: 8f.). Der permanente Verlust von Nervenzellen führt schließlich zu einer allmählichen Schrumpfung des gesamten Gehirns, wobei die Reservekapazität des Gehirns mehrere Jahre ausreicht, um den progredienten Untergang von Nervenzellen zu kompensieren. In diesem Stadium werden keinerlei Symptome sichtbar. Erste klinische Krankheitszeichen treten erst dann auf, wenn die Reserve aufgebraucht ist, es wird eine zunehmende Vergesslichkeit des Betroffenen offenbar, welche meist als ‘leichte kognitive Störung’ bewertet wird. (Braas et al. 2005: 1). Der Beginn einer Alzheimer- Demenz tritt ergo typischerweise auf schleichende Art und nahezu unmerklich ein. Fast immer werden am Anfang leichte Gedächtnislücken bemerkbar, auch die Lern- und Reaktionsfähigkeit nimmt ab. Nicht selten treten bei den Betroffenen darüber hinaus Stimmungsschwankungen auf. Nach und nach kommt es im weiteren Krankheitsverlauf zu Sprachschwierigkeiten, meist versuchen die Erkrankten dann, einfachere Worte bzw. kürzere Sätze zu verwenden, um sich trotzdem mitteilen zu können.
Valerie Grimm, M.A., wurde 1987 in Bruchsal geboren. Ihr Studium der Sozialwissenschaften mit Schwerpunkt Gesundheitswirtschaft an der Ruhr-Universität Bochum schloss die Autorin im Jahre 2013 mit dem akademischen Grad Master of Arts erfolgreich ab. Die Teilnahme an einem im Rahmen des Studiums durchgeführten Forschungsprojekt im Bereich Hospizarbeit motivierte sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.