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Gesundheitswesen


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Abb.: 6
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Während der fünfmonatigen Tätigkeit bei einer nepalesischen Nichtregierungsorganisation konnte der Autor direkt Einblick in die Entwicklungszusammenarbeit in einem entlegenen Bergdorf im Solukhumbu-Distrikt gewinnen. Anhand der Entwicklung des Gesundheitswesens in Nepal wird die Frage erörtert, wie die lokale Bevölkerung ein ernst zu nehmender Partner werden kann. Dazu bietet das Werk einen Überblick über die sozioökonomische Situation Nepals und beschreibt die Einflüsse des Guerillakrieges bis zum Jahr 2006. Zur vollständigen Erfassung des Themas werden die kulturellen Hintergründe des Krankheitsverständnisses der nepalesischen Bevölkerung skizziert. Neben dem Gesundheits-und Krankheitsbegriff in der tibetischen und ayurvedischen Medizin werden jeweils Diagnose sowie Behandlungs- und Therapiemethoden beschrieben. Im Vergleich wird die besondere Rolle der Naturheiler und Schamanen dargestellt. Vor dem Hintergrund, dass sich die allopathische Medizin neben diesen traditionellen Heilmethoden etabliert hat wird untersucht, wer den Entwicklungsbedarf des medizinischen Systems festlegt und welchen Beitrag die Soziale Arbeit in Nepal zur Beratung und Entscheidungsfindung für Patienten bieten kann. In diesem Buch wird dargestellt, was Entwicklungszusammenarbeit ist und welche Akteure sich auf dem Spielfeld von Politik und Wirtschaft, nachhaltigen Hilfeleistungen und fragwürdigen Projektzielen befinden.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.1, Tibetische Medizin: In diesem Abschnitt beziehe ich mich vor allem auf die Dissertation ‘Die Anwendung der tibetischen Medizin in Indien und Nepal’ von Mirja Marie Bramsiepe, die im Mai 2007 an der Medizinischen Fakultät der Universität Halle vorgelegt wurde. Im 8. Jahrhundert n. Chr. wurde das Gyüshi, das wichtigste Lehrbuch der tibetischen Medizin, von Indien nach Tibet gebracht. ‘.Das Gyüshi wird am Besten mit ‘Vier Tantras’ oder auch ‘Vierwurzelschrift’ übersetzt. Die genaue Übersetzung lautet ‘Ambrosia Herz-Tantra: Die geheime mündliche Unterweisung über die acht Zweige der Wissenschaft vom Heilen’. Es enthält die komplette tibetische Medizin, wie sie auch heute noch von Studenten erlernt wird.’. Das Gyüshi ist in poetischer Geheimsprache verfasst. Es ist nur mit zusätzlichen Kommentaren verständlich. Dies soll eine fehlerfreien Übertragung des Wissens von dem Lehrer auf den Studenten ermöglichen und nur den Medizinern zugänglich sein. Die Texte des Gyüshi müssen auswendig gelernt werden. Nach der Kulturrevolution in Tibet wurde 1961 ein Institut für tibetische Medizin Men- Tsee Khang, in Dharamsala, dem Sitz der tibetischen Regierung im Exil, gegründet. Die drei Institutionen, an denen heute tibetische Medizin unterrichtet wird, befinden sich in Dharamsala, Varanasi und Darjeeling, also alle in Indien. Nach erfolgreichem Studium an einer dieser drei Einrichtungen wird ein Doktortitel verliehen. Beispielhaft soll der Ausbildungsablauf am Chakpori Institut in Darjeeling dargestellt werden: In den ersten fünf Jahren wird auf der Grundlage des Gyüshi unterrichtet. Zwei darauf folgende Jahre verbringen die Studenten mit der Hospitation bei einem erfahrenen Arzt und dem Erlernen der Herstellung von Medikamenten. Bevor der Doktortitel verliehen wird, müssen die Studenten zwei weitere Jahre bei einem erfahrenen Arzt mitarbeiten. Die Ausbildung dauert insgesamt also neun Jahre. Daneben gibt es Ärzte, die von unterschiedlichen Lehrern und Medizinern ausgebildet wurden, und Generationenärzte, die von ihrem Vater in tibetischer Medizin unterrichtet wurden. Hat ein Arzt nicht an einer der drei Institutionen studiert, wird er als Amchi bezeichnet, um ihn von einem Arzt mit Doktortitel zu unterscheiden. Da die Ausbildungsstandards nicht genau bestimmt sind, ergeben sich sehr unterschiedliche Tätigkeitsbereiche der Ärzte. Tätigkeitsbereiche eines tibetischen Arztes: Neben der Arbeit in einer Praxis kann ein Arzt in der Produktion der Medikamente oder als Übersetzer des Gyüshi arbeiten, oder auf einem Spezialgebiet neben der Praxisarbeit andere Nebentätigkeiten ausüben. Tibetische Mediziner in den großen Städten müssen sich zunehmend neben den allopathischen Ärzten behaupten. Außerdem praktizieren und unterrichten viele Mediziner inzwischen weltweit. Während meines Praktikums 2006 habe ich im tibetischen Kloster Thupten Chholing im Solukumbu Distrikt einen Arzt besucht. Der Besuch ergab sich spontan, weshalb ich mir im Vorfeld keine Fragen überlegen konnte. Der Tibeter ist drei Monate im Jahr in München tätig, wo er nach eigenen Angaben aufgrund der Nachfrage kaum alle Patienten diagnostizieren und behandeln kann. Viele Patienten im Ausland sind von der allopathischen Medizin unzureichend oder erfolglos behandelt worden und erhoffen sich von der tibetischen Medizin Heilung durch ihre gegenüber der Schulmedizin alternativen Heilmethoden. Der Krankheitsbegriff in der Tibetischen Medizin: In der tibetischen Medizin stellt Gesundheit ein Gleichgewicht zwischen den drei Körperenergien Wind, Galle und Schleim dar. Im Krankheitsfall muss eine körperliche oder geistige Störung noch nicht erkennbar sein. ‘.Tibetische Ärzte sagen, dass sie die Krankheiten schon zwei Wochen vor Auftreten der ersten Symptome feststellen können.’. Außerdem werden heiße und kalte Krankheiten definiert. In weiteren Unterkategorien werden karmische Krankheiten, Krankheiten des Lebens, von Geistern ausgelöste Krankheiten und oberflächliche Krankheiten unterschieden. Karmische Krankheiten oder Krankheiten des Lebens wurden durch negative Handlungen in einem früheren Leben oder einer vergangenen Periode eines Lebens verursacht. Oberflächliche Leiden entstehen durch falsche Ernährung oder falsche Verhaltensweisen. ‘.All diese Gruppen können noch in weitere Untergruppen unterteilt werden, so dass man in der tibetischen Medizin insgesamt von 84000 Krankheiten spricht.’. In der tibetischen Medizin geht man also eher von einem ganzheitlichen System aus, von feinstofflichen Prinzipien und Körperenergien, die im Idealfall im Gleichgewichtstehen. Die Schulmedizin beschreibt Symptome und Störungen. Die Behandlung bezieht sich meistens allein auf die diagnostizierten Symptome. Deshalb ist es nicht möglich in Krankheitsbild von der allopathischen Medizin direkt in die tibetische Medizin zu übertragen. Laut Bramsiepe kann aus einer Diagnose in der tibetischen Medizin sowohl auf eine Schleim- als auch eine Windkrankheit geschlossen werden.

Über den Autor

Frank Mallschützke wurde 1982 in Leipzig geboren. Während seines Studiums der Sozialen Arbeit und Sozialpädagogik arbeitete der Autor fünf Monate in der nepalesischen Hilfsorganisation Mountain Spirit Nepal. Dabei bewegte ihn die Frage, wie sich die Bevölkerung vor Ort aktiv an Entscheidungen der Entwicklung ihrer Kommunen beteiligt werden kann.

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