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Gesundheitswesen
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Ereignismeldungen wie Ein Autounfall aufgrund Sekundenschlaf - Autobahnblockierung für fünf Stunden oder Explosion in einem Wohnhaus forderte mehrere Verletzte sind täglich in der Zeitung oder den Nachrichten vorzufinden. Es vergeht kaum eine Nachrichtenanzeige ohne die Berichterstattung über Verletzte. Diese benötigen auf schnellste Art und Weise die Hilfe eines qualifizierten Notfallteams und Notarztes, die die entsprechenden lebenserhaltenden Maßnahmen durchführen. Die Organisation eines strukturierten und gut ausgebildeten Rettungsteams am Unfallort und auch bei Einlieferung in eine Klinik können entscheidend dazu beitragen, eine schnelle Behandlung der Verwundeten zu gewährleisten. Die Notfallversorgung und -medizin sind ein weites und spannendes Feld, in welches das vorliegende Buch einführen soll. Dabei wird auf die Bedeutung und Notwendigkeit interdisziplinärer Notfallaufnahmen, auf strukturelle Voraussetzungen, rechtliche Vorschriften und wichtige ethische Aspekte eingegangen.
Textprobe: Kapitel 3.4, Planungsphase zur Implementierung einer inderdisziplinären Notaufnahme: Krankenhäuser, die ihre Organisation erweitern, umstrukturieren oder äußeren Veränderungen anpassen wollen, müssen dies strategisch planen, um auf Veränderungen umfeldnah vorbereitet zu sein, Planungsalternativen parat zu haben und schnell auf unvorhergesehene Probleme reagieren zu können. Das künftige Durchdenken von Maßnahmen schafft zusätzlich Kompetenzen, die hilfreich bei der Umsetzung zur Anwendung kommen können. Die strategische Planung versteht sich als eine langfristig orientierte Antizipation der Zukunft, die insbesondere die Erfolgspotentiale eines Krankenhauses sichert und ist notwendig, um Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken einer neuen Intervention zielsicher vorherbestimmen zu können. Auch bei der Implementierung einer interdisziplinären Notfallambulanz ist dieser Aspekt von entscheidender Bedeutung. Doch in Folge dessen, dass die Implementierung der interdisziplinären Notfallaufnahme in Deutschland bisher noch nicht sehr stark verbreitet ist und auch der Titel des Facharztes für Notfallmedizin keiner gesetzlich geregelten Maßnahme unterliegt, treten eine Reihe von strukturellen und auch logistischen Fragestellungen auf. Die Entscheidungsgremien wie die Bundesärztekammer und das Bundesministerium für Gesundheit haben einzelne Fragen zum Aufbau einer Notaufnahme noch nicht hinreichend publiziert, sodass Kliniken, die sich für eine Implementierung entscheiden, ein gesetzlicher und struktureller Rahmen bisher noch fehlt. Dennoch haben sowohl die European Society for Emergency Medicine (EuSEM) als auch die deutsche Gesellschaft für interdisziplinäre Notfallaufnahme (DGINA e. V.) bereits Richtlinien und auch Grundlagen zur Ausgestaltung publiziert, um Kliniken, die eine interdisziplinäre Notfallaufnahme implementieren wollen, richtungsweisende Handlungsempfehlungen bieten zu können. Die Grundvoraussetzung für die strukturelle Planung einer interdisziplinären Notfallaufnahme ist eine geeignete Zieldefinition, um die Effektivität eines Arbeitsprozesses überhaupt bestimmen zu können. Diese Definition sollte individuell auf das Krankenhaus zugeschnitten sein und keinen Modellcharakter haben. Die Planung einer neuen Strukturierung, der Anzahl von Leistungen und die Bestimmung der Qualität ist ein komplexer Prozess. Oft löst die Involvierung nicht aller Berufsgruppen Probleme aus, teilweise aus Gründen der Transparenz, der unzureichenden Abstimmungsprozesse oder nicht vorhandener Qualifikationen einbezogener Personen. Deshalb sollten alle Ziele und Aufgaben in der neuentstehenden Gesamtorganisation und deren Teilbereiche einzeln und im Zusammenhang mit den kooperierenden Bereichen definiert werden. Eine Besonderheit im Krankenhaus ist es, die Interessen aller Handlungsträger hinsichtlich ihrer Priorität zu diskutieren und in einer gemeinsamen Zieldefinition zu vereinen. Wichtig sind der Einbezug aller Fachgruppen und die gegenseitige Kommunikation aller Berufsgruppen im Krankenhaus. Zur Sicherung des wirtschaftlichen Erfolges der interdisziplinären Notfallaufnahme können die Ziele anhand von Situationsanalysen definiert werden. In einem zweiten Schritt ist es erforderlich, alle Teilziele einzelner Organisationseinheiten beziehungsweise einzelner Bereiche, zu definieren. Zusätzlich müssen übergreifende Ziele konkret auf einzelne Teileinheiten bezogen werden. Problematisch erscheint dabei, wenn die Zieldefinition im Prinzip des top-down durchgeführt wird. Dabei werden die einzelnen Ziele durch die verschiedenen Ebenen, beginnend bei der Führungsebene, jeweils hierarchisch nachgeordnet, festgelegt. Dieses Vorgehen erscheint oft schwerfällig und langsam doch es schafft eine große Vertrauensbasis der Mitarbeiter zur Organisationsleitung, da diese bedacht ist, alle Interessen aller Handlungsträger mit einzubeziehen. Nach der Zieldefinition erfolgt eine Analyse des bisherigen Aufnahmeprozesses, um sich über die Schwächen und Stärken bewusst zu werden. Dies ist wichtig, um die interdisziplinäre Notfallaufnahme später optimal nutzen zu können. Der Schwerpunkt in der Planungsphase sollte insbesondere darauf basieren, innerbetriebliche Schwächen zu beseitigen. Anschließend folgt eine Analyse hinsichtlich der Prozessorientierung, der Qualitätssicherung, ausgewählter Effektivitätsmaße und einzuführender Interventionen. Eine kontinuierliche Evaluation des gesamten Konzeptes ist ebenfalls Bestandteil in der Planungsphase. Diese Schritte sollten als berufsgruppenübergreifender Prozess definiert sein, um anhand eines interdisziplinären Planungssystems wesentliche Verbesserungen für Patienten- und Mitarbeiterorientierung, Wirtschaftlichkeit als auch Zweckmäßigkeit erreichen zu können. 3.4.1, Prozesszentralisierung: Voraussetzung zur Ausgestaltung eines prozessorientierten Ansatzes ist die zentrale Lage der zukünftigen Notfallaufnahme, damit eine optimale Anbindung an interne und externe Strukturen möglich ist. Dies betrifft sowohl die Rettungsdienste, die personellen und materiellen Ressourcen des Krankenhauses als auch die medizinische Wissens- und Erfahrungsübertragung durch verbale oder dokumentarische Pfade. Kurze Kommunikationswege stellen die Basis für eine kooperative interdisziplinäre und professionelle Zusammenarbeit dar. Alle an der Akutversorgung teilnehmenden Fachbereiche müssen nach einem unterschiedlichen Grad integriert werden: So ist es notwendig, die Abteilungen der Chirurgie, Unfallmedizin, Anästhesiologie und Innere Medizin permanent einzupassen, die Bereiche der Pädiatrie, Gynäkologie oder Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (HNO) weniger dauerhaft zu integrieren. Die Bestimmung der Integrationsgrade der einzelnen Disziplinen unterliegt einer Abschätzung anhand von Analyen über das bisherige Notfallgeschehen im Krankenhaus. Ein effektives Raumkonzept trägt ebenfalls dazu bei, die Zentralisierung effektiv zu gestalten. 3.4.2, Qualitätssicherung: Maßnahmen zur Qualitätssicherung sind langfristig angelegte Bestimmungen zur betrieblichen Erfolgssicherung und Steigerung der medizinischen Behandlungsqualität. Durch die Prozesszentralisierung wird die Einführung von Qualitätssicherungsmaßnahmen wesentlich unterstützt und vereinfacht deren Monitoring im Zusammenhang mit den daran beteiligten Kompetenzen. Eine kontinuierliche Abstimmung aller betrieblichen Prozesse kann unter Berücksichtigung aller Erkenntnisse hinsichtlich der Maßnahmen von Qualität erfolgen. Bei der Implementierung einer interdisziplinären Notfallambulanz ist zu bedenken, dass es sich um einen unabhängigen und einzig allein vertretenden Bereich im Krankenhaus handelt, sodass die Anwendung einer dezentralen Sicherung nach dem PDCA-Zyklus von Deming wirkungsvoll ist, weil sie sorgfältig an allein diese Abteilung angepasst wurde und von allen Mitarbeitern einer interdisziplinären Notfallaufnahme getragen wird. Grundgedanke der dezentralen [Qualitätssicherung] ist, dass Veränderungen des Qualitätsniveaus nicht erreichbar sind, wenn lediglich der Auftrag dazu gegeben wird beziehungsweise sie von der obersten Leitung einer Institution angeordnet werden . Das Qualitätsmanagement sollte sowohl von den Pflegenden als auch den Ärzten zur gemeinsamen Ausführung von Qualitätsprojekten getragen werden. Beispiele einiger Qualitätssicherungsmaßnahmen sind: Implementierung eines Qualitätsmanagementsystems, interne und externe Qualitätszirkel, Behandlungspfade, Case Management oder die Teilnahme an Qualitätssicherungsmaßnahmen der BQS167 entsprechend § 137 SGB V168. Sie sind wesentlicher Bestandteil eines Risikomanagements und dienen der Reduktion von Behandlungsrisiken. Die kontinuierliche Anpassung der Bestimmungen an alle betrieblichen Prozesse ist eine Garantie für den erfolgreichen Aufbau einer interdisziplinären Notfallaufnahme. Dadurch wird die Transparenz des notfallmedizinischen Wissens über die Kooperation aller medizinischen Abteilungen mit deren administrativen Verantwortungsbereichen weitgehend gefördert. Daraus folgt eine effektive Anpassung an gesetzliche Dokumentations- und Behandlungsgrundsätze zeitnah und umgehend durch alle beteiligten Ärzte und Pflegekräfte. Auf diese Weise hat die interdisziplinäre Notfallaufnahme die Möglichkeit, Qualitätsmanagement mit erfolgreich zu implementieren.