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- Alltagsbewältigung ehemaliger Drogenabhängiger: Grenzen und Möglichkeiten der Unterstützung durch Selbsthilfegruppen
Gesundheitswesen
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Abb.: 23
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Im Rahmen dieser Arbeit wurde erforscht, mit welchen Schwierigkeiten Mitglieder von Selbsthilfegruppen bei ihrer cleanen Alltagsbewältigung konfrontiert sind und inwieweit Selbsthilfegruppen hier unterstützend wirken können. Ziel der Arbeit ist es also herauszufinden, ob die Unterstützung ausreichend ist oder ob es erforderlich wäre noch andere Hilfestellungen durch professionelle Fachkräfte anzubieten. Hierfür wurden Fragebögen erarbeitet und an Mitglieder von Selbsthilfegruppen verteilt. Die im Rahmen dieser Arbeit erworbenen Daten werden selbstverständlich wiedergegeben, ausgewertet und interpretiert. Zu Beginn der Arbeit erfolgt eine Einführung in die Thematik, indem Sucht genauer beschrieben wird und Theorien zum Ein- und Ausstieg aus der Abhängigkeit aufgeführt werden. Zudem befindet sich in diesem Buch eine Zusammenfassung von Daten aus anderen Studien über Selbsthilfegruppe im Allgemeinen und im Speziellen.
Textprobe: Kapitel 4.2, Funktionen von Selbsthilfegruppen: Selbsthilfegruppen ergänzen das professionelle Versorgungssystem indem sie Verständnis und Beistand durch andere Betroffene bieten. Sie vermitteln das Gefühl nicht alleine zu sein und sich über die individuell auftretenden Probleme mit Gleichbetroffenen austauschen zu können. Dadurch stellen sie gleichzeitig wichtige Ressourcen zur Gesunderhaltung, sowie zur Problembewältigung dar. Zudem herrscht innerhalb der Gruppen ein beachtliches Erfahrungswissen in Kombination mit Fachwissen in den Bereichen Behandlung, Medikation und wissenschaftlichen Erkenntnissen. Selbsthilfegruppen beeinflussen die psychosoziale Befindlichkeit und wirken dadurch gesundheitsfördernd. Individuelle Belastungen und Risiken können reduziert und eine Verschlimmerung (tertiärpräventiv) oder ein Wiedereintritt einer Erkrankung (sekundärpräventiv) kann vermindert werden. Psychosoziale und soziale Gruppen helfen dabei krankmachende Lebensereignisse zu bearbeiten und psychischen Belastungen entgegenzuwirken (primärpräventiv) (Vgl. HUNDERTMARK-MAYSER u.a. 2004, S. 20). Selbsthilfegruppen bieten ein stabiles soziales Umfeld, ermöglichen Anerkennung für die Mitglieder und unterstützen so bei der Erarbeitung von gesundheitsförderlichen Ressourcen. Zudem bieten Selbsthilfegruppen einen sozialen Rahmen, in dem Fähigkeiten zur Bewältigung und Verarbeitung einer bestimmten Krankheit oder eines Problems erlernt und erweitert werden können (Vgl. ebd., S. 21f). 4.3, Themenbereiche und Typisierungen von Selbsthilfegruppen: Selbsthilfegruppen lassen sich in drei übergeordnete Themenbereiche unterteilen: Erkrankung/Behinderung, Soziales und Psychosoziales. Wobei rund zwei Drittel bis drei Viertel der Gruppen ihren Themenschwerpunkt in den Bereichen Erkrankung/Behinderung haben. (Vgl. NAKOS 2014c Vgl. HUNDERTMARK-MAYSER u.a. 2004, S. 13f) Hierzu zählen unter anderem Gruppen mit den Schwerpunkten allergische/asthmatische Erkrankungen und andere Atemwegserkrankungen, chronische Schmerzen, Ernährungs- und Stoffwechselerkrankungen, Hauterkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Infektionskrankheiten, Immundefekte, Tumorerkrankungen und Suchterkrankungen. (Vgl. HUNDERTMARK-MAYSER u.a. 2004, S. 14) Gruppen für Menschen mit einer Suchterkrankung können in Alkohol, Medikamenten-, Drogen- und Spielsucht unterteilt sein. (Vgl. AOK – DIE GESUNDHEITSKASSE 2011) Andere Selbsthilfegruppen engagieren sich in sozialen und psychosozialen Bereichen. Zum psychosozialen Bereich zählen Themen wie Beziehung, Partnerschaft, Ehe, Familie, Erziehung, Kindheit, Jugend, Frauen, Männer, Lebensprobleme und Lebenskrisen. Dem sozialen Bereich sind unter anderem die Themen Alter, Arbeitslosigkeit und Migration zuzuordnen (Vgl. HUNDERTMARK-MAYSER u.a. 2004, S. 14). Eine genaue Zuordnung ist jedoch schwierig, da die Übergänge fließend sind. (Vgl. ebd., S. 7) Viele gesundheitsbezogene Gruppen sind auch im sozialen Bereich aktiv. Ebenso schließt deren Arbeit häufig auch die, mit der Erkrankung/Behinderung einhergehenden, psychosozialen Probleme mit ein. Und auch psychosoziale und soziale Gruppen befassen sich mit gesundheitsrelevanten Themen. (Vgl. NAKOS 2009, S. 18) Genaue Informationen über passende Angebote an den Wohnorten sind über die Gesundheitskassen und die Selbsthilfekontaktstellen erhältlich. Neben der Einteilung nach Themenbereichen kann noch eine Typisierung in Betroffenen- und Angehörigenselbsthilfegruppen erfolgen. Zudem gibt es auch gemischte Gruppen für Angehörige und Betroffene (Vgl. HUNDERTMARK-MAYSER u.a. 2004, S. 16). 4.4, Das Wirkprinzip von Selbsthilfegruppen: Das Wirkprinzip, bzw. die Theorie, die hinter der Wirkung von Selbsthilfegruppen steht, war bereits den Gründern der ersten Anonymous-Gruppe in Amerika bewusst. So sollten damals, wie auch noch heute, trockene Alkoholiker innerhalb der Gruppe eine Vorbildfunktion einnehmen. (Vgl. HALLER u.a. 2012, S. 13) Dies beruht auf der Theorie des Beobachtungs- oder Modelllernens von Albert Bandura, die davon ausgeht, dass der Großteil unseres Lernens mit Modellen zu tun hat. (Vgl. LEFRANCOIS 2006, S. 312) Diese sozial-kognitive Lerntheorie ist eine Erweiterung der Behavioristischen Theorien von B. F. Skinner und I. P. Pawlow, bei denen Kognitionen keine Rolle spielten (Vgl. ebd., S. 311). Die, für das Erlernen neuer Verhaltensweisen, nötigen Modelle können realer oder symbolischer Natur sein. Unter die Kategorie symbolische Modelle fallen Fernsehschauspieler, die Charaktere eines Buches oder eines Cartoons, mündliche oder schriftliche Instruktionen, aber auch Computersimulationen. Reale Modelle hingegen sind Personen mit denen wir in Interaktion stehen. Hier ist es nicht erforderlich, dass es sich um ältere Menschen oder Experten handelt. Wichtig ist jedoch, dass wir dem Modell eine gewisse Achtung entgegenbringen. Davon, und von dem erwarteten Nutzen, hängt es ab, wie aufmerksam ein gewisses Verhalten beobachtet wird. (Vgl. ebd., S. 312f) Der nächste Schritt beim Erlernen neuer Verhaltensweisen ist das Behalten, also eine Speicherung des beobachteten Verhaltens im Gedächtnis. Dies wird unter anderem durch wiederholte Beobachtung ermöglicht. (Vgl. BANDURA 1979, S. 34) Daraufhin folgt die Imitation des beobachteten Verhaltens. Hierfür ist es erforderlich das eigene Verhalten zu überwachen, um es gegebenenfalls korrigieren zu können (Vgl. LEFRANCOIS 2006, S. 313f). Als Motivation für die Imitation eines bestimmten Verhaltens nennt Bandura zwei Faktoren: die Konsequenzerwartung und die Selbstwirksamkeitserwartung. Demnach erhöht sich die Wahrscheinlichkeit der Aneignung, wenn durch das Verhalten eine positive Konsequenz erwartet wird. Die Selbstwirksamkeitserwartung steht für die Einschätzung der eigenen Kompetenz einer Person, also ob sich eine Person zutraut das beobachtete Verhalten ausführen zu können. Diese Einschätzung kann durch erste Erfolge, durch die Beobachtung der Erfolge anderer und durch verbalen Zuspruch von anderen positiv beeinflusst werden (Vgl. KNOLL u.a. 2005, S. 29ff). Überträgt man dies auf Selbsthilfegruppen, so dienen die Mitglieder einander wechselseitig als Modelle. Durch die Freiwilligkeit der Gruppen ergibt sich bei allen Mitgliedern die Bereitschaft zur Veränderung. Dies bedeutet, dass die Mitglieder in Selbsthilfegruppen generell gewillt sind sich neue Verhaltensweisen anzueignen, die ihnen zur Bearbeitung ihres Problems dienlich erscheinen. Da die Gruppen offen sind und die Mitglieder nicht gleichzeitig beitreten, ist davon auszugehen, dass sich jeder auf einem anderen Entwicklungsstand befindet. In einer Selbsthilfegruppe für Menschen mit einer Abhängigkeit von illegalen Drogen, finden sich also Mitglieder, die bereits über einen längeren Zeitraum abstinent leben. Da langfristige Abstinenz das angestrebte Ziel dieser Gruppe darstellt, werden diese Mitglieder von den anderen Mitgliedern geachtet und erfüllen somit die Bedingungen eines realen Modelles. Durch die Regelmäßigkeit der Treffen besteht die Möglichkeit wiederholt bestimmte Verhaltensweisen zu beobachten, zu speichern, zu imitieren und gegebenenfalls zu korrigieren. Durch die Fortschritte anderer Gruppenmitglieder werden positive Konsequenzen der Abstinenz ersichtlich und die Selbstwirksamkeitserwartung der Gruppenmitglieder wechselseitig erhöht.
Stefanie Kitzinger wurde 1980 in Landau an der Isar geboren. Nach ihrer Berufsausbildung zur Pharmazeutisch-technischen Assistentin arbeitete sie über einige Jahre im Einzelhandel und entschied sich mit 29 Jahren dazu, die Fachhochschulreife nachzuholen und Soziale Arbeit an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg zu studieren. Während des Studiums war sie in der Tagesklinik und der Adaption des Suchthilfezentrums Four Steps (Verein für Jugendhilfe Böblingen e.V.) beschäftigt und arbeitete ehrenamtlich bei der Bewährungshilfe Neustart e.V. 2014 schloss sie das Studium erfolgreich ab. Bereits während des Studiums kam die Autorin in Kontakt mit Selbsthilfegruppen für ehemalige Drogenabhängige und nahm im Rahmen ihrer Anstellung regelmäßig an Treffen der Gruppenleiter teil. Diese sollten dem Erfahrungsaustausch und der besseren Vernetzung der Gruppen dienen. Dadurch entwickelte sie ein besonderes Interesse am Thema dieses Buches.
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